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V.
Der Ehehandel mit Marie Louise

Nun hat Napoleon einen ungeheuer vorteilhaften Frieden in der Tasche und dabei ganz bestimmte Absichten mit Österreich im Kopfe. Darum wird er diesem Lande gegenüber äußerst liebenswürdig. Man feiert Schwarzenberg bei seiner Fahrt nach Paris überall ausnehmend, ja fast aufdringlich mit Glockenläuten, Böllerschüssen und Festbeleuchtungen. Auch die Gräfin Metternich, die die letzte Zeit in jener Residenz gänzlich zurückgezogen und von den meisten gemieden verbracht hat, wird auf einmal wiederholt zu Hof geladen und auf das zuvorkommendste behandelt. Schwarzenberg stellt nach seiner Ankunft in Paris zunächst fest, daß Talleyrand wieder in Gnaden aufgenommen ist, ja sogar wie einst unangemeldet bei dem Kaiser eintreten darf. Der Fürst hört von dem vorangeeilten Legationsrat Floret, daß Champagny ihm bei einem Empfang am 21. November von der zarten Gesundheit der Kinder des Kaisers Franz gesprochen habe und dabei sagte: Précis d'un entretien du conseiller d'ambassade Floret avec M. de Champagny. 21. November 1809. Wien, St. A. »Nicht wahr, das einzige, das eine starke Konstitution hat und niemals krank war, ist die Erzherzogin Marie Louise, von der man übrigens sagt, sie sei sehr gut erzogen.«

Napoleon empfängt Schwarzenberg sofort auf das schmeichelhafteste, aber der Fürst bleibt mißtrauisch. Der Korse, sagt er sich, hat sich in den Kopf gesetzt, eine Universalmonarchie Schwarzenberg an Metternich. Paris, 4. Dezember 1809. Wien, St. A. in Europa aufzurichten und bei einem so »sprunghaften Charakter« Metternich an Schwarzenberg. Wien, 25. Dezember 1809. Wien, St. A. wie dem seinen (caractère aussi remuant que le sien), kann man sich auch weiter auf Überraschungen gefaßt machen. Nur eine Familienverbindung Napoleons mit dem Zarenhause würde ähnliche Ziele ohne Krieg gegen Rußland durchzusetzen ermöglichen, doch ist diese Angelegenheit noch nicht entschieden. Er beginnt mißtrauisch zu werden und beschließt daher, sein zweites Eisen etwas besser ins Feuer zu legen. So wird wieder Graf Alexander von Laborde eingesetzt, der schon bei den Friedensverhandlungen in Wien Liechtenstein gegenüber angeklopft hat, ob auch der österreichische Hof geneigt wäre, »in eine eheliche Verbindung einer Erzherzogin mit der neugegründeten französischen Dynastie zu willigen«. Er erhält nun den Auftrag, zu Metternich zu gehen und diese Frage erneut aufzuwerfen.

Am 29. November 1809 treffen sich die beiden Staatsmänner, sprechen miteinander und schieben dann in ihren bezüglichen Berichten einer dem anderen zu, die Verhandlungen begonnen zu haben. Sie wollten eben beide darüber reden und so ist es ganz gleichgültig, wer das erste Wort sprach. Auf jeden Fall erklärt Metternich eine Verbindung des Kronprinzen Ferdinand mit einer Tochter Luciens für ganz ausgeschlossen, läßt aber durchblicken, daß man über eine Heirat des Kaisers mit einer Erzherzogin sprechen könnte.

In diesem Sinne wird nun Kaiser Napoleon von Laborde unterrichtet. In Paris ist Schwarzenberg für den Plan indes völlig gewonnen. In neben den amtlichen Berichten einhergehenden völlig privaten Briefen an Metternich, die dieser daher, wenn er nicht will, dem Kaiser nicht zeigen muß, gibt er seiner Ansicht gänzlich eindeutig freien Lauf: Schwarzenberg an Metternich eigenhändig. 4. Dezember 1809. B. u., St. A. Z. P. »Wir stehen am Vorabend irgend eines großen Ereignisses«, schreibt er am 4. Dezember 1809 aus Paris. »Obwohl es mir nicht wahrscheinlich erscheint, daß man mir vage Vorschläge über die Erzherzogin Louise macht, muß ich doch von den Absichten Seiner Majestät unterrichtet werden. Wenn der Papst die Scheidung bestätigt und Napoleon die Erlaubnis zur Wiederverheiratung gibt, warum würde man nicht aus dieser Sachlage Vorteile ziehen, die uns wenigstens während einiger Zeit eine etwas dauerhaftere Ruhe sichern würde.« Der Botschafter glaubt, man müsse sich Napoleon mehr nähern und sich »aller Mittel bedienen«, die dazu beitragen könnten, die Beziehungen zu verbessern. So zeigt sich eine seltene Übereinstimmung zwischen den innersten Gedanken des Diplomaten mit seinem vorgesetzten Minister.

siehe Bildunterschrift

Caroline Murat-Bonaparte, Königin von Neapel. Nach einem Stich von Tellscher

»Die Geschäfte haben, wie Sie sehen, noch nicht die Wendung genommen, die mir meinen Aufenthalt hier angenehm gestalten«, schreibt er einige Wochen später, Schwarzenberg an Metternich eigenhändig. Paris, 21. Dezember 1809. B. u., St. A. Z. P. »… aber man muß den Kelch leeren. Sie werden bemerkt haben, daß Laborde an die Möglichkeit einer Heirat zwischen Napoleon und der Erzherzogin glaubt. Das ist seine, wie Marets Lieblingsidee und man würde alles in allem hier eine österreichische Prinzessin wünschen. Laborde versichert, daß deren Hof aus der Blüte des einstigen Adels Frankreichs gebildet und sich alle Welt beeilen würde, ihr die allgemeine Befriedigung zu bezeugen. Schließlich und endlich war es leicht zu bemerken, daß er halb offiziell sprach und wenn man in Rußland auch nur die kleinste Schwierigkeit macht, ist es unzweifelhaft, daß man betreffs der Erzherzogin anfragen wird.

Die große Frage ist, was also tun? Erschrecken Sie nicht, wenn ich sage, man muß sie opfern. Eine Verweigerung, wie immer man sie einkleiden würde, müßte den Kaiser und seine gesamte Umgebung zu unseren unversöhnlichen Feinden machen. Es gäbe keine Hoffnung mehr, einige Jahre des Friedens und der Ruhe zu gewinnen. Unser Untergang würde der Absage sehr schnell folgen. Kann man zögern, wenn man die Wahl hat zwischen dem Ruin der Monarchie und dem Unglück einer Prinzessin? Millionen Menschen sind geopfert und wäre es nicht glorreich für eine Prinzessin, ihr Vaterland zu retten und wenn sie selbst dabei zugrunde ginge? Da haben Sie den Gesichtspunkt, dem man treu bleiben muß, ohne sich bei Schwierigkeiten aufzuhalten. Man muß sie zu besiegen wissen und gerade auf sein Ziel losgehen. Das ist meine Ansicht und wenn die Heirat mit der Großfürstin Anna nicht stattfindet, gibt es nur dieses eine Mittel, uns zu retten … Nur so werden wir das Mißtrauen ersticken können und die Zeit gewinnen, um in der Politik Europas wieder den Platz einzunehmen, der uns zukommt.«

Laborde seinerseits kann aus der Haltung Schwarzenbergs unschwer entnehmen, wie dieser wirklich denkt, obwohl der Botschafter natürlich die Karten da nicht so klar auflegt, als Metternich gegenüber. Sofort unterrichtet der Franzose seinen kaiserlichen Herrn eingehend davon. Daraufhin entschließt sich der Korse, mit allen Mitteln und möglichst schnell, eine Entscheidung herbeizuführen; er hätte natürlich die russische Großfürstin aus politischen Gründen ungleich lieber und lebt auch in solch einer Machtfülle und Selbstherrlichkeit, daß er sich noch immer nicht vorstellen kann, etwa von Petersburg einen ablehnenden Bescheid bekommen zu können. Er hofft daher noch weiter auf die Russin. Und dies, obwohl ihm die Nichtteilnahme des ihm seit Erfurt verbündeten Zarenreiches am Kriege des Jahres 1809 schon hätte zeigen müssen, daß man nicht wirklich und mit dem Herzen auf seiner Seite stehe und daß die ewigen Verzögerungen doch einen tieferen Grund haben müssen.

Napoleon will nun die Heiratsfrage in Petersburg durch seinen Botschafter drängend klären lassen und dies durch ein lockendes Vorhalten des Köders Polen begleiten. Am 13. Dezember 1809 wird Caulaincourt mitgeteilt, daß Napoleon die Schwester des Zaren allen anderen vorziehe, aber man müsse sich prompt entscheiden und ihn nicht mehr in Unsicherheit lassen. Am nächsten Tag steht im Moniteur zu lesen, Kaiser Napoleon habe die Wiederaufrichtung eines unabhängigen Polens niemals beabsichtigt. Caulaincourt erhält erneut Befehl, nicht mehr nur zu unterhandeln, sondern endlich abzuschließen. Zwei Tage darauf wird nun nach fünfzehnjähriger Ehe die Scheidung des Kaisers von seiner zur Zeit im achtundvierzigsten Lebensjahr stehenden Gattin Josephine allgemein bekanntgegeben. Die peinliche Erklärung erfolgt in Anwesenheit der gesamten kaiserlichen Familie.

Auch Königin Caroline von Neapel und ihr Gatte Murat weilen seit dem 2. Dezember in Paris, nachdem sie einander wenig verstanden und oft in Gegensatz geraten waren. Metternichs Nachfolger in der Gnade der Königin, La Vauguyon, war mit schlichtem Abschied entlassen worden, was die Mißverständnisse zwischen den beiden Gatten vertiefte. Die Scheidung des Kaisers aber ist ein Triumph für Caroline, die ihre Schwägerin Josephine und die Beauharnais überhaupt stets eifersüchtig haßte.

Kurz danach kommen am 26. November abgesandte Berichte Caulaincourts aus Petersburg an, die nicht überzeugend sind, wenn sie auch noch nicht klipp und klar lauten. Und so entschließt sich Napoleon »aus Vorsicht und aus Rückversicherung« gegen eine ablehnende oder zweifelhafte Antwort, noch einen Schritt weiter zu gehen, um nur ja sicher eine österreichische Erzherzogin für diesen Fall in Reserve zu haben. Er gibt Maret den Befehl, durch einen Mittelsmann an Schwarzenberg heranzutreten. »Man muß«, erklärt Napoleon, »den Botschafter binden, ohne mich zu verpflichten.« (Il faut engager l'ambassadeur sans m'engager.) Baron Ernouf, Maret, duc de Bassano. Paris 1878, S. 273.

Laborde wird mit dieser Aufgabe betraut und ihm gleichzeitig aufgetragen, auch Österreich gegenüber einen Köder, den der Bereitwilligkeit zur Rückgabe eroberter Provinzen, zu verwenden. Schwarzenberg an Metternich. Paris, 21. Dezember 1809. Wien, St. A. Schwarzenberg soll sich nur Weisungen verschaffen, die ihn bevollmächtigen, gegebenenfalls ohne Umschweife kurzweg bejahend zu antworten. Der Botschafter erwidert, er werde seiner Regierung berichten, ist sich aber im klaren, daß man in Wirklichkeit in erster Linie noch an die Großfürstin Anna denkt.

Auch Lorel Metternich wünscht von Herzen, daß die Heirat Napoleons mit Marie Louise zustandekomme. Sie steht so sehr unter dem Eindruck seiner Persönlichkeit, ist mit der Familie Bonaparte so vielfach und eng verbunden, daß sie in dieser Aussicht nur Gutes erblicken kann. Zur Zeit ist sie noch mit dem dornenvollen Auftrag ihres Gatten bezüglich Ochsenhausens beschäftigt. Es hat sich mittlerweile herausgestellt, daß in diesem heiklen Augenblick Kaiserin Josephine und ihre Tochter, die Königin von Holland, mit dergleichen nicht befaßt werden können. Lorel schlägt daher vor, besser Caroline Murat einzuspannen oder aber geradewegs mit dem Monarchen zu sprechen.

»Deine Idee mit der Königin von Neapel zu reden ist sehr gut und sehr einfach«, lobt Clemens, Metternich an seine Frau Lorel. Wien, 25. Dezember 1809. B. u., St. A. Z. P. »was einen direkten Schritt bei dem Kaiser anbelangt, wird man den Hinker (Talleyrand, der bekanntlich ein kürzeres Bein hatte) und Herrn von Champagny fragen müssen. Wenn man es Dir rät, tu es, das kann nicht schaden. Auf alle Fälle halte ich es für angezeigt, daß Du noch vor Deiner Abreise von Paris um eine Audienz bei Kaiser und Kaiserin ansuchst, um regelrecht Abschied zu nehmen. Dem ersteren gegenüber schlage das Thema seiner Güte an, daß er mir bei Übergabe meiner Pässe anbot, Dich während des Krieges in Frankreich zu belassen. Was die arme Kaiserin angeht, wirst Du … ihr sagen, Du könntest sie niemals zuviel des Interesses versichern, das ich an allem nehmen werde, was ihr Glückhaftes oder Unglückliches widerfährt. Du wirst ihr sehr ausdrücklich sagen, daß ich Dich beauftragt habe, ihr für alle Güte zu danken, die sie wie die Königin von Holland für Dich gehabt haben.«

Clemens versichert seiner Frau neuerdings, es sei keine Kleinigkeit, im Jahre 1809 Österreichs Minister des Äußern zu sein, und wie ihn nur »das so ausschließliche Vertrauen«, mit dem ihn der Kaiser beehrt, bei der Stange halte. »Nun sind es sieben Monate«, fährt er fort, »seit ich mich von Dir getrennt habe. Was ist in diesem Zeitpunkt alles vorgefallen! Die Welt war niemals ihrem Heile so nahe, wie ihrem Untergange … Der Himmel hat mich glücklicherweise mit einer unerschütterlichen Gesundheit und ebensolchem Kopf begabt, nichts läßt mich jemals von meinem Wege abirren; er ist gerade wie mein Herz, wenn selbst die Welt zusammenbricht, werde ich mir nichts vorzuwerfen haben, aber mit vierzig Jahren an Erfahrung sehr alt sein.«

Alle maßgebenden Leute in Paris setzen merkwürdige Mienen auf, wenn Gräfin Lorel von ihrer bevorstehenden Abreise spricht, so als würden sie nicht daran glauben, als käme dies gerade jetzt gar nicht in Frage. Von verschiedenen Seiten, auch von Laborde, werden ihr Andeutungen gemacht, die sich auf die Erzherzogin Marie Louise beziehen und dies vielleicht auch einmal von einer Maske auf einem Balle, wobei aber jedenfalls nicht Napoleon selbst unter der schützenden Hülle verborgen war. Wenn Metternichs schöner Geschichte darüber, die er die Nachwelt glauben lassen will, Siehe Nachgel. Papiere a. a. O. I/216. überhaupt ein wahrer Kern zugrunde liegt, so waren es wohl wieder Laborde oder Maret, die Lorel so vermummt davon sprachen.

Clemens sendet indes am 25. Dezember Schwarzenberg eine Weisung, worin ausdrücklich steht, daß Kaiser Franz, der längst, wenn auch nicht leicht für das Projekt gewonnen ist, den Botschafter berechtigt, ihm in Paris gemachte Eröffnungen nicht zurückzuweisen, dabei aber möglichst gleich die Vorteile genau zu bestimmen, die Frankreich dafür Österreich in diesem Falle bieten müßte. Clemens Metternich an Schwarzenberg. Wien, 25. Dezember 1809. Reservé Nr. 1. Wien, St. A. Siehe auch J. Alexander Frh. v. Helfert, Maria Louise. Wien 1873, S. 350 f. Gleichzeitig tritt auch die nicht offizielle Botschafterin, die Gräfin Metternich, in den Vordergrund.

Die verflossenen Jahre sind an Lorel nicht ganz spurlos vorübergegangen; sie war ja nie sehr schön gewesen, doch hat ihre kleine Gestalt in der letzten Zeit umsomehr verloren, als sie stark abgemagert ist, eine Erscheinung, die mit manchen anderen Anzeichen auf eine schwache Lunge hinweist. Napoleon, der Damen gegenüber nichts weniger als artig sein konnte, soll ihr einmal, nachdem er sie von Kopf bis zu Fuß gemustert, gesagt haben: »Nun Gräfin, wir werden alt, wir magern ab, wir werden häßlich.« Die Botschafterin, weit entfernt beleidigt zu sein, lacht über so viel Unverfrorenheit; das gefiel Napoleon und er meinte: »Sie haben entschieden mehr Geist als die Dummköpfe der Gesellschaft.« Fürstin Pauline Metternich-Sándor, Geschehenes, Gesehenes, Erlebtes. Wien 1920, S. 25. Aber ein wenig wurmt es sie doch.

Lorels Abmagerung läßt ihren von Haus aus starken Knochenbau sehr hervortreten und da sie auch keine gut angereihten Zähne besitzt, würde sie sehr wenig einnehmend wirken, wenn nicht etwas überaus Vornehmes und Liebenswürdiges ihrer Gestalt das Gepräge geben würde. Macht also ihre äußere Erscheinung keinen Eindruck, so gleicht ihre Herkunft dies wieder aus; strahlend umgibt sie besonders hier in Frankreich die Gloriole ihres Mädchennamens Kaunitz. Klug und verständig wie sie ist, macht es ihr Freude, an der Arbeit ihres Gemahls teilzunehmen und an seinem Aufstieg und der Tätigkeit in so hoher Stellung mitzuwirken. Eigentlich hat sie ja in Paris nichts mehr zu suchen, sie spricht auch stets von ihrer bevorstehenden Abreise, was sehr dazu beiträgt, ihre Tätigkeit hinter den Kulissen gut zu maskieren. Denn immer ist sie bestrebt, nach den Weisungen ihres Gatten und im Sinne seiner Politik zu handeln und womöglich Einfluß zu nehmen.

Am 31. Dezember läßt Napoleon die Gräfin zu sich bitten; um zwei Uhr erscheint sie vor dem Monarchen, muß allerdings mit zwanzig anderen Damen bis halb sieben Uhr abends warten, wird aber dann als erste vorgelassen und nach ihren eigenen Worten so herzlich empfangen, wie sie es niemals für möglich gehalten hätte. Der Kaiser tut so, als erfüllte ihn helle Freude, sie wieder zu sehen. Er lobt sie, daß sie während des Krieges in Paris geblieben sei und sagt ihr allerlei Schmeicheleien über ihren Gatten: »Herr von Metternich steht nun in der Monarchie an erster Stelle. Er kennt unser Land hier sehr gut, er wird ihm von Nutzen sein können.« Gräfin Lorel Metternich an ihren Gatten. Paris, 3. Jänner 1810. Wien, St. A. Siehe auch Metternichs nachgel. Papiere a. a. O. II/319. Diese Worte machen besonderen Eindruck auf die Gräfin; sie sieht wie gut gestimmt sich der Kaiser ihr und ihrem Gatten gegenüber bezeigt und beschließt dies sofort auszunützen, um ihn nach Clemens' Weisung um Rückgabe der im Württembergischen beschlagnahmten Besitzung Ochsenhausen zu bitten. Sie hätte es niemals gewagt, wenn sie ihn nicht »so freundlich befunden hätte«. Gräfin Lorel Metternich an ihren Gatten. Paris, 7. Jänner 1810. Wien, St. A. Metternich hat in seinen nachgel. Papieren nur die ersten fünfzehn Zeilen dieses Briefes veröffentlicht und diese einfach dem Briefe vom 3. Jänner 1810 angehängt. Er wünschte offenbar nicht, daß man von der Affäre Ochsenhausen etwas erfahre.

Napoleon nimmt die Sache in scherzhaftem Tone auf, doch einigermaßen betroffen von dieser Schlagfertigkeit einen günstigen Augenblick auszunützen. Lachend sagt er: »Oh! Ihr Gatte war denn doch ein wenig gegnerisch (rebelle).« In dem Sequesterdekret war ja davon die Rede gewesen, daß alle Personen, die in österreichischen Diensten stehen und darin verbleiben, von diesen Maßnahmen betroffen würden, die Gräfin aber verteidigt ihren Mann. Er war doch Botschafter damals in Paris und es hing ja nicht von ihm ab, seinen Posten verlassen zu können. »Nun«, antwortet der Kaiser spielerisch hinhaltend, »ich werde mich damit beschäftigen, ich werde mich damit beschäftigen.«

Napoleon weiß genau, warum er die Gräfin so gut behandelt und ihr auch die günstige Erledigung der Angelegenheit Ochsenhausen wieder in lockende Aussicht stellt. Schon am nächsten Tag erscheint eine Hofdame bei Lorel und teilt ihr mit, daß Kaiserin Josephine sie zu sehen wünsche. Weitere vierundzwanzig Stunden später, am 2. Jänner, begibt sich die Gräfin nach Malmaison; dort empfängt sie der Vizekönig Eugen Beauharnais, den sie als »den besten der Menschen« schätzt, und bald darauf erscheint auch Hortense, die Königin von Holland und sagt der Gräfin zu ihrer Überraschung: »Sie wissen, daß wir alle im Herzen Österreicher sind, aber Sie würden nie erraten, daß mein Bruder den Mut gehabt hat, dem Kaiser den Rat zu erteilen, Ihre Erzherzogin zur Frau zu erbitten.«

siehe Bildunterschrift

Madame Julie Récamier. Nach einem Stich von W. Unger

Die Botschafterin hat sich noch nicht von ihrem Erstaunen erholt, als Kaiserin Josephine erscheint, von ihrer Leidenszeit spricht und plötzlich sagt: »Ich habe einen Plan, der mich ausschließlich beschäftigt und dessen Gelingen allein mich hoffen läßt, daß das gerade von mir gebrachte Opfer nicht gänzlich nutzlos wäre: Der Kaiser sollte Ihre Erzherzogin heiraten, ich habe ihm gestern davon gesprochen und er hat mir gesagt, daß seine Wahl noch nicht feststeht, doch glaube ich, würde sie so ausfallen, wenn er sicher wäre, bei Ihnen angenommen zu werden.« Die Gräfin beteuert daraufhin, sie persönlich würde dies für ein großes Glück halten, gibt aber zu bedenken, daß es nach dem furchtbaren Schicksal Marie Antoinettens für eine Erzherzogin doch sehr peinlich sein müßte, den Thron Frankreichs zu besteigen.

»Nun, darüber würden wir schon zu beruhigen wissen«, erwidert Josephine, »aber man muß Ihrem Kaiser vorstellen, daß sein und seines Landes Ruin sicher ist, wenn er nicht zustimmt. Heute frühstücke ich wieder mit dem Kaiser, so wie ich etwas Endgültiges erfahre, werde ich es Ihnen mitteilen.«

Mittlerweile war auch ein neuer Sendling, Herr von Narbonne, bei Metternich, seinem alten Bekannten aus Raab, erschienen, nahm dann auch Audienz bei dem Kaiser und stellte danach fest, daß man den Gedanken einer Familienverbindung an diesen beiden entscheidenden Stellen nicht zurückweise. In Wien ist der Plan seit dem Neujahr bereits Stadtgespräch, Fürst Franz Dietrichstein an Kaiser Franz. Wien, 2. Jänner 1810. Wien, St. A. jedermann weiß, es handelt sich um die Erzherzogin Marie Louise. Metternich sieht mit größter Befriedigung, wie sich die Frage entwickelt, aber er muß immer noch besorgen, daß Napoleon schließlich doch noch die russische Großfürstin zur Gattin erhalten würde.

Kaiserin Maria Ludovika und ihre Stieftochter, um deren Schicksal es geht, weilen noch fern von Wien in Ofen. Sie hören natürlich auch von so manchem, was vorgeht und sind in Angst und Sorge. Die Herrscherin kränkt sich, daß ihr Gatte sie in letzter Zeit nicht besucht hat und sie scheinbar den ganzen Winter von ihm getrennt sein wird. »Es schmerzt mich«, schreibt sie ihrer Mutter, Kaiserin Maria Ludovika an ihre Mutter. Buda, 16. Dezember 1809. Estens. A., Wien, St. A. »wenn ich sehe, wie er sich, obwohl er mich krank weiß, nicht darum kümmert. Dazu kommt mein peinliches Mißvergnügen darüber, daß dies sowohl in Wien als hier zu der dümmsten und übelmeinendsten Tratscherei Anlaß gibt, als wären wir brouilliert.«

Auch die Gerüchte, Napoleon richte nach seiner Scheidung seine Augen auf Marie Louise, sind bis nach Ofen gedrungen und die Kaiserin sowohl, wie das junge Mädchen zeigen sich besonders bedrückt darüber, weil sie beide an Erzherzog Franz Este denken. Käme diese Ehe zustande, so würde ein neues festes Band mit der kaiserlichen Familie geschlungen und der Gefahr von Napoleon her vorgebeugt.

In Unkenntnis davon, daß Kaiser Franz kurz vorher Narbonne mitgeteilt hat, er stehe dem Heiratsprojekt mit Napoleon nicht ablehnend gegenüber, beschließen die beiden Frauen am 5. Jänner 1810 den Gatten und Vater zu bitten, der Verlobung Marie Louisens mit Erzherzog Franz zuzustimmen. Das Mädchen bemerkt in seiner Bitte unzweideutig, es geschähe auch, weil es in der Zahl derjenigen sein könnte, die vielleicht als Napoleons zukünftige Gemahlin in Betracht kämen. Erzherzogin Marie Louise an Kaiser Franz. 5. Jänner 1810. Wien, St. A. Siehe auch das ausgezeichnet dokumentierte Buch Baron von Bourgoings, Das Herz der Kaiserin. Essen 1937, S. 4. Nach Absendung dieses Briefes fühlt sich die Erzherzogin beruhigter und schreibt einer vertrauten Freundin, ihr tue nur die »arme Prinzessin leid, die Napoleon einmal wählen werde«. Correspondance de Marie Louise 1799-1844. Vienne 1887, S. 143. Hat sie doch noch vor kurzem »herzlich gewünscht«, Bourgoing a. a. O., S. 5. daß dieser Mann schnellstens den Tod finde.

Die Kaiserin hätte Bruder und Stieftochter so gerne glücklich gesehen, aber sie ist viel zu klug, um nicht bald zu erkennen, daß alle Anzeichen auf das Mißlingen des Planes hindeuten. Von dem Monarchen kommt zunächst lange keine Antwort und Maria Ludovika beginnt schon die aufkeimende Liebe ihrer Stieftochter nicht weiter zu nähren. Insgeheim aber hofft sie auf ein Wunder, das alles noch zum Guten wenden könnte und ist nur unglücklich, nicht in Wien gewesen zu sein, um Kaiser Franz schon in der ersten Entwicklung der anscheinend von Metternich betriebenen Angelegenheit zu beeinflussen.

Indessen gehen die Dinge in Paris ihren Gang. Laborde erscheint bei Schwarzenberg, wiederholt ihm, er müsse darauf gefaßt und vorbereitet sein, auf die Heirat bezügliche amtliche Mitteilungen zu erhalten und warnt, daß der leiseste Einwand das ganze zu Fall bringen könnte. Neben Schwarzenberg dringt er auch in die Gräfin Metternich und beklagt sich bei ihr, die ihn den »Hauptspion« nennt, der Botschafter wäre ihm etwas zu langsam. »Er muß«, erklärte Laborde, »auf jedes amtliche Anerbieten sofort antworten können.« Gräfin Lorel Metternich an ihren Gatten. 7. Jänner 1810. Wien, St. A.

Im übrigen aber weiß Laborde, daß beide Persönlichkeiten weitgehend einverstanden sind. So meldet er seinem kaiserlichen Herrn: »Schwarzenberg hat es mir auf zwanzigfache Weise gesagt, daß er alle Vollmacht hat, um abzuschließen und zu unterzeichnen und so bin ich davon überzeugt … für die dann nötige Ratifikation in Wien wird es keine Schwierigkeiten mehr geben. Frau von Metternich hat mir im selben Sinne gesprochen.« Henri Welschinger, Le divorce de Napoléon. Paris 1889. S. 137. Laborde hat seinem Kaiser damit etwas mehr, als wahr ist, gemeldet, weil dieser es so gerne hört, aber er hat auch beide, den Diplomaten und die Diplomatenfrau, richtig beurteilt.

In Wien tut Metternich amtlich immer noch so, als ob er nichts wüßte und erklärt den fremden Vertretern zudem, es sei auch in Paris davon gar nichts bekannt. Selbst Gentz gibt vor, gänzlich unorientiert zu sein. Gentz an Wessenberg. Prag, 11. Jänner 1810. Wien, St. A. Gräfin Lorel indessen fördert die Angelegenheit, wo sie kann, wird demgemäß auch besonders auszeichnend behandelt und meint zu ihrem Gatten: »Wenn ich Dir alle Ehren aufzählen wollte, mit denen ich überschüttet werde, würde ich nicht so bald zu Ende kommen.«

Zu dem nächsten Cercle, den Napoleon in der ersten Jännerwoche hält, ist auch die Gräfin geladen und wird an den Spieltisch des Kaisers geführt. Sie erscheint in einem bordeauxroten, golddurchwirkten Kleid und einem herrlichen Diamantendiadem, über das Napoleon ihr Schmeicheleien sagt. Dann spricht er immer wieder über die Kaunitz'sche Verwandtschaft und die einstige Politik des großen Fürsten-Staatskanzlers und beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Gräfin. Kaum ist die Spielpartie zu Ende, sieht sie sich von allen Großwürdenträgern umringt und umschmeichelt.

Um aber von der wahren Lage der Dinge abzulenken, bemerkt der Kaiser, nachdem sie den Cercle verlassen, laut zu den Umstehenden: »Frau von Metternich ist eine reizende Frau, die ich besonders deshalb liebe, weil sie nie von Politik spricht.« Der preußische Vertreter in Wien Herr von Piquot an den König von Preußen. Interzept, Wien, 21. Februar 1810. Wien, St. A. Am nächsten Morgen läßt die Schwester des Kaisers, Prinzessin Pauline, die Gräfin bitten, mit ihren Kindern zu ihr zu kommen. »Wir fanden sie«, berichtet Lorel, »in ihrem Ankleideraum auf einem Kanapee liegend, während ein Neger sie kämmte und eine Kammerzofe damit beschäftigt war, ihr Strümpfe und Schuhe anzuziehen. Es war ein Bild zum Malen. Wir haben so ihrer Toilette von Kopf bis zu Fuß beigewohnt. Sie hat ihr Kleid, ja sogar Hemd und Strümpfe vor uns angezogen und während der ganzen Zeit sang sie nur Dein Lob und sagte: ›Mein Gott, welch Verlust, daß der Graf Metternich nicht hier ist, er muß unbedingt zurückkommen, er wäre so nützlich, wir lieben ihn so sehr‹.« Gräfin Lorel Metternich an ihren Gatten. In den nachgel. Papieren nicht wiedergegebener Teil des Briefes vom 7. Jänner 1810. Wien, St. A.

Am 12. Jänner folgt Gräfin Metternich dann auch noch einer Einladung zur Königin von Neapel, die sie gleichfalls mit Geschenken und Versicherungen tiefsten Interesses und engster Freundschaft überschüttet. Lorels Kinder bekommen Uhren, Korallenhalsbänder und Puppen und sie ergreift die scheinbar günstige Gelegenheit, um auch Carolinens Fürbitte für Ochsenhausen zu erlangen. Die Königin verspricht, sich dafür zu interessieren und die Gräfin beeilt sich, den neuesten Schritt zum Vorteil ihres Gatten, diesem ihrem »cher ami«, wie sie immer schreibt, sofort mit einigem Stolz zu melden. Gräfin Lorel Metternich an ihren Gatten. Sammelbrief, 13. Jänner 1810. Wien, St. A.

Fürst Schwarzenberg sendet nun am 13. Jänner 1810 den Sammelbrief der Gräfin Metternich, der ihre Berichte vom 1. bis 13. enthält, nach Wien weiter und betont dabei, daß besonders Labordes häufige Vorsprachen zeigen, wie sehr das Heiratsprojekt schon einen mehr als »semioffiziellen Charakter« angenommen habe. »Sie ersehen daraus, lieber Graf, wie alles sich so anläßt, daß die Wahl auf unsere Prinzessin fallen kann. Ich gestehe, trotz meines Widerwillens diesem Plan Beifall zu spenden, zwingt mich mein Verstand, seine Verwirklichung als eine sehr vorteilhafte Sache zu wünschen. Nichts ist geeigneter Zeit zu gewinnen und da dies das einzige Ziel unserer Politik sein muß, kann nichts unseren Interessen günstiger sein als diese Heirat, was auch die Ansicht des Herrn X (Talleyrand) ist. Man muß nur dafür sorgen«, rät Schwarzenberg, »daß die religiösen Bedenken wegen der ersten Heirat sich beseitigen lassen, damit Marie Louise nicht als Napoleons Konkubine erscheine.« Schwarzenberg an Metternich. Paris, 13. Jänner 1810. Wien, St. A.

Der Korse, der vielleicht auch, wie es Metternich oft bei dem französischen Vertreter in Wien gelingt, die Berichte des österreichischen Botschafters bisweilen abfangen kann und so von ihnen Kenntnis erhält, ist also soweit beruhigt, man werde gegebenenfalls in Wien tun, was er wünscht. Nur will er noch etwas warten, bis sich die Dinge in Petersburg besser klären. Ein Kabarettier antwortet auf die Frage, wen er heiraten werde: »Ich glaube, ich werde der Nachbarschaft wegen, une fille de cette rue-ci (Russie) heiraten.« Alle hoffen noch auf die Großfürstin. Napoleon verbietet indes der Kaiserin Josephine zunächst, weiter in der Sache etwas zu tun. Lorel Metternich wird also etwas unsicher; am 30. Jänner schreibt sie ihrem Gatten: »Glaubst Du noch an die Heirat? Einen Tag glaube ich daran, am nächsten wieder habe ich die Hoffnung verloren.« Siehe August Fournier, Zur Heirat Napoleons I. mit Marie Louise. In: Historische Studien und Skizzen, 3. Reihe, S. 95. Das Wort Hoffnung zeigt genau, wie sie und ihr Gatte denken. Auch Schwarzenberg fürchtet wieder, daß es in Petersburg doch noch zu etwas kommen könnte und seine Stellung dann im Falle einer russischen Heirat höchst peinlich würde. All dies paßt in Napoleons Plan. Wenn man dann doch auf Marie Louise zurückkommen wird, werden die Österreicher umso mürber, umso bereitwilliger sein.

Mitten in diesen Verhandlungen droht ein Skandal in die Öffentlichkeit zu gelangen, der allen Beteiligten, zum Glück aber auch dem Kaiser Napoleon sehr ungelegen kommt. Seine Aufdeckung ist auf Caroline, die eifer- und rachsüchtige Schwester des Kaisers zurückzuführen. Sie hat in Erfahrung gebracht, daß Metternich der Generalin Junot, Herzogin von Abrantès, Liebesbriefe – sie glaubt auf dem Wege über deren Kammerfrau und einen Herrn Simons – zukommen läßt. In Wirklichkeit ist es kein Herr Simons, sondern ein österreichischer Untertan, ein einstiger kaiserlicher Schatzmeister französischer Herkunft, der Vicomte B. des Androuin, der nun in Paris lebt. Mit Legationsrat von Floret in Verbindung, vermittelt er tatsächlich mit ihm und jener Kammerfrau zusammen Metternichs Korrespondenz mit Laure Junot. Der Vicomte ist dem österreichischen Staatsmanne besonders ergeben und geht durchs Feuer für ihn. »Erinnern Sie sich«, hat er ihm kurz vorher geschrieben, Benoit des Androuin an Metternich. Paris, 7. Jänner 1810. B. u., St. A. Z. P. »daß Sie einen sicheren und treuen, Ihrer Familie ergebenen Freund besitzen, der sich bloß das Glück wünscht, das gleiche Gefühl des großen Staatsmannes zu verdienen, der gleichzeitig der liebenswürdigste der Menschen ist und den er so richtig beurteilt und seit seiner zartesten Jugend so zärtlich geliebt hat.« Androuin ist über das Verhältnis Metternichs mit der Herzogin genau unterrichtet. Als ihm einmal das Stubenmädchen Josephine keine Antwort auf zwei Briefe des Ministers brachte, erklärte er diesen Ausfall mit den Worten: »Man (Ehepaar Junot) war auf einem Ball bei der Fürstin Borghese und dann schlief der Gatte bei seiner Frau. Ich sehe im Geiste, wie Sie bei dieser ehelichen Treue das Gesicht verziehen und an ein Mittel denken, sich zwischen diese zärtlichen Gatten einzuschieben.« Benoit des Androuin an Metternich. Paris, 8. Jänner 1810. B. u., St. A. Z. P. Nun aber droht alles herauszukommen; scheinbar hat Königin Caroline die Sache durch die intrigante Frau von Souza geb. Adelaide Filleul 1761-1836, verwitwete Frau von Flahault, einstige Geliebte Talleyrands. erfahren, doch läßt sie nun durch Napoleons Adjutanten General Rapp auf einem Maskenball Junot auf gewisse Beweise der Untreue seiner Frau hinweisen. Der General Junot, für den Feldzug in Portugal des Jahres 1807 etwas voreilig zum Herzog von Abrantès erhoben, war nach einem weiteren, aber diesmal unglücklichen Feldzuge gegen Feldmarschall Wellington in halber Ungnade nach Paris zurückgekehrt. Caroline traf ihren einstigen Liebhaber des öfteren bei den Festen der Hofgesellschaft und verbarg nur dürftig ihren Haß gegen dessen Gemahlin, von deren Verhältnis zu ihrem anderen Verehrer, Metternich, sie Kenntnis hat. Diese Nebenbuhlerin, die nun als Herzogin glänzt, hat Caroline auch in Neapel nicht vergessen und es liegt ganz in ihrer Wesensart, ihr einen Streich zu spielen. Tatsächlich entdeckt der General nun unter den Papieren seiner Frau, zu denen er sich den Schlüssel zu verschaffen wußte, eine Anzahl Liebesbriefe, die Clemens Metternich an des Generals Frau geschrieben hat.

Junot ist nicht mehr ganz gesund, seine Nerven sind durch die Strapazen der Feldzüge stark mitgenommen und er leidet an quälenden Kopfschmerzen, ja zeitweise selbst an Verfolgungswahn. Umso heftiger ist der Eindruck dieser Entdeckung; er gerät in rasende Wut, macht seiner Frau eine tolle Szene, über die der Vicomte B. des Androuin augenblicklich Metternich berichtet: B. des Androuin an Metternich. Paris, 27. Jänner 1810. B. u., St. A. Z. P. »Ich darf nicht einen Augenblick zögern, Ihnen Details über einen wichtigen Vorfall zu geben, der Sie, mein lieber Graf, nahe angeht … Übrigens, mein lieber und würdiger Freund, ist es eine wahre Enthüllung, die ich Ihnen da mache ohne zu wissen, ob Frau von Metternich sich Ihnen darüber eröffnen wird … Sie haben oft an Madame Junot geschrieben, entweder durch die Post oder durch Vermittlung eines Herrn Simons, den ich nicht kenne. Ich weiß nicht, wie der Gatte auf den Verdacht gekommen ist, aber Tatsache ist, daß er seine Frau eingeschüchtert hat, indem er ihr sagte, er hätte doppelte Schlüssel und all ihre Briefe gelesen, die sie unvorsichtigerweise in ihrem Schreibtisch verwahrt hatte. Heftig und grob bat er ihr die Schlüssel entrissen, sich aller Briefe bemächtigt und seine Frau in der Folge gezwungen, Ihrer Frau Gemahlin ein Billett zu schreiben, das so drängend war, daß sie sich augenblicklich zu Fuß zu ihr begeben hat. Welch Überraschung für sie, als sie den wütenden Gatten antraf, der damit begann, die Türe doppelt zu verschließen, während seine Frau den Kopf in den Händen weinend auf dem Kanapee saß! Dann begann eine tragikomische, furchtbare Szene, in der der Marschall sich außer Rand und Band zeigte (emporté), wie Talma in den Wutausbrüchen des Orestes. Es folgten Drohungen und Flüche gegen Sie, harte Worte für Frau von Metternich, die sich endlich, nachdem sie mit Würde geantwortet hatte, aus diesem Hinterhalt zurückzog. Am nächsten Morgen kam der Bruder Junots, um ihn wegen seines lächerlichen abwegigen Vorgehens zu entschuldigen und zu bemerken, der General habe sich nicht wohl befunden und während acht Stunden schwere Krampfzustände gehabt. Er bitte sie daher inständig, diese unzähligen Beleidigungen zu vergessen. Frau von Metternich, die sich oben erst von jenen Attacken erholt hatte … ließ mich einladen zu früher Stunde zu ihr zu kommen. Ich beeilte mich ihrem Wunsche zu folgen. Da erzählte sie mir alles, was ich Ihnen hier auseinandersetze unter dem Siegel unverletzlichen Geheimnisses. Ich habe ihr gestern wieder meinen Besuch gemacht und da ich sie allein antraf, fügte sie noch hinzu, daß die Königin von Neapel die ganze Szene der Frau von Souza erzählte, die ihrem Sohn, dessen Freundinnen, Herrn von Talleyrand etc. darüber hat weitertratschen können. Frau von Souza sagte weiters Ihrer Frau Gemahlin, daß alle Briefe, die Sie durch Vermittlung des Herrn Simons schrieben, dem Gatten übergeben wurden, und zwar entweder absichtlich oder durch Bestechung. Sie werden leicht erraten, durch wen und wie die Königin von Neapel von all dem unterrichtet worden ist … Ich wäre weit entfernt gewesen, einen so öffentlichen Skandal und ein solches Vorgehen von Seiten eines Gatten vorauszusehen, der selbst so flatterhaft ist.« Siehe Metternichs Darstellung Gräfin Lieven gegenüber im II. Bde, III. Kap.

Lorel Metternich hat sich bei der ganzen Sache vorbildlich benommen. Junot hatte sie aufgefordert sich an ihrem ungetreuen Gemahl zu rächen. Er wäre dazu nicht imstande, da Metternich ferne weile und nun in Österreich Minister des Äußern sei. Die Gräfin aber behält angesichts des aufgeregten Mannes ihre Ruhe bei und erwidert scheinbar unberührt: »Sie irren sich, Herr Herzog, das ist nicht die Schrift meines Mannes.« Tagebuch Zinzendorf. 20. September 1810. Wien, St. A. Und dies, obwohl sie genau weiß, daß an der Sache etwas ist. Aber Clemens' Untreue, die da vor Lorel aufgedeckt wird, ist ihr nichts neues. Sie hat sich längst damit abgefunden und diese Tatsache läßt sie ungerührt. Es fällt ihr gar nicht ein, daraus die Folgerung zu ziehen, daß auch sie unter solchen Umständen nicht verpflichtet ist, dem cher ami unbedingt die Treue zu wahren. Peinlich ist ihr aber die Sache doch, gerade jetzt besonders, da die heikle Angelegenheit der Heirat des Kaisers ins Trockene gebracht werden soll und der Korse der Gräfin und ihrem Gatten so freundlich gesinnt entgegenkommt.

Ihrem Clemens aber muß sie von der Angelegenheit Mitteilungen machen. Sie schreibt ihm verschiedene Fassungen, wie Junot die Briefe entdeckt haben soll, worüber die Erzählungen sehr auseinandergehen. Die Darstellung dieses Zwischenfalles in den Mémoires de Madame la Duchesse d'Abrantès, Paris 1834, die hauptsächlich den Arbeiten von Joseph Turquan, La Générale Junot, Duchesse d'Abrantès, 1784-1838, Paris 1901, Robert Chantemesse, Le roman inconnu de la Duchesse d'Abrantès, Paris 1927, und dem Journal inédit de la Duchesse d'Abrantès, Revue de France, 15. April 1927 zugrunde liegt, kann man nicht ausschließlich als richtig annehmen, weil jene Memoiren im Jahre 1834 veröffentlicht wurden, zu einer Zeit, da Metternich so gut wie der mächtigste Mann in Europa war. Die Herzogin rühmt sich seiner Gunst und streicht gewiß ohne Absicht Metternich in jeder Weise heraus. Aber auch seine eigene Darstellung ein Jahrzehnt später muß man mit Vorsicht aufnehmen. Eine der häufigsten behauptet, eine Maske habe beim Ball des Grafen Marescalchi, dem Vertreter des Königreichs Italien in Paris, dem General einen anonymen Brief überreicht, in dem die Lade mit den verhängnisvollen Papieren im Schreibtisch der Herzogin von Abrantès genau bezeichnet war. Die betreffende Maske scheint das Stubenmädchen der Herzogin bestochen und so diesen Platz erfahren zu haben. Gräfin Metternich aber behauptet ihrem Gatten gegenüber nicht, daß die Königin von Neapel dies alles veranlaßt habe. Wohl aber hat auch die Herzogin von Abrantès in späterer Zeit und in ihren Memoiren Caroline dessen bezichtigt. Alles in allem sucht Lorel ihrem Gatten die Angelegenheit ihrer Wirkung nach möglichst abgeschwächt mitzuteilen. Sie gibt wohl zu, »seine Affäre mit Madame Junot habe unglücklicherweise einigen Lärm gemacht«, Gräfin Metternich an ihren Gatten. Paris, 7. Februar 1810. Wien, St. A. beruhigt ihn aber sonst nur und erwähnt auch nichts davon, ob sie selbst mit Napoleon über die Sache gesprochen habe. Aber dies war sicherlich der Fall. Die Gräfin sagt nur: »Ich weiß, daß die Affäre keinen so schlechten Eindruck auf den Kaiser gemacht hat. Er meinte dazu: ›Das beweist die Falschheit der Gerüchte sehr gut, die man in Zusammenhang mit meiner Schwester verbreitet hat‹.«

Dem Kaiser kann ein Skandal gewaltigen Ausmaßes, der über den engeren Kreis der Pariser Hofgesellschaft in die Öffentlichkeit dringen würde, in einem Augenblick gar nicht passen, da ihm das Ehepaar Metternich aus bekannten Gründen unendlich wichtig ist. So erhält die Polizei den Befehl, die Angelegenheit zu vertuschen und jedermann Schweigen aufzuerlegen. Nur des Korsen neugierige und an schlüpfrigen Dingen immer interessierte Schwester Pauline läßt sich nicht abhalten mit der Gräfin Metternich über die »schöne Geschichte mit der Junot« zu sprechen und sie, allerdings unter Beteuerungen der Entrüstung zu fragen, ob es wahr sei, daß Junot ihr »jene schöne Szene« gemacht habe, über die sie, wie alle Welt, empört sei. Gräfin Metternich an ihren Gatten. Paris, 14. Februar 1810. Wien, St. A.

Napoleon aber macht kurzen Prozeß; es kann ihm schon gar nicht passen, daß man auch noch seine Schwester Caroline in diese peinliche Angelegenheit verstricken will, der er jetzt, wenn es zu seiner Heirat kommt, eine große Rolle bei der künftigen ersten Frau des Landes zudenkt. Er kann die beiden Junot in Paris nicht mehr brauchen, sie müssen schleunigst weg nach der Pyrenäischen Halbinsel, auch die Herzogin, ob sie nun in der Hoffnung ist oder nicht. »Es wird Sie sicher überraschen«, bemerkt B. des Androuin dazu, »daß die Ehegatten sich versöhnt haben, zusammen schliefen und gemeinsam wegfuhren. Das Opfer, die arme Josephine, wurde vor die Türe gesetzt, ohne einen Pfennig Lohn und ohne auch nur ein Wort des Bedauerns. Ich werde mein möglichstes tun, sie unterzubringen.« B. des Androuin an Metternich. Paris, 12. Februar 1810. B. u., St. A. Z. P. »Der Blaubart ist nun endlich mit seiner Amazone abgereist und wahrscheinlich, wie man mir versichert, um im Leben nicht wiederzukommen«, schreibt Gräfin Metternich beruhigt ihrem Gatten. Gräfin Metternich an Clemens. Paris, 7. Februar 1810. Wien, St. A. Napoleon hat da schnell reinen Tisch gemacht.

Clemens Metternich ist höchst peinlich berührt, als er durch seine Frau von alledem hört. Aber er weiß sich sehr geschickt herauszuwinden ohne allzu genau auf die Angelegenheit selbst einzugehen: Clemens Metternich an seine Frau Lorel. 14. Februar 1810. B. u., St. A. Z. P. »Heute nehme ich mit wahrem Kummer die Feder in die Hand, Dein Brief vom 26. Jänner enthält eine der Szenen, die Dir die Leute von 1792 und 1793 nackt und bloß zeigen (mettent les hommes à grand jour). Stelle ein Wesen wie J(unot) in eine sehr hohe Position, er wird Blut trinken, ohne sich durch irgendein Bedenken aufhalten zu lassen.

Du hast Dich wie eine Person von Geist benommen und in dieser Beziehung werde ich nie unruhig sein, wie auch alle jene nicht, die etwas auf Dein gutes und ausgezeichnetes Herz, Deinen sehr klaren und gesunden Kopf halten. Was Frau J(unot) betrifft, wäre es sehr schwierig, ihr Verhalten zu beurteilen. Sei übrigens ruhig, alles was man Dir von einer durch Herrn Simons vermittelten Korrespondenz sagt, ist falsch. Herr Junot wäre sehr in Verlegenheit gewesen, wenn er Dir Briefe aus Wien hätte vorzeigen müssen. Ich habe nur einen geschrieben, den man an dem Tore der Tuilerien anschlagen könnte und wenn Du zurückkehrst, behalte ich mir vor, Dir mehrere Fragen über dieses Gespinst von Niedrigkeiten und Unverschämtheiten zu stellen, das ich Mühe habe mir zu erklären. Der einzige Brief, den ich Madame seit meiner Abreise von Paris geschrieben, ist mit der Post und ohne jedem Umweg angekommen; Du kannst daher aus dieser Tatsache schließen, welche Bedeutung diesem Schreiben innegewohnt hat … Adieu, meine gute Freundin, habe mich lieb, denn ich verdiene es und werde es mein ganzes Leben um Dich verdienen. Es gibt im Dasein sehr schwierige Augenblicke; ich werde sie immer mit Hilfe des Himmels, meines Gewissens und dem Bewußtsein von Ruhe und Frieden überwinden, das mein Heim und meine gute kleine Familie erfüllt.«

Damit gleitet Clemens über die ganze so peinliche Affäre hinweg. Durch Simons ist nichts gegangen, doch von den übrigen Briefen spricht er kein Wort. Aber Gräfin Lorel weiß Bescheid, er braucht sich gar nicht auszureden. Sie ist wirklich eine, kluge kleine, gar nicht eifersüchtige Frau und vergißt über den Fehlern ihres Gatten nicht seiner unleugbar vorhandenen Vorzüge.

Indessen hat Fürst Schwarzenberg, von den freilich durch Metternich eingeflößten »Absichten des Kaisers« (Franz) unterrichtet, seinem Chef am 26. Jänner geschrieben, er werde also gegebenenfalls auf amtliche Aufforderung antworten, »eine Heirat mit der Frau Erzherzogin würde vollkommen in den Absichten Seiner Majestät liegen, da er die neu im Frieden geknüpften Bande zu verstärken wünsche und alles, was dazu beitrüge, ihm nur angenehm sein könnte.« Schwarzenberg an Metternich. Paris, 26. Jänner 1810. Wien, St. A.

Am selben Tage, da Schwarzenberg den Kurier mit dieser Meldung nach Wien abfertigt, also am 26. Jänner, trifft die durch des Zaren Abwesenheit in der Weihnachts- und Neujahrszeit sehr verzögerte Antwort des Botschafters in Petersburg Caulaincourt auf die dringenden Anfragen Napoleons vom Dezember in Paris ein. Des Diplomaten vom 3. und 6. Jänner datierter Bericht ist, ohne gänzlich negativ zu sein, reichlich unklar und unsicher. Der Korse erkennt sofort, die hier gebrauchten Ausreden lassen in Kürze eine vollkommene Ablehnung erwarten. Völlig in Gegensatz zu diesem seinem Eindruck und bloß zur Verschleierung der wahren Verhältnisse sendet Napoleon gleich am folgenden Tage Laborde zu Schwarzenberg und läßt diesem mitteilen, daß Caulaincourt zwar noch keine förmliche Anfrage in Petersburg gestellt habe, seine Eröffnungen aber sehr gut aufgenommen wurden und die Großfürstin mit Vergnügen zugebilligt würde. Er, der Kaiser, sehe sich also in der glücklichen Lage, zwischen einer österreichischen und einer russischen Prinzessin wählen zu können. In Rußland aber scheine man die Sache als eine »Heirat, die erst zu schließen sei und nicht als eine schon geschlossene« zu betrachten, der Monarch wäre also noch vollkommen frei.

Für den 28. schon hat der Kaiser einen Familienrat einberufen. Er eröffnet ihn ebenso mit der bewußt falschen, aber geschickt abgefaßten Bemerkung, daß seine Anfrage in Rußland die gewünschte Aufnahme gefunden habe, er sich also nach Gefallen für eine Russin, Österreicherin oder eine sonstige Kandidatin entscheiden könne. Die Mitglieder des Rates und insbesondere Eugen Beauharnais wissen schon, wie sie zu sprechen haben und stimmen sämtlich für die Österreicherin; nur ein Gegenredner wird zugelassen, um das Gesicht zu wahren und dies ist Murat. Er ist zudem wirklich gegen die österreichische Heirat eingenommen, weil doch seine größte Gegenspielerin, die frühere Königin von Neapel, eine Österreicherin ist und er so für seine Stellung in Neapel fürchten muß. Kein einziger Teilnehmer des Familienrates spricht sich für eine Französin aus. Nachdem dies Schauspiel Frankreich und der Welt vorgemimt ist, erklärt Napoleon, der noch einen Bericht von Caulaincourt abwarten will, er könne sich vom Fleck weg nicht entscheiden und nehme die verschiedenen Ansichten zur Kenntnis. Siehe den Bericht Schwarzenbergs an Metternich. Paris 31. Jänner 1810. Wien, St. A. und auch Albert Vandal, Napoléon et Alexandre Ier, l'alliance russe sous le premier empire. Paris 1893, S. 236 f. Napoleon läßt das gleiche Märchen über die ihm freistehende Wahl in Comte de Las Cases, Le mémorial de Sainte-Hélène, Paris 1822, III/435, erzählen, wo es heißt: »L'Empereur Alexandre était très disposé à donner sa soeur.«

In dieser Zeit sind Weisungen und Briefe Metternichs an Schwarzenberg und seine Frau auf dem Wege, die alles nur noch viel mehr bekräftigen und unterstreichen, was ihnen beiden nun schon längst klar ist, nämlich, daß Clemens sich in der Heiratsfrage Franz I. gegenüber restlos durchgesetzt hat und ihr Gelingen auf das sehnlichste wünscht. Immer seinen hohen Herrn vorschiebend erklärt er: »Seine Majestät der Kaiser, für den das Glück seiner Völker stets das oberste Gesetz bleibt, wird keine Schwierigkeiten machen, seine erhabene Tochter als Pfand für Beiziehungen dienen zu lassen, die die Ruhe und das Gedeihen seiner Monarchie sichern sollen.« Schwarzenberg erhält somit die Weisung, gegebenenfalls in einer keineswegs zweideutigen Art zu antworten und die Mittel vorzubereiten, um von einem etwaigen Gelingen auch einen greifbaren Gewinn zu ziehen. »Da Madame Metternich durch die Kaiserin und die Königin von Holland die klarste Eröffnung gemacht worden sei«, betont der Minister des Äußern, »glaubt Seine kaiserliche Majestät, diesen keineswegs amtlichen und infolgedessen weniger kompromittierenden Weg verfolgen zu sollen, um seine wahren Absichten ungeschminkt zur Kenntnis des Kaisers Napoleon zu bringen.« Metternich an Schwarzenberg. Wien, 27. Jänner 1810. Wien, St. A.

siehe Bildunterschrift

Kaiserin Maria Ludovika von Österreich-Este, 1787-1816. Nach einer zeitgenössischen Miniatur in der Hofburg zu Wien

Gleichzeitig gibt Metternich dem Fürsten Schwarzenberg Kenntnis von einem »ostensiblen« Briefe an seine Gemahlin, Metternich aus Wien an seine Gemahlin in Paris. 27. Jänner 1810. Unvollständig abgedruckt nach der an Schwarzenberg gesandten Abschrift in Helfert, Maria Louise a. a. O., S. 352 und in den nachgel. Papieren a. a. O., II/319. der so heißt, weil er zum Zeigen an verschiedene Leute bestimmt ist. Darin heißt es: »Seit den ersten Augenblicken, da ich von der Auflösung der Bande an eine sehr schwer zu ersetzende Gemahlin unterrichtet wurde, habe ich meine Blicke auf die Prinzessin gerichtet, die zu dieser Rolle berufen sein könnte. Sehr natürlicherweise mußte sich die Frau Erzherzogin meinem Gedankenkreis aufdrängen. Ich fand eine Menge Gründe, die dafür sprechen … Die Frau Erzherzogin weiß, wie es recht und billig ist (comme de juste) (!) nichts von den Absichten, die sich auf sie beziehen …, aber die Tatsache, daß unsere Prinzessinnen wenig gewöhnt sind, ihre Gatten nach ihrem Herzen zu wählen … läßt mich hoffen, bei ihr keinen Widerstand zu finden.« Der Brief schließt: Dieser Schluß des »ostensiblen« Briefes fehlt in den nachgel. Papieren höchst bezeichnender Weise. »Du, meine liebe Freundin, wirst sicherlich eine recht passende Gelegenheit finden, mich Seiner Majestät zu Füßen zu legen. Du wirst ihm niemals genügend den hohen Grad von Bewunderung ausdrücken, den ich ihm gewidmet habe und mit so vielen Leuten teile, daß es keine Schmeichelei ist, ihm davon zu sprechen.«

In dem Augenblick, als sich Metternich des Einverständnisses seines kaiserlichen Herrn versichert hatte, konnte er sich also mit vollem Vertrauen seinen »calculs« überlassen. Die religiöse Frage mochte wohl als kleines Hindernis erscheinen, war aber leicht zu überbrücken.

Lorel Metternich erhält also ebenso wie Schwarzenberg dieses ostensible Schreiben, jedoch zugleich mit einem anderen, das ganz vertraulich und nur für sie allein bestimmt ist: Metternich an seine Frau Lorel. (Wien) 27. Jänner (1810). B. u., St. A. Z. P. Siehe Faksimile.

»Heute, meine liebe Freundin, die Du eine Rolle in der europäischen Diplomatie spielst, beauftrage ich Dich mit einer Unterhandlung. Da hast Du einen Brief für Dich allein, der beigeschlossene dagegen ist ostensible für die Kaiserin und die Königin von Holland. Ich wünsche, daß Du die allernächste Gelegenheit suchst, vor der einen oder der anderen zu erscheinen, besonders aber vor der ersteren. Du sollst Dich einer kleinen Indiskretion rühmen, mich von Eurer Unterredung in Malmaison unterrichtet zu haben und es soll so aussehen, als begingest Du eine neue, indem Du sie meinen Brief lesen läßt. Sollten sie darauf bestehen, ihn zu behalten, wirst Du ihnen das zubilligen.

Ich unterrichte gleichzeitig den Fürsten Schwarzenberg von Deiner Unterhandlung; ich habe ihm selbst eine Abschrift meines ostensiblen Briefes an Dich gesandt und bitte Dich in allem und für alles stets mit ihm das Einvernehmen zu pflegen. Diese Angelegenheit wäre sicherlich die größte in der Welt, aber nicht die leichteste, die ich zuwege gebracht hätte. Ich bin über die Nützlichkeit der Sache mit mir selbst so einig, daß keine zweitrangige Erwägung mich aufhält und wenn man in Paris will, werde ich hier wollen lassen. Sperrung des Verfassers. Die kleine Erzherzogin fängt an etwas zu ahnen und ihre Enttäuschung beginnt bereits. Aber ich hoffe, der Kaiser wird bei der Stange bleiben, es wäre schwierig, sich nicht ein richtiges Bild von der äußersten Volkstümlichkeit zu machen, die diese von selbst aller Welt gekommene Idee sich hier erworben hat und täglich mehr erwirbt.

Ich bin gar nicht erstaunt über die Art und Weise, wie man Dich am Hofe behandelt. Diese Frage hängt eng mit allen anderen zusammen. Aber wenn man Dich nicht ausdrücklich auffordert, einige Augenblicke länger zu bleiben, mache Dich Mitte Februar auf die Reise. Dein zu stark verlängerter Aufenthalt in Paris würde sonst unnützerweise Anlaß zu Schwätzereien geben … Adieu, meine liebe Freundin, ich habe so viel geschrieben, daß ich fast nicht mehr sehe, was es ist. Hab mich lieb und mach Deine Sache gut …«

Als diese Briefe in den ersten Februartagen, etwa am 3. oder 4., in Paris ankommen, geht die Gräfin sofort daran, selbst ohne sich erst lange mit Schwarzenberg ins Benehmen zu setzen, den Auftrag ihres Gatten zu vollziehen, stolz darüber, daß die so viel Vertrauen genießt. Eigentlich hätte sie das ostensible Schreiben zuerst der Kaiserin Josephine zeigen sollen, aber es kommt gar nicht erst dazu. Lorel befragt zunächst den ehemaligen badischen Gesandten in Paris, Emmerich Joseph Herzog von Dalberg, der seit 1809 in französischen Diensten steht und sich ganz besonders um das Zustandekommen der Heirat mit Marie Louise bemüht. Sie zeigt ihm beide Briefe, auch den nur für sie bestimmten und der Diplomat macht sich insbesondere aus dem letzteren Auszüge, die er dann Talleyrand zeigt, auf welchem Wege sie direkt dem »grand personnage«, also Napoleon, zur Kenntnis gegeben werden. Siehe den Brief des Herzogs von Dalberg an Metternich, abgedruckt in Helfert, Maria Louise a. a. O., S. 354, wo der Brief irrtümlich dem Grafen de Laborde zugeschrieben wird.

»Dein Brief hat eine große Wirkung gehabt«, schreibt Lorel Metternich daraufhin ihrem Gatten. Sie hat wohl recht, aber eine noch stärkere haben neuerdings am 5. Februar eingetroffene Depeschen Caulaincourts auf den Kaiser, die wieder hinhaltend sind und keine positive Antwort enthalten. Daraufhin erkennt Napoleon endlich, es sei allerhöchste Zeit, will er dem Korb aus Petersburg, der in Wirklichkeit schon seit dem 4. Februar, also dem Vortage auf dem Wege ist, noch wenigstens scheinbar rechtzeitig zuvorkommen. Jetzt muß Schwarzenberg förmlich vergewaltigt werden, wenn dies überhaupt notwendig wäre.

Am Vormittag des 6. hat Napoleon Caulaincourts Berichte gelesen, am Nachmittag schon läßt er den Botschafter holen. Der Österreicher weilt gerade auf einer Jagd, so hinterläßt man ihm die Nachricht, er solle, sowie er nach Hause kommt, einen wichtigen Besuch erwarten. Gegen sechs Uhr abends kehrt der Diplomat zurück und unmittelbar darauf erscheint Eugen Beauharnais bei ihm und erklärt kurz, der Kaiser habe sich entschlossen, die Erzherzogin zu heiraten, aber unter einer Bedingung, von der in keinem Falle abgegangen werden könne: Sofortiger Abschluß ohne Verzug, augenblickliche Unterzeichnung des Heiratsvertrages. Jeder Aufschub wäre gleichbedeutend mit einer Ablehnung. Schwarzenberg stimmt zu, einmal hat er dies selbst herbeigesehnt und zudem besitzt er genügend Vollmachten, wenn er auch findet, daß dieses hastige Vorgehen reichlich ungewöhnlich ist. So unterzeichnet er den Vertrag vorbehaltlich dessen Ratifizierung. Daraufhin befiehlt Napoleon seinem Minister Champagny, noch am selben Tage unter Vordatierung vom 5. Februar eine Depesche an Caulaincourt zu senden, mit der Mitteilung, man sei in Paris von dem russischen Eheprojekt wieder abgekommen. Man hat zwar etwas voreilig bereits am 4. Jänner die vom Zaren gewünschte Abmachung bezüglich der Nichtwiederherstellung Polens unterzeichnet, aber das tut nichts, denn sie ist noch nicht ratifiziert und dies wird man eben unterlassen. So ist denn die Brücke zu Rußland in der Heiratsfrage gänzlich abgebrochen.

Auf alarmierende Nachrichten, die indes Maria Ludovika und Marie Louise zugekommen sind, entschließt sich die Kaiserin, Ofen Hals über Kopf zu verlassen und trifft am 51. Jänner, wie Gentz berichtet, »unvermutet, ungerufen, ungebeten« und wie es ihm scheint, »ziemlich ungelegen« in Wien ein. Gentz an Wessenberg. Prag, 4. Februar 1810. Wien, St. A. Gentz gibt da den 30. Jänner als Ankunftstag an, die Kaiserin selbst aber in einem Briefe an ihre Mutter vom 2. Februar, den 31. Jänner Mittag. »Vielleicht«, denkt sie, »kann ich in letzter Stunde noch retten, was zu retten ist.« Denn der Gedanke, die Stieftochter anstatt dem Bruder gegeben, ihrem Feinde Napoleon »vorgeworfen« zu sehen, ist ihr entsetzlich.

Die jähe Reise und Ankunft in so rauher Jahreszeit wundert bei der so schwankenden Gesundheit der Kaiserin alle Welt in Wien und man fragt sich, was der Grund dafür sein könnte. Der schwedische Gesandte will wissen, Herr von Duben an den König von Schweden, Interzept, Wien, 31. Jänner 1810. Wien, St. A. der Entschluß dazu sei gefaßt worden, als Maria Ludovika von ihrem Gatten verständigt wurde, Marie Louise sei nun zur Braut Napoleons bestimmt. Schon sechs Stunden nach Ankunft dieser Mitteilung hätte die Kaiserin sich in den Wagen gesetzt, um nach Wien zurückzukehren. »Dies ist auch sicher so der Fall«, meint der Gesandte, »und die boshaften Leute, die diese Rückkehr auf die ausgesprengten Gerüchte zurückführen, der Kaiser habe sich eine Mätresse genommen, scheinen den Tatsachen nicht entsprechende Dinge zu behaupten.«

Metternich erschrickt. Die Nachrichten von Paris sind noch nicht da und er ist noch nicht ganz sicher, ob die Heiratsfrage gut ausgeht. Auch im diplomatischen Korps ist man noch geneigt anzunehmen, es könnte immer noch etwas aus der russischen Heirat werden. Wenn jetzt die Kaiserin da ist und ihren Einfluß auf den Gatten geltend macht, so kann noch Clemens' ganze Arbeit zunichte werden. Der Minister verdoppelt seine Anstrengungen, um den Kaiser bei der Stange zu halten und es gelingt ihm durchaus. Der Monarch bringt seiner ewig kranken Gattin nicht mehr jenen Grad der Zuneigung entgegen, wie am Anfang seiner Ehe; zudem vertraut er mehr und mehr diesem Minister des Äußern, der ihm so bequem alles gleichsam schon erledigt vorlegt, dabei aber sorgsam das Gesicht wahrt und alles, was er rät, geschickt als Meinung seines kaiserlichen Herrn verkleidet. Nach der ersten Woche des Aufenthaltes Maria Ludovikas ist der Minister schon beruhigt. Als am 7. Februar der Kurier die vorletzten Meldungen aus Paris bringt, ist er noch sicherer geworden. »Wir werden dort in Paris den erwünschten Erfolg haben«, meldet Metternich an diesem Tage seinem Monarchen, »und ich glaube, daß das Heiratsgeschäft sich bestimmt zu unseren Gunsten neigen wird.« Metternich an Kaiser Franz. Vortrag, 7. Februar 1810. Wien, St. A.

Nun muß aber endlich auch der Hauptperson Marie Louise etwas Bestimmtes gesagt werden, die in den Tagen nach ihrer Rückkehr nach Wien mit ihren Eltern angstvoll über die Pläne sprach, die man mit ihr vorhat. Zunächst fanden erregte Zwiegespräche zwischen Kaiser und Kaiserin statt, in denen der Monarch seiner Frau vorstellte, daß das Wohl der Monarchie, ja ihr Bestehen nun von dem Opfer abhinge, das er nicht nur, sondern das ganze Volk von seiner Tochter erwarte. Die Kaiserin, die sich bisher ständig geweigert hatte, in dieser in solchem Gegensatz zu ihrer politischen Überzeugung stehenden und zudem ihren Bruder ins Herz treffenden Angelegenheit irgendeine Rolle zu spielen, muß sich nun vor jenen Erwägungen beugen. Und als Marie Louise sieht, daß sie auch diese Säule ihres Widerstandes verliert, ja selbst der Nuntius ihr von diesem Schritt nicht abrät, streckt sie die Waffen und läßt sich ihr Einverständnis abringen, in ihrem Innern nur ein wenig von geschmeichelter Eitelkeit entschädigt.

So kann also Metternich schon am 14. Februar 1810 wie folgt an seine Frau schreiben: »Ich teile heute Schwarzenberg mit, daß wir die Zustimmung der Frau Erzherzogin besitzen; wenn ich jemals eine schwierige Unterhandlung zu führen hatte, so ist es wohl diese gewesen – aber Gott sei Dank ist sie voll gelungen und ich glaube versichern zu können, daß sie nur mir allein gelungen wäre und dazu die gesamte Kraftfülle meiner Haltung notwendig war. Ich bitte Schwarzenberg, Dich in der großen Frage so zu verwenden, wie er es für geeignet erachten wird; berate Dich also mit ihm und lege in Eure Konferenzen all Deine Menschen- und Ortskenntnis. Ich betrachte diese ganze Angelegenheit als die unendlich wichtigste, die überhaupt denkbar ist und wenn sie verwirklicht wird, wirst Du die Rolle sehen, die ich spielen und die ich meinen Herrn spielen lassen werde … Sperrung des Verfassers. B. u., St. A. Z. P. Ich kann Deine Abreise von Paris nicht mehr entscheiden; ich sehe, daß Du so sehr in die großen Fragen verstrickt bist, daß ich Dich mehr oder weniger zur Verfügung der Mächte belassen muß.«

Der Brief ist kaum abgegangen, da trifft in der Nacht vom 14. auf den 15. Februar der Legationssekretär von Floret mit der wichtigen Nachricht der Unterzeichnung des Heiratsvertrages durch Schwarzenberg und dem Schreiben der Gräfin Metternich an ihren Gatten ein, der mit den Worten schließt: »Da ist also die große Sache beendet und abgeschlossen. Gott sei dafür gelobt und gebe seinen Segen dazu. Ich sage dies nicht, um mich zu rühmen, aber ich habe dazu nicht wenig beigetragen.« Gräfin Metternich an ihren Gatten. Paris, 7. II. 1810. Wien, St. A. Und Schwarzenberg fügt hinzu: Schwarzenberg an Metternich. Paris, 13. Februar 1810. B. u., St. A. Z. P. »Es ist schwierig Ihnen Rechenschaft zu geben, wie sehr die Verbindung volkstümlich und für die öffentliche Meinung hier (in Paris) vorteilhaft ist. Es ist der Deus ex machina für die Monarchie. Adieu, mein lieber Graf. Meine Anhänglichkeit und Ergebenheit für Sie ist grenzenlos.«

Jetzt, sagt sich Clemens, muß man doch endlich auch der Hauptperson Marie Louise sagen, daß alles endgültig und unwiderruflich abgeschlossen ist. Am 16. Februar begibt sich Metternich zuerst zu seinem kaiserlichen Herrn, meldet ihm das große Ereignis und stellt ihm neuerdings die ungeheuren Vorteile vor Augen, die damit für die Monarchie erwachsen können und die er daraus zu ziehen beabsichtigt. Kaiser Franz weiß genau, welchen Eindruck die Entscheidung auf seine Frau und Tochter machen wird und er findet, Metternich sei der Vater des ganzen, Metternich solle auch die peinliche Mitteilung von dem so formlosen Überskniebrechen der Angelegenheit auf sich nehmen. Auch der Kaiser ist ja im ersten Augenblick von der äußersten Hast, die Napoleon dabei gezeigt hat, betroffen und doch einigermaßen verwundert, daß der Heiratsvertrag unterschrieben werden mußte, bevor noch geziemend um die Hand der Erzherzogin angehalten worden war. Aber auf die auch Schwarzenberg gegenüber wiederholten Worte seines Ministers des Äußern, er schmeichle sich, daß damit eine neue Ära für ganz Europa beginne, läßt er sich herbei, augenblicklich und ohne weiteres auch die Ratifikation jenes Vertrages vorzunehmen.

Metternichs nachträgliche Schilderung Metternich, Nachgel. Papiere a. a. O., I/99 f. seines darauffolgenden Besuches bei der Erzherzogin klingt so, als wäre dieser völlig einfach und natürlich verlaufen und hätte er sie nach ihrer Willensmeinung befragt. Diese hätte daraufhin bloß erwidert: »Was will mein Vater?« Und auf die entsprechende Antwort ihr Einverständnis gegeben, weil es so ihre Pflicht sei. Spätere Zeiten haben klargestellt, daß Marie Louise damals wohl gefragt hat, was ihr Vater wünsche und bestimmt habe, daß sie aber keineswegs in der Lage war geltend zu machen, was sie in Wirklichkeit wollte. Denn dies hatte sie zwei Monate vorher in der Bitte um Zustimmung zur Verlobung mit ihrem Vetter Franz bereits getan. Dann eilte Marie Louise zu ihrem Vater und da kam es nochmals zu einer geheimen, diesmal entscheidenden Unterredung, die nach dem Berichte eines Hofmannes Johann Baptiste Skall, Die Vermählung der Erzherzogin Marie Louise. In: Die Kultur, 9. Jahrgang 1908. »für beide Teile mit einer sichtbaren Erschöpfung wechselseitiger Gefühle endete, worauf die Durchlauchtigste Erzherzogin in ihre Kammer (das Vorzimmer) herauskam und einer der Dienerinnen ihre Vermählung ankündigte, was freudige Teilnahme erweckte.« Derselbe Hofmann, der kaiserlichen Familie aufs tiefste ergeben, beteuert, daß Marie Louise »ihre Einwilligung zur Vermählung nicht ohne Widerstreben und nur als ein Opfer ihrer kindlichen Liebe für ihr Vaterland erteilt hat.«

So einfach war also die Verständigung nicht vor sich gegangen, Kaiser Franz mußte seine väterliche Gewalt geltend machen, ja groteskerweise selbst der Nuntius eine Rolle spielen, bis Marie Louise sich darein ergab, die Frau des »Antichrist« zu werden, Fournier, Historische Studien und Skizzen, 3. Reihe a. a. O., S. 98. wie sie ihn noch im Juli 1809 genannt hat. Eines aber ist sicher, die Kaiserin, ebenso wie Marie Louise erkennen klar, daß Metternich es gewesen ist, der diese Angelegenheit gefördert und zu Ende geführt hat. In Maria Ludovika steigt Empörung über die Politik dieses Mannes auf, die umso größer ist, als sie mit dessen allgemeiner Idee der Annäherung an Frankreich nach dem Beispiel des Großvaters seiner Frau nicht einverstanden ist. Sie sieht in Napoleon nach wie vor einen Gewaltherrscher und Usurpator und erkennt, daß der Minister, der ihre geheimen Hoffnungen für die Zukunft Marie Louisens zerstören und Franz I. zu solchen Entschlüssen bringen konnte, auf diesen schon einen ungleich höheren Einfluß übt als sie, die angetraute Gattin des Monarchen.

Bewegt empfängt die Kaiserin die in Aufregung zu ihr geeilte Stieftochter; diese weiß, wie Maria Ludovika mit ihr fühlt, sie versteht und ihr Herzensgeheimnis kannte. Bei ihr hofft sie etwas Trost und Verständnis zu finden. Die Herrscherin ist in einer schrecklichen Lage. Sie kann sich nicht gegen die Wünsche ihres Gatten stellen, schon gar nicht, wenn alles so weit vorgeschritten ist und die Folgen eines plötzlichen Gesinnungswechsels für das ganze Reich unabsehbar sein können. Darum muß auch sie blutenden Herzens ihr Stieftöchterchen eher beruhigen, ihr zureden und sagen, die Zukunft werde ihr vielleicht eine großartige Stellung in der Welt bringen, die ihrem Herzen Trost geben wird, so daß sie sich schließlich in alles finden wird. Das ist das einzige, was sie hoffen kann.

Aber es fällt der Kaiserin schwer genug. »Was ich denke, den Zustand meiner Seele kannst Du Dir vorstellen«, schreibt Maria Ludovika am 19. Februar ihrer Mutter. »Das Ganze erscheint mir wie ein Traum und die überstürzte Art und Weise dieser Angelegenheit bewirkt, daß ich keinen Augenblick Ruhe habe. Dazu hat mich der Kaiser auch noch mit der Beschaffung des ganzen Trousseaus beauftragt, ein höchst unangenehmes Geschäft … Ich muß meinen Schmerz aus Klugheit verbergen, um so mehr als der Kaiser und alle führenden Herren höchst zufrieden sind. Wer aber klarer sieht, der seufzt … Meine Gesundheit bessert sich etwas, aber ich fühle meine Seele schwer erkrankt. Aus Pflicht werde ich allen diesen traurigen Veranstaltungen beiwohnen müssen. Gott, dem ich all diese Leiden zum Opfer bringe, mag mir die Kraft verleihen, sie zu ertragen, ohne ganz krank zu werden … Der arme Francesco tut mir leid, er nimmt die Sache mit viel Ergebung, aber doch so schwer auf, daß ich ihn gebeten habe, zu (seinem Bruder) Ferdinand zu gehen, denn ich finde es klüger, sie seien bei dieser traurigen Gelegenheit beieinander und fern von Wien … Ich wage es auch zu sagen, es wäre nichts für Francesco gewesen, denn er hätte sich dem Fehlen jedes Gefühls (nullità d'ogni sentimento), das er in der Familie gefunden hätte, nicht anpassen können … im übrigen dulde ich schweigend.« Maria Ludovika an ihre Mutter. Wien, 19. Februar 1810. Estens. A., Wien, St. A.

Der Öffentlichkeit bleibt diese Meinung Maria Ludovikas nicht verborgen; der getreue Dietrichstein, der dem Kaiser immer berichtet »was die Leute sagen«, meldet, man raune in Wien, der Kaiser weine täglich und das sei einerseits wohl Beweis des Gefühls eines guten Vaters, könnte aber anderseits auf Napoleon übel wirken. »Man erzählt«, fährt er fort, Dietrichstein an Kaiser Franz. Nikolsburg, 23. III. 1810. Wien, St. A. »Ihre Majestät könne ihr Leidwesen darüber gar nicht verbergen und es ist übel, daß dies gesagt wird. Man erzählt, Ihre kaiserliche Hoheit zeige keinen Unmut und diese Sage ist gut.«

Mit ungeheurem Aufwand werden nun die Hochzeitsvorbereitungen getroffen. Im Februar folgt man der Kaiserin 400.000 Gulden für das Trousseau aus, wovon 286.086 Gulden auf »erkauften Geschmuck« entfallen. Im März werden der Kaiserin nochmals 525.939 Gulden 12 Kreuzer für Ausstattung und Juwelen ausgezahlt. Habsburg-Lothringische Vermögensverwaltung, Rechnungen. Faszikel VII. Wien, St. A. All das soll das Demütigende der Heirat strahlend verdecken.

Metternich aber ist restlos begeistert. »Da ist sie nun zu Ende geführt, die große Sache«, schreibt er Lorel, Metternich an seine Frau Lorel. 17. Februar 1810. B. u., St. A. Z. P. »möge der Himmel seine Hilfe und seinen Segen dazu geben. Ich habe sie abgeschlossen, niemand anderer hätte es zustande gebracht, ich glaube es versichern zu können. Ich schreibe heute an Schwarzenberg … ob ich, wenn ich mich auf vierzehn Tage nach Paris begäbe, etwas täte, was Napoleon nicht paßt. Im gegenteiligen Falle würde ich der Kaiserin auf dem Fuße folgen und Du und ich würden gemeinsam heimkehren. Wenn aber nicht, bin ich vom Kaiserpaar beauftragt Dich zu bitten, mindestens vierzehn Tage nach der Ankunft ihrer Tochter in Paris zu bleiben, um uns dann viele Einzelheiten berichten zu können. Du siehst, wie recht ich gehabt habe, Dir zu schreiben, daß Du zur Verfügung der Mächte stehst. Die Besorgungen für die Erzherzogin Louise, von denen jene mir spricht, wären zwei oder drei wunderschöne Hoftoiletten und besonders eine Schleppe für ein Kleid in silberdurchwirktem Stoff für den Hochzeitstag. Man wird Dir sagen, daß die corbeille (das Brautgeschenk) alles in sich begreift und in diesem Falle rate zu nichts. Du findest in dem Paket an Deine Adresse alle Modelle. Adieu, meine liebe Freundin, ich stecke bis über den Hals in Arbeit.« Tagsdarauf fährt Clemens dann noch weiter fort: Metternich an seine Frau Lorel. 18. Februar 1810. B. u., St. A. Z. P. »Unser Freund Floret, meine Gute … wird Dir sagen, was er von hier weiß, er wird Dir von mir sprechen und Dir erklären, daß meine Tätigkeit hier sehr ersprießlich ist. Ja, ich wage es selbst zu versichern, daß seit unserem Großvater (Staatskanzler Fürst Kaunitz) niemand mehr ein solches Verhalten gezeigt hat. Ich tue zur Zeit das mögliche, um die kleine Kaiserin über alles zu unterrichten.«

Clemens sagt zwar, er mache sich darüber nichts vor, wie weit der Weg von der Heirat mit einer österreichischen Prinzessin bis zu völliger Aufgabe des Eroberungssystems Kaiser Napoleons gehe, aber die Ruhe, die sich augenblicklich für Österreich notwendig ergebe, müsse gewinnbringend ausgenützt werden. Der Wert des Geldes steigt »und wenige Tatsachen haben vielleicht jemals eine so allgemeine Zustimmung auf der Seite des wahren Kerns der Nation gefunden …«, meint Metternich. Metternich an Schwarzenberg in Paris. Wien, 19. Februar 1810. Wien, St. A. »Das glückliche Werk, das soeben abgeschlossen wurde, muß die erfreulichsten Folgen für die beiden Kaiserreiche und daher für ganz Europa haben.« Metternich an Schwarzenberg in Wien, 21. Februar 1810. Wien, St. A. Der Minister veröffentlicht nunmehr am 24. Februar eine eigenhändig entworfene Mitteilung über das Verlöbnis in den Zeitungen, in der die Worte stehen: »Diesem großen Bande huldigen Millionen! In ihm sehen die Völker Europas das Unterpfand des Friedens – nach nun erloschenen Kämpfen die Segnungen der Zukunft.«

Metternich läßt nun etwas zynisch die Akten über die Vermählung Marie Antoinettens ausheben, dann bemerkt er zu seinem kaiserlichen Herrn: »Die Hochzeit soll zumindest mit gleichem Glanz gefeiert werden.« In allem und jedem versteckt Clemens seine eigenen Wünsche und Anordnungen stets unter Befehlen Franz I., der sich nun schon angewöhnt hat, alle Anregungen des Ministers anzunehmen und als seine eigenen Entschlüsse bezeichnen zu lassen. Man macht es ihm ja so überaus bequem, diese schon schön formulierten und geschickt verfaßten Entscheidungen einfach zu unterschreiben.

Obwohl man schon seit langem in Wien über Marie Louisens Verlobung gesprochen, erregt die vollzogene Tatsache doch ungeheures Aufsehen. Gewaltige Hoffnungen, aber auch Befürchtungen werden daran geknüpft. Dietrichstein, der geheime und rückhaltlose Erforscher der öffentlichen Meinung bei allen großen Ereignissen, gesteht selbst ein, die Heirat auch »sehnlich gewünscht zu haben.« Fürst Dietrichstein an Kaiser Franz. Wien, 2. III. 1810. Wien, St. A. Er erhofft, »wenn auch dadurch keine Provinzen wiedergewonnen werden sollten, doch zumindest Rettung für Andreas Hofer, der zum Tode verurteilt ist. Gnade auch für alle gefährdeten Tiroler und Kriegsgefangenen, Aufhebung der vielen Sequester usf.« Fürst Dietrichstein an Kaiser Franz. Nikolsburg, 18. Februar 1810. Wien, St. A. Der Fürst warnt aber: »Man würde sich sehr verrechnen, wenn man diesen außerordentlichen Mann (Napoleon) für fähig hielte, sich sanften Geschäften schwärmerisch zu überlassen.« Er empfiehlt Auszeichnungen für alle, die die Ehre herbeiführen halfen, besonders aber die Verleihung des Goldenen Vließes an Metternich. Fürst Dietrichstein an Kaiser Franz. Nikolsburg, 19. Februar 1810. Wien, St. A.

Der französische Gesandte triumphiert: »Die Heirat bedeutet eine Revolution in allen österreichischen Köpfen, selbst den früher einmal aufgeregtesten. Die Namen Kaunitz und Choiseul sind in aller Munde und man sieht die ruhigen Zeiten wiederkehren, die dem durch diese beiden Minister geschlossenen Bündnis folgten. Nur die russischen Koterien sind die einzigen, die an dieser Freude keinerlei Anteil nehmen. Als die erste Nachricht davon bei einem Ball in einem russischen Hause eintraf, hörten die Violinen augenblicklich zu spielen auf und viele Leute zogen sich noch vor dem Souper zurück.« Graf Otto an Champagny. Wien, 19. Februar 1810. Interzept, Wien, St. A.

»Der russische Botschafter Schuwalow war zu Tode erschrocken (terrifié)«, schreibt Metternich an Schwarzenberg nach Paris. Wien, 19. Februar 1810. Wien, St. A. Schon sagt ein weitblickender Mann richtig voraus, eine notwendige Folge dieser Heirat scheine ein Abrücken Rußlands von Frankreich und in kurzer Zeit ein förmlicher Bruch zwischen diesen Mächten zu werden.« Jean Maurojeny an Prinz Panagiotaki Mouroussi in Konstantinopel. Wien, 15. Februar 1810. Interzept, Wien, St. A. Die Meinung in England ist am besten in dem Ausdruck Lord Castlereaghs verkörpert, der gesagt haben soll, um den Minotauros zu versöhnen, werde ihm eine österreichische Jungfrau geopfert. Tighe Hopkins. The women Napoleon loved. S. 242.

In Paris wartet man indessen gespannt, welchen Eindruck das »fait accompli« in Wien gemacht hat und wann die Ratifikation des von Schwarzenberg unterzeichneten Vertrages eintreffen werde. »Ich sitze bis zur Ankunft der Antwort auf unsere letzte so wichtige Kuriersendung wie auf Nadeln«, schreibt Lorel Metternich. Prinzessin Pauline hat ihr wieder davon gesprochen, daß Clemens die Erzherzogin doch nach Paris begleiten solle. Die Gräfin und ihre Kinder, die vierzehnjährige Marie, der siebenjährige Viktor und die sechsjährige Clementine ersehnen das Kommen ihres nun so lange fern gebliebenen Vaters mit Ungeduld. Es würde auch das Herzeleid ihres ältesten Töchterchens sofort beruhigen, dessen kleiner Kavalier aus der Tanzstunde, Rougemont de Lonzard, eben gestorben ist, wie man wissen will »einfach weil er zu viel getanzt habe.« Gräfin Metternich an ihren Gatten. Paris, 16. Februar 1810. Wien, St. A.

Bereits am 22. Februar kommt schon Franz I., wie Schwarzenberg sagt, »glatte Annahme« in Paris an, gleichzeitig mit der Mitteilung, der Monarch und Marie Louise hätten den Wunsch geäußert, Metternich solle die Erzherzogin nach Paris begleiten, um den Eltern »über das Etablissement und das Glück ihrer innigst geliebten Tochter (fille chérie) zu berichten.« Metternich an Schwarzenberg. Wien, 17. Februar 1810. Wien, St. A. Der Minister hat dem Monarchen geschickt in den Mund gelegt, ihn nach Paris zu senden. Lorel hat ihm ja geschrieben, daß die Affäre Junot kein Hindernis für sein Kommen nach Paris bedeute. Einerseits ist es gar nicht so unangenehm, den vielfachen Anfeindungen zu entgehen, die die Heiratsangelegenheit im Widerspruch zu allen Beteuerungen Metternichs hervorgerufen hat und zudem kann er sich in Paris bei den Hochzeitsfeierlichkeiten als den Vollender dieses Werkes feiern und beweihräuchern lassen. Außerdem muß er dann ja auch an der Seine das herauszuschlagen versuchen, was er sich für Österreich von der Heirat erhofft. Der Minister bedenkt aber zu wenig, daß er seine Ware schon geliefert hat, bevor der andere Teil sich zu einer Zahlung verpflichtete.

siehe Bildunterschrift

Feldmarschall Erzherzog Karl. Ölgemälde von Thomas Lawrence

So kann der im allgemeinen sehr gut unterrichtete preußische Gesandte Piquot mit einigem Recht seinem Könige melden: Piquot an den König von Preußen. Wien, 21. Februar 1810. Interzept, Wien, St. A. »Ich weiß, daß Graf Metternich unter dem Vorwand seine Frau heimzuholen, die junge Kaiserin nach Paris begleiten wird, in Wirklichkeit aber tut er es, um die Interessen seines Hofes und seiner eigenen Familie wahrzunehmen.« Der Diplomat meint auch, der Minister habe sehr viel Aussicht auf Erfolg, da er die Verhandlungen zur äußersten Zufriedenheit Napoleons führte und dieser ihm durch den Fürsten Schwarzenberg hätte bezeugen lassen, die Familie Metternich habe »sich so großes Anrecht auf seine Dankbarkeit erworben, daß sie alles von ihm verlangen könne und ihr alles von vorneherein zugebilligt sei.« Der Gesandte weiß auch zu melden, Metternich, der viel auf seinen Besitz Ochsenhausen halte, werde die Unterstützung Napoleons erbitten, um seine Rechte und Privilegien dort von dem König von Württemberg zurückzuerlangen und sich auch für die übrigen Mediatisierten einsetzen.

Wenn der Korse auch in Wirklichkeit nicht so unvorsichtig war derart weitgehende Versprechungen im Voraus zu erteilen, so ist er doch aufs höchste erfreut, als die Ratifikation des Vertrages durch Kaiser Franz so umgehend eintrifft. Nun ist der Korb von Petersburg her, den die Meldung Caulaincourts vom 4. Februar beinhaltet, vor der Welt seiner Wirkung beraubt, denn alles, was man vorgekehrt und getan hat, kann dieser nun als schon vorher über Entscheidung und Wunsch Napoleons geschehen dargestellt werden. Sein Manöver scheint geglückt und so ist Napoleon gnädig gesinnt und gerne geneigt, allen Beteiligten entsprechende Belohnungen zukommen zu lassen. Hätte dies nur auch dem armen Andreas Hofer geholfen, der am 20. Februar erschossen worden ist.

Vor allem gedenkt Napoleon sich Clemens Metternich und seiner Frau erkenntlich zu erweisen. Sie kann auch in der letzten Februarwoche ihrem Gatten glücklich melden, man habe ihr mitteilen lassen, »die Angelegenheit Ochsenhausen werde noch vor dem Monat April erledigt sein« Gräfin Metternich an ihren Gatten, o. D. nach Aktenlage zwischen 23. Februar und 1. März 1810. Wien, St. A., während Schwarzenberg vom Kaiser eine herrliche, mit sechs wundervollen reichgeschirrten Pferden bespannte Equipage zum Geschenk erhält. Schwarzenberg an Metternich. Paris 14. März 1810. Wien, St. A.

Napoleon ist unersättlich. Nachdem man ihm seinen Willen in allem getan, wünscht er auch noch, daß Franz I. seine Tochter selbst herbeiführe, aber das ist doch unmöglich. Dazu kann selbst ein Metternich den Kaiser nicht bringen und so muß der Korse auf diesen Vorgang, der seinen Erfolg nach außen hin noch erhöht hätte, verzichten und sich mit dem Kommen des Ministers begnügen.

Clemens Metternich kennt sich vor Stolz nicht mehr aus. »Ganz Wien ist nur mehr mit der Frage der Hochzeit beschäftigt«, meldet er Lorel, »es wäre schwierig, sich eine Vorstellung von der belebenden Wirkung zu machen, die diese Tatsache auf die öffentliche Meinung übt und wie sehr das Ganze volkstümlich ist. Wenn ich der Retter der Welt wäre, könnte ich nicht mehr Glückwünsche, nicht mehr wahre Sympathiebeweise für den Anteil empfangen, den ich, wie man mit Sicherheit annimmt, daran genommen habe … Die neue Kaiserin wird in Paris gefallen und muß dies, schon durch ihre Güte, Sanftmut und Einfachheit. Eher häßlich als schön von Angesicht, besitzt sie eine sehr gute Figur und wenn man sie ein wenig zurechtrichtet und aufkräuselt Metternich an seine Frau Lorel. 25. Februar 1810. In den nachgel. Papieren I/236 bis auf die ausgelassenen Worte »redressée et retapée« bereits veröffentlicht, sonst St. A. Z. P. etc., wird sie ganz gut aussehen.«

Stadion nur gibt seiner Meinung in einer Form Ausdruck, die unschwer erkennen läßt, daß er mit dem, was da geschieht, im Grunde seiner Seele doch nicht einverstanden ist, es nur seinen Freund Metternich nicht empfindlich fühlen lassen will: Stadion an Metternich eigenhändig. Prag, 25. Februar 1810. B. u., St. A. Z. P. »Die Art und Weise, wie Sie mir von der Heirat sprechen, mein lieber Graf, … steht sehr in Einklang mit dem Gesichtspunkt, wie ich diese neue Kombination seit dem Augenblick in Betracht gezogen habe, da wir hier die Scheidung (Napoleons) erfahren haben. Meiner Ansicht nach sind alle Übel, die man zu anderen Zeiten aus dieser Verbindung hätte ableiten können, schon vorweggenommen worden und sie bestanden schon bereits tatsächlich seit und durch den letzten Frieden von Wien. Die Hochzeit der Frau Erzherzogin kann dem nichts hinzufügen. Aber es ist immerhin möglich, daß sie glückliche Aussichten oder wenigstens Nuancen davon bietet. Dies erscheint schon jetzt so, was in der Politik als etwas positiv Gutes in Rechnung gezogen werden muß und woraus Sie ohne Zweifel alle Vorteile ziehen werden, die die Umstände gestatten könnten. Die heitere Seite der Angelegenheit, an die meine Einbildungskraft anzuknüpfen liebt, ist die Verblüffung Rußlands und die Nase, die diese Neuigkeit den drei Rheinbundkönigen gedreht haben wird. Wird unser dicker … König (von Württemberg) nun bescheidener oder noch viel wütender werden?«

An der Seine wird das Ereignis nicht allzu überraschend empfunden und verhältnismäßig ruhig aufgenommen. Das ärgert Napoleon ein wenig: »Ich habe die Pariser durch ganz unvorhergesehene und scheinbar unmögliche Taten derartig verwöhnt«, brummt er, »daß sie nicht sehr erstaunt wären, wenn ich die leibhaftige Madonna heiraten würde.« Mémoires de la comtesse Potocka (1794-1820). Publiées par Casimir Stryienski. Paris 1897, S. 200.

Inzwischen hat die Gräfin Metternich einen Brief ihres Mannes bekommen, der ihr innig dankt, sie belobt und ihr in jeder Beziehung (sous tous les rapports) die größte Freude macht. Sie teilt ihrem Gatten nun mit, daß sich Berthier, der Brautwerber, in kürzester Frist nach Wien begeben werde: »Die Hast, die der Kaiser zeigt, um an sein Ziel zu gelangen, muß notwendigerweise unserem Hofe schmeicheln, aber ohne Zweifel hast Du ihn Dir nicht … so schnell erwartet. Ich aber für meinen Teil freue mich von ganzem Herzen darüber. Du weißt, wie sehr ich das Gelingen dieser wichtigen Angelegenheit gewünscht habe, es ist also sicher alles gut, was noch schneller zu diesem Ziele führt.« Lorel sieht mit dem Zustandekommen dieser Heirat eine noch strahlendere Zukunft für ihren Gatten heraufziehen und schließt ihre Erwiderung mit den Worten: »Adieu, mein lieber Freund, Du weißt, daß ich Dich von ganzem Herzen liebe.« Gräfin Metternich an ihren Gatten. Paris, 23. Februar (1810). Wien, St. A.

Die gute Gräfin muß allerdings insgeheim lachen als sie hört, daß die Königin Caroline mit der Aufstellung des Haushaltes der künftigen Gattin des Kaisers beauftragt wird und ihr dieser besonders ans Herz gelegt hat, nur fromme Damen Schwarzenberg an Metternich. 15. Februar 1810. Wien, St. A. für die Umgebung der neuen Herrin auszuwählen. Abgesehen davon, daß wenige solche in den hohen Kreisen zu finden sind, heißt es doch den Bock zum Gärtner machen, gerade Caroline zu dieser Aufgabe zu wählen.

Die Königin zieht die Gräfin nun sehr in ihre Gesellschaft, bittet frühmorgens zu kommen, wenn sie noch allein ist und spricht ihr immer nur von Marie Louise. Sie handelt offenbar in Auftrag, wenn sie ihr erzählt, daß die Erzherzogin den Kaiser geneigt finden werde, sie zu »verhimmeln«. Er verliere förmlich den Kopf über all dem Nachdenken, wie er ihr gefallen und welche Freude er ihr bereiten könne. Er hat selbst ihr Reisebett »inspiziert«, versichert die Königin der Gräfin, um es bis zum äußersten Grad der Vollkommenheit mit allen nur erdenklichen Raffinements auszustatten. Auch denkt er an ihr Bad auf der Reise und hat zudem Caroline eigenhändig den herrlichen Pelz übergeben, den ihm der Zar seinerzeit in Erfurt geschenkt hat. Sie soll ihn Marie Louise für die Reise mitbringen, jenen selben Pelz, der so ungeheuer kostbar war, daß Napoleon sich dessen niemals bedienen wollte, weil er ihn zu schön fand. »Laß ihn für die Kleine richten, damit sie sich auf der Reise darin einhüllen kann, wenn es kalt ist«, hat er hierbei bemerkt. Der Kaiser will nicht einmal den Schuh aus der Hand geben, den man als Modell hierher nach Paris geschickt hat, weil er darein so verliebt ist. Man ist in der größten Verlegenheit, wie man die Hochzeitsschuhe ohne dieses Muster machen lassen soll. Die Königin wünscht auch, die Gräfin möge ihrem Gatten schreiben, möglichst so abzureisen, daß sie ihn vor seiner Ankunft in Paris sprechen könne, sie hätte ihn etwas Wichtiges zu fragen.

Caroline spricht mit Lorel auch über die Affäre Junot. Sie wird aufmerksam angehört. Die Königin hat natürlich auch davon gehört, daß man erzählt, sie sei es gewesen, die Junot unter der Maske auf den Briefwechsel seiner Frau mit Clemens aufmerksam gemacht und so den peinlichen Auftritt entfesselt hat und dies nicht nur aus Eifersucht, sondern auch um das Spiel der beiden auf die österreichische Heirat abzielenden Metternich zu stören, das dem Murat'schen Ehepaar Neapels wegen nicht allzusehr paßt. Aber Lorel vermag das nicht einwandfrei zu beweisen, auf jeden Fall will sie ihren Gatten nichts von ihrem Verdacht merken lassen, darum schreibt ihm die Gräfin über die Angelegenheit Junot nur: Gräfin Metternich an ihren Gatten. Paris, 1. März 1810. Wien, St. A. »Die Königin nimmt sie ganz ausgezeichnet (à merveille) auf und ganz so wie Du es nur wünschen kannst, meint allerdings, Du müßtest Dich von seiten des Kaisers wohl auf einige schlechte Witze darüber gefaßt machen. Im übrigen ist er sehr zufrieden mit Dir und hat erklärt, er wisse, die Heiratsangelegenheit wäre ohne Dich nicht gelungen.« Die Königin würde auch wünschen, daß Clemens in Paris in einem kaiserlichen Schloß absteigen könnte, es sei nur schwierig, weil anläßlich der Hochzeit so viele Mitglieder der kaiserlichen Familie unterzubringen wären.

Am Abend des 1. März sind die Gräfin und der Botschafter Schwarzenberg zu einem ganz intimen Cercle in die Tuilerien geladen. Sie sind zum erstenmal in dieses Allerheiligste gebeten, das die kleinen Gemächer der Kaiserin darstellen. Lorel Metternich erscheint »en robe ronde«, nimmt am Spiele der kaiserlichen Familie teil, worauf kleine Opern vorgeführt werden und danach das Souper folgt. »Während dieser Zeit«, berichtet die Gräfin, der der erste Platz gleich nach der kaiserlichen Familie eingeräumt wird, Schwarzenberg an Metternich. 2. März 1810. Wien, St. A. »ist der Kaiser fast nicht von meiner Seite gewichen und sprach ohne Unterlaß von seinem Glück; auf Ehre, ich glaube ihn bis über die Ohren verliebt. Ich möchte gerne, daß die kleine Erzherzogin schon so weit wäre wie ich. Ich habe gar keine Angst mehr vor ihm und fühle mich in seiner Nähe völlig behaglich (parfaitement à mon aise). Ich lache und plaudere mit ihm. Er hat mir im übrigen die schönsten Dinge gesagt: ›Sie sind reizend, Frau von Metternich, Sie sind es, die diese Heirat gewünscht, die sie fertig gebracht haben. Infolgedessen bilden Sie mein größtes Glück und nach Ihnen Ihr Gemahl. Ich sehe, daß diese Verbindung ohne ihn, ohne die Kenntnis, die er von meinem Charakter besitzt, niemals zustande gekommen wäre. Schreiben Sie ihm das. Sie dürfen sagen, daß ich mit ihm, mit dem Kaiser, mit der Kaiserin, mit den Völkern, einfach mit aller Welt zufrieden bin. Ich habe auf Erden keinen Wunsch mehr, als der Erzherzogin zu gefallen und sie mit Glück zu überhäufen. Ich liebe sie, ich bete sie an. Alle Welt liebt sie hier schon und muß sie lieben.‹ So hat er zwei Stunden lang mit mir gesprochen.«

Aber eines ließ er doch einfließen, offenbar hat ihm irgend jemand da einen Floh ins Ohr gesetzt: »Suchen Sie dafür zu sorgen, daß man ihr die Zähne putzt.« Die Gräfin muß lachen, wenn es weiter nichts ist, denkt sie, und die Liebe zu einer Frau, die man noch nie gesehen, so leicht entbrennen kann, dann wird die Sache sicher gut ausgehen.

Nun scheint alles auf bestem Wege und die Hochzeit durch Stellvertretung soll am 11. März stattfinden. Da taucht aber plötzlich eine gewaltige Schwierigkeit auf. Kirchliche Kreise erklären, Napoleon könne einfach nicht heiraten, denn einmal sei er exkommuniziert und ein in Kirchenbann stehender Mann könne keine gültige Ehe eingehen und zudem bestehe seine erste überhaupt noch zurecht. Französischerseits erklärt man wohl, die Exkommunikation sei nicht wie nötig namentlich ausgesprochen worden, was nicht ganz richtig ist. Allerdings befindet sich der Papst seit der französischen Besetzung Roms in Savona unter Bewachung, gleichsam als Gefangener. Außerdem haben Napoleon hörige geistliche Stellen verschiedene Dokumente, darunter ein sogenanntes Konsistorialdekret, verfaßt, in dem behauptet wird, die erste Ehe Napoleons sei schon deswegen ungültig, weil die »vom Konzil von Trient vorgeschriebenen Formeln« Fürst Franz Georg Metternich an Kaiser Franz. Wien, 17. März 1810, am ersten Tag der Interimsübernahme des Ministeriums des Äußern von seinem nach Paris abgereisten Sohn Clemens. Wien, St. A. nicht eingehalten wurden. Man sendet diese Papiere dem neuen französischen Botschafter in Wien ein. Dieser zeigt sie wohl Clemens und seinem Vater, die beiden sind aber nicht ganz überzeugt, daß sie bei dem Kaiser und dem Erzbischof als richtig und vollgültig befunden würden. Daher beschließen die Metternich, womöglich diesen beiden Persönlichkeiten den direkten Einblick in die Papiere zu verwehren, weil sonst am Ende die ganze Heiratsangelegenheit in Gefahr geraten könnte. Wirklich erscheint schon der Erzbischof bei Clemens und erklärt nicht in der Lage zu sein, die Heirat zu vollziehen; da bietet Metternich alles auf, um diese sich in letzter Minute auftürmenden peinlichen Schwierigkeiten noch zu überwinden und dies gelingt ihm, weil der Kaiser ja endgültig für die Heirat gewonnen ist.

Tatsächlich bekommen trotz ihres wiederholt geäußerten Wunsches weder Franz I. noch der Erzbischof die Dokumente zu Gesicht. Bloß Metternich und sein Vater wollen sie eingesehen und in voller Ordnung befunden haben. Dann wurden die Papiere angeblich irrtümlich zu früh nach Paris zurückgesandt und der Monarch sowie die oberste kirchliche Behörde müssen sich mit jener Beteuerung zufrieden geben. Clemens Metternich ist wohl diesem »Irrtum« der Rücksendung vor Einsichtnahme nicht fern gestanden, der französische Botschafter scheint für diese Art Diplomatie nicht genügend listig gewesen zu sein. In Wirklichkeit ist es ja klar, daß die fünfzehnjährige Ehe Napoleons bürgerlich zurecht bestanden hat. Aber auch kirchlich kann man eigentlich nicht behaupten, sie wäre nicht richtig gewesen, ohne den Papst in eine schwierige Lage zu bringen. Hatte er denn nicht selbst seinerzeit in Paris Josephine zur Kaiserin gekrönt? Konnte er nun erklären, daß er eine Konkubine gesalbt und geweiht hätte? Allerdings war Pius VII. seinerzeit damit förmlich überfallen worden, man hatte ihm nur von der Krönung des Kaisers gesprochen und erst am Abend vorher mitgeteilt, daß er auch Josephine krönen müsse. In diesem letzten Augenblick, als das Festprogramm schon veröffentlicht war, scheute der Papst vor dem ungeheuren Skandal zurück, den eine Weigerung mit solcher Begründung notwendig hervorrufen mußte und da auch noch einige Napoleon hörige Bischöfe dem Heiligen Vater versicherten, das sakramentale Band der Ehe sei nachträglich in Ordnung gebracht worden, so fügte er sich damals. Da ist es nun schwer, jetzt auf einmal das Gegenteil zu erklären und so unterbleibt denn ein die Heirat entscheidend verhindernder Einspruch. Allerdings der Heilige Vater fühlt sich aufs schwerste hintergangen und ist mehr als entrüstet über Napoleons Vorgehen. Minute reservée à Son Excellence M. le comte de Metternich. Nichtunterzeichnete Schrift ohne Datum aus der Zeit des Aufenthaltes Metternichs in Paris, Juni 1810. B. u., St. A. Z. P.

Vater Metternich aber läßt nun dem Kaiser Franz versichern, Fürst Franz Georg Metternich an Kaiser Franz. Wien, 17. März 1810. Wien, St. A. er bedauere, daß sich »Allerhöchst Seine Majestät nicht selbst überzeugen könne, mit welcher Vorsicht, Gewissenhaftigkeit und Bestimmtheit die Konsistorialdekrete aufgesetzt sind … Es ist unglaublich,« heißt es da, »mit welcher Stärke und in welchem Kanonischen Geist dieses Werk abgefaßt wurde.«

Erleichtert schreibt Clemens an seine Frau: Clemens Metternich an seine Frau Lorel. Wien, 3. März 1810. B. u., St. A. Z. P. »Du wirst überrascht sein, meine gute Freundin, Neumann zu sehen. Ich schicke ihn Dir, um Dir zu melden, daß nun alles in Ordnung ist und die Heirat am 11. stattfinden wird. Wenn ich jemals in der Lage gewesen bin, meinen schwachen Unterhandlungsgeist zur Geltung zu bringen, so ist es bei der jetzigen Gelegenheit der Fall gewesen. Man kann sich leicht eine Vorstellung machen, wie die Lage eines armen Mannes sein kann und sein muß, der sich in dem Glauben alles beendet zu haben und im Begriff zu stehen, sich nun seines Werkes erfreuen zu können, plötzlich einem Erzbischof gegenübersieht (se retrouve bec à bec), der nicht vermählen will, weil er glaubt es nicht zu dürfen und dabei ist kein gutes Argument da, das dagegen spricht. Ich habe mich auf einmal zum Advokaten, zum Theologen entwickelt; ich zog alle französischen Gesetze an; ich habe den Ehescheidungsprozeß geführt und ihn schließlich gegen den Erzbischof und die Dummheit unseres neuen (französischen) Botschafters gewonnen. Denn ich gelte Dir vorn und hinten rund und in der Mitte ein Pfund für eines der größten Maulwerke Frankreichs und des Kontinents. So wird es wohl gemeint sein. Das Original lautet: car je vous donne vorn und hinten rund und in der Mitte ein Pfund pour une des plus grosses mâchoires de France et du Continent. Nun endlich ist alles gesagt und ich atme auf. Ab übermorgen beginnen die Feierlichkeiten, wir werden mehr als genug davon haben (par dessus la tête), aber mein schönstes Fest wird jenes sein, da ich Dich, meine Gute, wiedersehen werde. Ich sehne mich nach diesem Augenblick entweder in Paris oder hier.«

Am 4. März nun ist Marschall Berthier, Fürst von Neufchâtel, in Wien angekommen; bei dem feierlichen Einzuge tagsdarauf muß sich Kaiserin Maria Ludovika bei seinem Empfang liebenswürdig bezeigen, während Metternich, der genau weiß, wie schwer es ihr fällt, mit einem sardonischen Ausdruck im Gesicht dieser Szene zusieht. In diesem Augenblick wird ihm sonnenklar, daß er sich damit die Kaiserin für immer zur Todfeindin gemacht hat, denn nun weiß sie genau, daß niemand anderer als er die Heirat herbeigeführt und damit ihrem und ihrer Brüder stets napoleonfeindlichen Einfluß auf Kaiser und Hof den schwersten Schlag versetzt hat. Und dieser Mann erhält noch am Tage vor der Hochzeit die höchste Auszeichnung, die der Kaiserstaat zu vergeben hat, das Goldene Vließ, das alle Mitglieder des Herrscherhauses tragen und das jeden, der nicht dazugehört und doch den Orden erhält, fast auf die Rangstufe der allerhöchsten Familie erhebt. »Der Graf Metternich hat sich während der ganzen Dauer dieser Heiratsverhandlungen außerordentlich wohlgesinnt gezeigt«, meldet Graf Otto an Champagny. Wien, 11. März 1810. Wien, St. A. der französische Gesandte lobend nach Hause, »wenn er nach Paris mitkommt, wird ihn sein Vater als Minister des Äußern vertreten. Das Ansehen dieser Familie, das auf dem Bündnis mit Frankreich ruht, scheint mehr und mehr zunehmen zu sollen, denn in Österreich wie in Ungarn ist das französische System derzeit vorherrschend.«

Nun findet am 11. März 1810 um sechs Uhr abends in der Augustinerkirche die feierliche Vermählung statt, wobei Erzherzog Karl die Stelle des Bräutigams vertritt, den Napoleon mit den Worten darum gebeten hat: Napoleon an Erzherzog Karl. 25. Februar 1810. In Privatbesitz. »Wir haben unsere Augen auf Sie geworfen, dem wir eine besondere Hochschätzung gewidmet haben.« An den Vortagen ist viel von Liebe die Rede gewesen. Marschall Berthier hatte der Erzherzogin in der feierlichen Anrede gesagt, sein Kaiser wolle sie vorzüglich von ihrem Herzen entgegennehmen. Und jetzt wird auch am Altar wieder in feierlichen Worten von der Liebe eines Mannes gesprochen, der die ihm nun angetraute Frau noch nie gesehen hat. Marie Louise läßt alles bewegt, aber gottergeben über sich ergehen. Erzherzog Karl, der sich nach dem Urteil des französischen Gesandten schon vorher dadurch hervortat, daß er dem Brautwerber »beispiellose Ehren erwies«, zeigt seine Freude und sein trotz der Einstellung gegen Metternich wirklich überzeugtes Einverständnis mit dem festlichen Vorgang. Jetzt wird er jenem genialen Soldaten wohl nicht mehr auf dem Schlachtfelde begegnen müssen.

Der Minister findet, die Erzherzogin hätte sich bei der mit unerhörtem Prunk vollzogenen Feier, der das Demütigende des ganzen etwas verdecken sollte, »so verhalten, wie sie sich hatte verhalten müssen«. Metternich an Schwarzenberg. Wien, 12. März 1810. Wien, St. A. Bemitleidungswürdig ist die Kaiserin Maria Ludovika, die ihre Stieftochter zum Altar zu führen hat. Als sie danach an die Seite ihres Gatten zurückkehrt, droht sie umzusinken und doch besiegt sie ihre körperliche und seelische Schwäche.

»Ich habe sie, Verzweiflung im Herzen, bei allen Gelegenheiten, bei denen sie während dieser Feste erscheinen mußte, mit einer Weisheit, Würde und Ergebung auftreten sehen«, meldet der preußische Gesandte, Herr von Finkenstein an den König von Preußen. Wien, 2. April 1810. Interzept, Wien, St. A. »die weit jenseits jedes dafür möglichen Ausdruckes liegen. Alle die sie kennen, sahen, daß sie wohl dem Staate dies Opfer bringen mußte, darunter aber unaussprechlich litt.« Eine kleine Einzelheit bleibt nicht unbemerkt; der Ring paßte nicht an den Finger des den Bräutigam vertretenden Erzherzogs, man hat zudem auch vergessen, das entsprechende Maß Napoleons zu verlangen, darum werden schnell zwölf Ringe verschiedener Größe mit gleicher Chiffre und darin eingraviertem Datum der Hochzeit angefertigt und der Erzherzogin zur Mitnahme überreicht. Skall a. a. O. S. 347.

Die strahlenden Hochzeitsfackeln wurden aber, wie sich Dietrichstein dem Kaiser gegenüber ausdrückt, Fürst Dietrichstein an Kaiser Franz. Wien, 12. März 1810. Wien, St. A. durch so manches recht verdunkelt. Trotz allen nun so vertrauten Beziehungen ist am 20. Februar Andreas Hofer erschossen worden, viele Generale, Offiziere und andere Personen müssen fern gehalten werden, weil sie die Heirat verurteilen. Das gleiche ist in weiten Kreisen der Hofgesellschaft und insbesondere bei den diese beherrschenden großen Damen, wie auch der Fürstin Karlin Liechtenstein der Fall. Sie ist den Festen fern geblieben und mochte nicht einmal die Stadtbeleuchtung ansehen. »Die kleine Erzherzogin«, bemerkt sie, »ist ein wahres Opfer. Wie schrecklich ist es, diesem Manne seine Tochter zu geben.« Metternich hat an der Fürstin nie eine besondere Freundin gehabt, nun reiht auch sie sich in die Front seiner Widersacher ein. Selbstverständlich sind die Rußland nahestehenden Kreise, wie z. B. die der seit 1807 in Wien lebenden Fürstin Bagration, Metternichs alter Bekannten von Dresden her, ganz gleicher Meinung. Überhaupt schließen sich dieser Gesinnung die meisten vornehmen Frauen an, die Napoleons seinerzeitigen Ausspruch, wie seine Tambours sie behandeln sollten, niemals vergessen können.

Metternich dagegen ist, wie Gentz schreibt, »trunken vor Freude«. Tagebücher von Gentz a. a. O. Eintragung vom 21. Februar 1810. I/228 (ivre de joie). Er verteidigt sich den Damen gegenüber nicht, nur bei Wilhelmine Sagan, der schönen Kurländerin, deren Zauber er wieder verfällt, sucht er seine Politik zu rechtfertigen. Äußere Erscheinungen, wie das plötzliche Steigen der Kurse der österreichischen Zahlungsmittel, geben ihm scheinbar auch recht. Davon aber schweigt Clemens, daß er viele Gegner hat im Zaume halten müssen, unter ihnen den Freiherrn von Kolbielski. Er hat diesen Mann am 15. März, man muß schon sagen, auf Lebensdauer ins Gefängnis stecken lassen, weil er offen zeigt, daß er ganz und gar nicht mit der Heirat einverstanden ist und überdies allzuviel über den anno 1809 gegen Napoleon mit Vorwissen sehr hoher Persönlichkeiten geplanten Anschlag weiß. Eine etwaige Enthüllung darüber von seiner Seite würde freilich im jetzigen Augenblick ganz besonders unangenehm wirken. Darum hat Metternich dem Kaiser dringend vorgestellt: »Machen Euer Majestät in Wien mit Kolbielski ein Ende …, welcher hier als der Chef einer Oppositionspartei gegen jede Verfügung der Regierung auftritt, … ein Giftmischer … mit vielem Geist und keiner Moralität …, der sich wie der erste Minister einer feindlichen Macht« Metternich an Kaiser Franz. Vortrag Wien, 15. III. 1810. Wien, St. A. aufführt. Augenblicklich willfährt der Kaiser diesem Wunsche Metternichs, trotz persönlicher Verbindung mit jenem Manne.

Auch von Rußland her tönt Bedenkliches; die alte Freundin aus Berliner Zeiten, die Fürstin Dolgoruki, läßt sich sorgenvoll aus Petersburg vernehmen, weil diese nur mehr für ihre Kinder lebende Frau Metternich einen ihrer Söhne ans Herz legen will, der nach Wien zur Botschaft kommt. Sie benützt die Gelegenheit, um Clemens zu versichern, wie sehr ihr nicht nur das Glück ihrer Kinder, sondern auch das seine am Herzen liege: »Ach wie schrecklich ist es in der Welt und wie abscheulich ist, was alles geschieht und wahrscheinlich geschehen wird. Wie sehr beklage ich Sie aus dem tiefsten meiner Seele, daß Sie bis zum Halse in dieser verfluchten Politik stecken …« Fürstin Dolgoruki an Metternich ohne An- und Unterschrift. Petersburg, 4. März (1810). B. u., St. A. Z. P. Graf Saint-Julien berichtet zu gleicher Zeit aus Petersburg, welch »ungeheure Sensation« dieses Ereignis dort und welchen Eindruck es insbesondere auf den Minister des Äußern Grafen von Romanzoff gemacht hat. »Er wird unser erklärter Feind werden«, meint Metternich. Metternich an Graf Saint-Julien. Wien, 15. März 1810. Wien, St. A.

Aber über all diese Bedenken hat sich Clemens schließlich hinweggesetzt. Mittlerweile ist ihm die Nachricht zugekommen, daß man sein Erscheinen in Paris mit Vergnügen erwartet. Nun überblickt er die Zeit, die seit der Trennung von seiner Gattin verflossen ist: Metternich an seine Frau Lorel. Wien, 12. März 1810. B. u., St. A. Z. P. »Ja, meine liebe Lorel, seit dem Augenblick, da ich freigelassen wurde, also seit dem Vorabend der gigantischen Schlacht von Wagram, habe ich mich ständig an die Spitze all dieser Ereignisse gestellt gesehen. Ich habe die Dinge nach meiner Überzeugung geleitet, ich wollte einen guten Frieden schließen, bin aber nicht dazu gekommen. Doch verlor ich den Mut nicht und indem ich mich als erster Steuermann an die Führung stellte, habe ich inmitten des Sturmes auf einem Schiff ohne Takelwerk und Segel einen Hafen gesucht. Der Himmel und meine unerschütterliche Ruhe inmitten des Gewitters haben mich und uns alle gerettet. Du hast Dein gut Teil an all dem gehabt und wenn gestern das Volk durch die Straßen lief und ›Hoch der Kaiser, hoch Metternich!‹ rief, warst Du in etwas daran beteiligt. Ich habe Laborde angedeutet, daß es mir sehr schicklich erschiene, mich in einem der kaiserlichen Gebäude unterzubringen oder aber, wenn keines zur Verfügung stünde, mich auf Hofunkosten wohnen zu lassen.

Die Zeremonien hier sind wundervoll und die Franzosen sind einfach verblüfft gewesen, der Fürst von Neufchâtel vor allem, der vor lauter Rührung nur fortwährend weinte. Es ist eine Tatsache, daß wenn wir uns einmal in etwas einlassen, unser Prunk sich zum französischen verhält, wie Vermeilgeschirr zu Plated. Insbesondere auch die Feierlichkeit der Ordensverleihung war wundervoll. Ich allein bin mit dem Goldenen Vließ ausgezeichnet worden, alle Ritter der vier Orden im großen Ornat, der Kaiser auf seinem Thron, das Ganze sah aus wie der Hof Karls V. Der neue Redoutensaal der Hofburg, der herrlich ist, erhöhte noch, soweit es möglich war, den Eindruck dieser Zeremonie. Mein Vater versah die Funktionen des Doyens des Ordens und ein Drittel des Saales weinte.«

Metternichs Eitelkeit hat damit eine unerhörte Genugtuung erfahren. Nun geht sein Opfer daran, die Reise ins prunkvolle Ungewisse anzutreten. Am 15. März früh nimmt die Kaiserin tränenüberströmt Abschied von ihrer Stieftochter, die sie wie ein richtiges Kind geliebt und betreut und noch inniger an sich hatte fesseln wollen. Die Schicksalsreise der Kaisertochter beginnt in genau demselben Prunke und genau derselben Pracht wie dereinst jene der unglücklichen Marie Antoinette. Aber als die Kaiserin nach der Abreise Marie Louisens in die verwaiste Hofburg zurückkehrt, überwältigt sie neuerdings das Bewußtsein dessen, was da eigentlich geschehen ist und der Rückschlag auf die Anstrengungen der letzten Tage wirft sie förmlich nieder. Ihr Leiden und die seelischen Erregungen wirken dabei zusammen. »Der größte Beweis für mein Kranksein«, gesteht sie ihrer Mutter, Maria Ludovika an ihre Mutter. Wien, 22. März 1810. Estens. A., Wien, St. A. »ist die tiefe Melancholie, die mich umfängt … Ich erkenne mich nicht wieder, ich, die ich so sehr liebe mich zu beschäftigen, bleibe des Morgens stundenlang im Bette und möchte immer darin verweilen. Ich wünsche ganz allein und im Dunkel zu bleiben, das Sprechenhören oder Sprechenmüssen ist mir verhaßt, das Schreiben kostet mir schwere Mühe und weder der Arbeit, noch dem Lesen gelingt es mich zu zerstreuen.« Es ist wohl in erster Linie ihre Lungenkrankheit, die Maria Ludovika so weit herunter gebracht hat, aber seelische Erregungen, wie die eben durchlebten, sind gerade bei dieser Krankheit am allerschädlichsten.

siehe Bildunterschrift

Nichtausgenützter Paß der Gräfin Lorel Metternich, 1809. St. A. Z. P., Prag

Der Kaiser behandelt seine Gemahlin kühl; er leidet darunter, eine kranke Frau zu haben und gewöhnt sich daran, sie wenig zu sehen. »Sie ist eine Persönlichkeit von überragendem Geiste«, urteilt Gentz über sie, Tagebücher Gentz a. a. O. von Ende März 1810. I/249. »von hochgemuter Seele, die in ihrem Benehmen alles vereint, was nur immer Würde und Liebenswürdigkeit bewirken können. Bei diesen ihr so sehr widersprechenden Festen hat ihre Haltung alle Kenner in Erstaunen versetzt und entzückt. Diese Kaiserin wäre imstande, eine gewaltige Umwälzung hervorzurufen, wenn sie durch die Verhältnisse weniger benachteiligt würde. Aber von einer tödlichen Krankheit gequält, hat sie mit einem Manne zu tun, der blind ist gegen alles, was nicht im Umkreis einer dummen Einförmigkeit liegt und der zur Verzweiflung von zwanzig Millionen Menschen weder selbst herrschen, noch die Idee vertragen kann, einen anderen an seine Stelle zu setzen.« So beurteilt Gentz die Persönlichkeit des Monarchen und das Verhältnis des Kaiserpaares zueinander viel zu strenge, ohne sich über jenes zwischen dem Monarchen und Metternich ganz klar zu sein, den ja doch recht eigentlich der Herrscher an seine eigene Stelle gesetzt hat.

Indessen macht sich nun auch Clemens Metternich auf die Reise, um, wie er sagt, die so erreichte vorläufige Ruhe der Monarchie zu sichern und zu versuchen, mit dem »schmeichelhaften, aber so schwer zu verdienenden Allerhöchsten Zutrauen« versehen, in Paris das Bestmögliche herauszuschlagen. »So unternehme ich als ein mit dem vollen Vertrauen Eurer Majestät ausgerüsteter, in den Gang aller Verhältnisse der letzten Zeit eingeweihter Minister die Reise nach Paris zu dem Monarchen, … dessen mächtiger Arm ganz Europa umfaßt.« Metternich an Kaiser Franz. Vortrag, Wien, 14. III. 1810. Wien, St. A.

Die junge Kaiserin Marie Louise ist inzwischen in Ried im Innkreis mit der ihr entgegengefahrenen Königin Caroline zusammengetroffen. Beide mustern sich aufmerksam. Napoleons Schwester findet ihre neue Schwägerin frisch, sehr liebenswürdig, ja charmant und sehr schön gestaltet, aber nicht sehr hübsch. Königin Caroline an Königin Hortense. München, 18. März 1810. Paul le Brethon, Lettres et documents pour servir à l'histoire de Joachim Murat 1767-1815. Paris 1908, VIII/224. Im übrigen meint sie ihrem Gatten versichern zu können: »Diese da wird sich auf keine Weise in Intrigen mengen.« Königin Caroline an Joachim Murat. 18. März 1810. Brethon a. a. O. VIII/226. Schon in Braunau wird Marie Louise unter Carolinens Anleitung parfümiert und »in Französin« umgekleidet. Die junge Kaiserin ist, wie sie ihrem Vater schreibt, recht traurig, kann sich noch nicht trösten. Das »noch« in dieser Mitteilung ist allerdings vielversprechend.

In Kürze treffen auch die Königin von Neapel und Metternich, das alte Liebespaar, zusammen und sie gibt ihm zu verstehen, daß der Kaiser die Vollziehung der Ehe noch vor der zweiten religiösen Trauung wünsche. Er habe mit dem Bischof von Nantes darüber gesprochen und wolle auch Clemens als Minister des kaiserlichen Hauses davon Kenntnis geben, damit er die allerhöchste Familie darauf vorbereite und ihre etwaige Entrüstung darüber beruhige. Es ist kaum anzunehmen, daß es so war, wie Napoleon es später im Mémorial glauben machen will. Mémorial a. a. O. II/317. Dort heißt es, er habe Metternich darum gefragt, ob er nach dem Eintreffen Marie Louisens in Compiègne gleich die erste Nacht mit ihr verbringen dürfe.

Im übrigen läßt Caroline Murat die junge Frau nicht aus den Augen, was Marie Louise schon unangenehm wird; auch Metternich sieht sie zu oft, er geht ihr auf die Nerven, sie weiß ja, ihm verdankt sie es, daß sie nun so ins Ungewisse, Unbekannte hinausgestoßen ist und erscheint ihm nicht sehr gewogen, denn noch ist sie mit ihrem Schicksal nicht versöhnt.

In Haag, zehn Fahrstunden von München, erwartet sie am 17. März der Kronprinz von Bayern, dem sehr zu seinem Mißvergnügen der Auftrag wurde, sie zu »bekomplimentieren«. Besonders peinlich für ihn, der doch noch vor kurzem um sie angehalten und sich einen Korb geholt hat, allerdings sogleich darauf am 12. Februar 1810 anderweitig ein Verlöbnis eingegangen ist. Egon Cäsar Conte Corti, Ludwig I. von Bayern. Ein Ringen um Freiheit, Schönheit und Liebe. München, 1937. S. 138. Marie Louise ahnt anscheinend gar nicht, daß er sich um sie beworben hat, man hat ihr dies wohlweislich verheimlicht. Sie findet ihn gescheit, aber stocktaub und schwerer Zunge.

Nach nur vierundzwanzigstündigem Aufenthalt in München geht die Reise weiter. Metternich schwärmt in seinem Bericht aus Ulm darüber in den höchsten Tönen. »Jeder Tag gleicht einem Triumphzug … Allerorten erregt die erhabene Tochter Eurer Majestät allgemeine Freude … es ist mir bisher auch nicht ein geringfügiger Umstand zu Ohren gekommen, welcher nicht gleich befriedigend für Euer Majestät als Vater und Monarch wäre … Der Bürger, der Landmann, der Kaufmann und Grundbesitzer, alle ohne Ausnahme segnen Eure Majestät und Ihr erlauchtes Haus.« Metternich an Kaiser Franz. Ulm, 21. März 1810. Wien, St. A.

In Vitry sur Marne trifft die Kaiserin auf die Gräfin Metternich und den Fürsten Schwarzenberg, die ihr auf besonderen Wunsch Napoleons auf einige Tage entgegengefahren sind, um sie noch zu sehen und zu sprechen, bevor sie mit ihrem nunmehrigen Gatten zusammentrifft. Dieser Wunsch des Korsen ist auffallend, umsomehr als die beiden Marie Louise nach kurzer Zeit wieder verlassen, um nach Compiègne zurückzukehren. Die Gräfin wird wohl die Aufgabe gehabt haben, Marie Louise mitzuteilen, daß Napoleon nicht erst die neuerliche Zeremonie abwarten werde, um sie gänzlich zu seiner Frau zu machen. Es ist, als fürchte der Kaiser immer noch, es könnte in letzter Minute etwas dazwischen kommen und sich erst beruhigt fühlen wird, wenn die Ehe auch wirklich und tatsächlich vollzogen ist.

Im letzten Abschnitt der Reise eilt Napoleon selbst der Kaiserin entgegen und am 27. um zehn Uhr abends trifft das Paar in Compiègne ein, um sich nach einem rasch eingenommenen Souper gleich völlig zurückzuziehen. Nachts kommt dann auch Clemens Metternich über Paris an und begrüßt Lorel. Die böse Welt der Hauptstadt an der Seine macht gänzlich auf falschem Wege ihre Spässe darüber, die Fürst Karl von Clary und Aldringen seiner Frau gegenüber aus Compiègne mit der spöttischen Bemerkung wiedergibt: »Sie haben sich des Nachts auf der Straße getroffen, man sagt, daß erst ein so außerordentliches Ereignis notwendig war, wie diese Heirat und Reise, damit Herr und Frau von Metternich einander nachts begegnen.« Souvenirs du prince Charles de Clary-et-Aldringen. Trois mois à Paris lors du mariage de l'Empereur Napoléon Ier et de L'Archiduchesse Marie-Louise. Paris 1914, S. 44.

Das Ehepaar wird im Schlosse sogleich zur Familientafel geladen und Clemens erfährt schon in den ersten Stunden, daß die Ehe vollzogen ist. Jetzt gibt es kein Zurück mehr für die Erzherzogin. Nun ist Metternich völlig am Ziel, nun hat er das gebrachte Opfer auszunützen. Wenn das nur hinterdrein auch noch geht.

Der Korse ist ungewohnt liebenswürdig, spricht Metternich gegenüber, wie gänzlich er alles Vergangene vergesse und wie glücklich und ruhig die Zeit sein werde, der Österreich entgegengehe. »Es ist nun unmöglich, daß irgendetwas die natürlichen Bande störe, die sich zwischen uns soeben geknüpft haben.« Vom letzten Feldzug sprechend, erwähnt Napoleon zwei Pläne, die er gefaßt hatte, um Österreich völlig zu vernichten. »Ich hatte 300 Millionen (falscher) Wiener Bankozettel vorbereitet«, sagt er Metternich, »und hätte Euch damit überschwemmt. Zudem hätte ich die ungarische Verfassung garantiert. Aber jetzt gebe ich Euch die falschen Scheine zurück, nur müßt Ihr Reformen in Ungarn einführen, sonst werdet Ihr niemals genügend stark sein.« In dem Gedenken an den Feldzug 1809 meint der Kaiser weiter: »Ich wäre verloren gewesen, wenn Ihr mich bei Wiederaufnahme der Feindseligkeiten im September geschlagen hättet.« Dann war ihm das Wort »verloren« doch zu viel und er ersetzte es mit dem Ausdruck »sehr in Verlegenheit geraten«.

Und nun erzählt Metternich an Kaiser Franz. 4. April 1810. B. u., St. A. Z. P. Clemens dem Kaiser Franz wohl zu Gehör, er hätte Napoleon gedankt, daß er ihn bei den Friedensverhandlungen zurückgewiesen habe, denn einen solchen Vertrag hätte er niemals unterschrieben. »Ja, Ihr habt mir sehr schwache Unterhändler geschickt«, soll der Korse gesagt haben. Damit war die gesamte Schuld an dem so schlechten Frieden von Metternich ab auf Liechtenstein gewälzt. Schon kam auch in dieser Unterredung die Gefahr der Verstimmung Rußlands zur Sprache und Clemens merkt den Ärger über den Korb von Petersburg aus jedem Wort Napoleons heraus, der zwar den Zaren noch schont, sich aber dafür umso unzweideutiger über den Minister des Äußern Romanzoff ausläßt, von dem er sagt, es fehle ihm sowohl an Verstand als an Charakter. Metternich sieht schon, das wird schwere Verwicklungen geben.

Sonst aber ist Napoleon allerbester Laune. Er verteilt Orden an diejenigen, von denen er glaubt, daß sie sich um das Zustandekommen der Heirat die meisten Verdienste erworben haben. So wird das Großkreuz der Ehrenlegion natürlich Kaiser Franz verliehen und wenn dieser damit einverstanden ist, bekommen es auch Metternich und Schwarzenberg. Napoleon an Kaiser Franz. Compiègne, 24. März 1810. Wien. St. A. Ihnen zunächst wird der stellvertretende Bräutigam Erzherzog Karl damit ausgezeichnet. Das besondere Verhältnis zwischen diesem und dem Korsen zeigt sich in dessen ungemein herzlichem Briefe, der die Ordensverleihung begleitet. Napoleon an Erzherzog Karl. Compiègne, 28. März 1810. Wien, St. A. »Ich bitte Sie den Großadler der Ehrenlegion anzunehmen, den ich selbst zugleich mit 20.000 auf dem Felde der Ehre entweder verstümmelten oder sonst ausgezeichneten Soldaten trage. Das soll eine Verneigung vor Ihrem Genie als General und Ihrer seltenen Tapferkeit als Soldat sein.« Erzherzog Karl nimmt die Auszeichnung dankbar mit den Worten an: »Die Hochschätzung eines großen Mannes ist die schönste Ernte auf dem Felde der Ehre und ich war immer eifersüchtig darauf bedacht, Sire, die Ihre zu verdienen.« Das ist vom Standpunkt eines Österreichers etwas viel gesagt und der beobachtende Dietrichstein scheut sich auch nicht, dies dem Kaiser Franz gegenüber scharf zu kritisieren. Dietrichstein an Kaiser Franz. Wien 19. April 1810. Wien, St. A.

Von Metternich aus Paris gelangen nun stets Nachrichten nach Wien, die in den höchsten Tönen das Glück und die Zufriedenheit der jungen Herrscherin sowie den Stolz über das ihm entgegengebrachte Vertrauen zum Ausdruck bringen: »Seine Majestät der Kaiser behandeln mich auf die ausgezeichnetste Art und ich kann mit meinem bisherigen Aufenthalte in jeder Rücksicht nur äußerst zufrieden sein.« Metternich an Kaiser Franz. Compiègne, 29. März 1810. Wien, St. A.

Nun wird am 2. April die kirchliche Trauung mit beispielloser Pracht gefeiert; von St. Cloud kommend, zieht die herrliche, mit acht isabellfarbenen Hengsten bespannte Karosse durch den noch nicht ganz vollendeten Arc de Triomphe bis vor die Dianagalerie des Louvre. Dort werden die beiden Gatten feierlich zusammengegeben und danach findet im Thronsaal ein großer Empfang statt. Vor den Fenstern des Louvre konzertieren die berühmtesten Kapellen der Hauptstadt, die sich am Abend in ein Meer von strahlenden Lichtern taucht. Will man alles sehen und mitmachen, so kommt man kaum dazu, zwischendurch einen Bissen zu sich zu nehmen und das ist das einzige bei der Veranstaltung, das nicht ganz stimmt. Es war freilich schwierig dafür zu sorgen, angesichts dieser Unmenge von Festteilnehmern, von denen fast jeder für sich eine hochgestellte Persönlichkeit ist.

Graf Regnault de St. Angély hat das vorausgesehen und daher in einem seiner Kanzleiräume ein Diner für die engeren Hofangestellten bereithalten lassen. Die Herren sitzen schon bei Tische, als Metternich vorbeikommt, der scheinbar auch noch nichts zu sich genommen hat. Graf Regnault lädt ihn ein, Clemens nimmt mit Freude an und zeigt sich äußerst heiter, fröhlich und glücklich. Endlich beim Champagner erhebt er sein Glas, geht zu dem Fenster, von dem aus man auf die Menschenmasse im Garten blickt und trinkt »auf die Gesundheit des Königs von Rom«. So nämlich soll der Knabe heißen, den sich jedermann in Frankreich von des Kaisers neuer Gemahlin erhofft. Damit soll angedeutet werden, daß die Krone des Heiligen Römischen Reiches, die der Herrscher über Österreich dereinst niedergelegt, nun in unvergleichlicherer Macht und Größe in seinem Enkel und Napoleons Sohn wiederauferstehen soll. Vielleicht will es sogar andeuten, daß das neue Römische Reich dem antiken in der Zeit von dessen gewaltigster Ausdehnung gleichkommen, ja es noch überragen wird.

Kaum ist der Trinkspruch verklungen, kommt zufällig auch der Botschafter Rußlands Fürst Kourakine vorbei, der gleichfalls noch nicht gegessen hat. Es sind zwar nur mehr Reste der leckeren Tafel übriggeblieben, aber dessenungeachtet nimmt er die Aufforderung an und so entsteht ganz ungewollt ein Spiegelbild der völligen Umkehrung der Lage, die das große Ereignis mit sich gebracht hat. Einst, da Napoleon noch die Hand einer Großfürstin ersehnte, wurde das Botschafterpaar Österreichs als Feinde Frankreichs höchst zurückhaltend, ja schließlich vor 1809 wegwerfend behandelt, wobei der russische Vertreter vor allen anderen Diplomaten einherging. Jetzt ist es Metternich, der als »Familienbotschafter« allen vorgezogen, geehrt und gefeiert wird, der Russe aber sich mit den kärglichen Resten der Tafel bescheiden muß. Mémoires du Chancelier Pasquier. Paris 1893, S. 383.

siehe Bildunterschrift

Großherzogin Katharina von Rußland, 1788-1818. Königin von Württemberg

Die Kaiserin aber hat für Metternich nach wie vor nicht viel übrig, obwohl er in Paris weilt, hat sie ihn noch nicht zu sich kommen lassen und tut dies erst, als Napoleon ihr förmlich Vorwürfe darüber macht, sie solle dies sogleich nachholen, den Diplomaten in Einzelaudienz empfangen und mindestens eine Stunde mit ihm im tête à tête bleiben. Das geschieht und als Ergebnis dieses durchaus förmlichen und höfischen Gespräches, versichert Metternich wieder einmal seinen allerhöchsten Herrn des ausgezeichneten Verhältnisses, in dem das hohe Ehepaar zueinander steht. Er wagt dabei sogar etwas zu sagen, was er gewiß selbst nicht glaubt, daß nämlich Marie Louise den Kaiser Napoleon »in Kürze führen« werde und dies »in einer Unzahl von Beziehungen«. Später wird Metternich von dem Korsen empfangen, der zunächst davon spricht, daß in Wien Äußerungen der Unzufriedenheit laut geworden seien und dies besonders auch in Zusammenhang mit dem Tode Andreas Hofers. »Das ist eine häßliche Sache«, meint Napoleon dazu, Metternich an Franz I. Paris, 4. April 1810. Wien, St. A. »und gegen meine Wünsche und Interessen geschehen. Hofer war ein tapferer Mann, auf den ich zählte, um ihn Tirol befrieden zu lassen. Bringen Sie Ihrem Herrn meine Entschuldigungen vor, aber Sie sehen, daß auch ich ebenso schlecht bedient werde, wie andere.« Dem Tiroler Helden aber nützt es nichts mehr, daß der Kaiser dies nachträglich bedauert.

Metternich versucht wieder territoriale Rückforderungen, Fiume, Teile des Litorale etc., ebenso wie eine Anleihe für Österreich zur Sprache zu bringen. Napoleon sagt nicht ja und nicht nein, weicht stets aus, indem er auf den allgemeinen Frieden auch mit England verweist, dann könnte man auch über all das näher sprechen. Clemens ist zudem bestrebt, seine eigenen Interessen zu wahren, solange das Eisen noch heiß ist. Es kommt die Sprache auf die Sequester und Beschlagnahmen, die neben Metternichs und Schwarzenbergs Besitzungen auch solche Stadions und vieler anderer großer Herren der österreichischen Monarchie betreffen. Napoleon erklärt sich bereit, die beiden ersten aufheben zu lassen, worauf Clemens betont, seine Sache und die Schwarzenbergs nicht von der der anderen trennen zu können. Der Kaiser sagt alles in allgemeinen Worten zu, worauf sich Metternich am 6. April gleich an Champagny wendet und ihm dies vor Augen hält.

Clemens' Vater, der seinen Sohn nunmehr in Wien vertritt, unterrichtet Stadion von der Lage der Dinge. »Ich freue mich«, meint Stadion eigenhändig an Metternich. Wien, 15. April 1810. B. u., St. A. Z. P. dieser hierauf zu Clemens, »daß die Maßnahmen der Ungerechtigkeit und Strenge, die gegen die Güter Ihrer Familie und der Schwarzenbergs verfügt wurden, schon widerrufen wurden, … und so die ersten vierundzwanzig Stunden Ihres Aufenthaltes am Hofe Frankreichs Erfolge gezeitigt haben. Ich freue mich auch, daß über Ihre Bitten auch die übrigen Sequester aufgehoben werden sollen. Doch konnte ich Ihrem Vater gegenüber die Bemerkung nicht unterdrücken, daß so präzise auch die Ihnen gemachten Versicherungen lauten, ich das Ganze noch nicht als Tatsache betrachten könnte.« In der Folge bleiben wirklich nur die beiden erstgenannten Sequester aufgehoben, was Metternich wohl einen Augenblick peinlich ist, woran er aber nichts ändern kann.

Franz I. gegenüber schwärmt Metternich auch in der Folge tüchtig weiter: Metternich an Kaiser Franz. Paris, 16. April 1810. Vorträge, Wien, St. A. »Napoleon hat vielleicht mehr schwache Seiten als viele andere und wenn die Kaiserin fortfährt, sie so zu benützen, wie sie die Möglichkeit nun anzusehen anfängt, so kann sie sich und ganz Europa die größten Dienste erweisen. Er ist so bestimmt verliebt in sie, daß er dies Gefühl gegen niemand birgt und alle seine Gewohnheiten, Lebensweise etc. ganz der ihrigen unterwirft … Ich habe vor wenigen Tagen ein paar Stunden bei der Mutter Seiner Majestät zugebracht, die mir mit Tränen in den Augen von dem Glücke ihres Sohnes sprach und in dem der Kaiserin jenes der Welt sucht.«

In hochtrabenderen Worten kann man kaum mehr sprechen. »Eine gute Hausfrau Metternich an Kaiser Franz. Compiègne, 29. März 1810. Wien, St. A. ist doch das Wertvollste für mich und ich beginne jetzt erst zu leben«, Metternich an Kaiser Franz. 9. Mai 1810. Wien, St. A. solche Aussprüche will Metternich von Napoleon gehört haben. In Wirklichkeit söhnt sich auch Marie Louise, dank der ihr überall entgegengebrachten Huldigungen, der namenlosen Pracht, die sie in ihrer hohen Stellung umgibt, und nicht zuletzt auch dank der Aufmerksamkeit ihres Gemahls und der Gewalt ihrer Sinne, mit ihrer Stellung mehr und mehr aus. So hat Metternich leichteres Spiel, die von ihm beförderte Heirat nun im rosigsten Lichte als ein ungeheures Glück darzustellen, das er der Tochter seines kaiserlichen Herrn und jenem gewaltigen Mann bereitet hat.

In der Besorgnis, daß sich zwischen Marie Louise und ihrer Vorgängerin bei einem Zusammentreffen unangenehme Zwischenfälle ergeben könnten und der Überzeugung, ein solches müßte unbedingt für beide Teile peinlich sein, dringt Metternich mit Erfolg darauf, daß sich die beiden Frauen vorläufig ausweichen. Marie Louise folgt da gerne Clemens' Meinung, die er ihr nach seinen eigenen Worten »unterschiebt«, ganz so wie er es mit Erfolg immer bei Franz I. tut.

Nach den ersten glücklichen Wochen treten die Herrscherpflichten wieder in den Vordergrund. Die Schwierigkeiten in Spanien dauern an und auch in Holland steht es schlimm. König Louis hat sich dort gegen die Kontinentalsperre verwahrt und will die Krone zurücklegen. Weite Gebiete Hollands werden nun zu Frankreich geschlagen und Napoleon will eine Reise dorthin in Begleitung seiner jungen Gemahlin tun, um zu zeigen, daß er doch eine Urenkelin Maria Theresias zur Frau hat, die im Gegensatze zu ihrem Sohne Joseph II. dort immer noch in guter Erinnerung ist. Napoleons Schwester Caroline begleitet die beiden, auch Metternich, seine Frau und Schwarzenberg sind mit von der Reise. Marie Louise hat ihre Abneigung gegen Clemens noch nicht besiegt, die Königin von Neapel ist ihr gleichfalls unsympathisch und bei der Beobachtung, wie die beiden zueinander stehen und auftreten, steigt ihre Abneigung noch. In Cambrai legt der Korse den beiden Herren nahe, wieder nach Paris zurückzukehren. Sie sollen nicht sehen, wie man in Holland wohl der Österreicherin Marie Louise huldigt, aber viel weniger ihm, dem großen Napoleon. Als gleichzeitig auch Caroline zurückkehrt, da schreibt Frankreichs junge Kaiserin in ihr Tagebuch: Bourgoing, Herz der Kaiserin a. a. O. S. 42, offenbar nach dem Reisetagebuch Marie Louisens zitiert. »Die Königin von Neapel verließ uns und mit ihr Graf Metternich. Umso besser, er ist der ekelhafteste Geck, den es je auf Erden gegeben hat. Was die erstere betrifft, bin ich nicht böse, denn ich hege einen Groll gegen sie, weil …, aber in dieser Welt muß man die Kränkungen vergessen, ich finde mich damit ab. Umso besser, die beiden werden mir nicht fehlen.«

Metternich und die vergnügungslustige Caroline stürzen sich, kaum nach Paris zurückgekehrt, sofort wieder in die große Welt. Da gibt es z. B. einen wundervollen Ball bei Pauline Borghese; man tanzt dort einen »Altvater« (grandpère), eine Art Kotillon, in dem der Kavalier und seine Dame eine Folge verschiedener Figuren vorführen, was fast eine Stunde dauert. »Hier muß ich also dieses Vergnügen wiederfinden«, meldet Fürst Karl Clary, Clary-Aldringen, Trois mois à Paris a. a. O. 1. Juni 1810. S. 292. »das mich nun seit fünfundzwanzig Jahren langweilt. Die Königin von Neapel tanzt ihn bei jedem Ball mit Herrn von Metternich: Sie ist in der Hoffnung, schon recht plump und tanzt trotzdem immerfort.«

Am 1. Juni kehrt auch das Kaiserpaar wieder nach Paris zurück. Wenn Metternich versucht, bei Napoleon noch etwas für sein Vaterland zu erreichen, hört er stets von neuem ausweichende Antworten. Der Korse hat nun einmal seine Erzherzogin und gedenkt nicht mehr dafür zu bezahlen. Einen Monat später gibt Fürst Schwarzenberg in der Botschaft ein prachtvolles Fest. In merkwürdiger Übereinstimmung mit dem Unglück am 30. Mai des Jahres 1770, als bei einem am Abend der Hochzeit Marie Antoinettes abgebrannten Feuerwerk ein ungeheures, viele Todesopfer forderndes Gedränge entstand, ereignet sich auch jetzt eine traurige Katastrophe. Eben wird in dem herrlich geschmückten, eigens aus leichtem Holzwerk erbauten Saale eine Quadrille getanzt, an der der König von Westfalen mit der kleinen Marie Metternich und die Königin mit deren Vater teilnehmen. Das Kaiserpaar hält gerade Cercle, als eine herabfallende Kerze die Gehänge aus leichter Gaze in Brand setzt und die Flamme im Nu auf das Gebälk übergreift.

»Ein Glück war es nur, daß ich nicht tanzte«, schreibt Marie Louise darüber ihrem Bruder Franz Karl, Marie Louise an Franz Karl. St. Cloud, 4. Juli 1810. Wien, St. A. »denn der Kaiser hatte nur Zeit mich abzuholen und im Garten zu führen, so stürzte schon der ganze Saal zusammen. Du weißt, daß ich nie erschrecke, folglich behielt ich meine ganze Kaltblütigkeit, bis den Augenblick, wo mein Gemahl in das Feuer zurückeilte. Ich weiß wirklich nicht, was mit mir geschah, denn ich fand mich plötzlich in den Armen des Fürsten Schwarzenberg und des Generals Lauriston, welche mich durch die Völle in Wagen brachten. Ich habe ihnen wirklich mein Leben zu verdanken, denn beide verließen ihre Gemahlinnen im Feuer, um mich in Sicherheit zu bringen. Die unglückliche Fürstin Pauline Schwarzenberg, Schwägerin des Botschafters, Gemahlin des Fürsten Joseph. welche ihr Kind im Feuer glaubte, stürzte sich im brennenden Saale, um es zu suchen und ward ein Opfer ihrer mütterlichen Zärtlichkeit. Viele Personen sind beschädigt.«

Das große Kind Marie Louise mit ihrem unbeholfenen Deutsch spricht dann ganz besonders aus diesem Brief, wenn nach diesem traurigen Bericht in einer Nachschrift zu lesen steht: »P. S. Lieber Franz, Du mußt die Mäuse, welche ich Dir schicke, mit Wasser anfüllen und es nachdem bei der Nase und den Mund hinauslassen, Du wirst sehen was geschieht.«

Auch die Königin von Neapel, die sich bei der ungeheuren Schnelligkeit, mit der der Brand um sich griff, laufend zu retten suchte und dabei zu Boden fiel, wurde nur durch die Geistesgegenwart des Großherzogs von Württemberg gerettet, die Königin von Westfalen aber durch Metternich aus dem Saale geführt.

Kein Mitglied der kaiserlichen Familie erlitt irgendeine Verletzung, aber im übrigen gab es viele Opfer. Als der Kaiser Marie Louise in Sicherheit gebracht hatte, kehrte er wieder auf den Brandplatz zurück und versuchte durch zwei Stunden dirigierend und befehlend in Rauch und Hitze und bald auch einem glücklicherweise einsetzenden Gußregen, Ordnung in das Chaos zu bringen. Auch die einstige Jugendliebe Metternichs, Madame de La Force, zählte zu den Verletzten. Er war gleichfalls wieder auf den Brandplatz zurückgekehrt und kam gerade dazu, als die Lüster zu Boden stürzten, die Mauern und die Decken des eigens für dieses Fest erbauten 1500 Menschen fassenden Saales einfielen und schließlich das ganze Gebäude in einen einzigen brennenden Schutthaufen zusammenstürzte. Er mußte zusehen, daß er sich selbst in Sicherheit brachte. Metternich an Kaiser Franz. 3. Juli 1810. St. A. Z. P.

Der schlechte Eindruck, den dieses Unglücksfest in Paris macht, wird aber bald durch die Feststellung zurückgedrängt, daß Marie Louise sich in Erwartung befindet. »Der Kaiser ist in einem schwer zu beschreibenden Jubelzustand«, meldet Metternich seinem allerhöchsten Herrn und benützt dies sofort, um auch sich wieder ein wenig zu erhöhen und seine eigentlich völlig erfolglose Tätigkeit in Paris durch hohes Selbstlob zu verdecken: »Übrigens kann ich dem Dienste und mir nur Glück wünschen, in dieser Epoche hier gewesen zu sein … Niemand wäre wie ich in der Lage, alle Fragen der wichtigsten Art so direkte mit dem einzigen Manne, welcher hier handelt, abtun zu können.« Metternich an Kaiser Franz. Paris, 9. Juli 1810. Vorträge, Wien, St. A.

In langen Gesprächen werden die verschiedensten Dinge geklärt. Napoleon gibt zu, er habe dem Zaren in Erfurt die Moldau und Walachei zugebilligt, nun tut ihm dies aber leid, jetzt hätte er sie lieber den Türken gelassen oder Österreich gegeben. Metternich wirft die Frage der Besetzung Serbiens durch sein Land auf; Napoleon hat nichts dagegen, erklärt, er habe in Erfurt ausdrücklich ausgemacht, daß Rußland rechts von der Donau nichts zu suchen habe. Der Korse arbeitet geradewegs auf ein Schutz- und Trutzbündnis mit Österreich hin. »Ich habe wider meine eigenen Interessen handeln müssen«, bemerkt er mit dem Hinweis auf Erfurt, »indem ich zur Vergrößerung Rußlands beitrug, das sein Spiel zu seinem Vorteil in einer Zeit gut gespielt hat, wo ich mit Euch beschäftigt war; aber ich hatte keine andere Wahl. Ihr wolltet den Krieg und so mußte ich ihn Euch so gut als möglich liefern. Eines meiner großen Mittel dazu war, Rußland so still zu legen (paralyser) … Jetzt aber müssen wir beide ein wahres Bündnis schließen, es gibt noch kein solches zwischen uns. Eine Familienverbindung ist sicherlich etwas, aber es ist nicht alles.«

Metternich weicht noch aus, aber er ist stolz darauf, sein Österreich jetzt durch den mächtigen Korsen umworben zu sehen. »Wir sind berufen, eine große Rolle zu spielen und wir sind – ich wage dies sogar gegen jeden gegenteiligen Schein zu behaupten – die stärkeren. Man wird uns sowohl von der einen, wie von der anderen Seite umwerben. Der Augenblick ist gekommen, da wir imstande sein werden, von der derzeitigen und der künftigen Lage der Dinge ungeheuren Vorteil zu ziehen.« Metternich an Kaiser Franz. Paris, 9. Juli 1810. B. u., St. A. Z. P.

Allerdings meint Metternich jetzt, sein »Gesichtspunkt sei hauptsächlich auf Ausforschen, auf die möglichste Bestimmung der nächsten und entfernteren Absichten Napoleons gerichtet.«

Interessiert hört Metternich zu, wenn Napoleon z. B. vom Zaren sagt: »Er hat gute Absichten, doch ist er ein Kind; der Graf Romanzoff aber schwebt immer in den Wolken (espace imaginaire).« – »Er jammert immer, ich jammere niemals, ich überlasse das den Frauen und handle. Wenn die Russen so verrückt wären, sich mit uns zu überwerfen, werden sie Finnland und die Herzogtümer Moldau und Walachei verlieren, Sie aber sollen wissen, daß Sie auf mich zählen können.«

siehe Bildunterschrift

Marie Louise, Erzherzogin von Österreich

So glaubt Metternich versichern zu können, daß in der Vermählung »eine Garantie liege, die durch kein anderes Ereignis ersetzt« werden konnte. »Jetzt ist Gelegenheit gegeben, die so tief gesunkenen inneren und äußeren Kräfte der Monarchie zu sammeln … Man würde sich jedoch nicht minder irren«, fügt Metternich hinzu, »wenn man dieser so glücklichen Verbindung eine Gewalt beilegte, welche sich auf alle Pläne Napoleons erstreckte oder diese vielleicht gänzlich zu modifizieren im Stande sei. Die Tendenz dieser Monarchie liegt in seiner Natur, sie kann modifiziert, ihr können Zügel angelegt – zernichtet kann sie jedoch nie werden.« Metternich an Kaiser Franz, 28. Juli 1810. B. u., St. A. Z. P. Das ist also jetzt Metternichs Überzeugung und danach wird er in der Folge handeln.

Clemens glaubt sich zu Hause noch in höchster Gnade und doch ist dem nicht ganz so. Man ist in Wien sehr enttäuscht, daß er weder Provinzen, noch Geld heimzubringen scheint, obwohl er nun schon so lange abwesend ist. Die großen Damen sowie die Rußland freundliche Clique in Wien sind nicht untätig. Es ist ihnen gelungen, sich bei Franz I. Gehör zu verschaffen und dem Minister des Äußern zu schaden. »Der Kaiser«, meldet der preußische Gesandte in Wien, Herr von Finkenstein an den König von Preußen. Interzept, Wien, 14. Juli 1810. Wien, St. A. »hat mit Mißbilligung von des Ministers Beziehungen zu der Königin von Neapel gesprochen und hinzugefügt, daß er seine eigenen Angelegenheiten besser geführt habe als jene des Staates.«

Napoleon lobt wohl das Verhalten Metternichs bei dem Unglück in Paris sehr, aber gerade das ärgert in Wien, daß der Korse ihn gar so sehr in den Himmel hebt. Es fällt dem Vater Metternich immer schwerer, den Platz für seinen Sohn warm zu halten und mehr oder weniger stets, besonders mit dem französischen Gesandten, gegen seine eigene Überzeugung zu sprechen. Er persönlich wünscht auch keine Feindschaft mit Rußland, während er im Sinne seines Sohnes dem Grafen Otto von der »dringenden Notwendigkeit eines engen Einverständnisses (concert) zwischen Frankreich und Österreich« sprechen muß, um, wie der Franzose bemerkt, »den Eingriffen jener Nation ein Ziel zu setzen, die auf ganz Europa lastet«. Graf Otto an Champagny. Wien, 6. Juli 1810. Interzept, Wien, St. A.

Dem Gesandten Frankreichs sind die verschiedenen Widerstände nicht entgangen, die sich der immer mehr hervortretenden Macht der Familie Metternich entgegenstellen. »Sie steht offensichtlich an der Spitze der Parteigänger Frankreichs«, meldet er nach Hause, Graf Otto an Champagny. Wien, 19. Juli 1810. Interzept, Wien, St. A. »und gegen sie richten sich auch alle Kabalen im Innern. Man kann hoffen, daß sie den dunklen Machenschaften der Feinde des Friedens widerstehen wird, aber das kann nur durch die wohlabgewogene Unterstützung Frankreichs geschehen, das daran interessiert ist, den Kredit dieser Familie zu erhalten.«

Clemens bemüht sich weiter, seinem Kaiser weiszumachen, daß Marie Louise anfängt, »einen nichts weniger als unbedeutenden Einfluß auf ihren Gatten zu gewinnen«. Metternich an Kaiser Franz. Paris, 20. VII. 1810. Vorträge, Wien, St. A. Davon ist in Wirklichkeit nicht im entferntesten die Rede, denn auch sie macht trotz allem in der Tatsache keine Ausnahme, daß keine Frau jemals auf die Entschlüsse Napoleons im großen einen bestimmenden Einfluß geübt hat. Und das ist nicht zu verwundern bei einer Persönlichkeit, die kühl erklärt: Mémorial a. a. O. II/487-489 der Erstausgabe. »Die Frau ist dem Manne gegeben, die Frau ist unser Eigentum, nicht wir das ihre, … die Natur hat aus den Frauen unsere Sklavinnen gemacht; nur durch unsere Dummheit wagen sie es anzustreben, uns zu beherrschen.«

Eben hat sich die Dame wieder gerührt, die für ihr Leben gerne auf den großen Eroberer Einfluß gewonnen hätte, aber bei ihm mit ihren Bestrebungen völlig Schiffbruch erlitt – Madame de Staël. Sie beabsichtigt nach Fertigstellung ihres neuesten Werkes »Über Deutschland« nach den Vereinigten Staaten zu gehen und erhielt eben die Erlaubnis, vorher einige, wenn auch nicht lange Zeit in Frankreich Aufenthalt zu nehmen. Im Laufe des September schreibt sie sogar an den Kaiser, um sich ihm durch Vorlage ihrer Arbeit wieder anzunähern; da hört sie plötzlich, daß die Polizei am 25. September das Geschäft ihres Verlegers geschlossen und die fünftausend Exemplare der Auflage jenes Buches beschlagnahmt hatte. Siehe das höchst aufschlußreiche Werk, Comtesse Jean de Pange, Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël. Paris 1938, S. 372. Metternich soll nun bei Napoleon für sie ein gutes Wort einlegen, bei dem er, wie jedermann sieht, nun so sehr in Gnade steht; durch Freunde hat sie ihn darum bitten lassen. Clemens versucht dies auch und wirft, als er bei dem Kaiser auf Widerstand stößt, die Bemerkung ein, es bilde doch eine gewisse Gefahr durch eine solche Behandlung der Schriftstellerin diese gleichsam mit der Gloriole einer Märtyrerin zu umgeben und ihr so zu einer noch größeren Berühmtheit zu verhelfen, als sie so schon besitzt. Aber Napoleon läßt sich nicht beirren: »Ich will sie nicht in Paris, das ist eine Maschine, die fortwährend in Bewegung ist und mir alle Salons aufrührt. Gerade in Frankreich ist eine solche Frau zu fürchten und ich will sie einfach nicht da haben.« Lady Blennerhassett, Frau von Staël. Berlin 1887-89,. III/275. Siehe auch Metternichs eigene Darstellung in E. C. C. Corti, Metternich und die Frauen vom Wiener Kongreß bis zum Lebensende.

Metternich hat in Wirklichkeit aus dem Handel mit Marie Louise nichts Tatsächliches herausgeschlagen. Alle Hoffnung auf Rückerwerbung von Provinzen und eine Anleihe wurden nur hinhaltend behandelt, der Handelsvertrag, den der Minister abgeschlossen hat, wird vom Hofkammerpräsidium als für Österreich geradezu verderblich beurteilt, Über die vom Staatskanzler Herrn Grafen von Metternich abgeschlossene Convention, 25. September 1810. Vorträge, Wien, St. A. so daß schließlich Clemens selbst gezwungen ist, dem Kaiser zur Ratifikation nicht einzuraten. Metternich an Kaiser Franz. Wien, 18. IX. 1810. Vorträge, Wien, St. A.

Österreichs Minister des Äußern hat, grob gesagt, die Ware geliefert, bevor er den Gegenwert erhalten und jetzt schwindet die Aussicht darauf gänzlich. Metternich wollte Napoleon im Interesse Österreichs binden und völlig umgekehrt versucht nun der Korse den Kaiserstaat gänzlich in seine Fänge zu bekommen und ihn, wie er es noch bei jedem Staate getan, zur Heeresfolge heranzuziehen, die ihm stets das Wichtigste ist. In diesem Punkte aber bleibt Metternich vorsichtig und zurückhaltend. Er weiß genau, Napoleon ist auf dem Wege zum Kampf mit Rußland, hat ihm doch der Korse selbst gesagt: Précis sommaire d'une conversation avec l'Empereur Napoléon après son lever à St. Cloud le 20 septembre 1810. Wien, St. A. »Ich werde Krieg mit dieser Macht haben aus Gründen, die jenseits jeder menschlichen Einflußnahme stehen, denn sie liegen in der Natur der Dinge selbst.« Der Minister will ihn auch gar nicht davor zurückhalten, denn seine geheime großzügige Idee geht dahin, der Korse, der ja jetzt mit dem Kaiserstaat an der Donau so gut steht und dessen Gattin die Tochter seines Herrschers ist, werde ihm den gewaltigen, immer gefürchteten Feind im Norden niederschlagen und Österreich dadurch Luft machen. Ja selbst wenn dies nicht geschieht, denkt der Minister, werden sich diese beiden Großmächte in einem Riesenkampf doch so schwächen, daß es für Österreich nur von Vorteil sein kann. Wenn aber dann Napoleon fragt: »Die Zeit wird also kommen, da der Bruch unvermeidlich ist, welche Rolle werdet Ihr dann spielen?«, da muß er irgendwie Farbe bekennen und Metternich kommt da sicherlich viel mehr entgegen als er in seinen Berichten an Kaiser Franz zugibt. Der Minister erklärt da allerdings auch vorbeugend, er könne darauf nur als Kosmopolit, aber keineswegs als Minister des Äußern antworten. Es ist aber höchst wahrscheinlich, daß er damals schon dem Korsen Heeresfolge zugesagt hat, wenn auch noch nicht festgesetzt wurde, in welchem Ausmaß. Denn Clemens steht zweifellos in dieser Zeit unter dem Eindruck der Allmacht des französischen Herrschers, dieses genialen Soldaten, an dessen Seite das Kaiserin genannte Kind Marie Louise reiten lernt, auf die Jagd geht, Billard spielt und sich über den Bereiter Franconi unterhält, der »sich einen Hirschen wie das beste Pferd abgerichtet hat und auf ihm voltigiert«. Marie Louise an ihren Bruder Franz Karl. St. Cloud, 22. September 1810. Wien, St. A.

Dürftig, höchst dürftig, ja fast ganz negativ ist, was Metternich erreicht hat. Auch äußerlich zeigt sich das Nachlassen Napoleons im Eifer, Österreich gefällig zu sein. Er ließ das Medaillon schätzen, das der Brautwerber Berthier bekommen hat und es wird mit 150.000 Francs bewertet. Anfangs wollte der Kaiser Metternich ein Geschenk gleicher Kostbarkeit geben und Champagny verspricht ihm auch eine solch prächtige Dose. Schließlich erhält Clemens vorerst nur eine Büste des Kaisers, einen Gobelin und ein Service aus Sèvresporzellan, alles in allem etwa 12.000 Francs wert, Thürheim, Ligne a. a. O. S. 210. welch letzteres Geschenk den spöttischen Feldmarschall Fürsten de Ligne zu der Bemerkung veranlaßt, »service pour service«. Frédéric Masson, L'Impératrice Marie Louise. Paris 1902, S. 141.

Nun aber muß Metternich mit seiner Frau zurück in die Heimat; es ist höchste Zeit. Statt wie ursprünglich geplant vier Wochen, ist er nun schon mehr als ein halbes Jahr ausgeblieben und daheim hat sich ein Gewitter gegen in zusammengezogen, das es zu beschwören gilt.


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