Sagen aus Thüringen
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Erlöste Feuermänner

Bei Merkers, in der berüchtigten Hohle, brach einmal einem Fuhrmann, der Eilgüter geladen hatte, ein Rad. Die Ausbesserung durch den Wagner hatte so viel Zeit weggenommen, daß es Nacht geworden war, und doch mußte das Rad auch noch nach Tiefenort in die Schmiede geschafft werden. jeder, den der Fuhrmann drum anging, meinte, es sei Advent, und der feurige Mann, der sich auf dem Wege herumtreibe, sei kein guter. So mußte er den Gang selber tun, und richtig, kaum hatte er Merkers im Rücken, so trabte auch schon der Feurige mit einem mächtigen Grenzstein auf dem Rücken vor ihm her und fragte immerzu: »Wo tu ich ihn nur hin?« bis zur Werrabrücke. Dort hielt er; aber als der Fuhrmann mit dem Rade zurückkam, erhob sich das Geschwätz von neuem. Da wurde er endlich fuchswild, nahm die Peitsche, platzte auf den Feurigen los, daß die Funken stoben und rief: »So tu ihn hin, wo du ihn her hast! « Im gleichen Augenblicke war der Spuk verschwunden, und der Fuhrmann vernahm aus der Dunkelheit die Worte: »Das wollt ich nur hören! Gott sei Dank, ich bin erlöst!« – Der Feuermann am Scherstieg (zw. Barchfeld und Liebenstein), wo überhaupt vielerlei unheimlich Zeug beisammen ist, war ein freundlicher Kerl, ging vor den Leuten her und leuchtete ihnen bis ins Dorf. Dort sah er ihnen noch eine Welle mit trauriger Miene nach und ging dann zurück, andern zu dienen. Ein armer Schlebkärrner rief ihm für seine Freundlichkeit ein Lohn dir Gott! nach. Da kehrte sich der feurige Mann um, sagte mit gerührter Stimme: »Tausenden hab ich geleuchtet und hat mir keiner gedankt. Du bist der erste, hast mir zur ewigen Ruh verholfen, das lohn dir Gott!« Danach hat ihn niemand mehr gesehen. So wars auch bei Arnshaugk und Moderwitz.

 


 


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