Charles de Coster
Uilenspiegel und Lamme Goedzak
Charles de Coster

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XIX

In der Mitte des Augusts, wo die mit Korn gesättigten Hühner taub bleiben bei dem schmetternden Liebesruf des Hahns, sagte Uilenspiegel zu seinen Seeleuten und Soldaten: »Der Blutherzog, der in Utrecht ist, wagt es, ein geweihtes Plakat herauszugeben, worin er allen Bewohnern der Niederlande, die sich nicht unterwerfen wollen, unter andern Gnadenbeweisen Hunger, Tod und Elend verspricht. Alles, was noch unversehrt ist, sagt er, muß vertilgt werden, und Seine Königliche Majestät wird die Niederlande mit Fremden besiedeln. Beiß, Herzog, beiß! Die Feile bricht den Zahn der Viper; wir sind Feilen. Heil den Geusen!

Alba, das Blut berauscht dich! Denkst du, daß wir Angst haben vor deinen Drohungen oder daß wir an deine Milde glauben? Deine herrlichen Regimenter, deren Preis du in der ganzen Welt gesungen hast, deine Unbesieglichen, deine Unwandelbaren, deine Unsterblichen, haben sieben Monate damit zugebracht, Haarlem zu beschießen, die schwache Stadt, verteidigt von Bürgern; wie sterbliche Menschen haben sie in der Luft den Tanz der aufflatternden Minen getanzt. Die Bürger haben sie mit Pech begossen; schließlich haben sie glorreich gesiegt und die Entwaffneten abgekehlt. Hörst du, Henker, die Stunde Gottes schlagen?

Haarlem hat seine wackern Verteidiger verloren, seine Steine schwitzen Blut. Haarlem hat bei der Belagerung zwölfhundertachtzigtausend Gulden verloren und ausgegeben. Der Bischof ist wieder eingesetzt worden; mit leichter Hand und fröhlichem Gesichte segnet er die Kirchen ein. Don Fadrique ist dabei bei diesen Einsegnungen; der Bischof wäscht ihm die Hände, die vor Gott rot bleiben, und spendet ihm das Abendmahl in beiden Gestalten, wie es dem armen Volke verwehrt ist. Und die Glocken läuten, und das Glockenspiel wirft seine leisen, melodischen Weisen in die Luft: es ist wie ein Gesang von Engeln über einem großen Beinhause. Aug um Aug, Zahn um Zahn! Heil den Geusen!«


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