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III.

Noch stand die Sonne nicht völlig am Himmel, der Tau lag auf den Grasspitzen, die Blumen schimmerten wie mit einem Silberschleier bedeckt; es war ein warmer, herrlicher Morgen, kirchenstill dehnte sich der Wald, nur leises Vogelsingen klang zuweilen durch die grüne Wildnis dahin, ein Zwitschern vom Nest, in dem das Weibchen seine Jungen behütete, ein volles Schlagen und Schleifen, mit dem der Vogel hoch emporstieg in das heitere, sonnenglänzende, leuchtende Blau über den letzten Laubkronen der Stämme.

Mr. Manfred blieb hart an seines Vetters Seite, er verließ ihn keinen Augenblick, er machte es ihm ganz unmöglich, dem Knaben unbemerkt auch nur ein einziges Wort zuzuflüstern. Lionel dachte nicht mehr an die Unterredung dieser Nacht, er kümmerte sich wenig um Geld oder Erbschaft, sein Auge blitzte hell und fröhlich, er fragte zum zwanzigstenmale den geduldigen Jack Peppers, wie denn nun die Jagd vor sich gehen werde.

»Der Jaguar lauert jetzt im Röhricht,« antwortete dieser. »Die Treiber haben ihn gestellt und sich dann zwischen den Felsen versteckt. Wenn wir kommen, müssen die Hunde das Wild aufspüren.«

»Ach, wären wir nur schon da!«

Eine Stunde weit führte der Weg durch den Wald, dann wurde das Unterholz seltener und endlich schimmerte ein Wasserstreif in der Ferne den Jägern entgegen. Wie ein Keil, spitz und langgestreckt, bohrte sich ein Ausläufer des Sees in das Holz hinein, zu beiden Seiten mit hohem Schilf bewachsen, fast noch dämmerig umhüllt von den Schleiern des Aufganges, ein stiller, abgeschiedener Ort, den trotzdem viele Vögel zu bewohnen schienen. Hie und da erhob sich kreischend ein Geier in die Luft, um dann sogleich seinen Platz auf dem nächsten Baume wieder einzunehmen, während andere rechts und links von ihm das gleiche sonderbare Spiel betrieben.

Jetzt schienen die Hunde unruhig zu werden, sie schnupperten am Boden, ihr Haar sträubte sich, nur die gehorsamen Tiere des Trappers waren noch zum Vorgehen zu bewegen, während die beiden Rüden des Gutsherrn winselnd zu den Füßen ihres Gebieters um Schutz zu bitten schienen.

Jack Peppers stand still. »Irgendwo im Schilf lauert die Bestie,« sagte er leise. »Wahrscheinlich ist sie bei ihrem Frühstück beschäftigt und hat einen so guten Bissen erwischt, daß wir nahe herankommen können, ohne gesehen oder gehört zu werden. Beobachten Sie nur die Geier, Sir! Es ist nur der Neid, der sie so unruhig hin- und herfliegen läßt!«

»Wir müssen uns jetzt trennen,« fuhr er fort, »so zwar, daß beide Ufer des Wasserarmes besetzt sind. Ich bleibe hier vorn, meine Hunde sollen die Unze heraustreiben.«

Er deutete mit der Hand die Richtung an, – leise schleichend suchten die beiden Männer in Begleitung der Knaben jeder für sich hinter einem dicken Stamm die nötige Deckung und nun begann der Trapper die Hunde in Bewegung zu setzen. »Vorwärts, Happy, mein gutes Tier! Vorwärts Carry! Sucht die Katze!«

Er selbst hatte das Gewehr an einen Baumstamm gelehnt und dafür vom Gürtel eine schwere Keule aus Eichenholz gelöst. Den Arm mit einem Schaffell umwickelt, stand er da wie ein römischer Fechter der Vorzeit, vollkommen ruhig, bereit, dem gefürchteten, den Löwen und Tigern der alten Welt ebenbürtigen Raubtiere entgegen zu gehen.

»Vorwärts, Happy! Vorwärts, Carry!«

Die Hunde gehorchten, sie drangen in die dichten Schilfmassen hinein, sie suchten mit gesenkten Schnauzen und schienen nach kurzer Frist die Spur gefunden zu haben. Ein wütendes Bellen verriet, daß ihr Todfeind entdeckt war.

Alle Geier kamen in Bewegung, sie kreischten und flogen durcheinander, Hunderte ihrer häßlichen Sippe erschienen zugleich, ein wirres Flügelschlagen und Lärmen begleitete einen Chorus anderer Stimmen, die sich aus der Mitte des Schilfmeeres erhoben. Von rechts und links stürzte aufgeschreckt, in voller Todesangst, ein Rudel Wasserschweine kopfüber in die stille Flut, während aus dem grünen Rahmen derselben ein dicker plumper Kopf mit glühenden Raubtieraugen zum Vorschein kam. Ein langer Schweif peitschte wütend die Halme, daß sie nach allen Seiten flogen, eine Stimme, brüllend wie der ferne Donner, scheuchte für den Augenblick den getrosten Mut aus aller Herzen. Der schwarze Kopf sah nach vorn, als suche er den Angreifer, das riesige, einem Königstiger an Größe gleichkommende Tier stand aufrecht in seiner vollen Höhe und schlug herausfordernd mit den Pranken in die Luft, während von allen Seiten die Geier in ganzen Wolken herbeiflogen, um den Körper eines getöteten Wildschweines, das vor den Füßen des Jaguars im Schilf lag, mit ihren scharfen Schnäbeln zu zerhacken und als gute Beute an sich zu reißen.

Wenigstens zehn Schüsse erfolgten zugleich. In den Bergklüften und hinter den uralten Bäumen blitzte der Pulverdampf, tönten laute jubelnde Zurufe. Die ausgesandten Neger mußten sich sämtlich in der Umgebung versteckt gehalten haben, vielleicht jeder einzelne in der Hoffnung, daß gerade ihm der Kernschuß gelingen, daß er so glücklich sein werde, Mr. Charly, dem geliebten Herrn, die vielbegehrte Beute, die scheckige Haut des Jaguars überreichen zu können.

Das Tier sprang hoch empor und fiel auf alle vier Füße zurück, es brüllte vor Wut und Schmerz, blutiger Schaum stand vor dem Maule, die Rückenhaare waren gesträubt, die Haltung geduckt, wie zum Sprunge. Noch im Todeskampfe schien es den einzig sichtbaren seiner Angreifer, den Trapper überfallen zu wollen.

Jack Peppers stand unbeweglich. Die Keule hielt er etwa in der Höhe seiner Augen, die Blicke waren fest auf das brüllende Raubtier gerichtet. Carry und Happy bellten immerfort um die Wette, – es schien, als dränge sich die Entscheidung des ganzen Unternehmens zusammen in dieser Minute.

Dann wagte der Jaguar den Sprung, welcher ihm so oftmals zum Siege, zur reichen Beute verholfen hatte; er setzte an, um im Fluge den Trapper zu packen und zu Boden zu reißen. Ein breiter Blutstrom drang aus seiner rechten Seite hervor, die große Gestalt schien zu schwanken, zu taumeln, sie berührte in einigen Fuß Entfernung vor dem kühnen Jäger den Boden und nun war ihr Schicksal besiegelt. Ein wuchtiger Hieb mit der Keule ließ die schlanken Glieder kraftlos zusammenbrechen.

Jack Peppers warf das gefährliche Instrument, nachdem es seine Dienste gethan, bei Seite und ergriff die Kugelbüchse, um den Kopf des Jaguars zu zerschmettern. Jetzt war der Sieg errungen, – aus den nächsten Gebüschen kamen schon die Neger herbeigelaufen, um in ihrer kindischen Weise den toten Feind zu umtanzen und ihn zu verhöhnen. Auch die beiden Knaben erschienen, endlich Mr. Manfred Trevor, – wo blieb aber der Gutsherr?

»Onkel Charles!« rief Lionel.

Keine Antwort.

»Onkel Charles, wo bist du? Wir suchen dich!«

Es blieb wieder alles still, auch der Trapper und Hermann riefen so laut sie konnten, aber ganz umsonst, nichts regte sich, keine Stimme gab Antwort.

Lionels Herz fing an, schneller zu schlagen. »Onkel Manfred,« bat er, »rufe du doch auch! – Hast du denn nicht gesehen, wo Onkel Charles Stellung nahm?«

Mr. Trevor zuckte zusammen. »Ich?« rief er. »Ich? Junge, wie kommst du darauf? Wie kannst du dir eine derartige Frage erlauben?«

Lionel wich zurück. »Onkel, du siehst mich an, als hätte ich dich einen Mörder genannt!« rief er. »Was hast du nur?«

Statt aller Antwort drehte Mr. Trevor das Gewehr mit dem Kolben nach oben und führte gegen den Knaben einen Hieb, der diesen getötet haben würde, wenn nicht Jack Peppers zur rechten Zeit dazwischen gesprungen wäre. »Was thun Sie, Sir?« rief er, den erbitterten Mann zurückdrängend. »Der junge Herr hat Sie mit keinem Worte beleidigt!«

»Doch!« schrie Mr. Trevor, »doch! Wie kann er – –«

Seine beabsichtigte Rede wurde jählings unterbrochen. Aus einer der entfernteren Partien des Schilfes erklang das laute Geschrei eines Negers, schwarze Hände hoben sich angstvoll in die Luft empor, ein schwarzes Gesicht sah kläglich hinüber zu der Gruppe weißer Männer. »O Mr. Charly! Mr. Charly! – Er ist tot!«

Laut auf schrie Lionel, voll Entsetzen, voll eines Jammers, wie ihn Worte nicht schildern könnten. »Tot! – Barmherziger Gott, er sollte tot sein?«

Hermann war sogleich aufgesprungen und zur Unglücksstätte geeilt, ihm folgten Jack Peppers und Lionel, ebenso die übrigen Neger, nur Mr. Manfred blieb an einen Baum gelehnt stehen, während seine Hände leise bebten und sein Gesicht von fahler Blässe überzogen war. Er hielt den Blick gesenkt, in den Mundwinkeln zuckte es unheimlich.

Vergessen war der Jaguar, vergessen die Geier, deren hungrige Scharen jetzt ungestört das tote Wasserschwein in Stücke zerrissen, – leise hoben liebevolle Hände die regungslose Gestalt des Gutsherrn vom Boden, leise trug man ihn auf den freien Platz hinaus und legte den Körper auf das Moos unter den Bäumen.

Jack Peppers bog Rock und Hemd zur Seite. Aus einer kleinen blauschwarz erscheinenden Wunde in der Brust sickerte das Blut, die Augen waren fest geschlossen, das ganze männlich schöne Antlitz trug den Ausdruck eines tiefen, erschütternden Grames.

Lionel stand mit krampfhaft gefalteten Händen, unfähig zu sprechen, ja auch nur zu denken, – das plötzlich hereingebrochene entsetzliche Schicksal hatte ihn vernichtend getroffen.

Der Trapper untersuchte sorgfältig die Wunde. Sein Kopfschütteln, seine Blicke zeigten den Umstehenden deutlich genug, daß keinerlei Hoffnung vorhanden sei, dennoch sagte Jack Peppers mit leiser Stimme: »Das Leben ist noch nicht ganz entflohen, vielleicht hört uns auch der arme Mr. Trevor noch, also bitte, Gentlemen!« – –

Und eine Handbewegung vollendete den Satz.

Lionel sank, aufgelöst in den bittersten Schmerz, neben dem Körper seines Wohlthäters auf die Kniee. »Onkel Charles!« flüsterte er, halb erstickt von Thränen, »Onkel Charles, sieh mich doch noch ein einziges Mal an!«

Und als habe die Stimme des Knaben den Schleier einer todesähnlichen Erstarrung zerrissen, so ging durch die Glieder des Sterbenden ein leichtes Zucken, – der letzte Kampf des fliehenden Lebens gegen jenen großen Besieger, dessen Hand uns alle trifft, jeden zu seiner Zeit, viele unversehens, während sie sich im Vollbesitz ihrer Kräfte wähnten. Die fest geschlossenen Augen öffneten sich langsam, der Blick suchte voll Zärtlichkeit den des Knaben, sekundenlang, – dann heftete er sich fest auf das blasse Antlitz des Mannes, der seinen Platz an dem alten Baumstamm immer noch nicht verlassen hatte, der die Wimper gesenkt hielt, als wolle er nichts sehen, was um ihn her vorging.

Der Sterbende fixierte ihn unausgesetzt. Über die erbleichten Lippen kam kein Laut, aber das Auge zeigte klares Bewußtsein.

»Mr. Trevor,« sagte leise der Trapper.

Jener fuhr auf, er taumelte fast, über die Anwesenden hinweg sah er ins Leere. »Was wollt Ihr?« kam es hastig und tonlos von seinen Lippen. »Was wollt Ihr?«

»Sir, der arme Herr scheint Ihnen ein Zeichen zu geben!«

Immer noch hing der Blick des Sterbenden unausgesetzt an seinen Augen, aber Manfred Trevor konnte sich nicht entschließen, näher zu treten oder gar den Verwundeten anzusehen, er schüttelte nur den Kopf. »Nein! – Nein! Wozu auch? Ich habe nicht so starke Nerven!«

»Onkel Charles,« bat Lionel, »was ist es, das du wünschest? Gib mir ein Zeichen!«

Die Brust des Gutsherrn hob sich schwer, wie im lebhaften Verlangen, ein Wort hervorzubringen, vielleicht nur eins, ein einziges, aber kein Laut wurde gehört. Mit äußerster, letzter Anstrengung erhob er die Hand und deutete auf Mr. Manfred Trevor, dann umschleierte sich der Blick, matt sank der Arm in das Moos und alles war vorüber.

»Er ist tot!« sagte leise der Trapper. »Friede seiner Seele!«

»Amen!« flüsterte Hermann.

Lionel schluchzte laut. Er hatte mit beiden Armen die Brust seines Wohlthäters umklammert, er konnte nicht glauben, daß er so jählings für alle Zeit geschieden sein sollte.

»Wir haben hier nichts mehr zu thun,« sagte seufzend der Trapper. »Ach, das ist ein schreckliches Unglück! – Ermannen Sie sich, junger Herr, wir müssen jetzt den Heimweg antreten.«

Er hob zaudernd und mitleidig den weinenden Knaben empor, dann nahm er das seidene Halstuch ab und band es dem Toten über das Gesicht. Vier Neger mußten nach seiner Anleitung aus Baumstämmen eine Bahre anfertigen, die Leiche wurde behutsam darauf gelegt und an einen entfernteren Ort getragen; Jack Peppers wollte das Raubtier seines Felles entkleiden, er fand es aber natürlich unzart, dergleichen in der Nähe des kaum Gestorbenen vorzunehmen und so bat er die beiden Knaben, mit den heulenden Negern einen Augenblick auf ihn zu warten, – sein spöttischer, in offener Verachtung funkelnder Blick traf dann den bleichen Mann, der bis jetzt nicht gewagt hatte, sich dem Erschossenen zu nähern, oder irgend eine der nötigen Handreichungen vorzunehmen.

siehe Bildunterschrift

Charles Trevors Tod.

»Nun, Sir, sofern Sie nicht entschlossen sind, für alle Zukunft an dem Baume da stehen zu bleiben, möchte ich Ihnen raten, jetzt den übrigen zu folgen. Ich will die Bestie abziehen, dabei wird wohl etwas Blut fließen, oder ist das des Jaguars Ihren schwachen Nerven weiter nicht schädlich?«

Nur ein Blick antwortete ihm, ein giftiger, haßerfüllter Blick, dann raffte sich Manfred Trevor auf und ging den andern nach.

Er hatte gesehen, daß die Neger mit dichten grünen Zweigen den Leichnam ganz überdeckten, das gab ihm die verlorene Fassung einigermaßen zurück.

Jack Peppers beeilte sich, den Kadaver des getöteten Tieres so rasch als möglich seiner bunten Haut zu entkleiden, immer umdrängt und umlagert von den Geiern, die voll Erwartung des neuen reichlichen Mahles auf den nächsten Zweigen saßen und einander aus Neid und Mißgunst jetzt schon blutige Schlachten lieferten. In wenigen Minuten war die Arbeit vollendet, ein Neger erhielt das Fell um es zu tragen, und nun setzte sich der traurige Zug in Bewegung.

Welch ein Unterschied gegen den fröhlichen Auszug von der Farm, welch ein schreckliches, trostloses Nachhausekommen!

Einige Neger wurden vorausgeschickt, um die Pferde und die Zeltstangen herbeizuholen. In der warmen Sommerluft mußte der Tote spätestens am dritten Tage beerdigt werden, – man hatte keine Zeit zu verlieren.

Jack Peppers leitete das Ganze, er ließ den Knaben still vor sich hinweinen und hörte nicht an, was ihm Mr. Manfred zuweilen sagte. Dieser letztere hatte jetzt seine Besonnenheit wiedergefunden, er schien ruhig und wiederholte wohl zehnmal, daß ihn das Unglück in eine Art von Betäubung versetzt habe. »Mein armer Charles!« sagte er seufzend. »Ein so biederer Charakter, ein so guter, vortrefflicher Mensch! Wie großmütig behandelte er das schwarze Gesindel, und doch hat ihn einer dieser Elenden erschossen.«

Der Trapper lächelte seltsam. »Das glaube ich nicht, Sir!« versetzte er.

»Nein? Aber wer hätte es denn sonst thun sollen?«

»Das steht an einer Stelle ganz bestimmt geschrieben, Sir, und ob auch kein Menschenauge den Finger gesehen hat, als er sich gegen den Hahn der Büchse krümmte, um die Mordkugel zu entsenden, so wird doch über diese Geschichte einmal abgerechnet, wenn das Soll und Haben der Menschheit zum Ausgleich kommt. So denke ich wenigstens!«

Damit ließ er den Gentleman stehen und schnürte mit eigenen Händen die Leiche in das Leinentuch des Zeltes, dann wurde die Bahre auf den Rücken zweier Pferde befestigt und mehrere Neger beauftragt, die Tiere zu führen.

Da man mit den Leuten in jeder Stunde wenigstens einmal wechselte und die nötigen Mahlzeiten im Sattel einnahm, so gelang es, gegen Abend Seven-Oaks zu erreichen, – genau zu jener Stunde, in welcher der Gutsherr als glücklicher Schütze zurückzukehren gehofft hatte, auf die schon mehr als nur ein Bewohner der Farm heimlich hoffte und zu deren Ausschmückung er thätig gewesen war.

Philipp hatte mit Toby und der alten Köchin einen Riesenkranz gebunden und über dem Portal des Hauses befestigt. »Willkommen« stand mit großer schöner Schrift darin; überall brannten rings an den Wänden bunte Papierlaternen, die der verkrüppelte Knabe mit eigenen Händen angefertigt hatte, sehr zum Entzücken Tobys, der einmal über das andere in die Hände klatschte und seine Meinung dahin abgab, daß es ja wohl bei dem lieben Gott im Himmel nicht schöner und glänzender aussehen könne, als eben hier. Auch Philipp sah mit Stolz auf sein wohlgelungenes Werk und so erwarteten die beiden jungen Leute, vor der Hausthür sitzend, ungeduldig die Rückkehr der Jäger. Wie herrlich brannten die kleinen Lampen und beleuchteten das schön geschwungene »Willkommen!« – gewiß, Onkel Charles würde sich freuen, wenn er es sah.

Da begann im Hof einer der Hunde zu bellen und Toby horchte plötzlich auf. »Das ist Diana, sie hört auf eine halbe Meile jeden Ton! Die Jäger kommen nach Hause, Massa Fili, sie kommen mit dem bunten Fell! Hurra! Hurra!«

Von fern her antwortete ein andrer Hund und nun erhob sich auch Philipp. »Ich glaube selbst, daß sie es sind, Toby,« sagte er lächelnd. »Achte auf deinen Braten, alte Cassy, es kommen hungrige Menschen nach Hause – und das in wenigen Minuten.«

Er ging an seinen Krücken bis vor den Portikus und erstieg hier einen Hügel, auf dessen oberer Plattform ein kleiner chinesischer Pavillon stand. »Toby!« rief er nach einigen Minuten. »Komm einmal her, Junge.«

Der Neger sprang herbei. »Soll ich Massa Fili helfen?« fragte er. »Ich will Euch gern auf meinen Armen hinuntertragen.«

Der andere schüttelte den Kopf. »Ich danke dir, mein guter Bursch, aber das ist es nicht. Sieh einmal dorthin, erkennst du nicht den Schimmer einer Laterne?«

Toby nickte lebhaft. »Gewiß, gewiß, jedes Pferd hat solches Licht am Kopfe.«

Philipp erstickte gewaltsam ein unruhiges Gefühl, das sich seiner bemächtigen wollte. »Nun gut, Toby, wenn es also die Jäger wirklich sind, – findest du nicht, daß sie außerordentlich langsam vorwärts schreiten?«

Der Schwarze blieb im ersten Augenblick die Antwort schuldig, er beobachtete scharf das wandernde Licht und die Stimme des immer noch von Zeit zu Zeit bellenden Hundes, dann wandte er langsam den Kopf. »Reiten im Schritt die da!« sagte er.

»Und kein Hornsignal, kein Zuruf oder Gesang, Toby!«

»Das ist seltsam! Gewiß ist der Jaguar nicht aufgefunden worden!«

Philipps Herz schlug schwer und ängstlich. »Wenn es nur sonst nichts Böses bedeutet!« raunte er. »Das Fell ließe sich schon verschmerzen.«

»Horch!« rief Toby. »Ein Reiter kommt im Galopp!«

Wirklich erklangen Hufschläge und wenige Minuten später hielt ein Neger vor dem Portale. Sein Zuruf allarmierte das Haus, binnen Sekunden wußten alle Bewohner desselben, was geschehen war, und klägliches Weinen und Jammern durchschallte die Räume. Mr. Charly tot! Mr. Charly, der gütigste Gebieter in ganz Virginien! O, nun hatte der liebe Gott die armen Schwarzen verlassen, nun brach das Unglück über sie herein.

Wie versteinert stand Philipp. Onkel Charles tot! Über den einen Gedanken kam er nicht hinaus, der Schmerz betäubte ihn fast.

Und dann hielt, nur von dem Bellen der Hunde empfangen, der Reiterzug. Die weinenden Neger hatten sich vor der Thür zusammengedrängt, es waren Fackeln angezündet und schweigend hoben mit schonender Hand die vertrautesten Diener des Heimgegangenen seine Leiche von der Bahre, auf der sie immer noch lag.

Ralph hatte sich, tapfer seinen Schmerz verbeißend, dem Adoptivsohn des Hauses genähert, er legte sanft die Hand auf Lionels Kniee. »Wollen Sie nicht in das Haus kommen, Sir? – Ach bitte, sprechen Sie doch ein Wort, weinen Sie wenigstens, – aber nicht dies erstarrte, totblasse Gesicht!«

Auch Philipp trat hinzu, er streckte erschüttert beide Hände aus. »Lionel, mein armer Lionel, Gott helfe uns das schreckliche Unglück tragen.«

Lionel schwankte im Sattel, ohne Ralphs kräftige Arme wäre er vielleicht gefallen. »Tot!« murmelten die bleichen, zuckenden Lippen, »tot! O Philipp, er, der mein einziger Freund war, mein Wohlthäter und Beschützer!«

Ein unerklärbares Etwas schnürte Philipps Kehle zusammen. Er hätte so gern gesagt: »Du hast noch meinen Vater, armer Freund!« Aber das Wort kam nicht über seine Lippen, er begnügte sich, Lionels Hand zu drücken und ihn der Fürsorge Ralphs zu überlassen, dann, nachdem die Leiche in das beste Zimmer des Hauses getragen worden war, suchte er seinen Vater, um womöglich über das geschehene Unglück etwas Näheres zu erfahren.

»Wie kam es, daß Onkel Charles erschossen wurde?« fragte er.

Mr. Manfred zuckte die Achseln. »Einer der schuftigen Neger natürlich! Die Halunken haben niemals Peitschenhiebe geschmeckt, daher sind sie übermütig geworden.«

Philipp schüttelte den Kopf. »Ich wüßte keinen Einzigen, dem ich eine derartige Schandthat zutrauen möchte, Papa. Die armen Leute hatten alle ihren Gebieter von Herzen lieb, sie wären für ihn durch das Feuer gegangen.«

Mr. Trevor lächelte spöttisch. »Und doch hat ihm einer von ihnen die Todeskugel ins Herz geschickt,« sagte er. »Aber lassen wir das jetzt, Philipp! Der Verstorbene erwacht nicht wieder zum Dasein, auch wenn wir ihn noch so aufrichtig betrauern, – es ist also an der Zeit, unsere eigene Lage zu überdenken. Du bist der Erbe von Seven-Oaks, mein lieber Junge!«

Philipp sah auf. »Ich, Papa? – O nein!«

»Doch Kind, doch. Ich bin allerdings ein Vetter des Verstorbenen, unsere Väter waren Brüder, aber doch stehst du ihm immerhin in der Verwandtschaft noch um einen Grad näher, denn deine Mutter war seine Schwester. Ich wiederhole dir, du bist der rechtmäßige Erbe von Seven-Oaks, natürlich mit der Beschränkung, daß ich als dein Vater bis zu deiner erlangten Majorennität das Vermögen für dich verwalte.«

Philipp schüttelte den Kopf. »Das mag ja alles sein, wie du sagst, Papa, wenigstens dem Gesetze nach, aber doch muß die Farm Lionels Eigentum werden, denn Onkel Charles hätte sie ihm vermacht, wenn –«

Ein flammender Zornblick traf den Knaben. »Unsinn!« herrschte Mr. Trevor. »Laß mich derartige Worte von dir nicht nochmals hören, Philipp.«

»Sie sind aber doch die Wahrheit, Papa! Du kannst unmöglich beabsichtigen, den armen Lionel jetzt schutzlos in die Welt hinauszustoßen.«

Ein höhnisches Lächeln kräuselte Mr. Trevors Lippen. »Schutzlos?« wiederholte er. »Nein, mein guter Philipp, das wird nicht geschehen.«

Und dann ging er fort. Es gab zahllose Anordnungen zu treffen, man mußte einen Boten zum Arzt schicken, einen anderen zum Friedensrichter, die Leiche wurde gewaschen und einstweilen bis auf weiteres im Salon aufgebahrt. Als der Leichenbeschauer kam, unterzog er sämtliche Mitglieder der Jagdgesellschaft einem vorläufigen Verhör, dann schloß man die Hausthür und alle Lichter erloschen. Hermann war nach schneller Übereinkunft mit Lionel und Philipp in dem Wagen des Arztes zur Stadt zurückgefahren, er wollte aber nächster Tage wiederkommen und jedenfalls das Begräbnis des Gutsherrn mitmachen.

Alles im Hause war todesstill, die Neger saßen in ihren Hütten und schluchzten, die Hausdiener kauerten stumm, voll Grauen in den Winkeln der Küche oder zogen die Decke über den Kopf, aus Furcht, der Tote könne eintreten und sie mit seiner kalten Hand berühren.

Im Saale brannten sechs Lichter auf silbernen Leuchtern; das Gesicht des Verstorbenen lag jetzt offen, immer noch überhaucht von dem Schatten eines tiefen Grames, die Hände ruhten gefaltet auf der durchschossenen Brust. Neben dem Katafalk stand der schwarze Ralph und hielt mit dem Federwedel die zahllosen umherschwärmenden Moskitos in angemessener Entfernung; drei andere Neger kauerten an den Stufen des Gerüstes, alle weinend, leise klagend, Toby sogar fest überzeugt, den Grund des hereingebrochnen Unglückes mit aller Sicherheit zu kennen.

»Das weiße Ding im Bienenkorb!« raunte er. »Ein Zauber war es! Konnte Mäusegestalt annehmen und andere Gestalten. Schlimm! Schlimm!«

Und auch die übrigen wiegten ihre Wollköpfe. »Ein Zauber! Ja, ein Zauber!«

Wenn Ralphs Arme müde geworden waren, so löste ihn ein anderer ab; alle diese Schwarzen hielten die schaurige Totenwacht aus Liebe zu dem teuren verstorbnen Gebieter; es hätte jeder unter ihnen seine rechte Hand dahingegeben, um den Toten wieder zum Leben zu erwecken.

Lionel schlief in seiner Kammer den Schlaf tiefster Erschöpfung. Er hatte bis dahin kein Unglück, keinen Kummer kennen gelernt, – die Verzweiflung überwältigte ihn deshalb vollständig. Er dachte weder an die bedeutungsschwere Mitteilung, welche ihm der jähe Tod des Onkels vorenthalten hatte, noch an irgend welche materiellen Vorteile oder Schäden überhaupt, er beugte nur, in tiefster Seele getroffen, dem Unabwendbaren das Haupt und schlief erst ein, als seine Kräfte erschöpft waren. Neben ihm lag Philipp, fest entschlossen, den Freund nie und nimmer zu verlassen, unbesiegbaren Groll im Herzen, so oft er seines Vaters gedachte. Hätte nicht dieser letztere vor allen Dingen den plötzlich Verwaisten trösten, hätte er ihm nicht den Schutz seines Hauses und seiner Person in jeder Beziehung zusichern müssen?

Auch Philipp schlief endlich ein, die Uhren schlugen zwei, – nun wachte wohl im ganzen Hause keine Seele mehr.

Mr. Trevor hatte im oberen Stock sein Zimmer neben dem Schlafgemache des verstorbenen Gutsherrn, während dieses letztere wieder von einem kleinen, auf den Garten hinausgehenden Arbeitskabinett begrenzt wurde. Mit lautlosen Schritten gehend, erreichte der blasse, scheue Mann die beiden äußeren Thüren, welche er verschloß, dann wurde mit der Matratze des Bettes das einzige Fenster im Kabinett sorgfältig verhüllt; Mr. Manfred überzeugte sich vom Schlafzimmer aus, daß kein Strahl der Lampe den Garten erreichen könne.

Nun begann eine eigentümliche Szene. Ohne Stiefel auf den dichten Teppichen von Ort zu Ort schleichend, untersuchte Manfred Trevor alle Behälter in den Zimmern seines verstorbenen Vetters, um womöglich das versteckte Testament zu finden. Dies Blatt mußte er vernichten, ehe morgen die Behörde einschritt und vielleicht alles auf Lionels Aussagen hin unter Siegel legte.

Hier war der Schrank, in dem die Kleider hingen; Manfreds heiße Fingerspitzen tasteten überall umher. Kein Geheimfach? Kein doppelter Boden?

Nichts, gar nichts.

Zuweilen horchte der nächtliche Wanderer. Kam nicht ein Schritt die Treppen herauf? Klangen nicht von unten her Stimmen?

Dann blies er das Licht aus, kalter Schweiß trat auf seine Stirn, er huschte zurück in die eigene Kammer und hörte während mehrerer Minuten den Schlag seines Herzens als einziges Geräusch in der tiefen Stille der Nacht. Nein, es war niemand da, er konnte weiter forschen.

Noch ein Schrank, eine Kommode, – alles leer.

Jetzt kam das Arbeitszimmer an die Reihe. Sämtliche Schlüssel hatten sich in den Taschen des Toten befunden, er öffnete den Schreibtisch und sah hinein. Da lag Geld in einer kupfernen Schale, Gold, – Tausende, außerdem Banknoten in Stapeln, ein Buch, in welchem der Stand des Vermögens genau verzeichnet war.

Es griff wie mit Krallen in das Herz des verbrecherischen Mannes. Wenn er das Testament nicht auffand, so war alles verloren, alles; ein Fremder, ein Sohn der verachteten Rasse erhielt das kolossale Erbteil.

Die fieberheiße Hand suchte und suchte. Bücher, Briefe, diese und jene Kleinigkeiten, Dinge, die den früh verstorbenen Kindern des Gutsherrn gehört hatten, eine Schleife, Haarlocken, – er warf alles bei Seite, bis endlich die Bretter frei dalagen. Auch hier kein geheimes Versteck?

Aber doch, doch! – Der kleinste Schlüssel am Ring paßte in ein Schloß, das nur der Blick des genauesten Beobachters entdecken konnte. Ein Fach sprang auf, ein versiegeltes, umfangreiches Paket fiel in die Hände des Suchenden. »Mein Testament« stand auf der Vorderseite, – endlich, endlich war der Schatz gefunden.

Manfred Trevor riß das Siegel ab, er sah heißen Blickes hinein in das engbeschriebene Dokument. Zuerst eine Namenliste von stattlicher Länge, – Himmy, und Billy und Lizabeth und Mary, wie die Schwarzen alle hießen: von Ralph, dem Vertrauten des Gebieters bis zum letzten Stalljungen waren sie sämtlich für den Fall des Todes ihres Eigentümers durch notarielle Akte in Freiheit gesetzt. – Ein satanisches Lächeln umspielte Mr. Trevors Lippen. Nie sollte irgend eines Menschen Auge diese Liste sehen.

Er steckte das Blatt zu sich. Gegen zweimalhunderttausend Dollar! Wer verschenkt sie wie den Cent, den der Bettler am Wege erhält? – – Wahrlich, er nicht!

Das Testament enthielt die Einsetzung Lionels als Erbe von Seven-Oaks. Für Philipp war ein Kapital ausgeworfen, für ihn selbst, den Vetter und Schwager des Verstorbenen nur der Genuß einer lebenslänglichen Rente, während das Vermögen, aus welchem dieselbe bezogen wurde, nach seinem Tode dem Haupterben wieder zufiel.

Mr. Trevor schnitt eine Grimasse. »Wahrhaftig, eine fabelhafte Großmut!« zischte er. »Tausend Dollar jährlich, indes der Bursche, der Lionel, das zwanzigfache dieser Summe erhalten soll. Es ist nötig, ein wenig Vorsehung zu spielen, das liegt auf der Hand.«

Er ordnete im Pulte jeden Gegenstand, ließ Geld und Banknoten unberührt an ihrem Platze liegen und verschloß das Möbel, um dann die Schlüssel in eine Kassette zu werfen. Zuerst trug er die Lampe in sein eigenes Zimmer, darauf löste er die dichte Verhüllung des Fensters. Ein vorsichtiger Rundblick überzeugte ihn, daß der frühere Zustand in allen Punkten genau wieder hergestellt sei.

Freier atmend schloß er leise die Thür und sank schwer in den Sessel, der vor seinem Bette stand. Die Gefahr war jetzt glücklich abgewendet, allein wohin sollte er mit dem umfangreichen Schriftstück, das wie Feuer seine bebenden Hände zu versengen schien?

Ob er es in den Ofen warf und so auf das sicherste durch die Flamme zerstörte? – Einen Augenblick war er fest entschlossen, aber dann kam die Überlegung. Mitten im heißen Sommer mußte es auffallen, wenn sich Asche im Kamin vorfand, man konnte fragen, Schlüsse ziehen, vielleicht blieb sogar ein Streif des gefährlichen Papiers von der Flamme verschont und alles wurde entdeckt. Nein, nein, verbrennen durfte er die Blätter nicht.

Aber wie war es außerdem möglich, sie zu vernichten?

Sollte er einen Stein hineinwickeln und das Bündel ins Wasser werfen?

Wer konnte alle Wechselfälle des Geschickes voraussehen? – Solch' ein Stein löst sich, fällt auf den Grund und die leeren Papierblätter treiben ans Ufer. Man mußte das Dokument lieber vergraben oder in tausend Atome zerfasern.

Zehnmal glaubte der ruhelose Mann das rechte Mittel entdeckt zu haben und eben so häufig verwarf er es wieder. Der nächste Hund scharrt vergrabene Dinge heraus, der nächste beste Müßiggänger findet kleine Papierschnitzel, setzt sie zusammen und liest, was darauf steht. Es mußte ein besseres Mittel gefunden werden.

Mr. Trevor trennte das Futter seines Rockes auf und schob die Papiere hinein, dann riß er sie schleunigst wieder heraus. Was sollte der schwarze Diener denken, wenn er unter seiner Bürste ein verborgenes Dokument knistern hörte?

Große Tropfen standen auf der Stirn des Verbrechers. Es war am besten, die geraubten Sachen bis nach der Beerdigung in der Brieftasche zu tragen und sie dann in der eigenen Wohnung in Richmond mit aller Ruhe zu verbrennen, das erkannte er sehr wohl, aber die blasse Furcht erhob auch bei diesem Gedanken ihr gespensterhaftes Antlitz. Konnte er nicht plötzlich sterben, vielleicht in der nächsten Stunde schon? – und war nicht in einem solchen Falle die Zukunft seines Sohnes abermals bedroht? Wenn das Dokument gefunden wurde, mußte es auch in Kraft treten.

Mr. Trevor trank ein Glas kaltes Wasser, seine Hand zitterte so sehr, daß die Tropfen wie Perlen auf den Teppich fielen. Er nahm die Papiere und legte sie in die Brieftasche, deren Schloß er versperrte und den Schlüssel im Portemonnaie barg. Für den Augenblick ließ sich kein Entschluß fassen, er war so matt, so erhitzt, daß ihn eine Ohnmacht zu überfallen drohte, er sah vor sich alles wie in kreisender, wallender Bewegung.

Jetzt war die vierte Morgenstunde angebrochen, auf dem Hofe begann es sich zu regen, Tierstimmen wurden laut, – ob denn kein Augenblick des wohlthuenden Schlafes mehr kommen würde?

Mr. Trevor sah sein Gesicht im Spiegel und schauderte. Aber freilich, nach einem Tage wie der letztvergangene schien auch die fahle Aschfarbe, schienen die schwarzen Ränder unter den Augen vollkommen begreiflich.

Die Brieftasche fest gegen seine Brust pressend, lehnte sich Mr. Trevor zurück und versuchte zu schlafen.


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