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2. Freie Illustrationen

Dokumente haben gewiß die meiste Schlagkraft, aber Photographien nach einer Wirklichkeit haben für den Verleumder einen Nachteil: es kann dies oder das daran sein, was einem Kundigen die Fälschung verrät. Wieviel besser hat man's da bei »künstlerischer Illustration«! Da schafft der »freie Künstlergeist« eben frei; was man durch den Mangel an »unwiderleglich dokumentarischer Beweiskraft« gefälschter Dokumente einbüßt, das gewinnt man an Eindruckskraft dadurch, daß sich ja alles ganz nach Wunsch herrichten läßt.

Daß nicht nur Russen, nein, daß vor allem wir Deutschen unsere zagen Leute mit Maschinengewehren ins Feuer treiben, war eine im Anfang beliebte Behauptung, die später freilich, wenn ich nicht irre, nicht mehr wiederholt wurde. Ist sie aber jemals widerrufen worden? Auf

Abb. 26 und 27


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sehen wir ein merkwürdiges Beispiel der »Duplizität der Ereignisse« – dasselbe Bild von Bosporus und Yser.

Abb. 28

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zeigt, »wie sie ihre Gefangenen behandeln«. Sie, wir Deutschen, peitschen nämlich griechische Gefangene, die wir laut Begleittext in den Argonnen gemacht haben. Muß das nicht die Griechen zum Eintritt in den Kampf gegen die Barbaren ermuntern! Sie werden ja nicht gleich wissen, daß in den Argonnen überhaupt keine Griechen in Gefangenschaft kamen.

Abb. 29:

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»Wie sie das Völkerrecht zu Vitry-le-françois brechen«. Also: wir mißbrauchen das Rote Kreuz. Aber immer geht das ja nicht – wenn wir es nicht tun, so liegt das, versteht sich, nur an mangelndem Vermögen.

 

Abb. 30

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zeigt den »Hinterhalt«, wie »sie« ihn benutzen, »wenn sie das Rote Kreuz nicht mißbrauchen können«. Dem zu diesem Bild gehörigen Augenzeugen entging trotz der Entfernung seiner Linie nicht einmal, daß der Mann, der hinter den andern die Rechte hochhebt, mit der Linken die Patronen zureicht. So also erreichen es die Hunnen, daß sie da und dort scheinbar siegen. Und wie machen sie's dann?

Abb. 31

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zeigt, wie sie die Gefangenen bei ihrem Kriegsbrot (das eine Folge der englischen Getreidesperre ist) verspotten, während sie ihrerseits in ihrem Fett (woher kommt das, da doch das Aushungern so gut glückt?) prassen.

Abb. 32

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zeigt, wie sie plündern.

 

Jeder weiß, daß freigezeichnete Illustrationen für den kühlen Kopf nicht die geringste Beweiskraft haben. Aber wer behält im Kriege den Kopf kühl? Das aliquid haeret gilt. Und doppelt, wo die Anschaulichkeit des Bildes sich ins Gedächtnis einprägt.

 

Ich bitte, auf den eben gezeigten paar Beispielen aus einem Tausend auch den Typ vom deutschen Menschen zu beachten – ich komme auf diesen Typ zurück.


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