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Die zehn Tugenden der Frau

Belausche die Frau, wenn sie den Kindern Märchen erzählt, gib acht! wenn sie nach deinem tiefsten Wissen fragt, dann wirst du merken, daß sie Seelen zu wecken versteht. Sie ist eine Gedanken-Säerin und -Spinnerin! Unter dem Feuer schöner Augen werden wir alle ein bißchen Dichter und ein bißchen Held.

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Die Reinheit der Frau zwingt den Mann unmerklich, sich besser zu stellen, als er ist. Ist nicht diese weit verbreitete Heuchelei auch eine Verbeugung vor der Reinheit des Weibes?

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Frauen sind den Männern, was einem Bündel loser Seiten ein schöner Einband ist. Sie sind wie die Goldschmiede, denn sie geben dem Wesen des Mannes Schliff und Fassung.

Ohne Kenntnis der Frauen, die ihm nahestanden, kann niemand eines Mannes Biographie schreiben. Sie sind seine wesentlichen Ereignisse. Lehrerinnen des Lebens, Offenbarerinnen seiner Fähigkeiten und die Regisseure seines Schicksals. Die Frau fühlt dem Leben mehr Wahrheiten ab, als der Mann sie ergrübeln kann. Er kennt im Höchstfälle alle Möglichkeiten, sie spürt das Wahrscheinliche!

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Die Frau steht unter dem Gesetz der spielenden Anpassung aus Liebe. Opferfähig und wandlungsbereit, wie nie ein Mann, kann sie heute Königin und morgen eine lachende Bettlerin sein. Ein Mann kann durch vieles glücklich werden, die Frau nur durch Liebe.

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Selbst, wer die Frau lästert, ist in ihrem Bann. Man kann sie nur lieben oder hassen. Gleichgültigkeit gegen das Frauengeschlecht ist eine Krankheit des Mannes.

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Die Treue einer Frau muß ihrer Natur eingeboren sein, sonst würde ihre Untreue nicht so viel Aufsehen machen.

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Das Erröten ist eine weibliche Eigenschaft. Männer, die rot werden können, waren fast alle Muttersöhnchen. Übrigens erröten wir alle nur bis zum Nabel, das Subäquatoriale kennt keine Scham.

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Den tiefsten Einblick in das Wesen der Frau gestattet ihr – Wäschespind. Da entströmt Reinheit, Lieblichkeit, Keuschheit und Lebenskunst.

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Die Kinderliebe der Frau ist vielleicht deshalb für die Mutter etwas so Wehmütig-Schönes, weil jedes Kind ein kleiner Räuber ihrer Schönheit ist. »Der Mutter Schönheit ist der Kinder liebster Fraß« lautet ein brutalwahres, pommersches Sprichwort.

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Der größte Unterschied zwischen Mann und Frau – größer als der anatomische – ist ein funktioneller: die Richtung männlicher oder weiblicher Phantasie. Die Phantasie des Mannes ist ganz aufs Schöpferische eingestellt, die der Frau zwanghaft auf ihre Begehrbarkeit. Beides seit Jahrtausenden.

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Der Mann ist ein Versuchskaninchen eines experimentierenden Gottes. Dazu wurde das Weib seine Handlangerin: sowohl, solche Kaninchen zu produzieren, als auch, ihnen die selbst einem Gott noch nicht lösbaren Fragen zuzuschieben.

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Was Gott und Natur nicht beantworten will oder kann, das verlangt das Weib vom Mann!

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Es gibt Frauen, mit deren Geduld Gott Felsen aufbauen könnte, und andere, deren verblüffende Ausreden ihn veranlassen könnten, einen kleinen Engel, den er gerade trägt, aus dem Arm fallen zu lassen.

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Die Wollust des Mannes ist ein Dämon. Aber auch die Frauen haben erotische Dämonien. Sie sind dann wie die Kornähren, die dem Müller sich neigen, der sie zermalmen wird, oder wie Zugvögel, die am Leuchtturm zerschellen: sie suchen das Leben, wo ihr Tod lauert.

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