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Die chilesische Araucarie ( Araucaria imbricala oder Colymbea quadrifaria).

II. Capitel.
Die Pflanzenzonen.

Wenn, wie wir früher sahen, die beiden Erdhälften wie zwei Berge betrachtet werden müssen, deren Fuß am Aeguator und deren Haupt am Pol ruht, so werden die Pflanzen – und auch dies haben wir schon mehrfach berührt – in ihrer horizontalen Verbreitung ähnlichen Gesetzen folgen, wie in ihrer senkrechten. Eine stufenweise Abnahme der Gewächse vom Aequator bis zum Pole und eine stufenweise Veränderung der Pflanzenformen wird hier das Seitenstück zu den Pflanzenregionen sein müssen. Man hat diese verschiedenen Regionen der horizontalen Pflanzenverbreitung die Pflanzenzonen genannt.

Sie fallen natürlich mit den klimatischen Zonen, deren lebendiger Ausdruck sie sind, völlig zusammen. Wie bei den Pflanzenregionen, unterschied Meyen auch hier 8 Gruppen: eine Aequatorialzone, 2 tropische Zonen, 2 subtropische, 2 wärmere gemäßigte, 2 kältere gemäßigte, 2 subarktische, 2 arktische und 2 Polarzonen. Diese Einteilung hat den Vortheil, der stufenweisen Abnahme der Klimate und Pflanzen sich treuer anzuschließen. Wenn man dagegen sämmtliche Zonen in heiße (tropische), warme, gemäßigte und kalte gliedert, so hat man hiermit die Sache im Großen angeschaut. Im Allgemeinen müssen natürlich beide Eintheilungen, wie alle unsere Classificationen, hinter der Wahrheit zurückbleiben, da die Natur sich nicht ängstlich an ideale Linien bindet und ihre Uebergänge höchst allmälig vollzieht und in einander verschiebt. Es versteht sich übrigens von selbst, daß die pflanzenzeugenden und pflanzenerhaltenden Bedingungen in der horizontalen Verbreitung der Gewächse dieselben sein müssen, wie in der senkrechten: daß, je größer Wärme, Feuchtigkeit und Bodenverschiedenheit, um so größer der Pflanzenreichthum einer Zone sein muß.

Mit jener einfachen Einteilung haben wir jedoch noch lange nicht die ungemeine Mannigfaltigkeit der Pflanzendecke in den beiden Erdhälften begriffen. Betrachten wir dieselbe nochmals als zwei colossale Bergkegel, so ist es klar, daß die einzelnen Zonen rings um beide Erdhälften dieselbe Verschiedenheit haben müssen, wie die senkrechten Gebirge. Neben den Breitenzonen werden mithin auch wesentlich die Längenzonen zu berücksichtigen sein, welche von beiden Seiten des Aequators nach den Polen hin rings um die Erde verlaufen. Daraus folgt, daß die einzelnen Zonen erstens einmal von beiden Erdhälften, zweitens von jeder Erdhälfte unter sich selbst, drittens mit den Pflanzenregionen oder den Höhengebieten der Gewächse verglichen werden können, um ihre Gleichheit, Ähnlichkeit und Verschiedenheit zu erkennen.

Den letzten Punkt anlangend, entspricht in der Meyen'chen Gliederung die Aequatorialzone der Region der Palmen und Bananen. Sie reicht von 0-15° der Breite und hat eine mittlere Wärme von +26-28°- C. Sie ist zugleich die reichste und mannigfaltigste in ihrer Pflanzendecke, welche sich durch riesige Waldbäume und Schlingsträucher auszeichnet. – Die beiden tropischen Zonen diesseits und jenseits des Aequators entsprechen der Region der Baumfarren und Feigen, einer Region, welche in der tropischen Zone die unterste Bergregion darstellt. Diese Zone besitzt eine mittlere Temperatur von +25-26° C. und reicht von 15-23° nördlicher und südlicher Breite, folglich bis fast zu den Wendekreisen. Auch theilt sie mit der Aequatorialzone noch Palmen, Pisang, Gewürzlilien, Baumfarren und an den Küsten die Manglewaldungen ( Rhizophora mangle) und Mangrovewälder ( Avicennia tomentosa). – Die beiden subtropischen Zonen, zwischen 25 und 34° der Breite, entsprechen der Region der Myrten und Lorbeerwälder. Ihre mittlere Temperatur liegt zwischen +17 und 21° C. Sie sind ein Mittelglied zwischen den vorigen und folgenden, mit jenen durch Palmen und Pisang, mit diesen durch immergrüne Bäume mit lederartigen Blättern verwandt. – Die beiden wärmeren gemäßigten Zonen, zu denen in Europa die Länder des Mittelmeeres gehören, und welche, zwischen 34-45° der Breite gelegen, eine mittlere Wärme von + 12-17° C. besitzen, auch der Region der immergrünen Laubhölzer entsprechen, zeichnen sich durch immergrüne Sträucher und Bäume mit lederartigem Laube, durch die große Menge wohlriechender Lippenblumen (Labiaten) und Nelken ( Caryophylleen), endlich durch den Mangel eigentlicher Wiesen aus; eine Eigenschaft, die sie mit allen heißen Zonen theilen. – Dagegen charakterisiren sich die beiden kälteren gemäßigten Zonen gerade durch das Dasein prachtvoller Wiesen, zu denen herrliche Laubwälder mit abfallenden Blättern, meist immergrüne Nadelhölzer, oft freilich auch ausgedehnte Haiden den Gegensatz bilden, während sie sich selbst durch zahlreiche Doldenpflanzen, Kreuzblüthler ( Cruciferen), Gräser, Riedgräser und Moose zusammensetzen. Ihr Gebiet umfaßt unter einer mittleren Wärme von +6-12° C die Länder zwischen 45-58° der Breite, in Europa den größten Theil Frankreichs, Großbritannien, die Niederlande, Deutschland, die Schweiz, die südliche Hälfte Rußlands, Dänemark und Südschweden. – Von 58–66° der Breite erstreckt sich das Gebiet der beiden subarktischen Zonen mit einer mittleren Wärme von +4-6° C. und umfaßt auf der nördlichen Erdhälfte die Färöer, Island, Norwegen, den übrigen Theil von Schweden, Finnland und den größten Theil der nördlichen Hälfte von Rußland. Sie sind die Heimat der Nadelhölzer, Birken und Weiden, welche mit vortrefflichen Wiesen, aber auch mit Haiden abwechseln, während sich die Felsen mit reizenden Flechten und Moosen schmücken. Entsprechen die beiden vorigen Zonen der Region jährlich sich entblätternder Laubhölzer, so entsprechen diese der Region der Nadelhölzer, während die beiden arktischen Zonen, zwischen 66 – 72° und unter einer mittleren Wärme von +2° C., die Region der Alpensträucher in der wagrechten Pflanzenverbreitung wiederholen. Das Gebiet der letzteren umfaßt in Europa nur Lappland und den höchsten Norden von Rußland. Hier ist die Grenze der Bäume und des Getreides; nur zwergige Sträucher und perennirende Gewächse verleihen nebst ungeheuren Strecken von Moosen und Renthierflechten der Erdoberfläche Leben. Noch ärmer sind die beiden Polarzonen zwischen 72-90° unter einer mittleren Temperatur von -16° C. Hier, in dem Gebiete von Spitzbergen, Nowaja Semlja, dem höchsten Norden von Sibirien und Amerika, verschwinden auch die Sträucher. Nur Moose und Flechten sind neben wenigen andern Pflanzentypen von zwergiger Form, dicht zusammengedrängtem und kriechendem Wüchse die letzten Bürger des Gewächsreichs an diesem äußersten Pol des organischen Lebens und vertreten hier die oberste Region der Gebirgsflor, die Region der Alpenkräuter und die nivale Region mit Flechten und Moosen.

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Form der Riedgräser oder Seggen ( Carices).

Vergleichen wir jetzt die einzelnen Zonen beider Erdhälften mit einander, so tritt uns hier ein ähnliches Verhältniß wie bei den Pflanzenregionen entgegen. Wie dort nicht jedes Land oder jeder Bergkegel sämmtliche Regionen besaß, so besitzt nicht jeder Erdtheil sämmtliche Zonen. In Europa finden sich nur die gemäßigt warme, die gemäßigte und kalte, in Afrika nur die erstere, die heiße und warme, in Asien zwar die kalte, gemäßigte, warme und heiße, allein nicht auf beiden Erdhälften; Australien besitzt sogar nur die heiße und warme. Dagegen ragt Amerika wie ein einziger großer Bergkegel nach beiden Polen bis zur kalten Zone hin. Darum besitzt dieser Erdtheil alle sich entsprechenden Zonen zur Vergleichung: eine arktische und antarktische, eine nordische und südliche gemäßigte, warme und heiße, endlich eine Aequatorialzone. Er eignet sich folglich am besten dazu, eine faßliche Vorstellung von der gegenseitigen Gleichheit, Aehnlichkeit und Verschiedenheit der sich entsprechenden Zonen auf den beiden Erdhälften zu geben. – Das Dreieinigkeitsland, die S. Orkneys- und Südshetlands-Inseln nebst den umliegenden Eilanden sind, wenn auch im Kleinen, der entsprechende Erdtheil zu den nordpolaren Ländern Amerikas. Im arktischen und antarktischen Gebiete sinkt die mittlere Temperatur des Jahres aus zwei entgegengesetzten Gründen unter den Gefrierpunkt herab. An dem nördlichen Polarkreise wird die Atmosphäre überaus kalt durch einen langen Winter in einem großen Continente, der sich mit Schnee bedeckt, wodurch die Luft weit mehr abgekühlt werden muß, als da, wo, wie am südlichen Pol, ungeheure, oft von erwärmenden Strömungen durchsetzte Wassermassen die Anhäufung von Schnee und Eis weit weniger begünstigen. Darum ist der Winter am Nordpol weit empfindlicher als mit Südpol. Dagegen ist hier der Sommer weit kälter, als am Nordpol, weil die Oberfläche seiner Meere sich nicht so leicht erwärmt, wie die Oberfläche des nordpolaren Festlandes, und ein beständig bewölkter Himmel die Sonnenstrahlen noch mehr verhindert, die Luft zu erwärmen. Daher ist das Klima am Südpol weit gleichmäßiger, als das des Nordpols, wo der kurze Sommer heiß, der lange Winter eisig kalt wird. Wir haben hiermit wiederum den großen Gegensatz von Continental- und Inselklima. Selbstverständlich wird dann am Südpol die Pflanzenwelt sich weit mehr der Linie ewigen Frostes nähern können, als am Nordpol. Daher rührt es, daß die antarktische Florviel mehr Anklänge an eine wärmere Zone in ihren Pflanzen besitzt, als die arktische, daß baumartige Farren und Palmen weit südlicher gehen. Dagegen übertrifft das arktische Gebiet an Reichthum von Pflanzen und Thieren das antarktische um ein Bedeutendes. Auf Süd-Shetland, zwischen 62-65° s. Br., fand Cap. Weddel nur vereinzelt ein kurzes Gras an Stellen, wo der Boden zu Tage trat. Eine der isländischen Flechte sehr verwandte Art gesellte sich ihm im Januar zu, wo diese Inseln theilweis schneefrei werden. Auf der dazu gehörigen Insel Decepcion beobachtete Kendall nur eine kleine Flechte; und doch liegen diese Inseln unter derselben Breite, wie die Färöer oder das südliche Norwegen. Auf Sandwichland fand Cook in der wärmsten Jahreszeit, am 1. Februar, nichts als Eisbarrikaden und auf zwei eisfreien Eilanden der Nachbarschaft nur einen grünen Rasen. Ebenso wuchsen in Georgien, zwischen 54-55° s. Br., in einer Länge, welche ungefähr dem südlichen Schweden entspricht, ein büschelförmiges Gras, eine Pimpinellenart und ein Moos. Der Expedition des Erebus und Terror begegnete schon in der Parallele von Esmerald-Island (57°) die letzte Seealge, und je weiter sie nach dem Südpol vordrang, um so weniger sah sie ein pflanzliches Product, ja nicht einmal den rothen Schnee der Nordpolarländer. Dagegen ändert sich die Scene schon am Kap Horn und Feuerland. Prachtvolle Wälder, besonders von der birkenblättrigen Buche gebildet, jahraus jahrein mit immergrünem Laube bedeckt, zieren die Landschaft, die sich in ein so düsteres, schwermüthiges Colorit hüllt, als ob sie betraure, daß sie so selten einen heiteren Sonnnenstrahl empfange. Obschon im höchsten Grade unwirthlich, ist das Klima der einheimischen Pflanzenwelt doch überaus günstig, und es ist vielleicht das größte Wunder des Feuerlandes, daß der eingeborene Mensch nackt wie der Indianer der Aequatorialzone lebt. Zwei Drittel der Pflanzengattungen theilt das antarktische Gebiet mit Nordeuropa; einzelne Arten besitzt es sogar gemeinschaftlich mit der arktischen und gemäßigten Zone der nördlichen Erdhälfte. Moose, Flechten, Gräser, Riedgräser, Vereinsblüthler, Hahnenfußgewächse, Doldenpflanzen, Rosengewächse, Nelken und Kreuzblüthler bestimmen die niedere Landschaft, welche sich meist mit Mooren bedeckt und ähnliche Sträucher wie die nordeuropäischen Moorländer hervorbringt, unter welche sich zwergige Erdbeerbäume ( Arbutus) und Zwergmyrten ( Myrthus Nummularia), Typen einer wärmeren Zone, mischen. In der entsprechenden Zone der nördlichen Halbkugel dagegen herrschen Alpenkräuter und Moose oder Nadelwaldungen vor, die in der südlichen Erdhälfte erst am 40sten Breitengrade von den prachtvollen Araucarien Chiles (s. Abbild. S. 264) vertreten werden. Wir sehen hieraus, wie die entsprechenden Zonen beider Erdhälften bald dieselben Familien und Gattungen, bald dieselben Arten mit einander theilen und dennoch immer ihre besonderen Eigenthümlichkeiten bewahren: die arktische durch rein nordische Gewächse und Alpenkräuter, die antarktische durch weit tropischere Formen. Diese drei Unterschiede treten bei Vergleichung aller. entsprechenden Florengebiete hervor. Bald laufen ihre Typen parallel neben einander, d. h. von einem Typus besitzt die eine Flor diese, die andere jene Reihe; ich habe diese die Parallelfloren genannt. Bald besitzen beide sich gegenseitig entsprechenden Typen oder Arten; diese nannte ich die Correspondenzfloren. Bald endlich sind beiden Zonen dieselben Typen oder Arten gemeinsam; sie habe ich als Coincidenzfloren bezeichnet. – Dringen wir Von den Polen immer weiter zum Aequator hin, so zeigt uns die gemäßigte Zone in den beiden Amerikas etwas Aehnliches. Auf der Südseite durchziehen holzartige Vereinblüthler, riesige Disteln und Gräser die Steppen (Pampas) der Laplatastaaten;. europäische Typen gesellen sich ihnen zu: Hahnenfußgewächse, Nelken, Wegbreite, Erven, Riedgräser u. s. w. Die Pfirsiche herrscht fast waldartig. Auf der Nordseite gesellen sich andere Vereinsblüthler, Astern und Goldruthen, zu Nadelhölzern, Eichen, Stecheichen ( Ilex), Ahornen, Linden, Tulpenbäumen, Sumachsträuchern ( Rhus), Platanen, Ulmen, Herlitzen ( Cornus), Brombeeren ( Rubus) u. s. w. – In den wärmeren Zonen der Nordseite beginnen jetzt bereits Magnolien, Kohlpalmen ( Chamaerops palmetto), Cacteen, Lorbeerarten, Bignonien, Passionsblumen( Passiflora) u. a. zu wechseln; auf der Südseite gründet die edle Form der Palmen neben Bananen ihr eigentlichstes Reich in Brasilien, vereint mit den durch ein prachtvolles Adernetz ihrer Blätter ausgezeichneten Melastomaceen. Nirgends wie hier, entfaltet sich ein solcher Reichthum an Gewächsen, und die meisten Handelsgewächse beider Indien haben hier ein zweites Vaterland gefunden. – Je weiter wir zur heißen Zone vordringen, entfaltet sich auf beiden Seiten das Reich der Cacteen, aus der nördlichen in Mexiko, auf der südlichen, vereint mit Pfeffergewächsen, in Guiana. Prachtvolle Ananaspflanzen und Passionsblumen, baumartige Farren, die schon in der vorigen Zone begannen, riesige Malvenbäume ( Bombaceen), Rubiaceen, Hülsenbäume, Myrtenpflanzen, mannigfaltige Windengewächse, Terpentinpflanzen u. a. bilden die übrige Vegetation. Sie sind das Bindeglied beider Amerikas. – Beide jedoch, durchsetzt von riesigen Gebirgsketten, welche zum Gleicher aus ziemlich nördlichen und südlichen Breiten vordringen, besitzen auch eine Gebirgsflor. Auf der Südseite umsäumen prachtvolle Chinawälder die Abhänge der Anden und Cordilleren, während die Gebirgskämme von seltsamen Alpenpflanzen, Moosen, Flechten, Gräsern, Riedgräsern, Gentianen, Heidelbeergewächsen, Nelken, Vereinsblüthlern, charakteristisch aber von den nur hier lebenden, den haideartigen Gewächsen (Ericeen) verwandten Escallonien und von herrlichen Calceolarien geschmückt sind. Dagegen umsäumen prachtvolle Nadelwaldungen die Abhänge des mejikanischen Hochlandes auf der Nordseite und ihre Gebirgskämme bekleiden sich ebenso mit Typen europäischer Alpenpflanzen wie Anden und Cordilleren. Aber statt der Calceolarien und Escallonien werden die mejikanischen Hochgebirge von Jalappenpflanzen ( Mirabilis), den eleganten Zinnien unserer Gärten, Maurandien u. s. w. charakterisirt. Auch das tropische (äquatoriale) Inselreich fehlt nicht. Es sind die westindischen Inseln. Sie besitzen die entsprechenden oder gleichen Typen des benachbarten Festlandes, aber mit einer größeren Menge von Farrenkräutern und Orchideen verbunden. Auf der Südseeseite wird dieses Inselreich von der merkwürdigen Gruppe der Galapagosinseln vertreten.

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Die Kohlpalme aus Georgien ( Chamaerops palmetto).

So haben wir auf unserm ganzen Wege der Zonenvergleichung beider Erdhälften das vorhin aufgestellte Gesetz bestätigt gefunden, daß jede entsprechende Zone bald dieselben, bald ähnliche, bald eigenthümliche Pflanzen hervorbrachte. Dieser dreifache Unterschied charakterisirt die Florengebiete der ganzen Erde, ist die Einheit ihrer Verwandtschaft und gibt uns die uns nur zu nöthige Ueberzeugung, daß nirgends in der Natur Willkür herrsche, daß bei aller ungeheuren Mannigfaltigkeit doch der Geist der Harmonie und Verwandtschaft lebt, der auch die Menschheit tausendfältig gliedert, ohne ihr die innere Verwandtschaft und Einheit zu rauben, während ihr selbst die Gestaltung ihrer geistigen Harmonie als sittliche Aufgabe überlassen blieb. Wir gehen jetzt zur Vergleichung der Zonen unter sich selbst über.

Wie sie in mehre Bezirke, Abteilungen, Abstufungen, oder wie man sagen will, gegliedert werden mußten, ebenso theilen sich ihre Gewächse in bestimmte Florengebiete ab, die aber ebenso wenig schroff neben einander bestehen, so wenig die Klimate der Zonen sich schroff von einander sondern. Dies macht jede wissenschaftliche Gliederung dieser Florengebiete mehr oder minder künstlich. Sondert man nach Ländern, wie sie die Politik zusammenwürfelte oder auseinanderriß, oder wie die Völkerstämme ihre Grenzen selbst zogen, so sind diese Florengebiete entweder nur ein Stück eines natürlichen Pflanzenreichs oder sie gehen weit über dasselbe hinaus. Von diesem Standpunkt betrachtet, würde eine kaiserlich österreichische, eine königlich preußische, russische, brasilianische, eine fürstlich N.N.'sche Flor ein Unsinn sein. Wollte man nach Stromgebieten, Gebirgsketten und allen übrigen Gestaltungen der Erdoberfläche gliedern, so würden wir auch hier für die Floren keine festen Grenzen ziehen können. Sie würden ebenso in einander verlaufen, wie die Zonen. Wie wird man sich aus dieser Verlegenheit helfen?

Man hat sich seit Willdenow, G. R. Treviranus und dem älteren Decandolle an die Pflanzenwelt selbst gehalten und diese, unbekümmert um Völkerstämme und Ländergebiete, in eine Anzahl Pflanzenreiche ebenso gegliedert, wie man unter den Pflanzenregionen eine des Weinstocks, der Buche, Nadelhölzer, des Haselstrauchs, der Birke, Palme u. s. w. unterschied. Der Däne Schouw (spr. Skau) zählte deren 25, die wir unten näher betrachten werden. Sie gründen sich auf das Vorherrschen gewisser Pflanzentypen innerhalb eines gewissen Ländergebietes, also auf die Physiognomik der Landschaft. Dadurch erhält diese Gliederung dieselbe Einseitigkeit, wie die Physiognomik der Gewächse, welche nur das Vortretende berücksichtigt. Sie hat aber dieselbe Berechtigung wie diese, indem sie in einer allgemeinen Pflanzengeographie der künstlerischen Anschauung der Völker entspricht, deren Blick immer mehr auf dem Vorwaltenden der Pflanzenwelt ruhen, durch dieses sein Leben bestimmen lassen wird. Hören wir über diese Gliederung unsern Altmeister der Pflanzengeographie, A. von Humboldt, sich aussprechen, wie es brieflich unterm 29. October 1849 vor uns liegt, so findet sie vor seinem wissenschaftlichen Auge keine Gnade. » Schouw's Pflanzenreiche«, so schreibt er, »sind mir ein Gräuel. Es ist das Zusammenleben der organischen Gestalten, nicht ihr Vorherrschen und Sichausschließen, das eine Flor charakterisirt.« Das ist ohne Zweifel vollkommen richtig; wenn er aber selbst der Begründer einer Pflanzenphysiognomik würde, so wird er auch diese physiognomischen Pflanzenreiche anerkennen müssen; um so mehr, als diese Gliederung die nebenwerthigen Pflanzentypen jedes Reiches in ihrer Berechtigung und Betrachtung nicht ausschließt und uns einen vortrefflichen Ueberblick über die Pflanzendecke der Erde liefert, in welchem jene vorherrschenden Typen gleichsam den Mittelpunkt bilden, um den sich die übrigen gruppiren. Ueberdieß wissen wir bereits nach Humboldt's eigenem und so treffendem Ausspruche, daß die Pflanzentypen in jeder Zone in ihrer gegenseitigen Verbindung wesentlich von einander abhängen, sich gegenseitig bestimmen und gestalten. Das spricht noch mehr für diese Art der Pflanzengliederung. Daß Schouw jedes seiner Pflanzenreiche, um dies im Voraus zu erklären, mit dem Namen eines Mannes schmückte, dessen Forschungen sich vorzugsweise innerhalb des nach ihm benannten Gebietes bewegten, ist nur dieselbe öffentliche Ordensverleihung in der Republik der Geister, wie sie so häufig im Gebiete der beschreibenden Naturwissenschaften den Namen eines Mannes an ein Mineral, eine Pflanze oder ein Thier knüpft.

Europa besitzt nur drei Pflanzenreiche. So das Reich der Moose und Steinbrecharten oder das arktisch-alpine oder Wahlenberg's Reich. Es umfaßt die Polarländer von der Schneegrenze bis zur Baumgrenze und dieselbe Region in Nordasien und Nordamerika, also die Alpenregionen Europas, die Gebirgsscheide zwischen Norwegen und Schweden, Lappland, Nordrußland, Sibirien, Kamtschatka, Labrador, Grönland, die alpine Region des Himalaya und einige Punkte der höchsten afrikanischen, süd- und mittelamerikanischen Gebirge. Anemonen, Hahnenfußgewächse, Alpenrosen, Weiden, Moose, Flechten, Steinbrecharten, Gentianen u. a. Alpenkräuter charakterisiren dieses Gebiet. – Das Reich der Doldenpflanzen und Kreuzblüthler oder Linne's Reich erstreckt sich von der Südgrenze des vorigen Reichs in Europa bis zu den Pyrenäen, Alpen und dem Balkan, in Asien bis zum Kaukasus, Altai, Dahurien und den mittleren Regionen der südeuropäischen Gebirge. Wie sein Name besagt, zeichnet es sich durch den Reichthum seiner Doldenpflanzen und Kreuzblüthler aus. Herrliche Wiesen gesellen sich zu diesem Merkmale, und die Waldungen werden vorherrschend von nadelblättrigen Zapfenbäumen, Birken, Eichen, Haselnüssen, Weiden, Ahornen, Linden, Ulmen u. s. w. gebildet. Daneben gedeihen fast sämmtliche Getreide und Obstarten, welche Europa^und Asien entstammen. – Weit duftiger und farbenreicher wird das Reich der Lippenblüthler und Nelkenpflanzen oder Decandolle's Reich, welches das ganze Gebiet des Mittelmeeres, von Portugal bis zu den Gestaden des Adriatischen Meeres, Griechenland und seine Inseln, Kleinasien, die Berberei bis zur Sahara und zum Atlas, endlich die canarischen Inseln und die Azoren umfaßt. Eine Menge duftiger Lippenblumen und graziöser Nelken, immergrüner Sträucher und Bäume, Liliengewächse, selbst zwei Palmen (Zwerg- und Dattelpalme), Terpentingewächse (Terpentin- und Mastixbaum), strauchartige Malven (Hibiscus), viele Wolfsmilchgewächse und strauchartige Haiden bilden hier die Hauptlandschaft, während Korkeichen, Steinlinden und besonders Kiefern den Waldbestand ausmachen, der nur von dürftigen Wiesen unterbrochen wird. Der Anbau von Reis, Feigen, Opuntien, Orangen, Mandeln, Baumwolle, Maulbeeren, Oelbäumen u. a. schließt dieses Reich bereits an weit heißere Zonen an.

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Form der Steinbrecharten oder Saxifragen.

Seinem größten Theile nach besitzt Asien, wie wir bereits sahen, alle drei Reiche. Nur in seinen tropischeren Ländern herrscht eine größere Mannigfaltigkeit eigenthümlicher Gewächstypen. Es erscheinen hier vier Reiche, welche dem indischen Asien allein eigenthümlich sind. So das Reich der Camelien und Celastergewächse oder Kämpfer's Reich. Seine Ausbreitung beschränkt sich auf Japan und den nördlichen Theil von China zwischen 50-40° n. Br. Hier ist das Urgebiet unserer Camelien, zu denen sich als nächster Verwandter und Landsmann der Theestrauch gesellt. Stecheichen, Magnolien, die japanische Cypresse, eigentümliche Ahorne, Eichen, Wallnußbäume, zahlreiche Celastergewächse, zu denen in Europa die Pimpernuß ( Staphylea pinnata) und das Pfaffenhütchen oder Rothkehlchenbrot ( Evonymus) gehören, der Papiermaulbeerbaum ( Broussonetia papyrifera), der seltsame Ginkgo ( Salisburia adiantifolia), eigentümliche Lorbeerarten, rohrartige Palmen ( Rhapis fabelliformis) und andere beherrschen dieses Reich, welches zugleich alle Culturpflanzen enthält, welche in Linne's und Decandolle's Reiche erscheinen. – Unmittelbar an dieses Gebiet, die heiße Zone Asiens umfassend, grenzt das Reich der Gewürzlilien ( Scitamineen) oder Roxburgh's Reich. Es umfaßt bis zu einer Höhe von 5000 Fuß Vorder- und Hinterindien nebst Ceylon und verdient in mehr als einer Beziehung der Garten der Menschheit genannt zu werden. Hier ist die Urheimat jener wohlthätigen Gewächse, die, wie die Kokospalme, der Pisang, der Reis, der Brodfruchtbaum u. s. w., so segensreich in die Culturgeschichte der Völker eingriffen und im Bunde mit andern edlen, erhabenen und gestaltenreichen Pflanzentypen die Menschheit zuerst zu milderen Sitten führten, eine bis dahin noch nie gesehene großartige und tiefsinnige Weltanschauung hervorriefen und somit dieses Reich zu der geistigen Heimat des Menschengeschlechtes erhoben, von welcher aus später die übrigen Länder des Morgen- und Abendlandes ihre Cultur empfingen, sodaß noch heute die Ufer des Ganges und Indus in dem morgenrothen Lichte der frühesten Menschensagen zauberhaft erscheinen. Hier, unter dem wohlthätigen Schatten jener riesigen Feigenbäume, die wir bereits vom Nerbuddah her kennen, wandelte Brahma, der älteste Prophet der Alten Welt.

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Form der Kreuzblüthler ( Lunaria annua).

Hier entwickelte sich jene stolze Sanskritsprache, die Urmutter aller indogermanischen Sprachen und somit unserer eigenen, reich wie die Pflanzendecke ihrer Heimat, beugsam wie Palmen und Lianen, erhaben wie Die Riesenberge des Himalaya, der in wörtlicher Uebersetzung der Schneepalast heißt. Hier erlauschte von den majestätischen Bogenhallen der Zapfenpalmen der jugendliche Mensch die ersten Modelle zu seiner Tempelarchitektonik, und die Anmuth der strauchartigen Gewächse und Kräuter führte ihn der tiefinnigsten Poesie zu. In der That, dieses Reich ist das Land zugleich der Anmuth, Kraft und Fülle. Zahlreiche Palmen, Orangegewächse, majestätische Hülsengewächse, wie die vielgerühmte Tamarinde, zahlreiche Gewürzlilien, riesige Bambuwalder, abwechselnd mit Bananen, geben diesem Gebiete seinen Charakter. – Ihm schließt sich das Emodische oder Wallich's Reich, eines der kleinsten Pflanzengebiete, an. Wie eine Vormauer des vorigen, durchzieht es als ein schmaler Gürtel an den südlichen Abhängen des Himalaya, der hier als centraler Gebirgsstock auch Emodi heißt, in einer Höhe von 4-10,000 Fuß die Gebiete von Sirmur, Gurhwal, Kumaon, Nipal und Bhotan und bildet somit das Mittelglied zwischen dem vorigen Reiche und dem alpinen Gebiete des Himalaya, welcher hier mit dem Reiche der Moose und Steinbrecharten seine Gipfel krönt. Vieles in diesem Gebiete erinnert an Europa: durch Laucharten, zahlreiche Epheuarten, Einbeere ( Paris), Wegbreite ( Plantago), Gentianen, Ehrenpreis (Veronica), Glockenblumen ( Campanula), Herlitzen ( Cornus), Fünffingerkräuter ( Potentilla), Rosen, Brombeeren (Kubus), Nadelhölzer, Eichen, Birken, Weiden, Nesseln, Primeln, Winden, zahlreiche Lippenblumen u. s. w. Dagegen zeichnet es sich aus durch prachtvolle Lilien, Kaiserkronen ( Fritillaria), Orchideen, Farrenkräuter, Lorbeerarten, Jasmine, zahlreiche Rubiaceen, Mistelgewächse (Loranthaceen) u. s. w. – Was dieses Gebiet im Himalaya, bildet das hochjavanische oder Blume's Reich auf den Sundainseln, ebenfalls über dem Reiche der Gewürzlilien von 5000 Fuß Höhe an liegend. – Vielleicht das beschränkteste von allen ist das Reich der Balsambäume oder Forskål's Reich im südwestlichen Arabien, ' besonders im Lande Jemen. Wie sein Name sagt, zeichnet es sich durch Balsambäume aus, zu denen sich aber viele indische Pflanzentypen gesellen, während sich selbst südafrikanische Formen, z. B. die fettstengligen Stapelien und Hämanthuslilien, bis hierher ziehen.

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Form des Mesembryanthemum.

Ein Reich hat Asien in Arabien mit Ostafrika gemeinsam, das Wüstenreich oder Delile's Reich. Es erstreckt sich von dem größten Theile Arabiens quer durch Nordafrika und umfaßt das ganze Gebiet^der Sahara. Das dürftigste von allen, bringt es nur die Dattelpalme und die Dumpalme ( Cucifera thebaiea), einige cactusähnliche Wolfsmilchgewächse und starre Gräser, dagegen aber hohe Acacien hervor, zu denen sich in den Oasen der Anbau von Durrha, Weizen und Gerste gesellt. – An dieses ungeheure Gebiet grenzt das afrikanische Tropenreich oder Adanson's Reich, dessen Ausdehnung bisher nur als Küstenflor an der Ost- und Westseite Afrikas bekannt ist. Weder reich an Arten, noch an Typen, herrschen neben wenigen Palmen, Gewürzlilien, Pfefferarten, Passionsblumen und Farren nur Riedgräser, Rubiaceen und Hülsengewächse vor. – Dagegen ist das Reich der Stapelien und Eispflanzen (Mesembryanthemen) oder Thunberg's Reich an der außertropischen Südspitze Afrikas das formenreichste dieses ganzen Erdtheils. Saftpflanzen, Haidearten in mehren hundert Arten, starre Proteaceen und Schwertlilien (Irideen) charaktertsiren vorzugsweise dieses Gebiet, von dem man am Kap sagt, daß es ein Land mit Blumen ohne Geruch, mit Vögeln ohne Gesang und mit Flüssen ohne Wasser sei. Nur wenige Urwälder verleihen seinen steppengleichen, aus dem rothen Karroogrunde gebildeten Ebenen Abwechslung. Aber eine erstaunlich üppige Thierwelt, Elephanten, Löwen, Giraffen, Zebras, Gnus, Strauße u. s. w., belebt das menschenleere Gebiet, dessen Charakter sich sofort in der niederen Stufe seiner eingeborenen Menschheit, in Kaffern und Hottentotten ausspricht. Nur der Anbau eingeführter Getreidearten, Obstarten, Küchengewächse, des vom Rhein entlehnten Weinstocks, der Bananen u.s.w. hat das Land dem Europäer bewohnbar gemacht.

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Die Dumpalme.

In vielfacher Beziehung ähnelt ihm das außertropische Neuholland und Van Diemensland, wo das Reich der Eucalypten und Epacrideen oder Robert Brown's Reich seine Stätte hat. Vier Fünftel der Wälder bestehen aus den myrtenartigen Eucalypten; das Uebrige wird aus Proteaceen, Epacrideen, übelduftigen Diosmeen, Casuarinen, blattlosen, nur mit Phyllodien oder verbreiterten Blattstielen versehenen Acacien zusammengesetzt. Schattenlose Wälder, knorrige Stämme und starres Laub zeichnen dieses Gebiet nicht zu seinem Vortheil aus. Araucarien mit schuppenförmigen Nadeln und Podocarpen mit taxusartigem, lanzettlichem Laube vertreten hier die Form der Nadelhölzer. – Dahingegen erinnert der weit geringere tropische Theil Neuhollands mit dem zwischen ihm und Hinterindien gelegenen Inselmeere, das polynesische oder Reinwardt's Reich, an das indische Gebiet der Gewürzlilien, von dem es sich durch viele eigenthümliche Orchideen Farren und Feigenarten, welche hier mit Lorbeerarten und Bignonien die Urwälder bilden, unterscheidet. Der Brodfruchtbaum, Manihot, Muskatnuß, Kampherbaum, Wollbäume, Reis u. s. w. gehören der Cultur an.

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Die Form der Proteaceen und Epacrideen;
rechts Isopogon anemonifolius, links Epacris grandiflora aus Neuholland.

Vereinzelt im großen Ocean, wie die Insel selbst, ruht das Pflanzenreich Neuseelands oder Forster's Reich, ein seltsames Gemisch von Typen Europas, Neuhollands, Südafrikas und des antarktischen Gebietes. Es zeichnet sich aus durch dichte Urwälder mit riesigen Bäumen, umfangreichen Farrenfluren, welche hier die Stelle der Wiesen vertreten, durch Fuchsien, den neuseeländischen Flachs ( Phormium tenax), eine ananasartige Pflanze torfiger Haiden, durch eigenthümliche palmenartige Drachenbäume ( Dracaena) mit säbelartigem, in einen Schopf gestelltem Laube u. s. w. Neuerdings hat sich die Landwirtschaft durch den Anbau der meisten europäischen Culturgewächse bereichert.

Ebenso vereinzelt, -aber an eigentümlichen Gewächsen weit dürftiger, ist das oeeanische oder Chamisso's Reich, welches sämmtliche kleinere Inseln der Südsee diesseits der asiatischen Seite, die eigentlichen Südseeinseln in sich begreift und bald asiatische, bald neuholländische Pflanzenformen beherbergt. Der Brodfruchtbaum mit geschlitztem Laube ( Artocarpus incisa), der seltsame wohlriechende Pandang ( Pandanus odoratissimus) mit sägeartigen, spiralig in einen Schopf gestellten Blättern, welche dem Stamme die Tracht eines chinesischen Schirmes verleihen, eigenthümliche Casuarinen, Bärlappe und Farren, welche fast ¼ der Pflanzenarten ausmachen, und andere Typen sind das Merkmal dieses dürftigen Reiches, dessen meiste Gewächse als eingewandert betrachtet werden müssen das jedoch durch die prachtvolle Smaragdfarbe seiner Pflanzendecke selbst bis zu den Gebirgen hinauf der Landschaft das fröhliche und heitere Ansehen üppiger Wiesen verleiht.

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Die Form der Proteaceen und phyllodiumartigen Acacien; rechts Banksia ericaefolia, links die Acacienform aus Neuholland.

Wenden wir uns jetzt zu dem letzten Erdtheile, Amerika, so dürfen wir denselben mit Fug und Recht den Erdtheil der Mannigfaltigkeit, der Pflanzenfülle nennen. Keiner gleicht ihm hierin, obschon er von Afrika und Indien durch die majestätischen Typen der Thierwelt weit übertroffen wird; eine Eigenthümlichkeit, die ihren Grund darin hat, daß die riesigsten Säugethiere Amerikas bereits ausgestorben sind und somit diesen Erdtheil als einen sehr alten erscheinen lassen. Unter den elf Pflanzenreichen, die ihn charakterisiren, sind ihm zehn allein eigentümlich. Es sind das antarktische oder d' Urville's Reich, von Patagonien bis zu dem südlichsten Inselmeere; das Reich der holzartigen Vereinsblüthler oder St. Hilaire's Reich in den Laplatastaaten; das Reich der Palmen und Melastomaceen oder Martius' Reich in Brasilien; das Reich der Cacteen und Pfefferpflanzen oder Jacquin's Reich, das sich von Guyana durch Peru, Neugranada und Guatemala nach Mexiko hinzieht; das Reich der Magnolien oder Pursh's Reich in den südlichen Staaten Nordamerikas; das Reich der Astern und Goldruthen oder Michaux's Reich in den nordwestlichen Vereinigten Staaten; das Reich des mexikanischen Hochlandes oder Bonpland's Reich; das Reich der Chinabäume oder Humboldt's Reich an den beiden Abhängen der Anden und Cordilleren; das Reich der Escallonien und Calceolarien auf dem Sattel dieser Gebirgszüge. Der äußerste Norden wird, wie früher erwähnt, von dem Reiche der Moose und Steinbrecharten durchzogen. Wir haben diese Gebiete bereits bei der Vergleichung der Zonen beider Erdhälften abgehandelt.

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Typus der Escallonien ( Escallonia rubra).

Blicken wir auf die durchlaufenen Florengebiete zurück, so hat sich uns auch hier wieder eine dreifache Gliederung aufgedrängt. Wir haben auch hier gefunden, daß die Florengebiete unter dem Gesichtspunkte der Gleichheit, Aehnlichkeit und Verschiedenheit oder Eigenthümlichkeit betrachtet werden müssen. Das ist überall der große Dreiklang in der Harmonie der Pflanzenverbreitung, sowohl in senkrechter wie in wagrechter Richtung. Nicht in chaotischem Wirrwarr, nicht in lebentödtender Einförmigkeit, auch nicht in zersplitternder Vielheit hat die Natur die Pflanzendecke über die Erde gebreitet, und wir haben alle Ursache, uns dessen zu freuen. Denn dieser Dreiklang ist die Grundlage der Gleichheit, Aehnlichkeit und Eigenthümlichkeit auch der Völker geworden; aus ihrem Leben spiegelt sich die Pflanzenwelt mehr wieder, als wir gemeinhin ahnen. Unter einer andern Art der Pflanzenverbreitung, wenn sie überhaupt möglich gewesen wäre, würde die Menschheit nicht die sein, die sie heute ist. Das ist es, was uns die Pflanzengeographie auch so menschlich macht. Sie kennen und auf uns zurückbeziehen, heißt auch Yen Menschen begreifen, wie ihn die Naturverhältnisse gestalteten, heißt auch die Thierwelt begreifen, deren Leben ebenso innig an die Pflanzenwelt geknüpft, heißt auch die Erde und den Kosmos begreifen, deren Lebensthätigkeiten in der großen Summe der Pflanzenformen und ihrer Verbreitung ihren Ausdruck finden.


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