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Fabeln und Erzählungen.
Zweites Buch.


Jupiter, die Thiere und der Mensch.

Als Jupiter der unbewohnten Erde
Die Menschen und die Thiere schuf,
Bestimmt er jeglichem den künftigen Beruf,
Des Lebens Art und Zeit und Arbeit und Beschwerde.

Zum Esel sagte Zeus: Dein Schicksal legt dir Last
Und harte Knechtschaft auf; nur Disteln, keine Mast.
Das ist dein Loos. Wohlan! so dien', und lebe
So viele Jahr', als ich dem Monat Tage gebe.
Der Esel Erstling schreit: Zu viel legst du mir bei.
Wie? dreißig Jahre! Zeus! ach nimm mir zwanzig Jahre.
Sonst quäl' ich mich zu lang: es graun mir schon die Haare.
Der große Zeus erhört sein flehendes Geschrei.

Zum Hunde spricht er: Wache fleißig!
Hüt' eifrig Trift und Haus! du überkamst von mir
Muth, Treue, Fertigkeit, und du erreichst dafür
An edlen Jahren fünfunddreißig …
Das Wächteramt ist schwer: ich bitte, Herr, von dir,
Die Dauer meiner Pflicht aus Mitleid einzuschränken,
Und fünfundzwanzig mir zu schenken.
Die Gunst gewähret ihm der Gott.

Zum Affen sagt er drauf: Du Halbmensch, deine Mienen,
Dein ganzes Wesen kann zu nichts als Kurzweil dienen.
Sei nackt, gefesselt, arm, der Kinder Lust und Spott,
Und der Bedienten Spiel, auf sechs Olympiaden.
Sechs! spricht der Aff', o gib mir doch aus Gnaden
Nur vier. Die sind genug. Nur lächerlich zu sein,
Bedarf ich wenig Zeit. Zeus räumt die Zeit ihm ein.

Es nähert sich der Mensch. Zeus spricht: Du, meine Freude,
Du zierst mein neues Weltgebäude.
Du bist mein Meisterstück. Es sei die Erde dein!
Für dich sei sie so schön, so fruchtbar, so voll Schätze.
Versäume nicht, dich zu erfreun,
Weil ich zum Leben dir nur dreißig Sommer setze.
Fast wie beim ersten Blitz, beim ersten Donnerschlag
Erschrak der Mensch, und sagt: O Zeus, dein Schöpfungstag
Bereichert mich mit deinen besten Gaben;
Doch, soll mein Dasein nur so wenig Jahre haben?
Das ist bejammernswerth! Dafern ich wählen mag,
So wähl' ich mir zu meinem längern Leben,
Was Esel, Hund und Aff' an ihrem aufgegeben.
Es sei! spricht Jupiter: doch dies bleibt festgestellt:
Dein längres Alter soll, nach jenen dreißig Jahren,
Auch jedes Thieres Stand erfahren,
Dem ich die Zeit erließ, die jetzt der Mensch erhält.

* * *

Ganz unveränderlich ist dieser Götterschluß.
Nur unsre Jugend ist der Sitz der Fröhlichkeiten.
Wir spielen dreißig Jahr', ohn' Ernst und Ueberdruß,
Wir kennen nicht den Zwang der strengern Folgezeiten,
Und unser Leben ist Genuß.
Uns wollte Jupiter nur dieses Alter geben.
Ach hätte doch dieß Flehen nichts erreicht,
Und uns kein Wahn verführt, nach fernerm Ziel zu streben!
Kaum, daß der Menschen Lenz, die Zeit der Lust, verstreicht,
So überladen uns mit ungewohnten Bürden
Der Haus- und Ehestand, Geschäfte, Pflichten, Würden,
Bis daß der Thiere Herr dem trägsten Lastthier gleicht.
Der Fünfzigjährige besitzt nur seine Güter,
Vermeidet den Gebrauch, entbehret, was er hat,
Häuft, rechnet, zählt, verschließt, scheut Diebstahl und Verrath,
Ist schlaflos, wie sein Hund, auch ein so scharfer Hüter.
Der ganz verlähmte Greis, der kümmerlich sich regt,
Sitzt, wie der Halbmensch an der Kette.
Noch glücklich, wenn er nicht auch dessen Schicksal hätte,
Daß Kind und Knecht und Magd ihn zu belachen pflegt.

 

Ulysses und seine Gefährten.

Ulysses und der Rest der ihm getreuen Schaaren,
Die, vielen Helden gleich, nur selten glücklich waren,
Verließen kaum der Lästrigoner Land,
Als ihr Verhängniß sie zu einer Insel führte,
Wo Circe königlich regierte,
Die mit Medeens Kunst Medeens Reiz verband.

Im Thal steht ihr Palast. Gekrümmt zu ihren Füßen,
Läßt sich ihr Löwe dort von ihrem Arm umschließen.
Ihr Wolf verlernt die würgende Gewalt.
Vier Töchter der Natur, der Wälder und der Quellen,
Und der ins Meer verströmten Wellen,
Bedienen Circen stets in jenem Aufenthalt.

Der Nymphen Göttin singt. Die frohen Haine hallen,
Da Zephyrs Hauch und Scherz in ihren Haaren wallen,
Die uns Homer, der Haare Kenner preist.
Sie labt Ulyssens Volk: es zecht mit sicherm Muthe,
Bis plötzlich ihre Zauberruthe
Dieß Volk zu Thieren schlägt, und ihre Kraft beweist.

Eurylochus entrinnt, und sagt, daß diese Thoren
Der Sängerin gefolgt, und alle sich verloren.
Ulyß macht sich, sie zu entdecken, auf.
Da soll ihm nun Mercur ein Kraut verehret haben;
Jetzt aber schenkt er reichre Gaben;
Der güldne Wucher ist sein heut'ger Lebenslauf.

Doch war es nicht dieß Kraut, das damals ihn beschützte,
Noch sein entblößtes Schwert, womit er drohend blitzte,
Als er nunmehr vor Circens Augen kam.
Es war die Männlichkeit in seinen Heldenblicken,
Und ihre Sehnsucht, ihr Entzücken,
Was ihr die Kraft und Lust, ihn zu verwandeln, nahm.

Er sah, und konnte das nicht ohne Zähren sehen,
Er sah, die er gesucht, als Thiere, vor sich stehen,
Doch unerkannt bei ihrer Wiederkunft.
Ach! ruft Ulysses aus, ach Circe! laß dich rühren,
Und gib, aus Mitleid, diesen Thieren
Die vorige Gestalt, die Sprache, die Vernunft.

Göttinnen dürfen stets ihr ganzes Herz erklären.
Aus Mitleid, sagt sie ihm, werd' ich dir nichts gewähren;
Aus Liebe nur geh' ich dein Bitten ein.
Ich will es, daß sie dir, als Menschen, folgen sollen:
Doch frage sie, ob sie auch wollen.
Dein Löwe kömmt hieher! laß ihn den ersten sein.

Ulysses red't ihn an: Mein Wächter, mein Getreuer,
Es endigt heute sich dein seltnes Abenteuer.
So bald du willst, bist du ein Mensch, wie wir.
Der Löwe, der sogleich aus wildem Eifer schnaubte,
Spricht, da er noch zu brüllen glaubte:
So thöricht bin ich nicht; die Menschheit gönn' ich dir.

Ich bleibe, was ich bin. Nur so erweck' ich Grauen,
Durch meiner Zähne Raub und durch den Sieg der Klauen.
Mir kömmt kein Feind unüberwindlich nah'.
Sonst war ich dein Soldat: ein Kriegsknecht gilt nur wenig.
In jenem Walde bin ich König:
Den reizt kein Bürgerstand in deinem Ithaca.

Nun wird der Bär befragt: Willst du zum Menschen werden?
Du warst der schönste Kerl an Bildung und Geberden:
Nun sieht man fast nichts häßlicher, als dich.
Ich häßlich? brummt der Bär: Nein! schön, nach Art der Bären.
Das könnte dir mein Schatz erklären:
Die liebt den Honig selbst nicht halb so sehr, als mich.

Woher bist du so klug? Was macht, daß von Gestalten
Dir jene widrig sind, und die dein Lob erhalten?
Nur Vorurtheil, Gewohnheit, Eigensinn.
Gefall' ich dir denn nicht, so meide dieß Gehege,
So packe dich aus meinem Wege.
Mit Lust geh' ich zu Holz, und bleibe, was ich bin.

Ulysses spricht zum Wolf: Wie viel ist dir entrissen!
Die Hoffnung und das Recht, die Schäferin zu küssen,
Die nun das Schaf, das du verschlingst, beweint.
Die Heerden fliehen dich; sonst schütztest du die Heerden:
Doch, was du warst, das kannst du werden.
Wohlan! Sei wiederum ein Mensch und Menschenfreund.

Ihn hört der Wolf, und sagt: Wo gibt es Menschenfreunde?
Die Menschen selber sind der Menschen ärgste Feinde,
Und einer ist dem andern Wolf und Bär.
Die Kunst, zu gleicher Zeit zu schmeicheln und zu hassen,
Will ich euch Menschen überlassen:
Seit ich vom Hofe bin, fällt mir die Falschheit schwer.

Das Schaf, das ich, aus Trieb und aus Beruf, gefressen,
Das hättest du wol selbst, doch zierlicher, gegessen.
Herr, mein Geschmack ist hier dem deinen gleich.
Soll ich, als Wolf, als Mensch, ja Räubereien treiben,
So will ich stets ein Wolf verbleiben.
Dann bin ich glücklicher; die Reue trifft nur euch.

Laertens Sohn erforscht die übrigen Gefährten,
Und die erklären sich, wie jene sich erklärten.
Sie sind mit Lust den Thieren zugesellt.
Stand, Ruhm, Unsterblichkeit reizt sie zu keinem Neide.
Der freie Wald ist aller Freude.
Nicht weiser ist der Mensch: er wählt, was ihm gefällt.

Und was gefällt uns denn? Kann Wahrheit uns vergnügen?
O nein! wir sind geneigt, uns selber zu betrügen.
Empfindungen weicht unsrer Schlüsse Kraft.
Vergnüget uns ein Recht, das Aller Wohlfahrt stützet?
So lang es unsrer Absicht nützet.
Was unser Thun bestimmt, ist Wahn und Leidenschaft.

 

Die Ameise und die Grille.

Es sang die heischre Grille
Die ganze Sommerzeit,
Da sich in aller Stille
Die Ameis' auch erfreut.
Sie häuft der Zellen Fülle
Mit kluger Emsigkeit.

Die Grille singt voll Freude
Um Feld und Busch und Hain,
Und sammelt kein Getreide
Zum nächsten Winter ein.
Als endlich sich die Sonne
Umwölkt dem Schützen naht,
Die Erde keine Wonne,
Und Alles Mangel hat;
Da fühlt sie das Geschicke
Der darbenden Natur,
Und hoffet Trost und Glücke
Von ihrer Freundin nur.
Sie sagt: O leiht mir Weizen,
Geliebte Nachbarin.
Ihr werdet ja nicht geizen,
Ihr wißt, wie arm ich bin.

Die fragt: Zur Zeit der Rosen,
Was hast du da gemacht?
Die hat den Virtuosen
Vielleicht nichts eingebracht.

Ich sang, zwar ungedungen;
Allein, was sollt' ich thun?

Du hast damals gesungen:
Wohlan, so tanze nun!

 

Der Rabe und der Fuchs.

Wurst wieder Wurst. Das ist das Spiel der Welt,
Und auch der Inhalt dieser Fabel.
Ein Rabe, welcher sich auf einen Baum gestellt,
Hielt einen Käs' in seinem Schnabel.
Den Käse roch der Fuchs. Der Hunger rieth ihm bald,
Dem schwarzen Räuber sich zu nahen.
Ha! spricht er, sei gegrüßt! Ist hier dein Aufenthalt?
Erblickt man hier die reizende Gestalt?
Daß du gefällst, muß, wer dich kennt, bejahen.
Erlaube mir die Lust, dich jetzo recht zu sehn …
Ja! der Fasan muß dir an Farbe weichen.
Ist dein Gesang nur halb so schön,
So wird, an Seltenheit, dir auch kein Phönix gleichen.
Den Raben täuscht das Lob, das ihm der Falsche gab.
Er kann sich nicht vor stolzer Freude fassen.
Ich, denkt er, muß mich hören lassen,
Und sperrt den Schnabel auf. Sein Käse fällt herab,
Den gleich der Fuchs verschlingt. Er sagt: Mein schönster Rabe,
Ein Schmeichler lebt von dem, der ihn zu gerne hört,
Wie ich dir jetzt bewiesen habe.
Ist diese Lehre nicht zehn solcher Käse werth?
Des Fuchses Schüler schweigt, mit heimlichem Verlangen,
Den schlauen Fänger auch zu fangen.
Der trug einst Speck nach seinem Bau,
Und er begegnet ihm. Wie, spricht er, Hühnerfresser,
Ist jetzo Speck dein Mahl? Du lebest zu genau,
Fast wie ein Mäuschen lebt. Schalk, dein Geschmack war besser.
Sieh um, in jenen Hof. Die Hennen, die dort gehn,
Sind klügrer Füchse Kost: nichts schöners wird man sehn.
Dich sollte wol ein solcher Anblick rühren.
Allein, du bist nicht dir, noch deinem Vater, gleich.
Sonst warst du doch an Muth und an Erfindung reich.
Da suchte dich das Glück. Der Fuchs läßt sich verführen,
Wirft seinen Fraß dahin, setzt dem Geflügel nach.
Doch Jenes macht sich unter Dach,
Und krähet, ihm zum Hohn, im sichern Hühnerhause.
Kräht, ruft er, kräht! mir bleibt ein fetter Fraß zum Schmause.
Er trabt zurück, und sucht. Der frohe Rabe sitzt
Auf einem Baum, wo ihn die Höhe schützt.
Den Speck hat er verzehrt. Freund, schreit er, mit Vergnügen
Erlern' ich Füchse zu betrügen.
Gedenk' an meinen Käs', ich denk' an deine List:
Vorhin war ich ein Thor, wie du es heute bist.

 

Der Hahn und der Fuchs.

Ein alter Haushahn hielt auf einer Scheune Wache;
Da kömmt ein Fuchs mit schnellem Schritt,
Und ruft: O krähe, Freund, nun ich dich fröhlich mache;
Ich bringe gute Zeitung mit.
Der Thiere Krieg hört auf: man ist der Zwietracht müde,
In unserm Reich ist Ruh' und Friede.
Ich selber trag' ihn dir von allen Füchsen an.
O Freund, komm' bald herab, daß ich dich herzen kann.
Wie guckst du so herum? Greif, Halt und Bellart kommen,
Die Hunde, die du kennst, versetzt der alte Hahn;
Und, als der Fuchs entläuft: was, fragt er, ficht dich an?
Nichts, Bruder, spricht der Fuchs; der Streit ist abgethan;
Allein, ich zweifle noch, ob die es schon vernommen.

 

Der Kuckuk und die Lerche.

Den Kuckuk fragt die Lerche:
Wie kömmt es, sage mir,
Daß die gereisten Störche
Nicht schlauer sind, als wir?
Sie sollen uns beweisen,
Erwidert er, und lacht,
Daß nicht das viele Reisen
Die Dummen klüger macht.

 

Der Hase und der Dachs.

Ein Hase wird vor Furcht und wachem Kummer grau,
Und, Eremiten gleich, durch strenges Fasten hager.
Nichts, als die höchste Noth, treibt ihn aus seinem Lager.
Sein fetter Freund, der Dachs, geht öfters aus dem Bau,
Und suchet Luft und Fraß bei jedem Frühlingsthau.
Kaum läßt sich ein Geräusch verspüren,
Kaum kann der hohe Storch zum Froschfang ausspazieren,
Kaum können Hasen selbst im Busche haseliren;
So wird auch jener gleich die Löffel ängstlich rühren.
Im Walde, Strauch und Rohr horcht niemand so genau.

Waldbruder, spricht der Dachs, du scheinest allen Thieren
Mit Recht beklagenswerth in deiner Furchtsamkeit.
Wer wollte doch den Muth verlieren?
Der Hase gibt ihm zum Bescheid:
Herr Nachbar, ohne Furcht ist keine Sicherheit,
Sieh nur umher; der Fuchs ist nicht mehr weit.

 

Der Zeisig.

Ein Zeisig, der sein Nest nur eben angelegt,
Versang an einem heitern Morgen
Den Schlaf, die Bau- und Nahrungssorgen.
Ihm wuchs sein kleines Herz, durch West und Lust erregt.
Sein Waldgesang verehrte Licht und Sonne,
Denn ihn begeisterte des schönen Himmels Wonne;
Und, wie ein Fröhlicher oft gern zu schwatzen pflegt,
So wollt' auch er sich recht beredt erweisen,
Der Lerche diesen Tag vor allen anzupreisen.
Der Mittag kömmt umwölkt. Die grauen Möwen fliehn
Mit bangem Flug, und schrein, und nähern sich dem Lande:
Allein und unglücksvoll spaziert im trocknen Sande
Die dunkle Kräh', und scharrt; Gewitter, die verziehn,
Ruft sie mit Krächzen her. Tief um das Schilfgras streichen
Die Erdschwalb' und der Spatz: der Häher sucht die Eichen,
Der Reiher hohe Luft, sein Bette Hirsch und Thier:
Mit aufgerecktem Hals schnauft der beklommne Stier:
Die Pferde treiben sich, die Ställe zu erreichen.
Schnell überwältiget ein Wirbelwind den West,
Der Hain erbebt, und heult: auf Ficht' und Tanne schossen
Verwüstend der Orcan, der Regen und die Schlossen;
Und so verlor der Zeisig auch sein Nest.
Der müde Sturm hört auf zu toben.
Der nasse Sänger hüpft zu seiner Lerche hin,
Die ihm recht zugehört, der guten Nachbarin.
Zum Glück war er bei ihr ganz sicher aufgehoben.
Wißt, sprach er, daß ich schon durch Schaden klüger bin:
Man muß den schönsten Tag nicht vor dem Abend loben.

 

Der vertheidigte Schwan.

Man tadelt' einen Schwan, der Wasservögel König;
Da nimmt sich seines Ruhms ein schlauer Vogel an.
Hört, singt er, wie ich euch gleich widerlegen kann:

Wahr ist es, dieser Schwan fliegt wenig;
Doch er verfliegt sich nicht. Er taumelt, wann er geht;
Allein er schwimmt mit Majestät.
Jung war er weder weiß, noch schön, noch stark zu nennen;
Jetzt muß man ihn dafür erkennen.
Sein Ernst ist gar zu stumm; allein er denket nach:
Denn eh' er stirbt, wird seine Stimme wach.
Den Gänsen mag er freilich gleichen;
Doch wird er keinen Gänsen weichen.
Zwar fischt der Fresser sich manch' niedliches Gericht;
Doch wißt ihr, uns verschlingt er nicht.

* * *

Ein Dienst von solcher Art beleidigt.
Horaz, ach hätte man dich jüngst nicht so vertheidigt!

 

Die Gans und der Wolf.

Wir Gänse retteten das Capitolium!
Sprach eine Gans, und schwimmt; blos dieses kann bezeugen,
Die Unerschrockenheit sei auch den Gänsen eigen.
Am Ufer prahlt' ein Wolf: Den großen Romulum
Säugt' einer Wölfin Brust. Nichts gleicht, zu allen Zeiten,
Der guten Wölfe Zärtlichkeiten.
Ja! schnattert jene drauf: wenn doch das Mannthier Der Mensch. nur
Einst unsre Tugenden erriethe!
Ja! die beseelende Natur
Gab Gänsen Muth und Wölfen Güte.
Ein Habicht zeigt sich ihr, der Feind voll schneller List:
Gleich schreit die Täucherin, und Hals und Fuß wird rege.
Der Wolf entdeckt ein armes Kind am Wege,
Das er beschleicht, und ohn' Erbarmen frißt.

* * *

Wie viele rühmen sich der Tugenden und Gaben,
Die sie doch nicht erhalten haben!

 

Der Condor und die Staaren.

Mit Recht verhalten sich die Herren kleiner Staaten,
So wie die großen Potentaten;
Doch sind die Klügsten jederzeit
Mit Recht auch eingedenk, in Worten und in Thaten,
Der unvollkommnen Aehnlichkeit.

Es rüstete, vor vielen Jahren,
Der große Condor sich zum Krieg,
Und er versammelte der edlen Vögel Schaaren,
Die fürchterlich, gewohnt zum Sieg,
Und dieses Haubtes würdig waren.
Zugleich erschien ein Schwarm von Staaren,
Und rief, einmüthig im Geschrei:
Wir stimmen diesem Kriege bei,
Um, wie der Condor, zu verfahren.

So waffnete sich auch Germanien zu Siegen,
Und, um das Haus Bourbon beglückter zu bekriegen,
Geht Bund und Reichstag an: der Feldzug wird beliebt.
Als jeder Stand nun seine Stimme gibt,
Verheißen Oesterreichs Gesandte
Ein Heer von dreißigtausend Mann.
Ein bischöflicher hört es an:
Und, als der Aufruf nun auch ihn zum Stimmen nannte,
Hatt' er es sich gemerkt; denn er votirt sogleich:
In omnibus wie Oesterreich.

 

Der welsche Hahn, der Habicht und der Adler.

Man diene, wem man kann, doch nicht um reich zu werden.
Denn nichts ist kärglicher, als die Erkenntlichkeit.
Es ging ein welscher Hahn, in stolzer Sicherheit,
Aus seinem Hof ins Feld, und musterte die Heerden.
Ein Habicht, welchem nur der Adler schrecklich war,
An Fängen stark, schlau wie ein Hasengeier,
Schoß auf den Hahn herab, und, durch ein Abenteuer,
Entriß ein Adler ihn der plötzlichen Gefahr.
Damit ich, sprach der Hahn, nicht dankvergessen scheine,
Sing' ich dein Lob: ich singe meisterlich;
Auch hab' ich ein Geschenk für dich.
Ich gebe gern. Was? Meiner Federn eine.

Es drohte Spanien Alphonsens Thron den Fall,
Doch Englands zweiter Carl beschützte Portugal.
Für den zu schwachen König stritten
Die unerschrocknen freien Britten,
Und siegten, so wie sonst, auch bei Amexial.
Alphonsus lobt den Heldenmuth der Schaaren,
Durch deren Arm sein Reich bestund;
Doch macht er seinen Dank auch durch Geschenke kund.
Die königlichen Gaben waren,
Für jede Compagnie, an Schnupftabak, drei Pfund.

 

Der ruhmredige Hase.

Ein Rammler, den zu früh der Dünkel aufgeblasen,
Hielt sich für einen hohen Geist.
Warum? Das Närrchen war gereist,
Und konnte freilich mehr als grasen.
Ihm sollte kaum ein Fuchs an Einsicht ähnlich sein,
Und darum will er sich auch nur dem Hofe weihn.
Er wartet bald mit zierlichen Manieren
Dem Löwen auf, macht Männchen, hüpft und spricht:
Unüberwindlicher, von ungezählten Thieren,
Die Sie so königlich regieren,
Kennt keines, so wie ich, der Unterthanen Pflicht,
Und der Monarchen Recht. In manchem fernen Lande
Verband ich Artigkeit mit gründlichem Verstande.
Sie werden es schon sehn, weil Eurer Majestät
Erhabner Weisheit nichts entgeht,
Wenn andre Staaten nicht mich diesem Hofe gönnen,
Ach! so beklag' ich sie. Verdien' ich ihren Neid,
So soll, Großmächtigster, doch meine Fähigkeit
Nur Dero Winke sich stets unterthänig nennen.
Ich bin zu jedem Dienst bereit,
Und werd' auch jedes Amt mit Ruhm bekleiden können.
Der Löwe sprach: Der Herr ist klug,
Und zum Versuche gut genug.
Wir machen ihn zum Rath. Uns soll er stets begleiten
Mit allen seinen Fähigkeiten.
Wir ziehen morgen aus, den Tieger zu bestreiten.
Wie? sagt der junge Herr. Den Tieger? den Barbar?
Den Fresser? Ach! das bringt Gefahr.
Mich däucht, man sollt' ihn noch sondiren.
Ist er uns wirklich feind? Befindet das sich wahr:
So sende man, statt ihn zu attaquiren,
Die Affen ab, ihn zu civilisiren.
Glückt dieses nicht, und will er Kriege führen,
So macht sich meine Kunst alsdann recht offenbar:
So will ich schon capituliren.
Der Löwe brüllt erzürnt: Ein solcher Rath entehrt
Mich und mein Heldenreich, und ist bestrafenswerth.
Der Hase legt es nun aufs Flehen.
Ich, ächzt er, kann zwar fechten sehen,
Und lob' auch jede Heldenthat;
Allein, die Wahrheit zu gestehen,
So dien' ich nur zum Friedensrath.

 

Die Eulen.

Der Uhu, der Kauz und zwo Eulen
Beklagten erbärmlich ihr Leid:
Wir singen; doch heißt es, wir heulen:
So grausam belügt uns der Neid.
Wir hören der Nachtigall Proben,
Und weichen an Stimme nicht ihr.
Wir selber, wir müssen uns loben:
Es lobt uns ja keiner, als wir.

 

Die Hoffnung und die Furcht.

Es reisten (Wann? Vielleicht zu unsern Zeiten)
Die Hoffnung und die Furcht durchs Land.
Wie jene leichtlich Freunde fand,
So wohnte diese gar bei denen, die sie scheuten.
Sogleich verändert sich der Menschen Wahn und Stand.
Bald fängt der Mangel an, sich voller Muth zu brüsten,
Der Ueberfluß, verzagt zu sein.
Warum? Die Hoffnung kehrt beim ärmsten Alchymisten,
Die Furcht beim reichsten Wuchrer ein.

 

Der Löwe.

Ihr Räthe, merkt in diesem Jahre,
Merkt, was die treue Fabel schreibt,
Der Clio Schwester, die das Wahre
Auch diesem Mährchen einverleibt.
Daß sie den Hochmuth nicht verletze,
Nimmt sie den Schein der Einfalt an,
Obgleich die Weisheit ihrer Sätze
Orakel übertreffen kann.

Es herrschte, stolz auf Stand und Ahnen,
Der große Sultan Leopard,
Der, stark durch Reich und Unterthanen,
Durch Bundsgenossen stärker ward.
Ihm huldigten die schwächern Thiere,
Vasallisch und mit banger Pflicht;
Das Wollenvieh und Hirsch und Stiere
Gehörten vor sein Halsgericht.

Dem Löwen ward ein Prinz geboren,
Der Ruf erscholl im Augenblick.
Es ward auch keine Zeit verloren;
Man schickt Gesandten, und wünscht Glück.
Das Schrecken mächtiger Regenten,
Der Vater, starb, nicht sehr betagt.
Man übte sich in Complimenten,
Man schickt Gesandten, lobt und klagt.

Der Sultan läßt den Brandfuchs kommen,
Denn dieser Schalk war sein Vizir.
Du weißt, spricht er, was wir vernommen:
Der Löw' ist todt; was fürchten wir?
Der Waise muß sich schon bequemen,
Und ihn beklag' ich in der That:
Uns kann er auch kein Zicklein nehmen;
Er hüte das nur, was er hat.

Herr, sagt der Fuchs, spart eure Güte
Für andre Waisen, als für ihn.
Ihr zieht wol nicht in sein Gebiete;
Er kann, vielleicht, in eures ziehn.
Entschmeichelt euch dem nahen Rachen,
Macht ihn zum nachbarlichen Freund;
Wollt ihr ihn nicht zum Freunde machen,
So eilt, und schwächet diesen Feind.

Zwar bin ich kein Aspectenmesser,
Allem ich wittre Zank und Krieg,
Und unsre bärtchen Menschenfresser
Verhindern nicht des Löwen Sieg.
Ihm ist das Glück der Waffen eigen,
Nie wird er, eingeschläfert, ruhn,
Und, wann sich seine Rotten zeigen,
Ach! so behalten wir kein Huhn.

Der Sultan hält die Furcht für eitel,
Und, so wie Mupf die Lehrer hört,
Vernimmt er Worte, kratzt die Scheitel,
Gähnt, und entschlummert unbekehrt.
Bald aber zeigt die schnelle Strafe
Die Folgen großer Sicherheit.
Der Löwe weckt ihn aus dem Schlafe:
Er kömmt, und mit ihm Muth und Streit.

Man meldet das den Bundsgenossen,
Macht Lärm, und schreit verwirrungvoll.
Lang' ist der Divan unentschlossen,
Wie man den Einfall hemmen soll.
Man fragt den Fuchs. Wie sehr gewöhnen
Wir uns zur blinden Zuversicht!
Spricht er. Laßt uns den Feind versöhnen,
Und fremder Hilfe trauet nicht.

Thun viele Helfer Wunderwerke?
O nein. Der Löwe hat nur drei:
Den Muth, die Wachsamkeit, die Stärke,
Und siegreich stehn ihm diese bei.
Gebt ihm, daß er nicht mehr entführe,
Ein Schaf, ein Reh, ein feistes Rind.
Kurz, eines der geringern Thiere,
Die unserm Reich entbehrlich sind.

Sein Vorschlag wird verzagt befunden:
Der Reichsrath dachte nicht, wie er.
Man rüstet sich, wird überwunden,
Und macht sich Krieg und Frieden schwer.
Dies lehrt uns eine Wahrheit fassen,
Die Regel der Regierungskunst:
Wollt ihr den Löwen wachsen lassen,
So suchet zeitig seine Gunst.

 

Die beiden Wölfe.

In einem dicken Wald, wo Wind und Hunger heulten,
War zweener Wölfe Sitz, die sich in mancher Nacht
Nichts im Gebiß, als Raubsucht, heimgebracht,
Die sie recht brüderlich, und ohne Mißgunst theilten.
Allein, sie hatten sich verirrt,
Und zu der Beute nicht den rechten Weg genommen.
Bald aber sehen sie die schönsten Schafe kommen;
Doch kommen auch zugleich der Hylax und der Hirt.
Wo die Gewalt unbrauchbar ist,
Bedient sich auch ein Wolf der List.

Sie halten Kriegesrath. Lycaons Enkel spricht:
Ein rechter Angriff hilft hier nicht.
Ich will mich hinter jenen Hecken,
Im Graben, tief genug verstecken,
Dann mußt du, fern von mir, der Heerde Furcht erwecken.
Trab auf sie zu, und laß dich sehn:
Der Schäfer wird dich bald entdecken,
Und mit dem Hunde dir gewiß entgegen gehn.
Da werd' ich schnell den Raub vollstrecken;
Die Kunst der Flucht mußt du verstehn.
Der andre Wolf bejaht's, gestand, daß sein Gefährte
Sich, als ein alter Wolf, erklärte,
Und hieß den Anschlag wunderschön.

Sie trennen sich, und dieser naht hinan.
Man sieht ihn; Hylax bellt! den Erbfeind zu erwischen,
Sucht ihn der Schäfer oft im Wettlauf anzufrischen.
Ihm setzen beide nach: doch kömmt ihm keiner an,
Und jener schleicht aus den Gebüschen,
Und stiehlt das beste Schaf, das man nur stehlen kann.

* * *

So wird man oftmals der Gefahr,
Wo sie am größten ist, am wenigsten gewahr.

 

Das Reh und der Hund.

Ein zartes Reh, das gar zu sicher ruht,
Erhascht ein Hund, der keinen Dickigt scheute.
Er beißt es an, leckt das vergoss'ne Blut,
Und küßt zugleich die angenehme Beute.
Da seufzt das Wild: Welch' Mitleid rühret dich?
Du kömmst als Feind, und raubest mir das Leben,
Und mir willst du doch solche Küsse geben,
Als wäre dir kein Freund so lieb, als ich?
Ich bitte sehr, hör' auf mit deinen Bissen;
Wo nicht, verschone mich mit Küssen.

 

Der Hase und das Rebhuhn.

Ein Has' und Rebhuhn fanden beide
Im Vorholz, Feld und Busch Fraß, Sicherheit und Freude;
Und jener saß ganz ruhig im Getreide,
Als Söllmann und die Jagd rasch ins Gehäge drang,
Hochlautend ihn zum öftern Wiedergang,
Und fürchterlich zum Absprung zwang.
Zu oft ist manche Lust benachbart mit dem Leide.
Sie rahmen ihn herum: er läuft, und ach! wie schnell!
Doch seine Fährte kennt der treue Waldgesell.
Im Lager drückt er sich: noch hofft er zu entwischen;
Allein der Weidmann weiß die Stöber anzufrischen:
Der Flüchtling wird erreicht, so sehr er sich verbirgt,
Und, weil der Retter fehlt, indem er schreit, erwürgt.

Das Rebhuhn saß, und sprach: der Thor pflag sich zu preisen;
Wie prahlend rühmt' er mir der Läufte Vorzug an!
Nun stirbt er lächerlich, und muß auch mir beweisen,
Zehn Hasen können nicht, was ein Strick Hunde kann.
Es höhnt': allein, wie lang'? Es schoß aus ferner Höhe
Ein Habicht auf das Huhn herab;
Und, daß man oft den Spott sogleich bestrafet sehe,
Bekräftigte der Stoß, den er dem Spötter gab.

* * *

Auf ein gewisses Glück kann niemand Rechnung machen,
Und nichts ist thörichter, als solche zu belachen,
Die ihr Verhängniß drückt. Rührt dich nicht andrer Leid;
Feind, so verdienest du barmherz'ger Henker Neid.
Die wären glücklicher, so oft sie Menschen quälen,
Besäßen sie dein Herz, dem Lieb' und Mitleid fehlen.

 

Der Esel, der Fuchs und der Löwe.

Zum Esel kam der Fuchs auf seine Distelweide,
Und sprach: Freund, meinen Gruß zuvor,
Du scheinst noch immer jung in deinem alten Kleide.
Wie lustig spielt noch jetzt dein hochansehnlich Ohr!
Du bist und bleibst ein Freund der Freude.
Sieh auf! der Morgen wird recht schön.
Was fangen wir nun an? Nicht wahr, wir wollen beide
In jenem Wald spazieren gehn?
Ei ja, versetzt der Freund: was ist denn dort zu sehen?
Ein Muster, sagt der Schalk, vollkommner Eselinnen.
Es wiehert mancher Hengst, die Spröde zu gewinnen;
Doch sie wird dir nicht widerstehn.
Sieh auf! … Ei ja … und sieh der Sonne rothes Licht!
(So wortreich ist der Fuchs: er schwatzt, wie Redner pflegen,
Die mehr betäuben, als bewegen;
Doch merke man sich auch, daß er zum Esel spricht.)
Sie wandeln plaudernd fort. Bald aber zeiget sich
Der König selbst, der Löw' in seinem höchsten Grimme.
Der Anblick nimmt sogleich dem Esel Muth und Stimme.
Er zittert, läuft, und fällt. Ein Löw' ist fürchterlich.
Der Fuchs hält gleichwol Stand, und sagt: Beglückt bin ich,
Herr! heute dich nicht zu verfehlen.
Ich eilte dich zu sehn. Zum Frühstück bring' ich dir
Den Kern des Eselstamm's, dort jenes feiste Thier.
Der ernste Löwe spricht: Zur Mahlzeit dien' es mir;
Dich selbst will ich zum Frühstück wählen.
Schnell wird der Fuchs zerstückt. Was lehrt des Löwen That?
Verräther hasset man, und nutzet den Verrath.

 

Der Hirsch und der Eber.

Ein Eber fragt den Hirsch: was macht dich hundescheu?
Für mich gesteh' ich gern, daß ich es nicht begreife.
Du hörst so scharf, als sie: wie schnell sind deine Läufe?
Wie fürchterlich ist dein Geweih?
Und da du größer bist, so solltest du dich schämen,
Vor Kleinern stets die Flucht zu nehmen.
Was ist es immermehr, das so dich schrecken kann?
Das will ich, spricht der Hirsch, dir im Vertrauen sagen:
Der Abscheu hängt mir noch von meinem Vater an;
Ich kann das Heulen nicht vertragen.

 

Die Natter.

Als einst der Löwe Hochzeit machte,
Kroch zu der neuen Königin
Auch eine kleine Natter hin,
Die zum Geschenk die schönste Rose brachte.
Doch jene weist sie ab, und spricht:
Ich nehme Rosen an; allein von Nattern nicht.

 

Der vom Hasen betrogene Löwe.

Wie sinnreich macht die Furcht! Nicht weit von Bagdad wohnte
Ein Löwe, dessen Grimm und Raubsucht nichts verschonte.
Der fraß ohn' Unterschied, was die Gewalt ihm gab.
Bald schickt ein banges Reich an ihn Gesandten ab,
Und die erbieten sich, um sicherer zu leben,
Ihm jeden Tag ein Thier zum Unterhalt zu geben.
Der Antrag wird erhört: er nennt die Liefrungszeit.
Die Botschaft heulet Dank für so viel Gütigkeit.
Wie nun allein das Loos des Opfers Wahl bestimmte,
So traf's den Hasen auch, der zwar sich traurig krümmte,
Doch diesen Trost sich gab: Was sein soll, muß geschehn.
Euch, Freunde, zu befrein, will ich zum Würger gehn;
Doch nach der Mittagszeit: es wird, wie ich vermeine,
Der König hungrig sein, wann ich vor ihm erscheine.
Er reiset. Da der Löw' ihn nur erkennen kann;
Wie, ruft er, kömmst denn du so spät und langsam an?
Ich habe meinen Weg durch jenen Wald genommen,
Versetzt das schlaue Thier: sonst wär' ich längst gekommen.
Nach aller Möglichkeit beschleunigt' ich den Lauf:
Mich hielt ein andrer Löw', der dir recht gleichet, auf,
Und droht', und wollte mir durchaus den Ruhm nicht lassen,
Für dich, nach meiner Pflicht, mit Ehrfurcht zu erblassen.
Mit Zittern sag' ich es: von deiner Majestät
Sprach er verkleinerlich; auf dich hat er geschmäht.
Ich widerstritt ihm zwar, doch so wie Schwächre pflegen;
O könnt' ich jetzt sein Haubt zu deinen Füßen legen!
Der Löwe zürnt, und brüllt: der Frevler und der Thor!
Wir Helden ziehn den Sieg dem besten Fraße vor.
Dem Afterkönige will ich den Nacken beugen.
Gleich sollst du mit mir gehn, und seinen Sitz mir zeigen.
Er geht ihm rüstig nach, und dieß ungleiche Paar
Kömmt bald an einen Born, der tief und heiter war.
Hier sieht der Löwe sich, und glaubt den Feind zu sehen,
Und fordert ihn heraus, den Zweikampf anzugehen.
Vergebens! da er nun sich in den Brunnen stürzt,
Wird schnell sein Regiment, und aller Noth verkürzt.

 

Der Wolf und der Fuchs.

Was wird wol unser Ende sein?
Fragt Isegrimm den Fuchs: mein Vater ward gehangen.
Und meiner starb an Gliederpein,
Ihn hatten Bauern grob empfangen,
Versetzt der Hühnerdieb. Aus Rache fiel mir ein,
Ein überflüssigs Huhn, zu Zeiten, abzulangen,
Untreue Hennen aufzufangen,
Und in das Taubenfleisch grausam verliebt zu sein.
Ach! heult der Wolf, ich habe mehr begangen,
Ich brauche lange Zeit, mein Leben zu bereun.
Doch horch! ich höre Jäger schrein,
Und Hunde bellen dort. Nichts kann uns Rath verleihn,
Und hätten wir die List der Schlangen.
Der Rath steckt in der Flucht. Wenn die uns retten kann,
Wo treffen wir uns wieder an?
Wo sonst nicht, sagt der Fuchs, beim Kürschner auf der Stangen.

* * *

Der Krug geht, wie ein Alter spricht,
So oft zum Brunnen, bis er bricht.

 

Der Canarienvogel und der Häher.

Durch Fragen wird man klug. Man kömmt damit nach Rom.
Ein wahres Sprüchwort sagt's, und selbst am Tiberstrom.
Allein wir müssen nicht mit Fragen die beehren,
Die selbst nicht fähig sind, was Gründliches zu lehren.
Kein Blinder zeigt den Weg. Ein Flaccus, ein Virgil
Zieht nicht den Bav zu Rath. Sie fragen den Quintil,
Den ganz gelehrten Freund. Warum? Ein halber Kenner
Verdient, zum höchsten, nur das Mitleid kluger Männer,
Wenn er voll Meisterschaft, voll Hochmuth, Neid und Zwist,
An Witz ein Polyphem, an Wahn ein Argus ist.

Ein Vogel, der unlängst aus Teneriff gekommen,
Glich, Arigoni, dir, auch an Bescheidenheit,
War fast der einzige, der seine Trefflichkeit
Und seiner Stimme Reiz nicht g'nugsam wahrgenommen.
Der Sänger redet nun Marcolph, den Schreier, an,
Den Häher, welchem er sich auch nicht nähern sollen.
Sagt, sprach er, ob mein Ton euch recht gefallen kann:
Entdeckt mir, ob auch mich die Kenner dulden wollen?
Ich zweifle, lehrt Marcolph. Euch fehlt mein Unterricht:
Von mir läßt sich noch viel erfahren.
Die Kunstverständigen, wir Häher und die Staaren,
Wir Kenner loben euch noch nicht.
Folgt mir: ich singe fein, recht nach der Tonkunst Gründen,
Ihr trillert fremd und falsch: man hört euch an, und lacht.

* * *

Wer immer sich zum Schüler macht,
Wird immer einen Meister finden.

 

Die Nachbarschaft der Buhlerei.

Die Buhlerei, die oft sich Liebe nennt,
Erscheint, vermummt, an einem Fest der Freude,
Im schlausten Putz, in Neadarnens Kleide,
Wovon den Werth sie und die Jugend kennt.
Ihr Auge spielt, die freien Blicke fliegen,
Wie Herz und Brust voll wilder Seufzer wallt:
Lust, Vorwitz, Scherz, Bewundrung und Vergnügen
Fliehn schnell herzu, und loben die Gestalt.
Man folgt nur ihr, den holden Reiz zu sehen.
Wer sieht nicht gern, was so gefallen kann?
Sie neigt sich tief, um schöner wegzugehen.
Da fragt die Lust: Wo treffen wir dich an?
Entdeck es frei. Dich nimmer zu verfehlen,
Dich oft zu sehn, wünscht niemand mehr, als ich.
Sie lacht und spricht: Wer kann sich Nachbarn wählen?
Die Meinigen sind mir oft lächerlich.
Zwar leb' ich weit von der verlass'nen Treue:
Matronen nur ist, wo sie seufzt, bekannt;
Doch, neben mir, zu meiner rechten Hand,
Wohnt Selbstbetrug, und, zu der linken, Reue.

 

Die Taube, der Falk und der Tauber.

Ein Blaufuß steigt zum neuen Raube
Aus Nest und Wald empor, reviert in hoher Luft,
Beschauet Berg und Thal, und sieht in einer Gruft
Des treuen Taubers Lust, die schönste Turteltaube.
Auf sie stößt er herab, erreicht, und greift sie bald,
Und ist schon im Begriff, die Arme zu zerreißen,
Als sie ihn girrend fragt: Wird dieses Siegen heißen,
So man nicht kämpft? Erweise die Gewalt;
Doch nicht an mir, die ich vor Schrecken sterbe.
Nein, daß dein Muth den rechten Sieg erwerbe,
So falle nur den großen Reiher an,
Den Adler selbst, und was sich wehren kann.

So wehre dich! versetzt der Falk, und dräute:
So wehre dich! ist nicht dein Schnabel gnug zum Streite?

Zum Streite? wie? er kennt nicht Streit noch Groll,
Und hat nicht Kraft, als wann er schnäbeln soll.
Es ist sein Stoß, die Regung sanfter Triebe,
Nichts, als ein Spiel, ein Reiz, ein Kuß der Liebe
Für meinen Freund … Und wer ist dieser Freund?
Mein Tauber ist's: er schläft auf einem Zweige …
Man weck' ihn auf: es ist dein Held mein Feind.
Dir steh' er bei: ich will, daß er sich zeige.

Das Täubchen seufzt. Ach nein, ich bitte, nein!
Sonst würde nur mein Jammer größer sein.
Noch seufzet sie, und schnell erwacht der Gatte,
Er fliegt von selbst dahin, wo sie der Räuber hatte.
Mit ihr scheint auch der Tod ihm vor dem Würger schön:
Sie sterben Hals an Hals, da der den Mord verübte.

* * *

Die heiße Liebe sieht auf nichts, als das Geliebte;
Die kluge hätte nur auf die Gefahr gesehn.

 

Der Fischer und der Schatz.

Ein Fischer, der mit seinen Netzen
Brod und Zufriedenheit gewann,
That einen schweren Zug. Voll Mitleid und Entsetzen
Traf er im Sack des Garns jetzt einen Todten an.
Der soll, sprach er, von mir den letzten Dienst erhalten.
Vielleicht, daß in der Todesnacht
Dieß seinen Schatten ruhig macht.
Wie der um's Leben kam, so kann ich selbst erkalten.
Aus Sorgfalt trägt er ihn an einen sichern Platz,
Den nicht die hohe Flut erreichte.
Da grub er tief, und schwitzt', und keichte,
Und fand, im Schaufeln, einen Schatz.

* * *

Der Schickung Hand ist stets bereit,
Der Tugend Werke zu vergelten.
Sie sorgt, mit gleicher Wachsamkeit,
Für jeden Menschen, wie für Welten.

 

Aesopus und der Muthwillige.

Aesop bewies zu seiner Zeit
Die schwerste Kunst in unsern Tagen,
Die Kunst, die Narren zu ertragen,
Die Zunft, die immer sich verneut.
Ein Bube, den nichts fröhlich machte,
Als was er für recht neckisch hielt,
Warf einen Stein auf ihn, und lachte,
Daß er so meisterlich gezielt.

Der Weise sprach: Wer so viel kann,
Der muß auch baaren Dank erlangen.
Du wirst von Reichen mehr empfangen,
Von mir nimm diesen Stater an.
Dort seh' ich einen Kaufmann gehen,
Des reichen Chremes stolzen Sohn:
An dem laß deine Künste sehen,
Von dem erwarte deinen Lohn.

Ihm folgt der Thor mit schneller Hand.
Er wirft, er trifft, er wird ergriffen,
Und, von dem Pöbel ausgepfiffen,
Dem Kerkermeister zugesandt.
Ob er dafür ans Kreuz gekommen,
Wie Phädrus schreibt: das weiß ich nicht.
Dies wissen ich und viele Frommen:
Ein Narr ist auch ein Bösewicht.

 

Der Traum eines Dervis.

Ein Dervis sah im Traum den Himmel und die Hölle:
Hier traf er einen Mönch, dort einen König an.
In jener Welt allein erkläret unsre Stelle
Der Menschen wahren Werth, da nichts mehr täuschen kann.
Er wird bestürzt, und fragt, wie sie dahin gekommen.
Ein Fürst im Paradies! Das scheint ihm wunderbar.
Der Todesengel spricht: Er war ein Freund der Frommen,
So wie der Geistliche des Hofes Schmeichler war.

 

Der gute Rath eines Dervis.

Ein Dervis klagt' einmal bei einem seiner Brüder,
Ihn quälten Reich und Arm, und überliefen ihn.
Dem ward, wie Sadi schreibt, der gute Rath verliehn:
Freund, gib den Armen nichts, so kommen sie nicht wieder:
Von Reichen suche Geld, so werden sie dich fliehn.

 

Das Ritterpferd und der Klepper.

Ein kriegerisches Pferd, die Lust der Ritterschaft,
War würdig seiner Zucht, und freudig, voller Kraft,
War gleich an Muth und Kunst, an Dauer und Vermögen,
Zog aus, und wieherte Geharnischten entgegen,
Und spottete der Furcht. Es hatt' aus Feld und Schlacht,
Und Wettlauf und Turnier stets Ehre heimgebracht.
Kopf, Schenkel, Farb' und Huf war schön an ihm zu nennen;
Doch zog sein zweiter Herr, beim ersten Ringelrennen,
Ihm Hans, den Klepper, vor. Sogar der Sattelknecht
Belacht des Junkers Wahl, und heißt sie ungerecht.
Ein alter Reiter sieht's, und seufzt, daß, auch in Pferden,
Verdienste schlecht erkannt, und nicht vergolten werden.
Der Junker bricht den Hals. Es kömmt das Pferd zuletzt
In eines Fürsten Stall, der es nach Würden schätzt.
Der Alte hört's, und lacht, und spricht: Man darf nur leben:
Verdiensten muß die Zeit Recht und Belohnung geben.

 

Der grüne Esel.

Es schöpft ein Fabulist aus alten Wunderzeiten,
Gibt, lenkt, und hemmt Erdichtungen den Lauf.
Erzähler halten sich bei neuern Seltenheiten
Sogar, wie Wohlgemuth, beim grünen Esel, auf.
Aesopus selbst lehrt oft aus Kleinigkeiten.
Es wollte sich ein nicht zu junges Weib,
Von weisen neunundvierzig Jahren,
Aus innerem Beruf zum holden Zeitvertreib,
Mit einem frischen Stutzer paaren,
Und ihrer Nachbarin, die ungemein erfahren
Und klug war, wie Ulyß, den Vorsatz offenbaren.
Sagt, spricht sie, sagt mir doch: gefällt Leander euch?
Ist er nicht meinem Mann, dem sel'gen Manne, gleich?
Nur freundlicher, als er? Einander zu erbauen,
Soll uns der Oberpfarrherr trauen:
Doch, wenn wir uns, aus keuscher Liebe, frein,
Werd' ich, sagt, werd' ich nicht ein rechtes Märchen sein?
Romanenschreiber, Liederdichter,
Und die gemeinen Splitterrichter,
Und ach! die Weiber selbst, die Weiber muß ich scheun.
Freit! lehrt die Nachbarin. Laßt jeden schreiben, sagen,
Ja singen, wenn er singen kann,
Es sei ein Märchen von acht Tagen!
Am neunten hebt gewiß sich schon ein neues an.
Das soll mein Esel demonstriren.
Den färb' ich euch so grün, als meinen Papagei.
Dann soll er durch die Stadt spazieren,
Damit er allen sichtbar sei,
Und alle wird das große Wunder rühren.
Das träge Thier wird auf den Markt gebracht,
Der Pöbel läuft herzu, bewundert, gafft und lacht.
Wie? ruft man, können Esel grünen?
Das hätt' ich nimmermehr gedacht …
O kommt doch, seht! … Sollt' aber diese Tracht
Nicht mehr für edle Pferde dienen?
Doch alles ist recht schön, wie die Natur es macht …
Was? die Natur? Es ist ein Werk der Kunst …
Der Kunst? o nein, Gevatter, nein, mit Gunst!
Er ist das, was er ist, und kömmt uns aus dem Lande
Der grünen Esel her. Ich weiß nicht, wie es heißt:
Doch, wenn Er mir das Gegentheil beweist,
So gleicht im Kirchspiel Ihm kein Doctor an Verstande …
Der Herr hat Recht; so sprach ein Bader, der gereist,
Und ein Gelehrter war. Ich habe, wider Hoffen,
In Capo Verde selbst dergleichen angetroffen.
Als Füllen sind sie gelb und blau,
Hernachmals grün. Ich kenne sie genau.
Dort hielt ich anfangs auch den Mund erstaunend offen;
Allein weit mehr, als ich in Chymia
Gar einen grünen Löwen sah.
Ach! seufzt' ein Weib, das gerne prophezeite,
Das Unglücksthier! beschaut es nur, ihr Leute!
Mir hat, vor kurzer Zeit, von grünem Vieh geträumt,
Und, leider! dieser Traum war gar nicht ungereimt,
Denn, seht! er ist erfüllt. Ein Unglück droht den Ländern,
Wo Thiere so die Farben ändern.
Nicht wahr? Hier ließen sich schneeweiße Mäuse sehn,
Wir sahen bald hernach die besten Kühe schwinden.
Seitdem sich um Paris die Purpurkatzen finden,
Soll auch die Falschheit dort recht sehr im Schwange gehn;
Kein Wunder, daß daher Haß, Krieg und Mord entstehn.

Sechs Tage zeigt er sich den Haubt- und Nebengassen,
Und kein Rhinoceros reizt mehr die Neubegier.
Bald aber wird auch er so aus der Acht gelassen,
Als das gemeinste Müllerthier.

 

Drei Taube.

Es haben oft zugleich der Leser und der Dichter,
Und auch der Criticus kein zuverlässig Ohr.
So lud vor einen tauben Richter
Ein Tauber einen Tauben vor.
Der Kläger sagt': Auf meinem Felde
Hat er dem Wilde nachgehetzt.
Beklagter: Nein; von seinem Gelde
War längst das Drittheil abgesetzt.
Der Richter sprach: Das Recht der Ehen
Bleibt heilig, alt und allgemein.
Es soll die Heirath vor sich gehen,
Und ich will bei der Hochzeit sein!

 

Der Hänfling des Papstes Johannes des dreiundzwanzigsten.

Zwei Dinge haben sich noch nie verbinden können:
Ein Weib und recht verschwiegen sein.
Abt Grecourt sagt's. Ich muß ihn nennen,
Um mich Unschuldigen vom Argwohn zu befrein,
Als fiele mir dergleichen ein.
Ihm will ich stets den Haß verschwiegner Damen gönnen.
Zum spöttischen Beweis erzählt er ein Gedicht.
Ihr Schönen, was erzählt man nicht?

Der fürchterliche Papst, der durch den Blitz des Bannes
Dem fünften Ludewig, dem Bayern, widerstand,
Der dreiundzwanzigste Johannes
War, wie Franzosen sind, bei Nonnen recht galant:
Galant; doch wie ein Papst, ohn' Abgang seiner Würde.
Er sprach zu Frontevaux sehr oft den Schwestern zu,
Theils zur Erleichtrung seiner Bürde,
Theils zur Befördrung ihrer Ruh'.
Dies Kloster war der Sitz geweihter Schwätzerinnen.
Die suchten alles auszusinnen,
Durch ihrer Zungen Fertigkeit
Den Schutz und die Gewogenheit
Des Oberhirten zu gewinnen;
Und die Hochwürdigen gewannen seine Huld.
Sie war kaum reichlicher, noch schöner anzulegen.
Was gab er ihnen nicht! Bald Ablaß, bald Indult,
Und bald, verschwendrisch, seinen Segen.
War ihnen das genug? O nein.
Wann weiß der Mensch vergnügt zu sein?

Sie ließen sich gar von dem Wahn bethören,
Den Männern beichten, sei nicht recht,
Und von dem weiblichen Geschlecht
Sollt' eine stets der andern Beichte hören:
Und dieses einzusehn, sei auch der Päpste Pflicht.
Er kömmt auch kaum ins Kloster wieder,
So wirft vor ihm sich die Aebtissin nieder,
Küßt zärtlich seinen Fuß, und spricht:
O heil'ger Vater, hör' ein Flehen;
Laß bei dem Priester uns nicht mehr zur Beichte gehen!
Wir alle schämen uns, ihm alles zu gestehen.
Im Wachen und im Schlaf gibt's manche Kleinigkeit,
Die, Männern zu vertraun, sich jede Nonne scheut.
Laß künftig uns einander beichten.
Wir sind weit fähiger, die Sünden zu beleuchten.

Den Papst befremdet sehr der Bitte Dreistigkeit.
Wie? sagt er: ihr wollt Beichte sitzen?
Ihr guten Kinderchen könnt sonst der Kirche nützen.
Wißt: Dieses Sacrament erheischt Verschwiegenheit.
Die ward euch nicht zu Theil. Ihr denkt schön und erhaben,
Und ihr, Geliebteste, besitzet viele Gaben:
Doch eine nicht, die Zuverlässigkeit.
Allein, ich nehm' es in Bedenken.
Vielleicht weiß Frontevaux sich klüglich einzuschränken.
Ist die Aebtissin nicht verständig wie ein Mann?
Zur Prüfung will ich hier noch heut' ein Kästchen senden.
Das überliefre sich nur ihren keuschen Händen!
Wenn sie, nichts ist so leicht, mir's wiedergeben kann;
Doch uneröffnet, merkt dies an!
So bin ich ganz geneigt, euch alles zuzuwenden.

Das Kästchen kömmt. Die Ankunft wird bekannt,
Und jeder Nonne Blick und Hand
Will, darf und muß es sehn, betasten und recht kennen.
Sie reißen sich darum. Die Eifernden zu trennen,
Kömmt die Aebtissin, und die Nacht.
Das schöne Kästchen wird vorjetzt nicht aufgemacht.
Der Vorwitz quälet oft mehr, als der Alp der Sorgen.
Die Nonnen flieht der Schlaf: auch die Aebtissin wacht,
Voll reger Ungeduld, bis an den müden Morgen.
Die Messe geht nun an. Gebet, Gesang und Chor
Geräth erbärmlich schlecht; man zischelt sich ins Ohr,
Und singt nicht, sondern schwatzt, und fragt sich, und will wissen,
Warum sie nichts eröffnen müssen?
Die weibliche, verschleierte Clerisey
Versammlet sich noch vor der Mittagsstunde,
Und stimmet, als aus Einem Munde,
Gehorsamst der Aebtissin bei,
Daß man, obgleich der Papst es nicht erlauben wolle,
Das Kästchen untersuchen solle.
Selbst unsern Arbrissel stand etwas Vorwitz frei.
Es bleibt ja unter uns; wir alle können schweigen.
Das eben soll, uns selbst, jetzt die Eröffnung zeigen.
Auch kein Concilium erräth,
Daß wir im mindsten nur am Deckelchen gedreht.
Doch damit lassen wir die Frau Aebtissin schalten.
Die nimmt den Deckel ab. Ein Hänfling fliegt heraus.
Ein Wunderwerk hat ihn erhalten.
Er flattert, singt, entwischt, setzt sich aufs nächste Haus.
Da mag für ihn der Vögel Schutzgeist walten.

Man klopft gebietrisch an. Wer war's? … Der Papst war da.
Er kam. Sobald er nur den frommen Haufen sah,
Wollt' er sein schönes Kästchen schauen;
Denn, sprach er, es enthält, was ihr so sehr begehrt,
Die Bulle selbst, die euch den Beichtstuhl schon gewährt.
Allein! … darf man auf Weiber bauen?
Ihr zaudert, wie mich däucht. Gebt her! … Was seh' ich jetzt?
Ist eure Bulle schon entflogen?
Das schönere Geschlecht ist sinnreich und verschmitzt,
Doch zum Geheimniß nicht erzogen.
Dem Priester nur geziemt, daß er euch Beichte sitzt.

Ein junges Nönnchen war dem alten Brauch gewogen,
Und sagt': Ich liebe nicht dergleichen Neuerung!
Mein Beichtiger ist mir schon gut genung.

 

Der Fresser.

Ein berühmter Held im Fressen,
Den das Schlemmen aufgeschwellt,
Hatt' einmal zum Abendessen
Sich den größten Stör bestellt.
Dieser ward sehr bald bezwungen:
Nur das Kopfstück blieb ihm nach,
Das er noch nicht halb verschlungen,
Als vom Krampf sein Magen brach.

Jeder Garkoch wird betrübet:
Mancher holt den Arzt herbei,
Der sogleich die Antwort gibet,
Daß der Bruch unheilbar sei.
Alle Hoffnung ist verschwunden;
Man verkündigt ihm den Schluß,
Daß er in sehr wenig Stunden
Unvermeidlich sterben muß.

Soll die Zunge schon erkalten,
Die so vieles nicht geschmeckt?
Freunde, bin ich zu erhalten?
Oder werd' ich nur erschreckt?
Doch, ist euer Wort untrüglich,
Steht des Arztes Ausspruch fest:
Ach so reicht mir unverzüglich
Meines Fischchens Ueberrest.

 

Nasidien.

Nasidien, ein Herr von hohem Stande,
Ergrübelte sich täglich neue Pein,
Und hielt es sich für keine kleine Schande,
Den Bauern gleich, gesund und stark zu sein.
Er klagte jüngst dem Leibarzt, dem er zollte,
Ihn quäle stets, er wisse selbst nicht was;
Nur wiss' er wohl, daß ihn nicht Hippocras,
Nicht Chocolad' und Gallert heilen wollte.

Wie ist Ihr Schlaf? hört man den Doctor fragen.
Acht Stunden lang. Noch fehlt die Agrypnie.
Sie essen? Stark, ja bei kaum leerem Magen.
Das nennen wir, auf griechisch, Bulimie.
Ach freilich ist der Menschen kurzes Leben
Mit Noth beschwert, wie Avicenna spricht.
Der Fraß! der Schlaf! allein sie sorgen nicht:
In kurzer Zeit will ich schon beides heben.

 

Turpill.

Turpill, der reiche Filz, gab einmal, doch im Traum,
Ein königliches Mahl, und hatte fünfzig Gäste.
Aus Cypern war der Wein bei diesem Freudenfeste,
Der Schüsseln Menge fand nicht auf der Tafel Raum.
Zugleich sieht er sich selbst im besten Stutzerkleide.
Wie krümmt und quälet sich der ächzende Turpill!
Ihn wecken Geiz und Angst. Gleich schwört er tausend Eide,
Daß er, so lang er lebt, nicht wieder träumen will.

 

Lysimachus und Philippides.

Als Witz zu Würden half, die Weisheit der Poeten
Ein Recht an Gunst und Glück besaß,
Und mancher König ohn' Erröthen
Gedichte schrieb, und Dichter las,
Ward zu des Hofes Ehrenstufen
Philippides vom Lysimach berufen.

Nimm, sprach der Held, an meiner Länder Heil,
An allem, was ich habe, Theil!
Philippides versetzt: So müßt' ich mich bequemen,
An vielem, vielem Theil zu nehmen.
Doch was du mir bestimmst, verehr' ich dankbarlich:
Nur mit Geheimnissen, Monarch, verschone mich.

 

Abdallah.

Abdallah, Hassans Sohn, der vor dem Großvizier,
Wie vor dem Mahomet, sich bis zur Erde krümmte,
Fleht um ein reiches Amt, das der dem Seraskier,
Dem Pascha Bajazet, freundvetterlich bestimmte.
Ihn hört der Großvizier, und sagt geschwinde: Nein.
Er dankt. Wie? Dem Gesuch wird gänzlich abgeschlagen!
Abdallah kniet, und spricht: Die Huld ist ungemein,
Daß ich nicht harren darf, da sie mir's gleich versagen.

 

Der mäßige Eifer des Frontins.

Frontin, der fast Aesop, an Wuchs und Bildung, glich,
Ging lustig an den Strand, warf schnell sein Kleid von sich,
Sprang muthig in den Strom, und schwamm recht meisterlich.
Indessen kömmt ein Dieb, bestiehlt den sichern Schwimmer,
Der nach der Taucherkunst mit Flut und Wellen spielt.
Frontin vertieft, erhebt und wirbelt sich noch immer,
Und rudert sich zurück, gereinigt und gekühlt.
Da sieht er bald, bestürzt, daß seine Kleider fehlen.
Ein andrer hätte gleich den Dieb vermaledeit;
Er aber sagte nur: Der Frevel geht doch weit.
Mir armen Buckligten mein einzig Kleid zu stehlen?
Dem Schelm gebührt ein Fluch für seine Mauserei.
Doch darf der Teufel ihn darum nicht eben holen:
Nur wünsch' ich, daß das Kleid, das er mir weggestohlen,
Ihm so gerecht, als mir, an Brust und Rücken, sei!

 

Melson.

Der Dollmetsch, welcher oft mehr Sprachen, als er wußte,
Vor seiner Königin Anna von Oesterreich, Gemahlin Königs Ludwig des Dreizehnten von Frankreich, und Regentin zur Zeit der Minderjährigkeit Ludwigs des Großen. sogleich erklären mußte;
Der schlaue Melson fand durch seine Munterkeit
Den Rath, den nur der Witz verleiht.
Einst kömmt aus Indien ein schwarzer Abgesandter,
Erscheinet vor dem Thron, und fängt den Vortrag an,
Den er nicht übersetzen kann;
Denn keine Sprache war dem Melson unbekannter
Doch hilft die List ihm aus. Ihm winkt die Königin.
Er nähert sich, und spricht: Dieß ist der Rede Sinn:

Großmächtigste, dein Ruhm dringt bis in unsre Grenzen.
Nur dich verehrt ein jeder Theil der Welt.
Wo sollte nicht, in Marmor aufgestellt,
Dein Bild und Lob den spätsten Enkeln glänzen?
Es ist dir Brama hold. Zur Ehre schuf er dich.
Dein Anblick, wie dein Geist, ist mehr als königlich.

Dieß hörte Tavernier, der sich im Saal befand.
Des Fremden Sprache war ihm ganz genau bekannt.
Er hatte, wie man weiß, von seinen vielen Reisen
Mehr, als ein Stammbuch, aufzuweisen.
Er sagte: Königin, was Melson jetzo spricht,
Das redet der Gesandte nicht.

Wer wird, sprach Melson drauf, den Mischmasch wissen wollen?
Mir liegt die Pflicht der Ehrfurcht ob.
Die Königin verdient das Lob:
Und hat er's nicht gesagt, so hätt' er's sagen sollen.

 

Hobbes.

Die meisten hüten nur die Schätze, die sie erben,
Wie einen todten Schatz, den niemand größer macht.
Sie sammeln, was man meint, und blättern Tag und Nacht,
Bis sie, sich unbekannt und unentwickelt, sterben,
Ihr unfruchtbarer Witz hat nichts hervorgebracht.

So ist ein Hobbes nicht erfahren.
Er irrt zwar oft, doch hat er selbst gedacht.
Des stolzen Britten Lehrer waren
Homer, Virgil, Thucydides, Euclid,
Die las er stets mit Wahl und Unterschied.
Er wäre, sagt' er oft, wohl nie geschickt gewesen,
Die Dinge tiefer einzusehn,
Die Schulgelehrte halb verstehn,
Hätt' er so viel, wie sie, gelesen.

 

Crispin von Paß. Crispin de Paß, von Cöln, ist ein berühmter Schüler des Theodor Cornhardt, der zur Zeit des alten Meisters Cornelius Cort, welcher der größten Maler Werke in Kupfer brachte, lebte, und auch durch seine sinnreichen Gedichte, und seine Schrift von der Religionsfreiheit wider den Lipsius sich Lob erwarb.

Ein kleiner Eigensinn sei Künstlern gern verziehen!
Ich setze mit Bedacht: ein kleiner Eigensinn;
Denn allen, die sich nicht um Kunst und Witz bemühen,
Dem groben Theil der Welt, geh' auch der größte hin!
Ein Künstler, welcher sich des Griffels Ruhm erworben,
Der einen Ridinger, und Schmidt, und Preißler ziert,
Entwarf nicht leicht das Bild der Fürsten, die verstorben,
Noch der Gelehrten Bild, eh' sie der Tod entführt.
Die meisten wußten nicht die Ursach' anzugeben,
Bis einst, ich weiß nicht wer, sie von ihm selbst erfuhr:
Der Fürsten achtet man nicht länger, als sie leben,
Und der Gelehrte gilt nach seinem Tode nur.

 

Die Undankbarkeit des männlichen Geschlechtes.

Mit Lauretten, seiner Freude,
Sitzt am Alsterfluß Tiren,
Wo sie, auf der nächsten Weide,
Zween Spatzen buhlen sehn.

Voll von zärtlichem Gefühle
Scheinen beide gleich vergnügt,
Als, nach einem kurzen Spiele,
Einer schnell von dannen fliegt.

Sieh, ach sieh doch! spricht Laurette,
Ist der Undank zu verzeihn?
Der jetzt wegflog, wird, ich wette,
Ganz gewiß das Männchen sein.

 

Adelheid und Henrich, oder die neue Eva und der neue Adam.

Erste Erzählung

Nichts schmeckt so schön, als das gestohlne Brod.
Ein Sprichwort sagt's, das ich nicht falsch befinde.
Man prüfe sich! Liegt etwan im Verbot
Die stärkste Kraft, die Würze roher Sünde?
Es wird kein Trank gleichgültig angesehn,
Wenn ihn der Arzt uns ernstlich untersaget:
Und mancher wird was Strafbares begehn,
Nur weil sein Muth ein groß' Verbrechen waget.
Zwar nenn' ich nicht der Eva Vorwitz schön;
Doch gleiche Lust verleitet ihre Kinder,
Wie manche wird die erste Mutter schmähn,
Und fehlte doch in gleichem Fall nicht minder!

So sprach ein Mann, als, aus vermeinter Pflicht,
Sein junges Weib in strengem Zorn entbrannte,
Und Evens Fall und blinde Zuversicht,
Voll Spötterei, ich weiß nicht wie benannte.
Wie sollt' ich doch, so fing sie nochmals an,
Aus Lüsternheit, am Apfel mich zu laben,
Nicht mich allein, auch einen lieben Mann,
In solche Noth, wie sie gestürzet haben?
Gewiß, mich däucht, man fängt uns nicht so bald;
Wer würde wol jetzt einer Schlange trauen?
Ach Schade doch! die schlüpfrige Gestalt
Erweckt allein den Ekel blöder Frauen.
Nein, aus mein Wort! die Aepfel aller Welt
Sind ohne Kraft, dein Evchen zu verführen.
Was hat die Frucht, das uns so sehr gefällt?
Ist sie so süß, und muß man sie probiren?

Süß oder nicht! erwiedert ihr Gemahl,
Der Apfelbaum ist nicht ihr Fall gewesen:
Nur das Geheiß, das Even anbefahl,
Von diesem Baum die Frucht nicht abzulesen.
Sollt' ich von dir, nur etwas nicht zu thun,
Das gar nicht schön, ja widrig scheint, verlangen,
Mein kluges Weib, du würdest weder ruhn,
Noch fröhlich sein, bis du dich auch vergangen …
Wer? ich? mein Herr … Ja, freilich, eben du.
Besinne dich: sonst wag ich eine Wette …
Gesagt, gethan … Die Frau setzt hurtig zu,
Als ob ihr Geld sich schon verdoppelt hätte.

Beschäme denn die Even unsrer Zeit;
Die Probe soll nichts Schweres in sich fassen.
Was heute dir dein Henrich hart verbeut,
Das hast du stets freiwillig unterlassen.
Wem ist nicht hier der Entenpfuhl bekannt,
Die dir, wie mir, so sehr verhaßte Lache,
Wovon du sonst die Augen abgewandt?
Ich glaube nicht, daß die dich lüstern mache.
Nur diesen Pfuhl verwehrt dir mein Gebot:
Gehst' du in's Bad, wie sonst, dich abzukühlen.
So hüte dich, in seinem Schlamm und Koth,
Von morgen an, mit bloßem Fuß zu wühlen.
Ich sehe schon, das gehst du lächelnd ein;
Ich wollte nicht von dir zu viel begehren:
Doch soll auch dies dir bald erlaubet sein,
Denn mein Geheiß soll nur vier Wochen währen …

Vier Wochen nur? Wie kurz ist diese Zeit!
Wer meidet nicht von selbst die garst'ge Pfütze?
Fürwahr! mein Mann ist heute nicht gescheidt,
Und weiß noch nicht, daß ich Verstand besitze.
Ich nehme mir schon Kleid und Kopfputz aus;
Die Wette wird mir mehr als dieses bringen.
Mir soll gewiß der nächste Hochzeitschmaus
Der Damen Neid, der Männer Lob erzwingen.

So schmeichelt sich das tugendhafte Weib.
Sie muß den Sumpf, wie sonst, vorübergehen;
Da wird der Sumpf nur seitwärts angesehen:
Dient auch ein Sumpf zur Lust, zum Zeitvertreib?
Doch bleibt sie bald bei dieser Pfütze stehen.
Sie ist damit zum ersten Mal vergnügt;
Den dritten Tag spaziert sie auf und nieder;
Am vierten scheint, was dort von Moder liegt,
Der Adelheid viel weniger zuwider.
Bald reizet sie sogar das trübe Grün;
Sie fängt fast an, die Enten zu beneiden,
Und deren Trieb, dem Entrich nachzuziehn,
Begeistert sie mit nie gespürten Freuden.

Des Menschen Herz wird stets ein Räthsel sein;
Groß ist sein Muth, noch größer seine Schwäche.
Ich schließe hier mit Recht die Weiber ein,
Zum mindsten halb, wenn ich von Menschen spreche.

Begier und Wunsch nimmt stündlich bei ihr zu.
Der kleine Zwang wird nur zu früh zur Strafe.
Der Vorwitz wächst; er bringt sie aus der Ruh',
Und stört sie oft des Nachts im ersten Schlafe.
Noch geht ein Tag, ein ganzer Tag, vorbei,
In stummer Furcht, den Unmuth anzuzeigen,
Bis Hannchen forscht. Die Zofe war getreu:
Sie sind allein; und wer kann ewig schweigen?
Sie hatte sonst ihr Alles anvertraut.
Jetzt, da sie ihr die Wette vorerzählet,
Lacht ungescheut das Mädchen überlaut,
Daß ihre Frau nur dieses ihr verhehlet.
Sie spricht hierauf: Sie zögern weiter nicht,
Und baden sich am ersten schönen Morgen.
Ein solcher Leib, ein herrschendes Gesicht
Läßt Häßlichen die Knechtschaft kleiner Sorgen.
In Spanien geht dieser Fußzwang an:
Doch wenn ich recht, nach meiner Einfalt, schließe,
So denk' ich dies: Dem Weib ist hier ein Mann
Des Leibes Herr, doch nicht ein Herr der Füße.
Erweisen Sie ein ächtes Frauenherz!
Ein hoher Geist ist selten zu geduldig.
Was andre schreckt, ist ihm ein bloßer Scherz;
Sie sind der Welt ein großes Beispiel schuldig.

Der Morgen kömmt; die Schöne geht aufs Feld,
Bemerkt den Pfuhl, doch anfangs nur von weiten,
Weil Furcht und Geiz den Fuß zurücke hält,
Will gleich die Lust ihn hier ins Wasser leiten.
Sie kömmt zuletzt an den bemoosten Rand,
Und hatte nur ihr Hannchen mitgenommen.
Die hält sie auf, und zeigt ihr mit der Hand
Der Enten Zug, die schwimmend näher kommen;
Wie diese taucht; wie jene schnatternd ruht;
Wie im Morast die gelben Schnäbel spielen;
Und dieses macht der Dame neuen Muth,
Von solchem Scherz den seltnen Reiz zu fühlen.
Sie sagt: Wohlan! den Spaß verstatt ich mir;
Ich will dennoch die Wette nicht verlieren.
Ich darf den Sumpf, ständ' auch mein Henrich hier,
Zum wenigsten mit einer Zeh' berühren.
Das will ich thun, und zwar den Augenblick:
Der tröste mich für die versäumten Tage!
Doch zeuch mich ja zu rechter Zeit zurück,
Dafern ich mich vergess', und weiter wage.
Der Anschlag wird behutsam ausgeführt,
Nichts will sie sonst, als den Pantoffel, netzen.
Und dreimal nur. Die Reue, die sie spürt,
Heißt sie den Fuß von selbst aufs Trockne setzen.

Ei nun! verflucht! hebt Hannchen an, und lacht,
Hat ihnen doch kein Priester das befohlen.
Was ist es denn, das sie so schüchtern macht?
Der Henker mag dergleichen Wetten holen.
Sie setzen frei die netten Füßchen drein,
Und gönnen nur dem Rechten erst die Ehre;
Doch soll es nicht hiemit gemeinet sein,
Als ob nicht auch ihr Linker artig wäre.

Das junge Weib folgt diesem Schlangenrath.
Pantoffel, Band und Strumpf wird abgeleget
Der schönste Fuß, der je die Welt betrat,
Der einen Leib, der seiner werth ist, träget,
Entblößet sich, und rennet durch den Koth,
Vertiefet sich, und plätschert in der Lache,
Und wühlt und forscht, ob Vorwitz und Verbot
Den Ekel selbst zur Lust und Freude mache.

Der Mann, der ihr von ferne zugesehn,
Den weder sie, noch ihre Zof', entdecket,
Wischt jetzt hervor, und eilt, ihr nachzugehn,
Da sein Gemahl noch in dem Pfuhle stecket.
Sie springt heraus; er aber hält sie an,
Und spricht: Mein Schatz, ach schone deiner Füße!
Vergib es mir, wenn ich mich nicht besann,
Daß hier der Schlamm nur gar zu reizend fließe.
Entfliehe nicht; die Lache schenk' ich dir:
Fahr' immer fort, sie deiner Lust zu weihen.
Nur bitt' ich dich, mein Kind, gelobe mir,
Der Even Schuld großmüthig zu verzeihen.

Zweite Erzählung.

Die arme Frau erblasset, seufzt und schweigt;
Der frohe Mann bewundert ihre Stille.
Allein ihr Aug', ihr wildes Auge, zeigt,
Daß nichts, als Zorn, ihr ganzes Herz erfülle.

Ein Grieche schreibt, das weibliche Geschlecht
Empfinde mehr, als wir, bei jedem Triebe,
Und es besitz' ein angebornes Recht
Zur Obermacht im Haß und in der Liebe.
Wer aber kennt die Schönen alter Zeit?
O wüßten wir nur unsre g'nug zu kennen!
Wie? Ist denn nicht auch die Empfindlichkeit
An Zeit und Ort oft vortheilhaft zu nennen?

Sie schweigt, und geht in ihr Gemach zurück.
Dort läßt ihr Leid die ersten Zähren fließen,
Ihr Hannchen folgt, und weissagt ihr das Glück,
Der Rache Lust in Kurzem zu genießen.
Und sie versetzt: Mein Mann verfahre nur
Nach jedem Punkt der übereilten Wette!
Ich räche mich. So will es die Natur,
Weil ich zugleich der Weiber Leumund rette.
Nichts übertreff' auch jetzt die Frauenlist,
Nichts meine Kunst, mich glücklich zu verstellen,
Und einem Herrn, der so unfehlbar ist,
Die weitre Lust zum Wetten zu vergällen!

Sie bildet sich, nach ihres Spiegels Rath,
Den blöden Blick, die traurigen Geberden,
Schleicht zum Gemahl, und sagt, die Missethat
Sei ewig werth, vermaledeit zu werden,
Und fügt hinzu: Mich lehrt mein Eigensinn,
Wie sehr auch ich der Even angehöre.
Verdamme mich, mein Richter; denn ich bin
Der Frauen Schimpf, und keines Mannes Ehre.
Ich will daher, zur Tilgung meiner Schuld,
Die Weiber selbst, die ich beschäme, fliehen,
Und auf ein Jahr, in einsamer Geduld,
Mich deinem Arm und deinem Kuß entziehen.

Henrich.
Nein, Adelheid. Die Buße, die du wählst,
Ist unerlaubt; die nenn' ich ein Verbrechen.
Und, wenn du ja, nach Art der Schwachen, fehlst,
So mußt du das nicht an dem Manne rächen.

Adelheid.
Der hohe Geist der Tugend, die dich ziert,
Darf gegen mich sich der herunterlassen?
Der, die, wie ich, der Klugheit Ruhm verliert,
Ist es genug, willst du sie nur nicht hassen.

Henrich.
O stelle doch das spröde Scherzen ein.
Das erste Weib verdient', und fand Erbarmen.
Du gleichest ihr. Ich will dein Adam sein,
Und trostreich dich nach deinem Fall umarmen.

Adelheid.
Wie? Uebers Jahr?

Henrich
Ist dieses mehr, als Scherz?

Adelheid.
Sieh meinen Ernst aus diesem Abschiedsgruße.
Nur Reu' und Leid beschäftigten mein Herz.
Was ich verwirkt, bezeuget meine Buße.

Er fleht, er droht. Was hilft ihm Drohn und Flehn?
Sie will sich nun in Trauerkleider stecken.
Des Zimmers Wand, das sie sich ausersehn,
Muß man sogleich mit schwarzem Boy verdecken.
Er läßt sie dort, sucht Spiel und Zeitvertreib,
Geht auf die Jagd mit kriegerischer Hitze,
Und denkt vielleicht, daß ein verdrießlich Weib
In Monatsfrist viel Eigensinn versitze.
Doch weil sie jung, schön und gefällig war,
Fällt ihm es schwer, jetzt ohne sie zu leben.
Er stellt sich ihr die erste Woche dar,
Und bittet sie, den Vorsatz aufzugeben.
So schmeichelhaft, unehelich-verliebt,
So buhlerisch erklärt er seine Klagen,
Daß nur die Lust, die Rach' und Schalkheit gibt,
Sie fähig macht, ihm alles abzuschlagen.

Adelheid.
Ein volles Jahr bleibt meiner Buße Ziel.
Mich will ich hier, allein um dich, beweinen.
Da ich so sehr dem klügsten Mann gefiel,
Wie muß ich jetzt ihm niederträchtig scheinen?
Ich lieb', ich ehr', und dennoch meid' ich dich;
Ich wußte mir nichts Schwerers aufzulegen.
Gedenkest du, noch übers Jahr, an mich,
So dulde mich, um meiner Leiden wegen.
Die man versucht, ist schon dem Fehltritt nah.
Das hätt' auch ich recht überlegen sollen.
O daß ich nicht auf diese Wahrheit sah!
O daß du mich so hart versuchen wollen!

Henrich.
Wie wunderbar ist deine Phantasei!
Wie lassen sich die schlimmen Folgen hindern?
Entdecke mir, ob ich vermögend sei,
Die Bitterkeit der Buße dir zu lindern.

Adelheid.
Vermögend? Du? Mein Retter und mein Mann!
Es kam durch dich; doch wird es nicht geschehen.
Gäb' ich dir gleich ein sichres Mittel an,
So würdest du dich nicht dazu verstehen.
Dein Vorzugsrecht erhebt für meinen Sinn
Dich viel zu hoch: mir mußt du dich erniedern.
Fall auch so tief, als ich gefallen bin.
Nur diese Gunst kann meine Lieb' erwiedern;
Nur dieser Gunst, Herr, setz' ich alles nach.

Henrich.
Noch kann ich nicht die Rettungsart ergründen.

Adelheid.
Sei nur einmal, nur mir, freiwillig schwach.
Laß mich in dir auch einen Adam finden.
Sein Unglück kam allein aus Evens Hand.
Doch theilt' er gern mit ihr die Schmach und Bürde.
Das thu' ihm nach. Das hebt den Zwischenstand,
Und bringet uns in eine gleiche Würde.
Was ich jetzt will, verletzt nicht Pflicht noch Recht,
Und zielt auf nichts, als daß, zu meiner Ehre,
Das männliche, das weisere Geschlecht
Vom eitlen Stolz zur Demuth sich bekehre.

Henrich.
Was soll ich thun?

Adelheid.
Nur eine Kleinigkeit:
Zwölf Faden nur aus meinem Rocken spinnen.

Henrich.
Wie nenn' ich dich? halb oder ganz gescheidt,
Da du es wagst, mir dieses anzusinnen?
Gewiß, dir träumt. Du redest fieberhaft.
Ich werde nun vier Wochen mich entfernen.
In kürzrer Zeit läßt sich die Wissenschaft
Der Spinnerei von mir nicht halb erlernen.

Dritte Erzählung.

Der Frauenlist, dem Eigensinn getreu,
Flieht Adelheid so gar der Ehe Schatten;
Doch liefert ihr und ihrer Gleißnerei
Der zwölfte Tag den sehnsuchtvollen Gatten.
Der Flüchtling selbst, den die Gewalt verbannt,
Erhält zwar oft der Rückkunft Recht und Glücke;
Doch sieht er dann sein offnes Vaterland
Mit mindrer Lust, als Henrich ihre Blicke.

Es kann die Welt, trägt er romanisch vor,
Der Sonne nicht, der Schönen nicht entbehren:
Verhüllst denn du in einen Trauerflor,
Was würdig ist, sich Menschen aufzuklären?
Das war galant, schlau wie ein Lobgedicht,
Und führte bald zu ausgeschmückten Sätzen:
Allein umsonst. Ihn irrt, ihm widerspricht
Der Zähren Witz, die ihre Wangen netzen.

Henrich.
Du, weinst! warum?

Adelheid.
Jüngst sagtest du, mir träumt.
Ach! du hast Recht, auch wann du mich betrübest.
Was ich verlang', ist freilich ungereimt;
Doch desto mehr bezeugt es, daß du liebest.
Der Even Reiz zwang ihren armen Mann,
So Paradies als Leben zu verschmähen:
Ich spreche dich nur um zwölf Faden an;
Zwölf Faden nur weiß ich nicht zu erflehen.
Gleichgiltiger! dein Herz entlarvt sich mir,
So sehr es auch die Reden noch verhehlen:
An Dankbarkeit, an Liebe muß es dir,
Wo nicht, mir selbst, für dich, an Schönheit fehlen.

Sie knirscht bethränt, kehrt sich von ihm zurück,
Und zeigt den Ernst gebietrischer Gedanken.
Kein Wort versöhnt ihr Aug' und ihren Blick:
Ihr Auge droht, und ihre Blicke zanken.
Er schweigt, und sinnt, neigt, und entfernet sich,
Und denkt, die Frau mißbrauchet ihre Gaben;
Ihr Grillenfang ist mehr als lächerlich;
Die Rednerin will mich zum Besten haben.
Das geht zu weit: die Absicht merk' ich schon.
Doch ich bin Herr; mich muß man so nicht trillen.
Man lasse nicht, das lehrt uns Sirachs Sohn,
Dem Wasser Raum, dem Weibe seinen Willen.

Indem ihn nun der Eifer übernahm,
Hört er nicht auf, sein Schicksal zu verfluchen,
Als ungefähr die Schwiegermutter kam,
Frau Hildegard, die Tochter zu besuchen.
Ihr macht er bald der Tochter Streich bekannt.
Sie soll, spricht er, noch heute mit uns speisen:
Und kitzelt sie der edle Wittwenstand,
So kann ihr Kind schon morgen von mir reisen.

Die Alte stutzt, sinkt fast in Ohnmacht hin,
Und sagt zuletzt: Man wird sie schon bewegen;
In diesem Zwist dien' ich zur Mittlerin,
Und gebe dann dem Frieden meinen Segen.
O schlimme Zeit! Wer hätte das gedacht
Von solchem Paar, und solchen gleichen Sitten!
Sie spricht ihr zu; doch mütterlicher Macht
Ward nie so schön von Töchtern widerstritten.

Die wirft die Schuld auf ihren Mann allein;
Sie werd' ein Spott für beiderlei Geschlechte,
Er weigre sich, schwach, und ihr gleich zu sein:
(So schimpft ein Weib der Mann, der Ungerechte!)
Was hab' er wol, da sie ihn so verehrt,
Mit seinem Sumpf, mit seiner Wette wollen,
Als daß sie sich, durch Sicherheit bethört,
Vor aller Welt recht sehr vergehen sollen?
Ist, fährt sie fort, mein Henrich nun ein Held
In aller List, die Even zu berücken,
So lass' er sie dem Hohn nicht ausgestellt,
So lern' er sich in Adams Rolle schicken.
Er halte nur sein stolzes Siegesmahl:
Ich faste heut'; er wird es mir vergeben.
Doch weil er mir zu reisen anbefahl,
So reis' ich gern, und eil' in's Klosterleben.
Was denken sie? Dem Falschen schreib' ich noch.
Verdienet er dieß letzte Freundschaftszeichen?
Ich bin zu weich … Sie selber werden doch
Ohn' Aufschub ihm dieß Schreiben überreichen:
»Gestrenger Herr, die Scheidung geh' ich ein;
Doch Schönern nur gönn' ich, was ich besessen.
Sie leben wohl! Das Kloster wartet mein;
Ich kann die Welt, ach könnt' ich Sie vergessen!«

Sie bringt den Brief, und klagt, wie ihr Bemühn
Genug versucht, allein vergeblich worden.
Es war bei ihm der Bruder Cölestin,
Ein guter Mönch vom Franciscanerorden,
Ein Beichtiger, der, wider andrer Art,
Das Kloster halb, die Weiber ganz regieret,
Dem Hildegard vertraulich offenbart,
Was Adelheid zur Buß' und Zelle führet.

O, ruft er aus, wie glücklich ist ihr Kind!
Gewiß, sie weiht sich meiner Seelenpflege.
Ich wette drauf … Wie unerforschlich sind,
Wie wunderbar der weisen Schickung Wege!
Der Sünde Bild, ein unflathvoller Sumpf,
Veranlaßt sie zu ihrer frommen Rache.
Dem Heiligen dient dieses zum Triumph:
Den Pfuhl nenn' ich die Sanct-Franciscus-Lache.

Der Lehrer spricht, die Alte horcht, und keicht,
Der Mann entwischt, vertieft in Sorg' und Fehde,
Und, als er kaum sein Cabinet erreicht,
So hält er dort sich diese schöne Rede:

Die meinen Kuß verschwenderisch vergilt,
Wie will mich die, wie kann ich sie, verlieren?
Das schöne Weib! Hier hab' ich noch ihr Bild,
Das gab sie mir, abwesend mich zu rühren.
Dieß Bild ist ihr in jedem Vorzug gleich,
An Freundlichkeit, an Jugend, an Vergnügen.
So lächelt sie: so schlau, so feuerreich
Sind Aug' und Blick, und so gewiß zu siegen.
Wie ist ihr Witz so ähnlich der Gestalt,
Schön ohne Kunst, die Freude muntrer Herzen!
Hab' ich allein die traurige Gewalt,
Den schweren Stolz, das alles zu verscherzen?
Uns Männer schimpft, was Adelheide bat.
Hilft falscher Ruhm? entehret falsche Schande?
Wird Männern hier das Spinnen zum Verrath,
Und schadet es dem deutschen Vaterlande?
Die Einfalt macht, daß ländlich sittlich heißt.
Ein weiser Mann ist Schöpfer seiner Sitten;
Und immer hat ein unerschrockner Geist
Dem Wahn getrotzt, das Vorurtheil bestritten.
Aegypten war die Zuflucht der Vernunft,
Wo Griechen selbst, als Weisheitschüler, lebten,
Und weiß man nicht, daß dort der Weiber Zunft
Geschäfte trieb, und ihre Männer webten?
Zu meinem Glück ist mir mein Evgen gut:
Sie hat mir ja nichts Schweres aufgeladen.
Es hätte mir ein Weib von stolzerm Muth
Leicht auferlegt, im Schlamme mich zu baden.
Am Manzanar müßt ich jetzt ritterlich,
Zu ihrem Ruhm, mit Rittern mich zerfetzen,
Und ließe selbst, so wie ein Roderich,
Den stärksten Stier auf meine Lanze hetzen.
Ich spinne nur, und selbst Alcides spann.
Für diesesmal will ich die Sache glauben.
Der war doch auch ein braver Edelmann,
Und ließ sich nie von alten Junkern schrauben.
Es sei gewagt! Es mag der Leute Wahn
Mir immerhin die Klugheit aberkennen,
Und, wann er will, mich den geneckten Hahn,
Den guten Mann, den neuen Adam nennen!
Damit ihr Scherz sich nicht unleidlich macht,
Lach ich zuerst, ihm selbst zuvorzukommen,
Weil man nicht lang um ein Verfahren lacht,
Wenn der nur lacht, der solches vorgenommen.
Geliebte Frau, die Trennung unterbleibt.
Mir wehrt mein Herz, dir Seufzer abzupressen.
Wie schmeichelt mir, was deine Treue schreibt:
»Ich kann die Welt, ach könnt' ich Sie vergessen!«

Er eilt zurück, und schwört der Hildegard,
Es soll ihm nun die Wittwe nicht entfliehen:
Er sei bereit, in ihrer Gegenwart,
Der Adelheid Befehle zu vollziehen.

Sie säumen nicht, und gehn in ihr Gebiet.
Sie schlägt, entstellt, die schönen Augen nieder.
Sobald sie ihn vor ihrem Rocken sieht,
Erholt sie sich, blickt auf, und lächelt wieder.
Die Liebe lenkt, unsichtbar, seine Hand,
Sie zählt mit ihm die Faden, die sie spinnen;
Und, als sich nun der zwölfte Faden wand,
Kömmt Adelheid, und ihre Thränen rinnen.

Sie bricht ihn ab. Noch weinet sie vor Lust,
Als Henrich ihr den schlanken Leib umschlinget,
Und wiederum der lang' entbehrten Brust
Mit Ungeduld der Ehe Weihkuß bringet.
Beglücktes Paar! So vieler Freuden Zahl
Merkt kaum der Neid, und hofft kaum das Verlangen.
So haben sich, nach überstandner Qual,
Die Pamela und ihr Gemahl umfangen.

Sie spricht: Mein Herr, was du für mich gewagt,
Beschämt dich nie: ich schwör' es bei der Liebe.
Es zeigt dein Herz, das sich dem Wahn versagt,
Voll Großmuth ist, und würdig edler Triebe.
Die meisten drückt der Klügler Vormundschaft,
Bis an den Tod, mit meisternden Geschwätzen:
Mein freier Mann wird Männern tadelhaft,
Der Weiber Ruf in Sicherheit zu setzen.
Nur dies Gespinst soll mir ein Reichthum sein.
Dies Pfand der Gunst will ich mit Gold umwinden.
Du wirst es stets, an einem Edelstein,
Auf meiner Brust, in Liebesknoten finden.

Die Rede floß mit froher Hurtigkeit.
Der finstre Boy wird eilends abgenommen.
Sie fordert gleich den Schmuck, das Hochzeitkleid,
Vor ihren Mann, als eine Braut, zu kommen.
Ihm, dessen Herz von gleicher Sehnsucht brennt,
Vergeht die Furcht, daß man sie höhnisch richte;
Doch schreibet er an Schälke, die er kennt,
Von beider Fall, recht sinnreich, die Geschichte;
Doch nicht so schön, als Bodmer sie erzählt,
Der malerisch, stark oder scherzhaft, denket,
Und, wenn ihn hier das Nachbild oft verfehlt,
Vielleicht aus Gunst mir Schuld und Buße schenket.

Noch täglich siegt der Schönen Eigensinn.
Der Liebe war die Blindheit immer eigen,
Daher man ihr, zur steten Führerin,
Die Thorheit gab. Auch Henrich kann's bezeugen.

Er schrieb zugleich: Hätt' einer Recht und Witz,
Das erste Paar in ihnen zu belachen,
So lad' er ihn auf seinen Rittersitz,
Gemeinschaftlich sich diese Lust zu machen.

Ein jeder Mann, der dies erfuhr, befand,
Man müss' jetzt ihn für Adams Sohn erkennen.
Ein jedes Weib, und Grimmhild selbst, gestand,
Man müsse sie der Even Tochter nennen.

 

Der Falke.

Wem ist dein Ruhm, dein Vorzug unbekannt,
Hetrurien, der Künstler Vaterland,
Wo die Natur, das Auge zu entzücken,
Recht sinnreich ist, Berg, Thal und Busch zu schmücken,
Und Wahl und Kunst, durch edelmüth'gen Fleiß,
Der Schöpferin klug nachzuahmen weiß?
Der Arno sah hier sonst an seinem Schilfe
Den Pan voll Muth und Nymphen ohne Hilfe,
Und noch erblickt sein reizendes Revier
Der Schönen Schaar, und Lieb', und Lust mit ihr.

Dort, in Florenz, verehrte man vorzeiten
Ein schönes Weib, voll Stolz, und Trefflichkeiten.
Es war nur sie dem Wunder aller Welt,
Der Venus gleich, die Cosmus Die Mediceische Venus aufgestellt.
Sie war es nur, die Aller Sehnsucht übte,
Geliebet ward, und keinen wieder liebte:
Frau Silvia, für die so manche Nacht
Der Stutzer Volk geseufzet und gewacht,
Und, schlief es ja, mehrmals ihr Ehegatte,
Zum langen Traum nur sie gewünschet hatte.

An Zärtlichkeit und an Verehrung glich
Kein einziger dem edlen Friederich.
Nicht nur sein Gut, er hätte selbst sein Leben
Um einen Kuß, bezaubert, hingegeben.
Er wußte wol, das Geld erkauft den Sieg
Unzweifelhaft, sowol in Lieb', als Krieg,
Sprengt Schlösser auf, kann Wall und Burg ersteigen,
Wiegt Wächter ein, macht Knecht' und Mägde schweigen,
Und wiederum, schnell wie das Spiel sich dreht,
Den Knecht, die Magd verführerisch beredt.
Nichts lockt so sehr von allem, was wir kennen;
Nichts auf der Welt ist freundlicher zu nennen.
Avidien! dir lacht in der Natur
Nichts, als das Geld: sonst alles lächelt nur.
Nichts gleicht, für dich, an Liebreiz, und an Freude,
Dem Sonnenerz, der besten Augenweide.
Doch Friederich war kein Avidien:
Nur Silvia war ihm auf Erden schön.
Er hielte sich glückselig im Verschwenden,
Für Silvien auch alles aufzuwenden.
Allein umsonst, wie viel er auch erfand;
Ein trockner Kuß auf Handschuh oder Hand,
Ein kurzer Dank, womit sie ihn beehrte,
Der ihren Stolz durch Pracht und Knechtschaft mehrte,
Ein karges Lob, ein seltner Seitenblick,
Das war sein Lohn, das war sein ganzes Glück.

So ward er arm, weit früher, als er dachte,
Weil er noch stets aus Hufen Baarschaft machte.
Dies Rittergut und jenes Marquisat
Versilberten noch immer seinen Staat;
Doch nur ein Jahr. Anselmo, sein Verwalter,
Ist insgeheim sein jüdischer Erhalter,
Kauft einen Hof, baar, doch für halbes Geld;
Zu diesem Hof ein großes Ackerfeld,
Zu diesem Feld ein Vorwerk, und die Pflege,
Die Fischerei, die Jagd, und das Gehäge,
Und, weil Pandolf, ein Wechsler, Vorschuß thut,
Zum vorigen das Schloß, das Rittergut;
Der Erbschaft Kern. Sein Herr läßt sich betrügen,
Und jedes Gut in fremde Hände fliegen.
Die Lieb' ist schlau; allein sie rechnet schlecht,
Und gegen sich ist sie oft ungerecht,
Sie sammlet nicht. Die milde Kunst zu lieben
Gleicht nie der Kunst, die Xenophon beschrieben. Die Haushaltungskunst.

Dem Friederich verblieb nur dreierlei:
Ein Pferd, ein Falk', und eine Meierei.
Sonst hatt' er nichts, als taube, falsche Freunde.
Die Freunde gib, o Himmel, meinem Feinde!
Doch, Himmel, nein! so hab' ich nie gehaßt,
Und diesen Fluch hat nicht mein Herz verfaßt.
Kein einziger war willig, ihm zu dienen.
Sie ließen ihn, als einen Baum, vergrünen,
Der Schatten gab, dem man noch helfen kann:
Ihm half man nicht, ihn sah man nicht mehr an.
Ein Tischfreund sprach: Er ist recht zu beklagen;
Der andre: Ja! das wollt' ich eben sagen.
Der dritte schwieg, und jeglicher vergaß,
Was er zuvor allein in ihm besaß,
Der, wenn er nur der Freunde Mangel wußte,
Voll Ungeduld, ihn hilfreich heben mußte,
Der jeder Kunst, der Tonkunst, Poesie
Und Malerei, weit mehr als Lob verlieh,
Und Silvien, zum Vortheil vieler Leute,
Turniere, Ball und Lustbarkeiten weihte.
Wie hätten sonst Stand, Jugend, Aufwand, Pracht
Ihm in Florenz die Schönen hold gemacht!
Sie gönnten nicht der Silvien ihr Glücke.
Der Wink zur Lust, die Sprache schlauer Blicke,
Der Seufzer Ruf, der schmeichelhafte Scherz
Verfolgten ihn, und buhlten um sein Herz.
Doch ward sein Herz von keinem Reiz bemeistert;
Es ward allein von Silvien begeistert.
Was er gedacht, empfand, und hört, und sah,
Und sprach, und schrieb, ward alles Silvia.
In diesem Wahn und eingenommnen Sinnen
Sah er sein Gut, wie lockern Schnee, zerrinnen,
Der sternend glänzt, das Auge blendend rührt,
Doch allgemach in Tropfen sich verliert.
So mußt' er bald der schönen Marquisaten,
Die er besaß, bei neuer Noth, entrathen,
Und, weil die Reih' auch bald die Grafschaft traf,
So floh die nach; nun war er nicht mehr Graf.
Wie kränkt' ihn das! die Wollust stolzer Ohren,
Des Namens Schmuck, der Titel ging verloren.

In Frankreich ist Marquis von hohem Ton,
In Welschland Graf, und anderswo Baron.
So heißt man gern: auch lernet diese Namen
Manch' Bürgerkind, auf Reisen nachzuahmen;
Daher ihm auch die Wirthin und der Wirth
Gehorsamst dient, und, sich zum Vortheil, irrt.

Der Silvia Gemahl, und Herr, und Hüter
Hatt' um Florenz viel angestammte Güter,
War reich und groß; und Friedrichs Göttin nahm
Nichts von ihm an, wenn er zu opfern kam.
Es war ihr Herz zu edel, zu erhaben.
Sie duldete den Geber, nicht die Gaben,
Und stellt' ihm nur den steten Aufwand frei.
Den öftern Ball, die öftre Mummerei,
Das Ritterspiel, das rauschende Gepränge,
Der Ehrenmahl' und Freudenfeste Menge,
Womit er ihr Geburts- und Namenstag,
Und manchen mehr, stolz zu verschönern pflag.
Doch auch kein Kuß vergnügte seine Triebe.
Er ist, und bleibt ein Märtyrer der Liebe.
Die Hoffnung selbst versüßt nicht sein Bemühn.
Er muß nunmehr die Meierei beziehn.
Er muß die Stadt, den Sitz gewohnter Freuden,
Er muß auch sie, die er vergöttert, meiden.
Betrübter Trost, daß ihn ein Dach versteckt,
Ein Dach von Rohr, das halb sein Haus bedeckt;
Das wüste Haus, wo in der Mauer Ritzen
Ein Marder wirft, und Kauz und Eule sitzen,
Und Licht und Tag, grausamer als die Nacht,
An jeder Wand nur Elend sichtbar macht!

Hier wohnt er nun; beschämt, daß seine Treue
Sein Unglück ist; doch immer ohne Reue.
Er klagt nur sich, nur sein Verhängniß an,
Daß Silvia ihn nimmer lieb gewann.
Er klaget nur, daß er so stolz gewesen,
Zur Schönen sich die Schönste zu erlesen.
Er hatte hier, im öden Aufenthalt,
Ein greises Weib von widriger Gestalt,
Von trägem Dienst, voll Husten, Gicht und Jammer:
Die Küche glich der leeren Speisekammer.
Im alten Stall stand traurig und allein
Ein gutes Pferd, doch nicht von Knochen fein,
Und unterm Dach saß einsam, auf der Stange,
Sein edler Falk. Dem war im Hühnerfange
Kein andrer gleich. Mit dem ritt er in's Land,
Und opferte dem Gram, den er empfand,
Manch' Rebhuhn auf, als ob es büßen sollte,
Daß Silvia ihn nicht erhören wollte.
So lebte hier der gute Friederich,
Durch eigne Schuld, verlassen, kümmerlich,
Und stets verliebt. Der Unmuth, der ihn plagte,
Stieg mit zu Pferd, und trieb ihn, wann er jagte.
Sein zärtlich Herz war seine größte Qual.

Indessen starb der Silvia Gemahl,
Und hinterließ nur einen Sohn zum Erben,
Ein schwaches Kind, und, sollte der versterben,
So hatt' er sie im Testament bedacht,
Und diesem Sohn zur Erbin sie gemacht.
Sie wollte nun, geruhiger zu leben,
Sich auf das Land, und in ein Schloß begeben,
(Von Friedrichs Hof lag es fünf hundert Schritt)
Und nahm dahin den kleinen Junker mit.
Dort wird er krank. Was sie erleiden müssen,
Da Arzt und Tod ihr ihren Herrn entrissen,
Traf nicht so sehr ihr eheliches Herz,
Als dieses Weh, und ihres Söhnchens Schmerz.
Den ganzen Tag sitzt sie vor seinem Bette,
Und forscht, und fragt, was er doch gerne hätte,
Ob dieß? ob das? was ihrem Kleinen fehlt?
Was er zur Lust, was er zur Speise wählt?
Sie will sich gern nach seinem Sinn bequemen.
Er weigert sich, was sie ihm gibt, zu nehmen.
Er weist es ab, schreit, lärmt, ist nimmer still.
Nur jener Falk ist, was er haben will.
Sonst will er nichts. Seit dem man ihm erzählet,
Daß dieser Falk noch nie den Raub verfehlet,
Daß er so scharf von Aug' und Klauen sei,
Sonst lustig, zahm, nicht falsch, nicht menschenscheu:
Seit solcher Zeit war es einmal geschehen,
Daß er ihn selbst, und seinen Herrn gesehen,
Der dieses Kind an seinen Busen drückt,
Und einen Kuß, durch ihn, der Mutter schickt,
Den Falken nun, den will er, und sonst keinen.
Sonst ruht er nicht: sonst kann er nichts, als weinen.
Die Mutter seufzt. Sie wußte freilich wol,
Wie sehr man oft den Kindern fügen soll.
Doch kann sie sich, ja darf sie sich entschließen,
Den Friederich um etwas zu begrüßen,
Das ihn vielleicht oft vor dem Hunger schützt,
Das einzige, das er zur Jagd besitzt,
Das einzige, was ihm das Glück gelassen?
Hat er nicht Recht, nunmehro mich zu hassen?
Erwies ich ihm, als er sich mir geweiht,
Nur mich verehrt, die mind'ste Dankbarkeit?
Wie kann ich nun ihm unter Augen gehen?
Wie, unbeschämt, um seinen Falken flehen?
Ich, deren Stolz ihn in sein Elend stürzt,
Ihn, dessen Noth gewiß sein Leben kürzt!
Doch kann mein Sohn nicht sterben, und nicht leben.
Ich soll, ich muß ihm diesen Falken geben.
Wie quält er sich! Er schlummert keine Nacht,
Als bis man ihm zum Falken Hoffnung macht.
Es sei gewagt! mein Freund läßt sich erbitten;
Ich kenne ja sein Herz, und seine Sitten.

Am nächsten Tag, als nur der Morgen scheint,
Eilt sie zum Hof, und sucht den treuen Freund,
Und findet ihn in seinem kleinen Garten.
Er war bemüht, die Sprößlinge zu warten.
Sie geht zu ihm, unangemeldt, hinein.
Bald sieht er sie. Wie kann es möglich sein,
Spricht er entzückt, daß ich dich hier verehre?
Ich glaub' es kaum, da ich dich seh', und höre.
So bin ich dir doch heute nicht verhaßt! …
O nein, mein Herr! zu dir komm' ich als Gast …
Als Gast? zu mir? Erblicke mit Erbarmen
Den Liebenden, den Flüchtling, und den Armen,
Und höhn' ihn nicht. Was hat dich hergebracht?
Denn dein Besuch war mir nicht zugedacht …
Mein Freund, du irrst. Das will ich dir beweisen.
Ich bleibe hier, und kam mit dir zu speisen …
Was hätt' ich wohl! an allem leid' ich Noth.
Was tisch' ich auf? … Wie? Hast du denn kein Brod?
Versetzte sie. Gleich geht er aufzusuchen,
Ob noch vielleicht ein guter Honigkuchen,
Ob frischer Speck, ein unverächtlich Ei,
Ob etwas sonst zum Mahl vorhanden sei
Da flieget ihm sein schöner Falk entgegen,
Sein treuer Falk. Ohn' alles Ueberlegen
Erwürgt er ihn, rupft ihm die Federn aus,
Und hackt ihn klein, und eilt, und läuft durchs Haus,
Selbst ist der Mann: er selbst will alles holen.
Doch wird der Tisch der Alten anbefohlen.
Ihr Herz verwünscht den plötzlichen Besuch;
Doch langt sie bald das Tisch- und Tellertuch,
Mit Wahl, hervor, setzt in das Zimmer Maien,
Pflückt Quendel ab, die Tafel zu bestreuen,
Holt Rosmarin; dem wird der Majoran,
Die Ringelblum', und mehr hinzugethan.
Man sitzt, man ißt; und, um ihn zu verbinden,
Scheint Silvia hier alles schön zu finden.
Noch kein Gericht hat ihr so gut geschmeckt.
Warum sie kam, wird ihm nach Tisch entdeckt.

Vergönnst du mir, mich dir zu offenbaren?
Wo fang' ich an? Wie weiß ich fortzufahren?
Ich fordre dir, mit Unrecht, alles ab,
Was noch bisher dir Trost und Freude gab.
Doch könntest du die Mutterliebe kennen,
Du würdest mich beklagenswürdig nennen.
Erbarme dich. Ach Freund, betrachte nur
Die Regungen der Pflicht und der Natur.
Mein Sohn ist krank; ihn nagt ein innrer Kummer,
Der seltsam ist, und raubt ihm Kraft und Schlummer:
Denn dieser Sohn, mein einzig Kind, er stirbt,
Falls nicht mein Flehn den Falken ihm erwirbt:
So heftig ist sein einziges Begehren.
Du seufzest schon; ach glaube meinen Zähren.
Ach hätte mir mein langer Widerstand,
Mein spröder Stolz nicht ganz dein Herz entwandt!
Dein edles Herz! doch wolltest du ermessen …

Der Falk' ist hin: du hast davon gegessen,
Spricht Friederich; und seine Herrscherin
Fragt ihn bestürzt: Was hör' ich? ist er hin?
Der Arme sagt: ach hätt' ich dir, mein Leben,
(Vergib dies Wort) dafür mein Herz gegeben!
Zum Unglück nur treibt mich mein Schicksal an:
Ich soll nichts thun, das dich gewinnen kann,
Dich, Silvia. Dir etwas vorzusetzen,
War dein Geheiß, und ward mir zum Ergötzen.
Ich suchte nach: ich sah den Boden leer,
Und auch mein Falk fand keine Aetzung mehr.
Ihn würgt' ich ab, gleichgiltig, ohne Reue:
Ihn opfert' ich der Schönheit und der Treue.
Wie? seufzest du? Ist etwas uns zu werth,
Wann die erscheint, die unsre Brust verehrt?
Doch hör' jetzt auf die deinige zu quälen.
Es soll dir nicht an einem Falken fehlen.
Ich schaff' ihn dir von starkem Muth und Flug.

Die Wittwe sagt: o nein; es ist genug!
Du gibst mir jetzt das größte Liebeszeichen,
Mein bester Freund! Es mag mein Sohn erbleichen,
Der Himmel mag ihn länger mir verleihn;
So dank' ich dir. Kehr' oftmals bei uns ein.
Versprich es doch: versprich es, bald zu kommen.
Du wirst gewiß erkenntlich aufgenommen.
Sie reicht ihm selbst die Rechte lächelnd dar,
Die weiße Hand, die sonst so furchtsam war.
Nun darf er sich mit tausend Küssen rächen.
Sein Mund verstummt, und seine Thränen sprechen.

Der kranke Sohn folgt bald dem Vater nach.
Der zweite Tag fand ihn geschröpft und schwach,
Der dritte todt: und, über sein Erblassen,
Will Silvia sich gar nicht trösten lassen.
Allein der Bund der Liebe mit der Zeit
Ist viel zu stark für ihre Traurigkeit.

Nicht blos aus Dank, auch weil ihr Herz ihn wählet.
Wird Friederich mit Silvien vermählet.


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