Heinrich Heine
Atta Troll
Heinrich Heine

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Kaput IX.

    Wie die scharlachrothe Zunge,
Die ein schwarzer Freiligräth'scher
Mohrenfürst verhöhnend grimmig
Aus dem düstern Maul hervorstreckt:

    Also tritt der Mond aus dunkelm
Wolkenhimmel. Fernher brausen
Wasserstürze, ewig schlaflos
Und verdrießlich in der Nacht.

    Atta Troll steht auf der Koppe
Seines Lieblingsfelsens einsam,
Einsam, und er heult hinunter
In den Nachtwind, in den Abgrund:

    »Ja, ich bin ein Bär, ich bin es,
Bin es, den ihr Zottelbär,
Brummbär, Isegrim und Petz
Und Gott weiß wie sonst noch nennet.

    »Ja, ich bin ein Bär, ich bin es,
Bin die ungeschlachte Bestie,
Bin das plumpe Trampelthier
Eures Hohnes, eures Lächelns!

    »Bin die Zielscheib' eures Witzes,
Bin das Ungethüm, womit
Ihr die Kinder schreckt des Abends,
Die unart'gen Menschenkinder.

    »Bin das rohe Spottgebilde
Eurer Ammenmärchen, bin es,
Und ich ruf' es laut hinunter
In die schnöde Menschenwelt.

    »Hört es, hört, ich bin ein Bär,
Nimmer schäm' ich mich des Ursprungs,
Und bin stolz darauf, als stammt' ich
Ab von Moses Mendelssohn!«



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