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Hölderlin auf winterlicher Fahrt

Du, den der Wohllaut des säuselnden Haines erzog,
Sag uns: in rüttelndem Wagen was fuhrest du
Einsam und heimatlos freundloser Fremde zu
Wieder und wieder, wenn fröstelnd die Flocke flog?

Sag uns, wie oft du erharrtest den dämmernden Tag,
Lehnend ans Fenster die Stirne, zerlitten und blaß,
Nahes Gestöhn dich verstörte im engen Gelaß,
Während aufkeimendem Lied deine Seele oblag?

Postkutsche, polternd schwarz drohende Wälder entlang,
Eulenumsegelt, durchflackert von sterbendem Docht,
Ach, wie hat fühllos ihr knarrendes Rollen durchpocht
Werdenden Verses aufbrausenden Göttergesang!

Hölderlin, reisend durch eisig verödete Flur,
Dürftigen Mantels, von niedrigem Atem berührt,
Hat nicht die Mutter, die Erde, dich witternd erspürt,
Eilig begrünt sich, zu grüßen des Liebenden Spur?

Sandte durch blattloser Äste beschneites Gekraus
Nicht dir die heilige Luna ihr silbernes Licht?
Sag, und entführte voll Ehrfurcht dich Frierenden nicht
Flammendes Rad nach des Helios rot-goldenem Haus?


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