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9.

Hans Steinherr trug die Farben eines der vornehmsten Korps der rheinischen Universität, und unter den Kommilitonen galt er als der Mann der Zukunft. In welcher Hinsicht, darüber stand die Ansicht bei den jungen Herren noch nicht fest. Aber daß ein Mann von seinen Mitteln, seinen Allüren, seinen Konnexionen – manche zählten auch seine Talente hinzu – eine glänzende Karriere machen würde, das sah der Blindeste ein.

Als er aus dem krassesten Fuchsentum herausgeschlüpft war und wagen durfte, hin und wieder seine Stimme in die Wagschale zu werfen, erkannte er bald seine Geltung und seine Kräfte. Das gab ihm einen Anreiz. Es war nicht so sehr jugendliche Eitelkeit, als das stärkere Gefühl des Ehrgeizes, unter diesen scharf auf die Form sehenden Leuten aus den besten Häusern noch besonders hervorzustechen und über sie hinaus als das Muster eines untadelhaften Gentleman betrachtet zu werden. Er wurde tonangebend in seinen Anschauungen, wie im Schnitt seiner Kleider, und sein Ehrgefühl entwickelte sich aufs peinlichste. Galt es einen Ehrenhandel zu erörtern, Hans Steinherr gab das Votum; stand die Frage nach standesgemäßer Aufführung zur Verhandlung, Hans Steinherr entschied mit der Kaltblütigkeit eines alten Römers. Er hielt auf Klassenabstufungen wie kein zweiter. Als er zum ersten Male auf die Mensur gestellt wurde, schlief er in der vorhergehenden Nacht vor Aufregung nicht eine Sekunde und lag wie im Fieber. Aber als er auf der Tenne stand, und ihm aus einem wilden Durchzieher das Blut in den Mund lief, wehrte er sich störrisch dagegen, daß der Hieb als Abfuhr erklärt werde, und verlangte so lange auszupauken, bis der Korpsarzt erklärte, jede Verantwortung ablehnen zu müssen.

Die neue Welt, die sich vor ihm auftat, nahm ihn ganz und gar gefangen, und in seinem jugendlichen Überschwang glaubte er bald, in ihr die einzige gefunden zu haben.

»Geliebter Leibfuchs«, sagte ihm einmal sein in hohen Semestern stehender Leibbursch, dessen Worte er als heiligste Orakelsprüche zu betrachten pflegte, »du bist ein ganz famoses Haus, aber du zeigst zu viel dein Temperament. Deine Gefühle spiegeln sich auf deinem Gesicht auf zehn Meter Entfernung. Da liest man Sonnenschein und Gewitter im voraus, wie in der Zeitung. Mein Sohn, überlaß das den Kirmesgästen, die mit ihrem Gefühlslärm hausieren gehen. Leute wie wir haben sich unter allen Umständen in der Zucht.«

Und von Stund' an überwachte der Schüler sein Mienenspiel, und er wurde nach Anweisung kalt und gemessen. Das schuf ihm ein neues Übergewicht.

In den Hörsaal war er nur wenige Male gegangen. Das Korpsleben nahm ihn gänzlich in Anspruch. Und sein Vater rügte das keineswegs. Gute Verbindungen anknüpfen, schien dem Manne, der nur die realen Seiten eines jeden Unternehmens in Betracht zog, nicht der letzte Zweck der Universitätsjahre.

Trotz der Nähe der Stadt und der guten Bahnverbindung hatte Hans Düsseldorf noch nicht wieder besucht. Er redete sich vor, daß er gerade während des schwächeren Sommersemesters im Korps unabkömmlich sei, und verschob den Besuch auf die Ferien. Insgeheim zwar peinigten ihn andere Gedanken. Die Menschen daheim – die Springes, Frau Stahl, Johanna – erschienen ihm seit kurzem in einem anderen Licht. Sie waren prächtige Menschen, ohne Frage, und er verdankte ihnen entzückende Stunden. Aber eigentlich und nur ein wenig streng genommen: sie waren doch ein bißchen arg altmodisch und als intimer Umgang doch wohl nicht so ganz zweifelsohne. Wenn er dachte, daß ihn einer seiner Korpsbrüder bei Frau Stahl Kaffee trinken sehen könnte, stieg ihm heiß das Blut in die Wangen. Die beiden von Springe, das war schon etwas anderes. Wenn nur nicht Heinrich so gräßlich radikal seine Ansichten zu äußern liebte und der alte Herr immer so komisch den Jugendlichen spielte! Und Johanna – –?

Es gab Zeiten, wo ihn eine rasende Sehnsucht nach ihrer Zärtlichkeit packte und er in Gedanken seitenlange Briefe an sie entwarf. Kam er dann von einem Ausflug heim, an dem die Damen des Korps in Schönheit und Eleganz teilgenommen und ihn durch den Esprit der großen Welt berauscht hatten, so fühlte er eine peinliche Ernüchterung, und höchstens eine Ansichtspostkarte flatterte als kurzer Gruß nach dem windschiefen Haus in der Pempelforterstraße. Dann schämte er sich vor sich selbst, aber er war nicht mehr Herr seiner selbst. Er stand unter einem Zwang, dem er gehorchte wie einem Fetisch. Ein unausgesprochenes Lächeln, das seine Qualifikationen als Gesellschaftsmensch in Frage gezogen hätte, würde ihn rasend gemacht haben.

Nur in den ersten Wochen seines Bonner Aufenthaltes hatte er in längeren Episteln dem Mädchen daheim ein Bild von den Herrlichkeiten des Studentenlebens entworfen. Damals auch war er noch dem Briefträger entgegengelaufen, der ihm die lieben, halb kindlichen, halb frauenhaften Antworten brachte. Und selbst Heinrich Springe war nicht vergessen worden. Eines Tages hatte der Maler in einem Briefumschlag, der den Poststempel Bonn trug, ein schmales Büchlein vorgefunden, das den Titel führte »Meine Lieder« und den Autornamen »Hans Steinherr«. Auf der ersten Seite stand in Druckschrift zu lesen: »Meinem Mentor Heinrich von Springe – Telemach.«

Eine Druckerei in Düsseldorf hatte, wohl auf Kosten des Herausgebers, den Verlag übernommen.

Der Maler war an diesem Morgen für keinen Menschen sichtbar. Er saß in seinem Atelier und las die zwei Dutzend Gedichte mit einer Gründlichkeit, als ob er sie auswendig lernen wollte. Er las nicht nur die Worte. Als er mit den Worten fertig war, begann er zwischen den Zeilen zu lesen. Dann lehnte er sich, das Büchlein auf den Knieen, zurück und ließ die Lieder plastisch werden. Die Bilder aber waren eigenwillig und änderten ihre Züge. Und der Maler lachte dazu leise vor sich hin …

Wie eine Erquickung war das schmale Buch. Ein echter und rechter Jugendgruß.

»Meinem Mentor – Telemach.«

»Jawohl, Mentor!« polterte er. »Netter Mentor, der bei der Mutter nicht einmal sein Versprechen eingelöst hat. Abgemacht. Heute nachmittag geh' ich hin.«

Er traf Frau Margot zu Hause, zum Ausgehen gerüstet.

»Ich will nicht lange stören, gnädige Frau. Sagen Sie mir nur, wann ich wiederkommen soll.«

»O nein, so entschlüpfen Sie mir nicht. Ich lege nur den Hut ab und bin gleich wieder bei Ihnen.«

»Versäumen Sie auch nichts, gnädige Frau? Ich möchte mir keine Ihrer Freundinnen zur Feindin machen.«

»So furchtsam sind Sie? Lassen Sie sich doch einmal ansehen.«

»Nur Frauen gegenüber. Da kenn' ich mich nicht aus.«

»Trotz Ihrer sicherlich reichen Erfahrungen? O Gott, wie beschämt Sie tun!«

»Ich habe nur eine Erfahrung gemacht, gnädige Frau.«

Sie blieb ganz ruhig. Nur ihre Stimme vibrierte ein wenig bei der Antwort.

»Ich meine, wir sollten, wenn wir uns sehen, immer ganz besonders fröhlich sein.«

»Wahrhaftig, Frau Margot«, rief er herzlich, »da sprechen Sie mir aus der Seele! Und nun werde ich mich mal auf mindestens eine Stunde häuslich hier niederlassen.«

»Oder«, fragte sie, »haben Sie Lust zu einem Spaziergang? Dann können Sie mich begleiten.«

»Wollen Sie mich den Düsseldorfern als Ihre neueste Akquisition vorführen? Wenn das Ihren Geschmack nur nicht kompromittiert. Gut, spannen Sie mich nur an Ihren Wagen.«

»Nein«, lachte sie, »mit Ihnen ist wirklich kein Staat zu machen. Es würde aussehen, als ob ein gestrenger Mentor seine ungezogene Schülerin spazieren führte.«

»Halt; Mentor –« unterbrach er sie. »Das Wort fliegt mir heute schon zum zweiten Male zu. Ich mache Ihnen eine Proposition. Sie behalten Ihr entzückendes Hütchen auf und setzen sich für eine Viertelstunde ganz stumm dort in die Sofaecke. Dann begleite ich Sie, so lange Sie mich wollen, auf Ihrer Promenade. In dieser Zwischenzeit aber möchte ich Ihnen Gedichte vorlesen.«

»Gedichte – –« fragte sie verblüfft. »Sie haben doch nicht etwa – –«

»Ihr Vertrauen ehrt mich«, versetzte er unerschütterlich. »Aber Sie dürfen sich beruhigen, die Gedichte stammen von einem anderen.«

»Schade«, meinte sie bedauernd.

»Na, wenn Sie meinen, ich sähe noch leidlich lyrisch aus – an der Courage zum Dichten soll's mir nicht fehlen.«

»Tun Sie es nicht, Heinrich«, riet sie mit mütterlicher Würde, »das Leben ist zu kurz und Sie verlieren zu viel Zeit damit.«

»Ganz meine Ansicht. Aber nun: Obacht! Ich bitte das geehrte Auditorium um Ruhe.«

Er begann zu lesen. Mit natürlicher Stimme, ohne Pathos, wie es die einfachen Verse verlangten.

Die Viertelstunde ging vorüber und keiner bemerkte es. Der Maler las Gedicht für Gedicht, wie sie der Reihe nach in dem Büchlein enthalten waren. Und zum Schluß das Weihnachtslied, das Hans an dem improvisierten Christabend so feierlich-ernst vorgetragen hatte.

»Horch, in den Lüften blieb
Der Weihnachtsglocken Klingen,
Und unsre Seelen singen:
Ich hab' dich lieb. – – –«

Er hatte geendet, und leise schloß er das Büchlein. Er sah Frau Margot an.

Die wischte seit einiger Zeit an ihren Augen herum. Als sie sich beobachtet fühlte, ließ sie rasch die Hand sinken und versteckte sich hinter einem lachenden Ärger.

»Mein Gott«, sagte sie hastig, »wie kann man einem gänzlich unvorbereiteten Menschen nur so etwas antun!«

»Nicht wahr?« meinte er lakonisch.

»Heinrich«, drängte sie, »gestehen Sie nur, Sie selbst sind der Übeltäter.«

»Mein Name steht zwar auf der ersten Seite, gleich hinter dem Titelblatt«, gab er zu, »aber es steht davor; ›Meinem Mentor‹ und dahinter: ›Telemach‹. Daß ich ein Mentor sei, haben Sie soeben selbst, wenn auch nicht in schmeichelhafter Weise, behauptet. Und der Telemach? Ja – da ich Sie ablehne, muß es schon, damit's doch in der Familie bleibt, Ihr – Hans sein.«

»Ach nein«, versetzte sie kopfschüttelnd.

»Ach ja«, versetzte er kopfnickend.

Und dann lachten sie sich gemeinsam aus.

»Der Junge, der Junge!« – sie konnte es nicht begreifen – »wo mag er das nur herhaben! …«

»O – Sie kennen nicht die Vererbungstheorie? Vielleicht hat eins seiner Eltern in der Jugend mal ähnliches geträumt, wofür er jetzt die Worte gefunden hat. Darwinismus, wirklich, sonst nichts.«

»Spotten Sie nicht immer«, sagte sie und legte ihm die Hand auf den Mund. Dabei schloß sie für einen Moment die Augen. Heinrich Springe hielt ganz still. Es war ihm leid, daß es nur ein Augenblick war.

»Ich kenne jetzt auch das Mädchen«, fuhr sie nach einer Weile fort. »Wenn auch nur vom Sehen. Ich habe so oft die Pempelforterstraße aufgesucht, bis ich sie bei einem Patrouillengang entdeckte. Ein süßes Geschöpf – – –. Seit der Zeit gehe ich häufig um dieselbe Stunde hin. Aber mir ist immer noch nicht eingefallen, wie ich eine persönliche Annäherung herbeiführen könnte. Mit der Tür ins Haus stürzen, geht doch für mich nicht an.«

»Wollen wir jetzt unsere Wanderung antreten?« erwiderte er. »Wie ich annehme, nach der Pempelforterstraße?«

Er öffnete die Tür, und die gefeierte Weltdame schritt an dem merkwürdigen Manne vorüber. Als wäre er sich nur guter Taten bewußt, ging er offen und frei neben ihr einher.

»Sehen Sie mal«, sagte er unterwegs, »kennen Sie vielleicht den alten Herrn dort, der im Begriff ist, zu einer Salzsäule zu erstarren?«

»Aber das ist doch – das ist doch Ihr prächtiger Vater …«

»Gelt? Das ist doch Herr Friedrich Leopold? Aber besonders geistreich – bei allem schuldigen Respekt – sieht er gerade nicht drein. Tag, Papachen. Na, so aufgeräumt?«

Der alte Kavalier hätte beinahe vergessen, seinen grauen Zylinder zu ziehen. Er blickte verdutzt dem Paare nach. »Hm, hm«, machte er bloß, »hm, hm; wird schon seine Richtigkeit haben.« Dann setzte er seinen Spaziergang fort.

Als das Paar in die Pempelforterstraße einbiegen wollte, kam vom Hofgarten her Hannes. Sie ging, die Augen an den Boden geheftet, nachdenklich ihren Weg und fuhr zusammen, als sie Springes Anruf vernahm.

»Potz Tausend, Fräulein Johanna, Sie machen sich! Schon so stolz, daß man einen guten Freund über den Haufen rennt?«

»Ach – Herr von Springe – Sie sind's. Gerade dacht' ich an Sie.«

»Nicht flunkern, Fräuleinchen«, drohte er ihr. »So viel Selbstverleugnung verlang' ich ja gar nicht.« Und als sie errötend von ihm zur fremden Dame sah, fuhr er fort, als ob sie sich über etwas Selbstverständliches unterhielten: »Nun? Gute Nachrichten von Bonn?«

Sie errötete noch stärker, aber es war ein Strahlen in dem Erröten, und sie nickte lebhaft.

»Darf man vielleicht hören? Ich bin doch gewissermaßen der Nächste dazu – natürlich: soweit es keine Geheimnisse sind.«

»Ich habe ein Gedichtbuch bekommen«, sagte sie so leise, als streichelte sie jedes ihrer Worte.

»Was Sie sagen! Ein Gedichtbuch? Von wem ist es denn? Von Goethe? Oder gar von Heinrich Heine –«

»Von Hans selbst«, antwortete sie und sah ihn triumphierend an.

»Machen Sie keine Späße, Fräulein Johanna! Von Hans? Und gedruckt, sagen Sie? Wirklich mit Druckbuchstaben?«

»Ach, Herr von Springe«, sagte sie und wiegte den Kopf neckend vor ihm hin und her, »mich foppen Sie heute nicht. Ich ärgere mich heute ganz bestimmt nicht. Und wenn Sie wüßten, was ich weiß, würden Sie auch anders sein.«

»So – –? Was wissen Sie denn?«

»Ihr Name steht vorn in dem Buch«, raunte sie und sah ihn mit erwartungsvollen Augen an.

Aber die Wirkung blieb aus.

»Ihr Name? – Wer ist denn diese ›ihr‹? Der Radschläger von Jung' wird sich doch in Bonn keine Flamme angeschafft haben?«

Nun wurde sie doch ein weng entrüstet.

»Ich meine Ihren Namen, Herr von Springe, Ihren groß geschrieben.«

»Donnerwetter!« rief er erstaunt und schlug die Hände zusammen. »Apropos, Fräulein, ich schreibe meinen Namen immer groß.«

Frau Margot stand zur Seite und ergötzte sich königlich an der Unterhaltung, die sie belauschte. Ihre Freude an dem eigenartig schönen und frischen Mädchen, in dem das Knospen und Blühen noch im Streite lag, wuchs von Minute zu Minute. Sie konnte sich nicht länger enthalten, sie selbst mußte mit dem Mädchen plaudern.

»Dürfte man das seltene Buch einmal sehen?« sagte sie freundlich und trat näher. »Bücherneuheiten sind immer interessant.«

»Meine kleine Freundin, Fräulein Johanna Stahl« – stellte Springe vor – »meine große Freundin – –« und er murmelte höchst unverständlich einen Namen. »Fräulein Johanna wird sicher so liebenswürdig sein, uns einen Blick auf das Buch zu gestatten. Da, wie sie sagt, mein Name in dem Büchlein vorkommt, so hab' ich doch sozusagen ein Recht darauf, nachzusehen, ob man auch keinen Unfug mit mir getrieben hat.«

»Das Buch liegt aber oben in der Wohnung«, stotterte Hannes kleinlaut.

»Sie scherzen, Fräulein. Wetten, daß Sie es vorn in der Jacke stecken haben?«

Frau Margot kam der geängstigten kleinen Mitschwester zu Hilfe.

»Wenn Sie das Buch in der Wohnung haben, wäre es wohl unbescheiden, Sie zu bitten, uns auf einen Augenblick mit hinaufzunehmen? Wir würden Ihnen zwar sicherlich keine Ungelegenheiten machen.«

Das Mädchen nagte nervös an der Unterlippe.

»Bitte«, stieß sie dann kurz hervor und ging vorauf. Lächelnd folgten ihr die beiden Besucher. – –

»Ich will nur ablegen«, sagte Hannes, als sie zu dritt in der einfachen Wohnstube standen, und ging eilig, ohne den Blick vom Boden zu erheben, in die Schlafkammer.

»Sagt' ich's nicht«, flüsterte Springe schelmisch, »sie hat es doch im Jackett.«

Frau Margot hob beschwörend die Hand. Ihr war eigentümlich zumute in diesem engen, dürftigen Raum.

Da kam Hannes zurück. Sie hatte die dünne Sommerjacke abgelegt und stand nun rank und schlank in ihrem weißen Kleide da. Das Buch trug sie in der Hand.

»Darf ich das Buch nehmen?« fragte Frau Margot und hielt, als sie es nahm, mit leichtem, wie zufälligem Griff die Fingerspitzen des Mädchens in ihrer Hand fest.

»Meine Lieder – Hans Steinherr«, las sie ab, und dann sprach sie einige der Gedichte, die sie aufschlug, halblaut vor sich hin. Plötzlich hielt sie inne und sah mit forschendem Blick das Mädchen an.

»Sie zittern ja, Fräulein. Ich spür' es in Ihren Fingerspitzen. Ist Ihnen nicht wohl?«

»Doch«, kam die Antwort, und die Lippen schlössen sich wieder. Aber auf der Stirn stand eine tiefe Falte.

Frau Margot las weiter, um nach wenigen Zeilen von neuem einzuhalten.

»Bin ich Ihnen unangenehm? – Sie ziehen Ihre Hand zurück?«

»Ich weiß jetzt, wer Sie sind. Sie sind Hans Steinherrs Mutter.«

»Wie kommen Sie mit einem Male darauf?«

Und – plötzlich fassungslos – stammelte Hannes:

»Weil Sie mich so quälen – – –«

»Mädchen!« rief Frau Margot bestürzt, »Mädchen! Was sagen Sie da!« und schnell schlang sie die Arme um die zuckenden Schultern der Erregten und drückte das von dem schweren, leuchtenden Haar gekrönte Köpfchen fest gegen die Brust … »Springe«, bat sie mit einem Blick. Und Heinrich Springe verstand und verließ leise die Wohnung.

Dort oben aber ließ sich Frau Margot Steinherr auf einen Stuhl nieder und zog das widerstandslose Geschöpf auf ihren Schoß. Mit weicher Hand strich sie ihm wie einem Kinde über die Augen und spielte mit seinen Flechten, die ihm in das verweinte Gesicht gefallen waren. Sie wunderte sich selbst, wie lind, wie sanft sie das alles tat. Es war doch sonst nicht ihre Art gewesen, über den Gefühlen anderer sentimental zu werden. Was war es nur, das in ihr flutete? Seit dem Tage, da sie mit dem wiedergekehrten Springe Kindheitserinnerungen ausgetauscht. Und heute so viel stärker, angesichts dieses bangenden, jugendwarmen Glücks, das sie auf dem Schoße hielt – –.

»Komme ich Ihnen noch immer so schrecklich vor?« fragte sie lächelnd.

Hannes schüttelte stumm den Kopf, den sie noch immer an die Brust der fremden Dame gedrängt hielt.

Wie wohl das tat! Wie köstlich es sich hier lag! Sie empfand das feine Wogen und konnte jeden Herzschlag zählen. Sie hielt ganz still und preßte nur die Lippen auf das Kleid Frau Margots.

»Kleines Liebchen – –« sagte die verträumt. »Kleines Liebchen – – –«

Und wieder stieg ein Wundern in ihr auf, woher sie nur diese nie gebrauchten Worte nahm.

»Also lieb haben Sie meinen großen Jungen?« fuhr sie nach einer Weile fort. »Und so ganz hinter dem Rücken der Mama, die man für eine Vogelscheuche hält?«

»O, Sie sind so schön!« stieß Hannes hervor und sah mit ihren lächelnden Kinderaugen zu ihr empor.

»Kind, Kind, was für Schmeicheleien! Wer ist von uns beiden schön? Vielleicht war ich es mal ein wenig, als ich so jung war wie Sie. Heute sind Sie es.«

»Nein, nein«, rief Hannes stürmisch, »Sie sind es heute! O, so schön werd' ich in meinem ganzen Leben nicht werden.«

Frau Margot erhob sich schnell, um ihre Verwirrung zu verbergen. Tag für Tag hatte sie in der Gesellschaft, von allen Offizieren der Garnison und den sämtlichen Herren der Regierung, ähnliche Worte vernommen und sie wie einen ihrer Stellung schuldigen Tribut entgegengenommen. Sie waren ihrem Ohre so bekannt wie den Lippen der Herren geläufig. Wie man eine Phrase wechselt. Und oft, in den letzten Jahren, wenn ein neuer, jüngerer Stern am Gesellschaftshimmel Düsseldorfs erschien, hatte sie innerlich gebangt, es könnte wirklich eine Phrase sein … Jetzt aber – dieses Kind – mit dem klaren Blick und der jugendlichen Begeisterung – Gott, sie wurde ja über die Lobpreisung verwirrt wie ein junges Ding von sechzehn Jahren, das zum ersten Male von seinen Reizen erfährt. Wirkte denn diese Jugendlichkeit ansteckend?

Sie nahm sich zusammen und ging nachdenklich durch das Zimmer. Dabei warf sie durch den Türspalt einen Blick in die Schlafkammer. Wie leuchtend weiß das Stübchen war. Nein, da hinein gehörte kein anderer Schmuck als die weißen Glieder des schlanken Mädchens.

»Fräulein Johanna«, sagte sie und blieb vor ihr stehen, »geben Sie mir mal Ihre Händchen. So. Und damit wollen wir es für heute bewenden lassen. Wir haben uns gesehen und gesprochen und müssen nun zunächst unsere Gedanken sammeln. Ein jeder über den anderen. Ich denke«, fügte sie mit einem ermunternden Blick hinzu, »das soll uns nicht schwer fallen. Versprechen kann ich Ihnen heute nichts, wenigstens nichts, was über meine Person hinausgeht. Mein Mann ist gewöhnt, sich seine eigenen Ansichten zu bilden und danach zu handeln. Aber Sie sind ja noch so jung und werden abwarten können, besonders, da Sie jetzt wissen, daß mit mir zu reden ist. Oder wissen Sie das nicht?«

»Doch, doch«, stammelte die Kleine.

»Nun, so kommen Sie zuweilen zu mir. Morgen nachmittag, um diese Stunde. Geben Sie acht, wir werden uns schon befreunden und auch Pläne schmieden. Ihre Frau Großmutter hoffe ich noch kennen zu lernen. Adieu, mein Kindchen. Und vergessen Sie nicht: morgen!«

Hannes knickste und beugte sich sprachlos über die feingeäderte Frauenhand. Da faßte Frau Margot sie unter das Kinn und küßte sie auf die Stirn.

Adieu, adieu – – –«

Draußen auf der Straße wartete Springe auf sie. Er tat keine Frage, und sie gingen eine ganze Weile, ohne zu reden, nebeneinander her. Aber das Schweigen brachte sie einander näher.

»Sie sind also meiner Ansicht?« fragte sie endlich unvermittelt und blieb stehen.

»Umgekehrt, gnädige Frau, Sie sind der meinen, und das macht mich froher, als ich sagen kann.«

»Des kleinen, herzigen Mädchens wegen?«

»Nein, Ihretwegen, Frau Margot. Sie verstehen mich.«

Und sie verstand, was er meinte.

»Hat die Kleine besondere Talente, die man ausbilden könnte? Ich möchte für alle Fälle etwas für sie tun.«

»Sie ist überraschend musikalisch. Es würde sich lohnen, sie im Gesang ausbilden zu lassen.«

»Sie soll mir morgen etwas vorsingen. Dann werde ich mit einer Gesangsmeisterin sprechen.«

»Werden Sie mir erlauben, mein Scherflein dazu beizutragen?«

»Springe«, meinte sie, »können Sie mir denn gar keine Freude gönnen?«

»Geteilte Freude ist doppelte Freude. Wenigstens für mich. Ich bin nun einmal Egoist.«

»Ja«, sagte sie, »mir wird es auch so gehen. Wir beide als gemeinsame Pflegeeltern – –.«

»Nun haben wir schon ein gemeinsames Kind.«

»Springe!« verwies sie ihn empört, aber sie mußte doch über ihn lachen. »Sie sind und bleiben ein unverbesserlicher –«

»Optimist«, vollendete er. »Man muß seinem Herrgott für alles danken.«

Er brachte sie bis vor ihr Haus, und sie verabschiedeten sich mit einem kameradschaftlichen Händedruck.

Am nächsten Tage war Hannes gekommen, und sie kam fast Tag für Tag. Es dauerte lange, bis sie die Scheu vor den glänzenden Räumen überwunden hatte. Nicht der Komfort war es, der auf ihr lastete, sondern das ungewisse Gefühl, daß sie hier wie ein heimlicher Dieb aus und eingehe. Der Geist Philipp Steinherrs ging sichtbar für sie durch die Räume. Und ob sie auch den Fabrikanten tagsüber draußen auf seinen Eisenwerken wußte und keinerlei Überraschung zu befürchten hatte: daß sie nicht wie ein von allen gern gesehener Gast das Vaterhaus ihres Hans betreten konnte, bedrängte um des Liebsten willen ihren Mädchenstolz.

Frau Margot beobachtete die junge Gesellschafterin mit ungetrübtem Auge. Sie wünschte den Charakter in allen seinen Phasen zu ergründen. Und gerade der stumme Seelenkampf, den sie wahrnahm, war es, der ihr die stärksten Sympathien einflößte. Als sie sich sicher wußte, daß ihre Zuneigung zu dem äußerlich seltsamen und innerlich so klaren Wesen eine unerschütterliche geworden sei, begann sie mit festen Händen in den Bildungsgang ihrer Schutzbefohlenen einzugreifen. Sie brachte sie persönlich zur Gesangsmeisterin, und als die ernste Frau beinahe enthusiastisch erklärte, in der Kleinen stecke eine Altistin von seltener Begabung und seltenem Wohllaut der Stimme, schloß sie auf der Stelle den Studienvertrag ab, demzufolge Hannes dreimal in der Woche das Haus der Meisterin zu besuchen hatte. Doch hierbei blieb Frau Margot nicht stehen. Sie wies das Mädchen an, ihre Sprachstudien wieder aufzunehmen, führte nach einiger Zeit die Konversation öfters im englischen oder französischen Idiom, wählte vornehme, deutsche Lektüre aus und ließ sie wie spielend alle die kleinen Handgriffe lernen, die eine schöne Frau im Salon als Wirtin oder Gast erst recht liebenswert erscheinen lassen. Als der Herbst vorüberging und die Saison anhob, schickte sie das bildungshungrige Mädchen zuweilen in die großen Konzertaufführungen oder auch ins Theater, das sich damals eines hohen Rufes erfreute. Und beim nächsten Zusammensein ließ sie sich die Eindrücke schildern, korrigierte unauffällig den Geschmack und erläuterte freundlich, was ihrem Fassungsvermögen noch unklar geblieben war.

Und der Herbst war nun lange schon vorüber, die Universitätsferien waren zu Ende gegangen, und Hans war nicht gekommen. Er hatte mit einigen seiner Kommilitonen sofort von Bonn aus eine Ferienreise angetreten, die vom Vater mit Vergnügen gesehen wurde und ihn auf fröhlichen Mittelmeerfahrten zurückhielt. Dann war Philipp Steinherr ihm entgegengereist, hatte ihn in Bonn equipiert, und Hans hatte seinen Dienst bei den blauen Husaren angetreten.

»Der Prophet gilt nichts im Vaterland, wenn er seine Entwicklung unter den Augen der Nachbarn abmacht«, hatte Philipp Steinherr dem Sohne erklärt. »Zeige dich den Leuten daheim nicht zu oft in deiner unreifen Zeit, tobe deine Dummheiten außerhalb der Mauern Düsseldorfs aus, und man wird, wenn du nach ein paar Jahren zurückkehrst als Doktor der Rechte, Reserveoffizier und was weiß ich, stets eine Art Respektsperson in dir sehen und nicht den Allerweltsduzbruder, dem man mit der alten, plumpen Vertraulichkeit begegnen kann. Ich möchte, daß du daheim einmal Numero eins wirst.«

Und Hans hatte sich vorgenommen, sich nicht eher daheim zu zeigen, als bis er zum mindesten die Tressen erlangt hätte und ihm dadurch, als Offiziersaspirant, unter den Besuchern seines väterlichen Hauses von vornherein eine angemessene Stellung gewährleistet sei. Er tat seinen Dienst mit einem Ehrgeiz, der ihm schnell die Beachtung und das Wohlwollen seiner kavalleristischen Vorgesetzten eintrug.

Die Briefe an Hannes wurden in dieser Zeit noch seltener. Er entschuldigte sich mit seinen tausend Dienstobliegenheiten, Strapazen und Ärger, und vertröstete auf ein Wiedersehen, das alles klären würde. Was er sich unter dieser Klärung gedacht hatte, war ihm selbst nicht bekannt. Nur jetzt nicht nachdenken.

Daß Hannes bei seiner Mutter verkehrte, war ihm unbekannt geblieben. Frau Margot hatte gewünscht, daß die Mitteilung unterbliebe, damit der Junge eines Tages umsomehr von dem Ereignis und den sich an Hannes so augenfällig bemerkbar machenden Folgen überrascht würde. Aber dem Jungen eilte es scheinbar gar nicht, sich überraschen zu lassen. Ein Grund mehr, ihn nicht unnötig und voreilig in den inneren Konflikt zwischen Vater und Mutter hineinzutreiben.

Ruhig ging das Leben in Düsseldorf seinen Weg. Die geschäftliche Krisis, welche die ganze deutsche Industrie ergriffen hatte, war zwar nicht gewichen, aber schon sahen einige Wetterkundige der Großindustrie Zeichen auftauchen, die auf einen baldigen und jähen Umschwung hindeuteten. Philipp Steinherr war nicht der letzte, der sie bemerkte. Aber er sprach kein Wort von besseren Zeiten, von Zeiten, die der Industrie eine bis dahin in Deutschland unerhörte Hausse bringen sollten; er handelte auf seine Weise. Als der Sommer kam, hatte er zu seinen Werken in aller Heimlichkeit einige Etablissements hinzugekauft, die sich allein nicht mehr zu halten vermochten, und ließ alsbald unauffällig alle Betriebe in Stand setzen und die Vorräte an Rohmaterialien für billiges Geld verdoppeln, um beim ersten beutekündenden Morgenrot sofort gerüstet auf der Schanze zu stehen.

Da trug man an einem frühen Sommerabend den unersättlichen Mann auf einer Bahre ins Haus. Während einer hitzigen Auseinandersetzung auf dem Werk war er vom Schlag getroffen umgesunken.

Es war noch Leben in ihm, als man ihn in seinem Zimmer bettete. Zwei der besten Ärzte hielten bei ihm Wacht, bis ihm das Bewußtsein dämmernd zurückkehrte. Frau Margot, furchtbar erregt und an nichts anderes denkend als an die Linderung seiner Schmerzen, wich und wankte nicht von seinem Lager.

Philipp Steinherr öffnete den Mund. Sein Bestreben, Laute hervorzubringen, war schrecklich anzusehen. Er rollte die Augen hin und her, als ob er jemand suche. »Hans – –« quoll es ihm undeutlich über die Lippen. Er hatte seinem Nachfolger noch so viel zu sagen.

»Es ist nach ihm depeschiert, Philipp«, beruhigte Frau Margot, kaum imstande, sich auf den Füßen zu halten.

»Er kann bald hier sein.«

Sie legte ihm die Hand auf die feuchte Stirn, und der Mann, der nie im Leben nach einer schmeichelnden Frauenhand viel Verlangen getragen hatte, empfand im Sterben den wohltuenden Zauber der Berührung. Seine angstvoll starrenden Blicke wurden weicher, er hob mit Aufbietung aller Kräfte die Hand, um sie auf ihre Hand zu legen. Dann verschied er in den Armen seiner Frau. – – –

Als Frau Margot totenblaß durch die Zimmer schritt, schlug ein leises Weinen an ihr Ohr. Sie stutzte. Wer konnte da so heiß um den Toten trauern, der im Leben keine Freunde besessen und sie auch nie gewollt hatte? Sie schlug die Portière zu dem Kabinett zurück, das an ihr Schlafzimmer stieß, und erblickte Hannes.

»Was machen Sie hier, Kind?« fragte sie tonlos.

Da warf sich das Mädchen an ihren Hals und schluchzte in wilder Angst.

»Wie wird er das nur ertragen, wie wird er das nur ertragen – – –«

»Sei still, mein Töchterchen«, sagte Frau Margot, »wir müssen einer dem anderen beistehen.«

Sie hatte dem fremden Kinde gegenüber das erste Du gefunden.

»Im Salon – ist – noch jemand,« brachte Hannes unter den Tränen hervor.

Frau Margot befreite sich sanft aus der Umarmung und schritt durch die Zimmer weiter zum Salon. Sie wußte, daß es Springe war. Und Heinrich Springe ging ihr, als er ihren Schritt hörte, entgegen und nahm stumm ihre Hände in die seinen und drückte sie.

»Ich bleibe hier«, sagte er dann, »vielleicht kann ich Ihnen etwas abnehmen. Aber Sie müssen sich jetzt unbedingt zurückziehen. Tun Sie es Ihrem Jungen zuliebe, der jeden Augenblick kommen kann, damit Sie ihm Fassung zeigen können, wenn er die seine verliert.«

Sie nickte bloß zu seinen Worten und ging.

Die Dienstboten hatten die Rolläden heruntergelassen und im Treppenhaus das Licht entzündet. Der Sommerabend senkte sich tief herab.

Da rasselte ein Säbel auf der Treppe, Sporen klirrten, und bald darauf gellte ein Schrei durch das Haus: »Papa, Papa – – –!«

Nach einer halben Stunde wankte Hans aus dem Zimmer. Er hatte die besänftigenden Worte der Mutter kaum gehört, wiederum war sein Leben widerstandslos von den neuen Eindrücken überwältigt worden, und er fand nicht den Halt in sich selbst.

Er vermochte die schwere Luft im Hause nicht zu ertragen, nach anderthalbjähriger Abwesenheit kamen ihm die Räume fremd vor, die Dienstbotengesichter waren ihm unbekannt. Und allein wollte er. sein, allein, um alles zu begreifen und eine äußerliche Haltung zurückzugewinnen.

Er stolperte durch den dunklen Garten nach der Laube, in der er als Primaner so oft Verse gedichtet hatte. Vom Gartentisch, an dem sie gesessen hatte, erhob sich eine Gestalt, die der Mond hell beschien. Das feine Gesicht, die tiefen Augen, das leuchtende Haar – das war doch, das war doch – –

»Hans –« sagt da die Stimme, die nur der Liebsten gehören konnte.

Und als er vor ihr stand, schreckhaft weiß, trocken brennenden Auges und der Sprache beraubt, trat sie auf ihn zu und nahm sein kaltes Gesicht zwischen ihre Hände und küßte ihn leise zum Willkommen.

»So weine doch«, sagte sie, »so weine doch nur …«

Da löste es sich in seiner Brust, da war ihm, als hörte er ferne Heimatsglocken rufen, und sie riefen näher und näher und löschten aus, was zwischen fern und nah lag. Den Kopf an der Schulter des Mädchens, weinte er und weinte – um alle seine Verluste.

*


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