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I.

Die weiten Hallen des Bahnhofes einer mittelgroßen deutschen Stadt sind voll regen Lebens. Auch ohne die wunderbar erregende Luft und das hell flimmernde Licht hätten die sich hier umthuenden Spaziergänger merken müssen, daß der Frühling gekommen, und mit ihm die Herrschaft zu Ende sei, welche sie während des Winters ziemlich ungestört für eine mittägliche Erholung ohne Regen, Sturm und Schnee in diesen gedeckten Gängen behauptet haben.

Wieder drängen die Reisenden, welche die mit jedem Jahre neu sich regende altgermanische Wanderlust treibt, Unbequemlichkeit und Strapazen aufzunehmen für die Wunder der schönen Gotteswelt; und unter das hier nie aussterbende Publikum mit abgetriebenen Zügen und staubigen Gewändern von jenem durchdringenden Geruch, den alle Kleider bei langen Eisenbahnfahrten annehmen, mischen sich auch die Ausflügler für ein paar frohe Stunden.

Wie sie hübsch und anmutig aussehen, diese feinen Mädchengestalten in dem hellen Kostüm; wie die Augen blinken; wie das schwatzt und lacht, leise und laut, neckisch und verbindlich! Denn auch die Herren sind erschienen, elegante Figuren, deren Art, sich zu geben, durch das Zivil hindurch sofort verrät, daß sie dem Stande angehören, der sich daran gewöhnt hat, in unserm lieben Vaterlande für den privilegierten zu gelten.

Ja, wenn auch die Sonne nicht ihren Weg bis in die letzten Nischen unter dem Bogengewölbe gefunden hätte, hier wäre es doch Frühling gewesen; Frühling, wie er in sorgloser Lust und immer frohem Genuß den Pulsschlag des Lebens erhöht! Wo immer aber der Frühling erscheint, wirkt er seinen Zauber; zumal wenn das mit rosigen Wangen und lachenden Augen geschieht. Sogar die Mamas, die in ihrer Würde unter der beweglichen Schar unwillkürlich an ein Ausrufzeichen erinnern, das seinen Platz inmitten eines treibenden Wortstromes behauptet, werden munter; ihre Züge glätten sich bei einem Blick auf den Liebling, sodaß sie beinahe jung scheinen wie dieser – wenigstens in der Hoffnung auf dessen Glück!

An einem der Pfeiler, welche das Gewölbe tragen, stand Adele von Waldegge.

Sie war schön! sehr schön! die Gestalt hoch und schlank, die Formen in ihrer schwellenden Fülle zart gehalten wie die Blätter in einer Blütenknospe; ihre Züge fein und voll Ebenmaß. – Noch mehr als das: es wehte ein bestrickender Reiz um das junge Mädchen, vor allem in der elastischen Schmiegsamkeit, die seinen Bewegungen eigen war; in dem Ausdruck, dem Kolorit des reizenden Gesichtes, dessen Lächeln lockend und verlangend zugleich einen ebenso fesselnden Gegensatz zu dem edeln Schnitt seiner Linien bildete, wie das brennende Rot der Lippen zu dem durchsichtigen und doch undurchdringlich scheinenden mattbleichen Ton der Wangen, dem weichen Samtbraun der Augen und dem dunkeln Gelock auf der klaren Stirn, über dem blütenweißen Nacken.

Wer Adele sah, konnte begreifen, daß sie, obwohl nur die Tochter einer Hauptmannswitwe und ohne jegliches Vermögen außer einem kleinen Zuschuß aus dem Fräuleinstift, es dennoch dahin gebracht hatte, eine gefeierte Dame zu sein, und daß die mannigfachen Bemühungen – darunter die der besten Freundinnen –, eine solch unliebsame Rivalin hinauszuballotieren aus der Arena des Lebens – hier Gesellschaft genannt –, stets jeglichen Erfolges ermangelten.

Einmal wie immer fanden die Herren Fräulein von Waldegge »charmant!« – einmal wie immer tanzte Adele mit den »Husaren«, wurde eingeladen auf alle Bälle und Partien, wie von der Infanterie, so auch von der Kavallerie.

Demgemäß umstanden auch eben die ersten der Herren in dem heutigen Kreise die junge Dame, was diese mit stiller Genugthuung bemerkte, zumal drüben auf der anderen Seite der Gruppe das stärkere Geschlecht neben dem schönen in der Zahl wenigstens sich als recht schwach erwies.

»Auf wen warten wir denn eigentlich noch, Herr von Kanstedt?« fragte die junge Dame. Ihr Blick senkte sich dabei in die Augen des jungen Mannes, welcher, seit er erschienen, nicht von ihrer Seite gewichen war.

»Auf den Zug, meine Gnädigste – der läßt sich nämlich auch der verwöhntesten Dame zuliebe nicht aus dem Geleise bringen.« Die Sporen aneinander klirrend, begrüßte Graf Berg Fräulein von Waldegge. »Darf ich Ihnen eine Blume bieten? Sie sollen die Wahl haben.«

Ein kaum merklicher Schatten flog über Adelens Stirn. Sie sah, wie Kanstedt ein feines Papier zur Erde warf und mit dem Fuße zerdrückte.

Anmutig jedoch neigte sie sich sogleich gegen den Grafen; ihre Hand wählte unter dessen Rosen.

Lieutenant Graf Berg, immer galant, pflegte bei dergleichen Gelegenheiten, Landpartieen, Konzerten im Freien, kleinen Kaffees, aufmerksam zu sein; stets aber für alle »egal«, um wie er behauptete, sein in diesem Punkte nervöses Gewissen nicht zu belasten.

»Rodenheim ist noch nicht da,« erklärte Kanstedt kurz.

»Aha,« sagte der Graf.

»Wer ist Rodenheim?« fragte Adele, ein wenig zu schnell, um ganz unbefangen zu erscheinen.

»Das sollten Sie nicht wissen?« Graf Berg strich die goldbraunen Enden seines lockigen Schnurrbarts, blinzelte liebenswürdig skeptisch aus einem Paar kühn blickender blauer Augen auf die junge Dame herab und erklärte seinerseits mit Betonung: Ein Familientäuscher, eine »gute Partie.«

Abscheulich – Adele wandte sich ab; die Lieutenants von Stille und Bernd verbissen mit Glück ein vergnügliches Lachen; nur Kanstedt sah mit offenem Unmut dem Grafen ins Gesicht.

Den ließ das sehr ruhig; er meinte: Ah bah, es ist ja doch des Pudels Kern! – natürlich sprach er das unhörbar – und ging dann zu den genaueren Personalien von Rodenheim über.

Es war seinem Alten zuviel geworden, neben den Schulden vom eigenen Fleisch und Blut auch noch die von anderen Leuten zu bezahlen. Thilo war eben ein guter Kerl. Jetzt hatte er den Wechsel von der Garde-Kavallerie in die Provinz gemacht, damit er solide werden sollte. Hier lachte der Graf; dann nahm er seine Erklärung wieder auf: »Kolossal reich, dieser alte Rodenheim, aber antediluvianisch philisterhaft. Riesiges Pech, solch ein Papa! – Thilo, na – famose Acquisition, meine Gnädigste. – Ah, sieh da, der Wolf aus der Fabel!« ...

»Lieutenant von Rodenheim.«

Der so Vorgestellte trug ein elegantes Zivil, das sich in seiner tadellosen Neuheit angenehm von dem der meisten Herren unterschied, welche behaupteten, daß das ihrige sich im Grunde nur noch zum »Fechten« eigne. Er war kaum mittelgroß, hatte breite Schultern, eine weite Brust und trotz seiner dreiundzwanzig Jahre schon einen etwas wellenförmigen Ansatz in der Magengegend. Auf dem kurzen Hals saß ein kleiner Kopf; darüber von der Stirn bis in den Nacken lief ein wundervoll gepflegter Lieutenantsscheitel, der eben, als sein glücklicher Inhaber das braune Hütchen lüftete, ordentlich blendend zwischen dem nach beiden Seiten schlicht anliegenden flachsblonden Haare heraussah. Die Züge des beim Frühjahrs-Exerzieren stark von der Sonne mitgenommenen Gesichtes waren unregelmäßig; die Stirn niedrig und breit, die Nase ein wenig kurz und aufgeworfen, der Mund, zumal es die ganze Männlichkeit von Thilo Rodenheim nur bis zu einem dünnen Flaume darüber gebracht hatte, schien größer noch, als er eigentlich war. Dafür kamen die weißen, regelmäßig »wie Mauern« stehenden Zähne um so mehr zur Geltung, namentlich wenn Thilo lachte; und das that er gern. Und ob's auch sein Gesicht durchaus nicht verschönte: der harmlose Klang dieses Lachens, der gutmütige Zug um die frischen Lippen, der aufrichtig freundliche Ausdruck in den grauen Augen versöhnten mit dem, was seiner Erscheinung an Gewinnendem abging, man wußte sofort, daß man mit einem bequemen, aufrichtig biderben Kameraden zu thun bekam.

Unfähig, eine Seelenregung zu bergen, blitzten denn jetzt auch die kleinen hellen Sterne durch die weißlich blonden Wimpern hindurch die schöne Adele an, schimmerten die blitzenden Mauern bis auf den letzten Backenzahn unter den frischen Lippen heraus.

Thilo war »paff«. Er hatte in Potsdam gestanden, war in Berlin gewesen: hatte auch Cour geschnitten – bei Damen vom Regiment wie bei anderen: eine Adele Waldegge war ihm noch nicht begegnet. Er hatte das schon entdeckt, und zwar gestern Abend im Theater, wo ihm die junge Dame zum erstenmal zu Gesicht gekommen war. Nur darum wollte er sich an dieser Partie beteiligen, welche man eben gestern Abend in den Zwischenakten beraten.

Auf Ehre paff, rein weg, – so würde Thilo seinen Zustand erklärt haben, wenn er dazu genötigt worden wäre.

Zum Glück für Thilo ertönte das Signal zum Zug; so blieb er vor einer Dummheit bewahrt – im Augenblick hätte er sicher eine solche begangen. Kanstedt wußte geschickt zu verhindern, daß er die Wagenabteilung erreichte, in welcher er selbst mit Adele glücklich gelandet war.

Die Wirkung ihrer siegreichen Schönheit hatte Fräulein von Waldegge nur um so inniger gegen den treuesten unter ihren Verehrern gestimmt; ihre Blicke führten mit Kanstedt eine wohlverstandene Privatkorrespondenz, während sie beide sich ganz besonders heiter an der Unterhaltung ihrer Umgebung beteiligten.

In zwanzig Minuten war die kleine Waldstation erreicht. Der Pfad, welcher den Berg hinunter zu dem Ufer des Flusses führt, von wo man über dessen leis kräuselnden Wellen nach dem Weißen Schwan fährt, ist idyllisch holperig und schmal. Wieder behauptete Kanstedt das Feld; seine Hand half Adelen über die das Ufer fast ungangbar machenden Steine hinweg in das Boot. Später, als man wieder festen Boden unter den Füßen hatte und der Raum sich weitete, erschien auch Rodenheim, das Recht des Stärkern gegenüber dem schönen Geschlecht neben Fräulein von Waldegge geltend zu machen. Bei dem Kaffee auf der Wiese hatte er sogar einen Platz an der Seite des schönen Mädchens errungen.

Von dem entzückenden Reiz der Natur, welcher dies liebliche Thal zu einem Juwel von Sommervergnügungen macht; dem Fluß, der seine Wellen durch die lichten Matten schlängelt, den waldigen Hügelreihen, dem blauen Duft über ihren Spitzen in der Ferne, den malerisch gelegenen Dörfchen drüben auf der Höhe, der verwitterten Burgruine, die träumerisch über alles das hinunterschaut: sah Thilo natürlich nichts, ob er auch ein immer gleich höfliches »Jawohl« für seine Nachbarin, Fräulein von Stein einhielt, die sich keine Mühe verdrießen ließ, den neu Gekommenen dafür zu interessieren, soweit es ihre Unterhaltung dabei betraf.

»Adele!« ... – die Frau Hauptmann hielt eine kleine Konferenz mit dem Töchterchen. Dann brach man auf, um durch den Wald nach dem eine kleine Stunde entfernten Dorfe zu gehen, wo in einem für solche Zwecke ausnehmend geeigneten Wirtshause gespeist und dann getanzt werden sollte.

»Adele ist so unvorsichtig; das Kind erkältet sich so leicht,« erklärte jetzt die vorsichtige Mutter laut und reichte der Tochter ein kleines Tuch. »Sei vernünftig, Kind!« mahnte sie dann noch einmal.

Die schöne Adele zerrte ärgerlich an dem feinen Gewebe. – War es ihr zu verdenken, wenn sie nicht gern den schlanken Hals verhüllte – oder zürnte sie dem Rat, der unter falscher Flagge gesegelt? – »Adele,« hatte die Mutter gesagt, »du tanzest jetzt drei Jahre – Rodenheim ist eine Partie!«

Trotzdem zwang Adele ihre Mienen, freundlich zu sein; Thilo erlaubte sich die verblüffendsten Komplimente, ehrlich gemeint zwar, aber doch oft etwas derb, wie es leicht Menschen thun, deren beste Eigenschaft die Ehrlichkeit ist.

Ernst sah Kanstedt nach dem jungen Mädchen, und dieses wieder blickte nach ihm hin. Dann warf sie den Kopf zurück, fast an das Roß der Steppe erinnernd, das dem Lasso wehrt: es war gewiß ein recht unvernünftiges Gefühl, dem diese Bewegung nachgab.

Doch wie sich immer Menschen finden, ja, auch das Schicksal sich meist bereit zeigt, die unvernünftigsten unter unsern Gefühlen zu begünstigen, so kamen jetzt Lilli Weiß und Bertha von Köppen, dem Lieutenant Rodenheim ihre Würdigung seiner Verdienste um die Gesellschaft zu bezeigen.

Mit einem köstlich zusammenklingenden Lachen, einem leichten Sprung zugleich nahmen nun Kanstedt und Adele die Höhe »in Angriff«. In großen Schritten eilten sie voraus, den Hügel hinauf – ihr Atem ging gepreßt, ihre Blicke hafteten am Boden, als gelte es, aufs genaueste die grün-braunen Spitzen des jungen Mooses hier zu untersuchen. Jetzt lag die Windung des einen der Berge, die den Weg säumten, hinter ihnen, die Höhe des nächsten war erreicht; sie blickten sich an wie befreit:

»Warum haben Sie mir Ihre Rose nicht gegeben?« fragte Adele. »Ich sah, wie Sie die arme Blume zertraten.«

»Weil ich nicht konkurrieren will – und kann.«

Verstand Fräulein von Waldegge alles, was sich in den Worten barg! – Sie zuckte mit den Schultern. »Sie sind ein Träumer, Kanstedt,« – ihr Ton klang verschleiert. –

»Zürnen Sie mir darum?« Er faßte ihre Hände.

Es war ein prächtiges Paar, wie sie so dastanden; er stattlich und stolz, die erste, reine Jugend leuchtend in den männlichen Zügen; sie wunderhold, gazellenhaft, eine Märchengestalt. Der liebe Gott muß an solchem Menschenpaare Freude haben!

Und ein wilder Kirschbaum schüttelt seine Blüten auf ihr Haupt, in Maiengrün weben Birken und Buchen einen weltvergessenden Zauber, der Himmel blaut zu ihnen herein; leis in der lauen Luft lispeln die jungen Blätter; süß und traut singen die kleinen Vögel drunten am Rain das köstlich wunderbare Geheimnis der Natur, von dem Frühling und seinem allmächtigen Zauber – –

Solchem Zauber erliegend, schlang Adele plötzlich die Arme um des jungen Mannes Nacken: Nein, Helwig, heute nicht: Sie sind ein lieber, prächtiger Mensch – und ich – ich bin Ihnen gut, von ganzem Herzen!

In wonnevollem Staunen, fast wie betäubt und erschrocken, sah er auf das erregte Mädchen herab; dann jauchzte er auf, küßte den kleinen Mund, der sich ihm willig bot, einmal und immer wieder: »So bist du mein!«

Stimmen wurden hörbar –

Lächelnd hob sie das Köpfchen von seiner Brust, schelmisch legte sie den Finger auf die Lippen. Dann mit einer geschickten Bewegung schnellte sie die Rosen des Grafen aus ihrem Gürtel fort; süß und weich, wie die Blätter flüstern im Lenzeswind, die kleinen Vögel singen, wenn ihre Zeit im Frühling kommt, bat sie jetzt: »Gieb mir deine Anemonen dafür!«

Mit meisterhaft gewonnener Ruhe nestelte Adele den Strauß, den Helwig während des Gehens gepflückt, an ihrem Busen fest und wandte sich Rodenheim entgegen, der, endlich am Ziel seiner Wünsche, entschieden zu einer Empörung wider die dauernde Herrschaft seiner bisherigen Partnerinnen gewillt schien.

Die gleiche Ruhe blieb Adele den ganzen Abend eigen; niemand ahnte, wie mannigfach sich die Gedanken in ihrem Köpfchen kreuzten. Kein wärmerer Hauch störte die matte Farbe ihrer Wangen, selbst nicht, wenn sie Kanstedt in dem Getriebe begegnete.

Mit gleichgewinnender Artigkeit lächelte das Mädchen für alle, lächelte es zu allem, auch zu dem blitzenden Gebiß des jungen Rodenheim, der, sich immer mehr auf der Höhe der Situation fühlend, kaum seinen Mund noch schloß. Auch kein Schatten trübte die klare Stirn, ob sich auch die kleinen Händchen unwillkürlich ballten, wenn ihr der Graf, der nun einmal das Vorrecht besaß, alles zu merken und alles sagen zu dürfen, seine Verbeugung machte und ein »Tadellos wie immer, meine Gnädige« oder »alle Achtung« in einem Tone vernehmen ließ, der die Mitte hielt zwischen aufrichtiger Bewunderung und aufrichtiger Ironie. Nur wenn Kanstedt ihre Gestalt beim Tanze umfing, dann leuchteten Adelens dunkle Augen auf in intensiver Glut und ein warmer Hauch flog über das schön geschnittene Antlitz.

Wie den Rhythmen der Musik gehorchend, neigte sie das Köpfchen gegen ihn; der Mund wölbte sich leicht, wie zum Kuß – doch nur einen Augenblick. Die Lider senkten sich, den verräterischen Blick zu bergen; ein kühler Marmorausdruck verdrängte wieder den warmen Hauch, den das erregte Blut in die Wangen gegossen; die Hände der jungen Leute aber schlangen sich um so heißer ineinander, als wollten sie beteuern: für immer! –

Ach, daß es doch ewig so bliebe –
Die Jugend, der Frühling, die Liebe!

sang eine der Damen, um die Pause zwischen dem Tanzen zu kürzen.

Kanstedt sah auf die Geliebte nieder, harmlos lächelnd spielte Adele mit ihrem Fächer. Mit einer schnellen Bewegung, als habe ihn etwas bedrückt, strich er die braune Locke von der Stirn; hoch auf richtete sich seine Gestalt; er sah aus wie jemand, der die Welt sein eigen nennt in unerschütterlich seligem Jugendmut.

Die grünen Ranken des Weinstocks spielten zu dem weit offenen Fenster hinein; draußen in Mondlicht und Maiengrün lag die Welt. Hoch hob sich sein Auge zum Himmel empor; immer größer, glänzender wurde sein Blick – um den Mund aber flog ein Zug, wie er dem Menschen nur in seinen besten Stunden eignet.

Ach, daß es doch immer so bliebe – die Jugend, der Frühling, die Liebe!


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