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Anhang

I.
Der genaue Wortlaut in der Sudhoffschen Reproduktion [Paracels.-Forschg. II. S. 103–104] ist:

Theologorum Patrono Eximio domino Erasmo
Roterodamo vndicunque doctissimo suo optimo.

Que mihi sagax musa et Alstoos »Sagax Musa« sowie »Alstoos« bezeichnen symbolische Repräsentanten seiner Naturwissenschaft. Mit »Alstoos« hängt unzweifelhaft ἅλς [Salz] zusammen, denn dieses war ja eines der drei berühmten substanzbildenden Prinzipien bzw. Grundqualitäten Sulphur, Mercurius, Sal. Und gerade Paracelsus hatte ganz scharfsinnig dem Salz ein permanent wirkendes physiologisches und biologisches Moment zuerkannt. tribuit medica, candide apud me clamant Similium Iudiciorum manifestus sum Auctor.

Regio epatis = Gebiet der Leber. pharmacijs non indiget, nec alie due species indigent Laxatiuis, Medicamen est Magistrale Archanum = bezeichnet ein Paracelsisches Präparat. potius ex re confortatiua, specifica et melleis abstersiuis id est consolidatiuis, In defectum epatis essentia est, et que de pinguedine renum Pinguedo renum = trüber und niederschlagsreicher Urin. medicamina regalia sunt perite laudis. Scio corpusculum Mesuaijcas Joh. Mesueh ein arabischer Arzt d. 8. Jahrhdts.; nach ihm ist der ostindische Eisenholzbaum Mesuë benannt. tuum non posse sufferre colloquintidas, nee Aliquot [aliquod] turbidatum seu minimum de pharmaco Sudhoff bezieht mit Recht dieses Wort auf galenische Heilmittel. Scio me Aptiorem et in Arte mea peritiorem, et scio que corpusculo tuo valeant in vitam longam, quietam et sanam, non indiges vac[u]ationibus.

Tertius morbus er meint pinguedo renum. est vt apertius Loquar, que materia seu vlcerata putrefactio seu natum flegma vel Accidentale colligatum, vel si fex vrinae = etwa Fällungsprodukt des Harns. vel tartarum Das ist der bereits genannte Ablagerungs-Vorgang. Die Lehre vom Tartarus – ein Hauptbestandstück seines medizin. Systems – bezog sich auf die Erscheinungen des inneren menschl. Körpers, wenn überhaupt Ausscheidungen, Praecipitate, Versinterungen oder Steinbildungen in den Nieren, der Harnblase, der Gallenblase u. a. entstehen. Der Name Tartarus rührt vom Weinstein [Cremor tartari], dem heutigen sauren Kalisalz der Rechtsweinsäure (Acidum tartaricum) her, der sich bei der Gärung des Traubensaftes absetzt. Davon das Bild. Auch die moderne Medizin und Chemie verwendet dieses aus kleinen rhombischen Kriställchen bestehende »saure Kaliumtartrat« [C 4H 5 O 6K] vasis vel Mucillago = von mucus Schleim, zähflüssige durchscheinende Masse. de reliquijs e spermate, vel si humor nutriens viscosus vel bithuminosa pinguedo resoluta vel quicquid huiusmodi sit, quando de potentia salis (in quo coagulandi vis est) coagulabitur quemadmodum in silice, in berillo potius, similis est hec generatio, que non in te nata perspexi, sed quicquid Iudicaui de minera frusticulata Marmorea existente in renibus ipsis indicium feci sub nomine rerum coagulatarum.

Si optime Erasme Mea praxis specifica tue Excellentie placuerit Curo ego vt habeas et Medicum et Medicinam.

Vale

Theophrastus.

   

Darauf hat Erasmus geantwort [Wir bringen hier die Sudhoffsche Feststellung des Textes die auf Grund eingehender Vergleiche entstand und zwar beruhend auf: dem ersten Druck Bodensteins in De gradibus 1562 und dessen 2. Ausgabe vom Jahre 1568, dem Huserschen Abdruck (Quartausgabe. III. S. 340), dem Dorns in der »Philos. Magna« und dem des Leo Suavius von 1568.]:

II.
Rei medicae peritissimo Doctori Theophrasto Eremitae, Erasmus Roterodamus S[alutem].

Non est absurdum, medico, per quem Deus nobis suppeditat salutem corporis, animae perpetuam optare salutem. Demiror, unde me tam penitus noris, semel dum taxat visum. Aenigmata tua non ex arte medica, quam nunquam didici, sed ex misero sensu verissima esse agnosco. In regione hepatis iam olim sensi dolores, nec divinare potui, quis esset mali fons. Renum pinguedines ante complures annos in lotio conspexi. Tertium quid sit, non satis intelligo, tamen videtur esse probabile mihi, id molestare ut dixi. Hisce diebus aliquot nec medicari vacat, nec aegrotare, nec mori, tot studiorum laboribus obruor. Si quid tamen est, quod citra solutionem corporis mihi possit lenire malum, rogo ut communices. Quod si distraheris, paucissimis verbis ea, quae plusquam laconice notasti, fusius explices, aliaque praescribas remedia, quae dum vacabit queam sumere. Non possum polliceri praemium arti tuae studioque par, certe gratum animum polliceor. Frobenium ab inferis revocasti, hoc est dimidium mei, si me quoque restitueris, in singulis utrumque restitues. Utinam sit ea fortuna, quae te Basileae remoretur. Haec ex tempore scripta vereor ut possis legere. Bene vale

Erasmus Roterodamus
suapte manu.

III.
Manes Galeni adversus Theophrastum, sed potius Cacophrastum.

Audi qui nostrae laedis praeconia famae,
      Et tibi sum rhetor, sum modo mentis inops,
Et dicor nullas tenuisse Machaonis artes,
      Si tenui, expertas abstinuisse manus.
Quis feret haec? viles quod nunquam novimus herbas
      Allia nec cepas. novimus helleborum.
Helleborum cuius capiti male gramina sano
      Mitto, simul totas imprecor anticyras.
Quid tua sint fateor spagyrica sompnia, Vappa,
      Nescio, quid sit ares, quidve sit yliadus,
Quidve sit Essatum et sacrum inviolabile Taphneus,
      Et tuus Archaeus Ares, Yliadus und Archaeus sind typische Qualitäten der Paracelsischen Naturphilosophie., conditor omnigenus.
Tot nec tanta tulit portentosa Africa monstra,
      Et mecum rabida prelia voce geris?
Si iuvat infestis mecum concurrere telis,
      Cur Vendelino Bezieht sich auf eine Disputation mit einem gewissen Vendelinus. Vielleicht fand sie 1526 in Straßburg statt. Wie wir schon oben sagten, vermutet man eventuell in ihm den Plagiator und medizinischen Charlatan Wendelinus Hock aus Brackenau, Württemberg turpia terga dabas?
Dispeream si tu Hippocrati portare matellam
      Dignus es, aut porcos pascere, Vappa, meos.
Quid te furtivis iactas cornicula pennis?
      Sed tua habet falsas gloria parva moras,
Quid legeres? stupido deerant aliena palato
      Verba et furtivum destituebat opus.
Quid faceres demens, palam intus et in cute notus,
      Consilium laqueo nectere colla fuit,
Sed vivamus, ait, nostrum mutemus asylum,
      Impostura nocet, sed nova techna subit,

Iamque novas Macro »Macer Floridus« war ein wertloses Kräutergedicht [IX. und X. Jahrhundert], das Hohenheim in seinem Baseler Kolleg »Scholien zu den Poemata Macri de Virtutibus Herbarum« besprach. Im selben Sinne, wie er diese Schrift auch nie lobend hervorgehoben hat, so sind auch Allium [Knoblauch] und Cepa [Zwiebel], die der Pasquillont weiter oben hervorhebt, zu keiner Zeit Mittel seines vorzugsweise metallisch-chemischen Arzneischatzes gewesen. Auch das sind grobe Verzerrungen. cur non faciemus Athenas?
      Nondum auditorium rustica turba sapit.
Plura vetant Stygiae me tecum dicere leges,
      Decoquat haec interim, lector amice vale!

Ex inferis.

Staatsarchiv Basel Stadt. St. 73 D. 18.

Nach der Kopie des Staatsarchivars Dr. Wackernagel [Sudhoff-Schubert: Paracels.-Fschgn. II. S. 35-36].

IV.
Ein deutscher Brief über Hohenheim bei Michael Neander.

Buchtitel: Orbis terræ partium svccincta
explicatio ....Michaele Neandro
...
Lipsiae. Anno M.D.LXXXVI.
[Bl. 59-62b]:

Gottes gnade durch Jesum Christum vnsern Erlöser / sampt meinen gantzwilligen diensten allezeit zuuorn / Achtbar / Erbarer / vnd wolgelahrter Herr Magister / Ewer schreiben desß datū den 5. tag Julij / sampt dem beygelegte meines lieben vettern Matthei Richtern hab ich den 8. tag Augusti von dem Boten zeiger dieses Brieffs empfangen. Und was meinen lieben Praeceptorē Doctorem Theophrastum belanget / das denn zu Basel geschehen / hab ich euch den nechst vergangenen Weyhnacht Leipzischen marckt geschrieben / kan aber wol mercken / der brieff sey euch nicht kommen / so hab ich auch den brieff meines Vettern / so auch die zeit gegeben / allererst auff den Oster Leipzischen marckt bekommen. Vnd wann ich solte was alda zu Basel diß halbe jahr von jhme mit den Galenischen Doctoribus vnd sonsten Krancken gehandelt ist worden / hette sollen beschreiben / hette ich warhafftig an einem gantzen Buch Papier nicht gnug / wiewol es mir auch vnmüglich / dieweil es für langst geschehen / ich num als alters halben vorgessen habe. Doch / so viel ich noch im gedechtniß / wil ich euch nicht verhalten / Da ich vngefehrlich wie man 29. oder 30. geschrieben hat / bin ich die Woche nach Michaelis gegen Basel kommen zu meinem Landsman / der damals Cantor in einem Particular alda gewest / der dann am schweren Fieber lange zeit kranck gewest / hab seinen Chor vnd stelle für jhn versorget / ist der mehr genannte Doctor vnd mein lieber Praeceptor, seliger gedechtnisß / Philippus Theophrastus Paracelsus, zu dem krancken Cantori gefordert kommen / hat er mich bey jhm gesehen / vnd gefragt / Waser Nation bistu? hab ich geantwort / ich bin ein Meißner / ich hab mich zu Heidelberg im studio verzert / wolte gerne diesen Winter / dieweil numals die dienste vberal verseumet / einem Bürger die kinder lehren / damit ich den Winter vnterhaltung möchte haben / hat er geantwortet / so du nicht weiter köndtest / ich wolt dich zu mir nemen / vnd dich vnterhalten / Bin auch froh worden / mit jhm gangen / doch dem krancken seinen Chor vnd stelle / weil er gelegen / mit seinem willen versorget. Da ich nun etliche zeit bey jhme gewest / ist eine Fraw zu jhm kommen / sich beklaget / jhr lieber Mann sey sehr schwach / sie besorge sich / er werde die nacht nicht vberleben / hat er jhm sein wasser bringen heißen / vnd drauff / da ers besehen / gesagt / Ewer Mann wird morgen das früestück mit euch essen / vnd frisch werden. Wenn das Gott wolte / hat sie gesagt / ich hab noch einen fl. vnd auch nicht mehr in meinem vermögen / ich wolte jhn euch gerne geben / hat er gesagt / Schickt jhm nur zu essen zu / jhr werdet es wol sehen. Den andern Tag vmb den mittag ist sie wieder kommen / hat den fl. bracht / für jhm nieder gefallen / jhm den gereicht / vnd gebeten / er wolte jhn vor gut annemen / vnd gesagt / sie hette nicht mehr zu Hauß vnd hofe / sie wolt jhm sonst mehr geben / darneben jhr Mann ist gar frisch von dem jenigen / das er jhr gegeben hat. Darauff er geantwortet / Liebes weib nim deinen fl. vnd keuffe dir vnd deinem Mann essen vnd trincken / vn danket Gott / etc. Was es aber war das er jhr gegeben / weiß ich ich nicht / es war ein weiß Puluer / das solte sie jhm in warmen Weine geben / vnd drauff schwitzen lassen. Deßgleichen weiß ich / das er Aussetzige / Wassersüchtige / Fallentsüchtige / Podagrische / Frantzösische vnd andere vnzehlich viel krancke gar vmbsonst curirt / das jhm denn die Galenischen Doctores nicht ohne merckliche schande nicht nachthun haben mögen / dadurch sie dann in große verachtung bey jederman kommen / vnd er Theophrastus dargegen geehret ist worden.

Noch eins / vnd damit zum beschluß / sagt einmal / Frantz / wir haben nicht geld / gab mir einen Reinischen Gülden / sprach / Gehe herfür in die Apotecken / laß Dir ein pfund Mercurij abwegen / vnd bringe mir jhn her / Ich thet das / brachte jhm den sampt dem vbrigen gelde (denn damals war der Mercurius nicht thewer) Da satzte er vier Ziegel auff dem Herde zusammen / das die lufft vnten geringes herumb gehen konte / vnd schüttete den Mercurium in ein Tiegel / satzte jhn zwischen die vier Ziegel / hieß mich Kolen drumb schütten / darnach auch lebendig fewer / vn wieder Kolen drauff / vnd ließens also fein mehlich angehen / giengen in die stuben / denn es die zeit kalt war / vber eine gute weile sprach er / vnser seruus fugitiuus möcht vns draußen entfliehen / wir müssen sehen was er macht / wie wir kamen / wolte er schon rauchen vnd wegfliehen / sprach er / sehe hin nim das keulgen zwischen die klufft / vnd halte es eine kleine weile hinein / es wird bald zergehen / wie denn geschach / Nun sprach er / nim die klufft wieder heraus / vnd decke den Tiegel vnd gib jhm gut fewer / vnd laß es stehen. Wir giegen dauon in die stuben / hatten deß im Tiegel vergessen / vber eine halbe stunde sprach er / Wir müssen traun sehen / was vns Gott bescheret hat / heb die stürtze vom Tiegel / das volbracht ich / es war aber das fewer gar abgangen / vnd im Tiegel alles gestanden / sprach er / Wie sihet es / Ich sprach / es sihet geel wie gold / je gold / solte es auch sein / sprach er / ich hub es heraus / zuschlug den Tiegel da es erkület / nams auch heraus / es war gold / er sprach / nim es / trage es zum Goldschmiede vber der Apotecken / vnd heiß mir geld dafür geben / ich thet es / der Goldschmied wuge es / es wug ein pfund weniger ein loth / vnd gieng / vnd holete geld / brachte einen ebenen Beutel von kartecken gemacht / voller Reinischer Gülden / vnd sprach / den bringe deinem Herrn / vnd sprich / es ist nicht gar / ich wil jhm das andere wol schicken / wenn ich habe. Ich brachte es jhm / es ist gut sprach er / er wird mirs wohl schicken. Es war ein keulichen einer ziemlichen Haselnuß groß / in roth siegelwachs eingemacht / was aber darinn / weiß ich nicht / gethurste auch scham wegen / als ein Junger / nicht fragen / ich glaub aber / das ers darumb that / das ich jhn vmb etwas ansprechen solte / er hatte mich sonst lieb / ich gleube er hette mir etwas mitgeteilet / so ich jhn gebeten hette. Das hab ich euch auff ewer schreiben nicht wollen verhalten. Den Elleborum muß man den tag ehe der Monat new wird / früh vor der Sonnen auffgang ausgraben / vnd darnach allererst damit gebaren / wie es mein Vetter gemacht / deß meinen schicke ich euch / dieweil ich sein selber wenig / ein klein büchslein vol / bitte der Herr wolle damit vor lieb nemen / ich wils kürtzlich wieder machen / kan euch mehr vbersandt werden. Was aber das oleum Antimonij belanget / weiß ich wol das es ein köstlich ding in der Medicin vnd Chimy ist / ich weiß auch die Retorten zu Görlitz / ich bin aber mehr zu alt / drey tage vnd nachte drüber zu brennen / darff mich nicht dran machen / Wie es aber der Herr Doctor Cepus zu Braunschweig macht / möchte ich gerne wissen. Damit ich aber euch mit meinem schreiben nicht vberdrüssig mache / wil ich also beschließen / vnd euch alle in vnsers Herrn Gottes allmechtigen schutz befehlen / meinem lieben Vettern hab ich hie beyliegende geschrieben / bitte freundlich / wollet es jhm zu schaffen / wil ich wieder vmb euch verdienen. Datum den 9. tag Augusti / Anno &c. 75. = 1575. Also 34 Jahre nach dem Tode Hohenheims.

Ewer Achtbarkeit allezeit
         gantz williger
                  N. N.

Erklärung der Tafeln: diese sind als Unterschriften zu den Bildern gesetzt worden. Re. für Gutenberg.

 

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Gedruckt in der Spamerschen Buchdruckerei Leipzig

 


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