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Die zehn Tugenden des Mannes

Was ist fruchtbarer als die schaffende Phantasie des Mannes?

Sie hat das Weltall nachgedacht.

Sie schuf mechanische Geschöpfe nach seinem Ebenbilde. Sie reckte des Menschen Arm zu Werkzeug und Waffe und gab seinem Fuß eiserne Siebenmeilenstiefel. Mit der Elektrizität aber schuf das Gehirn des Mannes ein Gehirn der Erde. Es verlängerte die eigenen Nerven zu einem Wundernetz über alle Lande und zog sie durch die Meere. So fliegen Gedanken und Laute von Erdteil zu Erdteil, von Gehirn zu Gehirn. Das war das Werk des Mannes!

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Des Mannes Fleiß ist eine Funktion seines Genies.

Arbeit ist die Zwangslage, zu der ihn sein Talent verurteilt. Nie verläßt ihn seine tiefe Sehnsucht nach Meisterschaft. Das Werk dünkt ihm immer geringer, als es die Sehnsucht haben wollte. Das ist des Meisters Bescheidenheit.

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Unterordnung vieler unter eine führende Idee – diese durchaus männliche Fähigkeit schuf und erhält den Staat. Völlige Hingabe an ein selbstgewähltes Prinzip – das allein ist männliche Freiheit. Sie bedarf keiner Willkür.

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Die besten Männer sind um so stärker geworden, je länger man sie verkannt hat. Vielen ward der Erfolg zum Totengräber ihrer Talente, aber die Not zum Hammer ihres Siegfriedschwertes.

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Das Maß der Bildung eines Mannes ist das Maß der Ehrfurcht, deren er fähig ist. Die Selbstverständlichkeit seiner entscheidenden Taten gibt ihm etwas Kindliches. Eine Frau bleibt nie so ganz Kind, wie es bedeutende Männer bleiben können.

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Es gibt Künstler, die den Mann für schöner halten von Gestalt, als die Frau.

Sollte unsere Bewunderung für den schönen Frauenkörper nur ein galantes Gefühl sein?

Daraus spräche ein eingeborener Rittersinn!

Ist Venus aber wirklich schöner, als Apoll?

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Das Leben ganz zu bejahen oder ganz zu verneinen, ward nur dem Manne gegeben.

Kann man sich Buddha, Mahomet oder Prometheus weiblich denken?

Die Frau hat die Gabe der lebensfähigeren Kompromisse.

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Der Mann hat ein sicheres Maß für die Größe seiner Liebe zu einer Frau: in dem Grade seiner Dankbarkeit für die gewährte Gunst.

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Treue ist ein rein physischer Reizzustand. Abklingen der Reize ist keine Schuld, sondern ein Naturgesetz.

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Die Ehe ist ein gewagtes physiologisches Experiment, ein Versprechen, das der Geist gibt, aber der Leib vielleicht nicht halten kann.

Die Frau ist genau 365 mal so viel treuer als der Mann, genau soviel als das Jahr Nächte hat – vom Standpunkte der Natur und des Staatsgedankens der Ehe: »Gemeinschaft zur Erzeugung von Kindern«.

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Der Mann ist tapfer, wenn nicht von Natur, so doch aus Furcht – vor Spott.

Seine höchste Tapferkeit ist, eine Frau zu schützen.

Den Heldentod fürs Vaterland sollten vor allem die Jungfraun preisen.

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Jeder Knabe ist ein Kandidat der Unsterblichkeit, jedes Mädchen ein kleines Fragezeichen des Glücks.

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Jeder Mann sucht Gott oder die Göttin in der Natur.

Wehe der Frau, die sich nicht begnügt damit, ein Kunstwerk der Natur zu sein.

Eine Frau, die sich schminkt, ist wie ein Mann, der sich einbildet ein Held zu sein, weil er einen Säbel trägt.

Frauen, die sich« bemalen und bepudern, leben vom Wahn, daß die Männer kurzsichtig seien. Solche Frauen variieren ihren Schmuck zwischen Indianer und Zirkusponny.

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