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X.

Am andern Morgen – meine Frühsprechstunde war gerade vorüber – überreichte mir meine Frau die Karte des unglücklichen Kollegen vom Sonntag, der mich zu sprechen wünschte.

»Behandle ihn nur nicht zu schlecht, er sieht schon ganz geknickt aus,« sagte sie dabei mit ihrem schönsten Lächeln. Sie war zufällig im Korridor gewesen, hatte ihm selbst geöffnet und ihn dann in den Warteraum geführt, wo seine helle Stimme sich bereits bemerkbar gemacht hatte, so daß ich die Ohren spitzte, wie beim Nahen eines Bekannten.

» Dr. med. Klungel,« las ich. Ich war ärgerlich, daß gerade sie die Fürsprecherin war, statt auch jetzt noch ihre Empörung zu äußern. Der Teufel raunte mir wieder zu, daß das ja auch erklärlich sei, denn gerade dieser Heißsporn hatte ihr die Bestätigung ihrer Witwenschaft gegeben. Das Blut stieg mir zu Kopfe, ich wollte schon laut lospoltern, um meine Stimmung zu erkennen zu geben, als ich mich wieder bezwang. »Jungel wäre richtiger,« brummte ich und warf die Karte auf den Tisch. »Laß ihn nur herein. Du sollst zufrieden mit mir sein, immer und ewig.«

Es war mir über die Lippen gekommen, pathetisch, wie eine große Beteuerung, von der man annimmt, daß sie für den Zuhörer Bedeutung haben wird. Sie sprach kein Wort mehr. Ich hörte nur einen tiefen Atemzug, dann ließ sie Doktor Klüngel eintreten und verschwand.

Bei seinem Anblick konnte ich nur mit Mühe eine Lachanwandlung unterdrücken. Statt des kleinen, zierlichen und weibischen Menschen, wie ich ihn mir ausgemalt hatte, stand ein langer, dürrer Herr mit goldener Brille vor mir, dessen Nase sehr unternehmend in die Welt ragte. Sein Gesicht war glatt wie das eines Komödianten, und der Mund fast lippenlos. Er war elegant gekleidet und schien besondere Sorgfalt auf seine Krawatte zu legen, die den hohen, dreifingerbreiten Stehkragen im üppigsten Farbenrausch umschloß. Steif und korrekt, mit dem Zeichen liebenswürdiger Verbindlichkeit, erläuterte er mir sofort den Zweck seines Besuches. Er bedauerte seinen »Irrtum« auf das lebhafteste, äußerte aber in einem Atem seine Freude, den berühmten Verfasser des Buches »Der Mißbrauch der Hypnose« wieder gesund und munter vor sich zu sehen. Alles brachte er in so wohlgesetzter, offener Form vor, daß mein Groll sofort schwand, ich ein gewisses Mitleid mit ihm empfand und ihn einlud, Platz zu nehmen.

Aus der Art, wie er zu mir hinhorchte, ersah ich, daß es tatsächlich mit seinem Gehör nicht recht bestellt war, und dies erschien mir als Entschuldigungsgrund genug, ihn als jungen Kollegen zu behandeln, der des dringenden Rates bedürfe, in ähnlichen Fällen äußerst vorsichtig zu sein. Du lieber Himmel, es gab Ärzte, anerkannte sogar, die größeres Pech gehabt hatten als er.

Er hatte sich erst vor ein paar Wochen in der Nähe niedergelassen und war glücklich gewesen, auch zu mir gerufen zu werden, den er bereits gelegentlich eines Vortrages in der Medizinischen Gesellschaft von Angesicht zu Angesicht gesehen habe.

»Daß mir das auch gerade bei Ihnen passieren mußte,« sagte er bedauernd, indem er mit den glacéüberzogenen Händen seinen glänzenden Zylinder strich, wobei die Manschetten in unerlaubter Länge ihr steifes weiß zeigten. »Aber Sie werden die Sache milder auffassen, wenn Sie von meinem damaligen Zustand erfahren. Ich hatte die halbe Nacht bei einem Patienten zugebracht und wenig geschlafen. Es hatte sich um Morphiumeinspritzungen gehandelt. Ich war geistig und physisch sehr erschlafft! ...«

»Man hätte mich doch nicht so ohne weiteres begraben,« beruhigte ich ihn weiter, und um ihm allen Zweifel an meiner Verzeihung zu nehmen, bot ich ihm eine Echte an, die er mit der Bemerkung, daß er Nichtraucher sein, dankbar ablehnte.

»Außerdem war Ihr Fall ein höchst merkwürdiger,« fuhr er, nun mutig geworden, fort, »wie er mir noch nicht–!« Er wollte wohl hinzufügen: »vorgekommen war«, verschluckte aber die übrigen Worte mit Überlegung, wahrscheinlich im Bewußtsein seiner bisherigen Tatenlosigkeit als »Neu-Niedergelassener«. »Es ist Ihnen gewiß bekannt, Herr Kollege, daß es nicht das erstemal wäre, wo Fälle von Asphyxia den besten Diagnostiker getäuscht haben. Und die Tatsache, daß Sie wirklich wie scheintot dalagen, entlastet mich doch sicher in Ihren Augen.«

Er war schon nahe daran, sich einer längeren gelehrten Auseinandersetzung darüber hinzugeben, die sehr nach Klinik schmeckte, als ich seinem medizinischen Sachregister ein vorzeitiges Ende bereitete, indem ich ihn nochmals eindringlich beruhigte und ihm jede Befürchtung nahm, daß ihm aus seiner Nachlässigkeit, die ich abermals mit »Pech« übersetzte, irgendwelche Nachteile in der Ausübung seiner jungen Praxis erwachsen würden. Ich hatte die Empfindung, als wäre es ihm um das letztere zu tun.

Er erhob sich, bedankte sich vielmals, bat nochmals um Verzeihung für seine Ungeschicklichkeit und wollte sich schon verabschieden, als er nochmals hell lostrompetete. »vielleicht wird Ihnen mein faux pas noch verständlicher, wenn ich Ihnen sage ... Er war nämlich in Ihrer Familie gar kein Zweifel, daß ein Todesfall vorliege. Ihre Frau Gemahlin nahm mir gleich beim Eintreten jeden Irrtum. Sie meinte, Sie wären vom Schlage getroffen. Und da sie außerdem schon in Trauer war –. Alles machte mich ein bißchen verwirrt und verstört. Es erfolgte auch gar kein Widerspruch. Das heißt, das soll keine Entschuldigung für mich sein – bitte, mich nicht mißzuverstehen. Über das Milieu im Sterbehause wirkte, Sie werden mich gewiß verstehen. Ich bin nur glücklich, daß ich den Totenschein noch nicht ausgestellt hatte.«

Ich verstand zwar sein Verhalten immer noch nicht, aber ich nickte zustimmend. Dann wollte ich ihm noch einen Kleinen schrecken einjagen, und so sagte ich lächelnd: »Ich weiß alles, ich habe Ihre ganze Diagnose gehört.«

Er wurde rot wie ein junges Mädchen. » Gehört, Sie haben gehört?« Er stammelte jetzt nur noch vor Verlegenheit.

Ich nickte. »Gern hätte ich Ihnen Ratschläge erteilt, aber es ging beim besten Willen nicht. Na, vielleicht das nächstemal. Adieu.«

Er sagte nichts mehr, aber ich merkte ihm an, wie viel ihm daran liege, meinem Blicke zu entgehen. So entließ ich ihn denn mit einem freundlichen Händedruck.

Ich war zufrieden mit mir, denn ich hatte diesem braven Menschen, der vielleicht mehr Arzt aus Neigung seiner Eltern als seiner eigenen geworden war, einen glücklichen Tag bereitet. Er würde gewiß nicht zum zweitenmal so leichtsinnig verfahren, wie er mir den Beweis gegeben hatte, vielleicht gebührte mir später das Verdienst, einen tüchtigen Arzt aus ihm gemacht zu haben, der noch Wunderkuren verrichtete.

Schließlich aber wollte ich gerecht denken, und so bemühte ich mich, einen Teil seiner Entschuldigungsgründe gelten zu lassen.

Als ich diese Meinung gleich darauf meiner Frau unterbreitete, stieß sie in ein anderes Horn. »Ein Arzt soll sich doch eigentlich durch nichts beeinflussen lassen. Ich hätte ihm das ganz gehörig gesagt.«

Ich wendete ein, daß sie mir vorhin eine ganz andere Rücksicht nahegelegt habe. Darauf schwieg sie und ließ mich weiterreden. Es machte mir ein gewisses Vergnügen, sie zu irgendeiner Unbesonnenheit herauszufordern, und so sagte ich mit einem Stich ins Spöttische: »Das kommt davon, wenn man sich zu frühzeitig Witwe fühlt.«

»Pfui!« Mit diesem Ausruf warf sie die Tür hinter sich zu. Bewegt blieb ich stehen. Es war das erstemal seit Jahren, daß sie auf solche Art meine Nähe mied. War das Schmerz oder Berechnung? Einige Augenblicke war ich schwankend, dann aber trieb mich ein Gemisch von Mitleid und Neugierde hinter ihr her.

Sie stand im Musikzimmer und weinte. Mir schien es wenigstens so, denn ihre Hand fuhr über die Augen, als ich eintrat. Als sie aber kein Wort sagte, sich vielmehr abwandte, war es vorbei mit meiner schwachen Regung. Es fiel mir ein, am Sonntag hier einen starken Parfümgeruch wahrgenommen zu haben, und so sagte ich kalt: »Es riecht ja hier nach Heliotrop. Wer war denn hier? Auch im Schlafzimmer roch ich es schon.« Ich verspürte eigentlich nichts davon, aber ich wollte doch sehen, wie sie sich benehmen würde.

»O, bitte sehr.« Sie zog ihr Taschentuch hervor und schwenkte es mir entgegen. »Der Duft stammt von mir.«

Und jetzt nahm ich wirklich den schwachen Geruch von Heliotrop wahr.

»Seit wann gießt du dir denn das an?« fragte ich.

»Schon immer. Das mußt du doch wissen.«

Ich hätte beschwören mögen, daß ich kein anderes Parfüm als Parmaveilchen im Hause habe, das sie stets bevorzugte und das ich ihr wiederholt zum Geschenk gemacht hatte. Ihre Bestimmtheit aber schüchterte mich ein, so daß ich kleinlaut erwiderte: »Die Tatsache liegt allerdings im Augenblicke vor. Soviel ich aber weiß, hattest du nie Heliotrop.«

Wortlos verschwand sie und kehrte gleich darauf mit einem Fläschchen zurück, das sie mir unter die Nase hielt. »Riech' mal, was ist das? Heliotrop oder nicht? Ich kann mir doch auch mal etwas anderes kaufen.«

»Bis jetzt war es immer eine Freude, wenn ich dir das mitbrachte,« stieß ich abweisend hervor. Der Gedanke peinigte mich, sie könnte sich auf diese Überrumpelung vorbereitet und als schlaue Evastochter das Parfüm nachträglich gekauft haben. Oder vielleicht war es ein Geschenk von ihrem Liebhaber, der es ihr am Sonntag mitgebracht hatte und dessen Taschentuch sie gleich damit getränkt hatte.

»Mein Gott, nun habe ich mir selbst ein Fläschchen gekauft. Das ist doch nicht so schlimm.«

Ihre Schmeichelmiene rührte mich heute nicht. Ich entging ihrer Armbewegung durch einen Ruck und kehrte ihr den Rücken zu. All die unbegreiflichen Dinge stürmten auf mich ein, die ein häßlicher Verdacht in der Brust eines Mannes rege macht, deren er sich gern erwehren möchte, die ihn aber mit unheimlicher Angst beherrschen.

»Hättest es mir doch sagen können, wir hatten doch nie Geheimnisse voreinander ... selbst in Kleinigkeiten nicht,« stieß ich hervor.

»Aber Männe, ich weiß gar nicht, was dir ist.«

»Nenn' mich nicht mehr Männe!« schrie ich sie an, so daß sie von mir zurückwich. Diesmal schlug ich die Tür hinter mir zu, so daß es laut dröhnte.

Ich ging fort, ohne ihr Adieu zu sagen. Eine Kluft hatte sich zwischen uns aufgetan, deren Tiefe wir empfanden, ohne es uns einzugestehen.

Beim Mittagessen war ich wortkarg und sie schwieg sich ebenso aus. Es wurde nur über die nötigsten Dinge gesprochen. Sophie aß mit am Tisch. Sie war schon Ende der Zwanziger, hatte sich noch leidlich gehalten und trauerte andauernd über einen toten Bräutigam, dessen Verlobte sie mit zwanzig Jahren geworden war. Sie verstand allerlei nützliche Handarbeiten, konnte ausgezeichnet plätten und las mit Vorliebe Romane in den Zeitungen, die sie sich sauber ausschnitt und zu Büchern zusammenheftete und klebte, so daß sich in ihrer Kammer bereits eine kleine Bibliothek dieser billig erworbenen Schätze zusammengefunden hatte.

Da sie von besserer Herkunft war und sich gut zu benehmen verstand, so betrachtete sie meine Frau mehr als eine Art Haushaltungsstütze, der sie ein gewisses Vertrauen schenken dürfe. Lina hatte für sie die schöne Bezeichnung »Zerquetschtes Fräulein« erfunden, womit sie die Zwitterstellung zwischen Dienstboten und Salonpersonal bezeichnen wollte. Mir behagte manchmal dieses geistige Band zwischen Hausfrau und Dienerin nicht, da aber Sophies Auftreten stets in den Grenzen der Bescheidenheit blieb, und meine Frau mehr als einmal erklärte, sich nicht leicht von ihr trennen zu können, so wurde es mir schließlich schwer, diese häusliche Harmonie zu stören.

Auffallend war mir, daß sie gar keine Notiz von unserm Schweigen nahm. Sie schien unser Verhalten ganz begreiflich zu finden. Wenn sie mit Hans sprach, der zu ihrer Rechten saß, und dem sie die guten Manieren beim Essen beizubringen hatte, so geschah es gedämpft, als befürchtete sie, störend zu wirken. Sie empfand die schwüle Stimmung mit, gleichsam, als wüßte sie die tiefere Ursache.

Als ich ihr Vogelgesicht betrachtete und sah, wie sie den Blick gesenkt auf den Teller hielt, und wie dann die beweglichen, runden Äuglein immer an uns vorbei über die Tafel glitten, kam mir der Gedanke, sie könnte Mitwisserin des Geheimnisses meiner Frau sein. Der Appetit verging mir, und so erhob ich mich vorzeitig mit der Ausrede, daß ich heute früh zu viel gefrühstückt hätte. Trotzdem gab ich meiner Frau und dem Jungen die Hand, wie es nach der Mahlzeit bei uns immer üblich war. Hans erhob sich und machte seinen Kopfnicker. Irma blickte mich freundlich an und drückte meine Fingerspitzen, die ich ihr nur gereicht hatte.

Nach dem Mittagsschläfchen holte ich mir den Jungen herein. »Nun, was hast du denn am Sonntag getan, als ich während der Zeit im Himmel war,« scherzte ich.

»Ach, du warst ja gar nicht im Himmel,« erwiderte er und begann sofort seinen Spaziergang auf meinen Knien.

Dagegen war nichts einzuwenden. Ich mußte die Sache vorsichtig anstellen, um nicht in die Rolle des Aushorchers zu verfallen. Zwei Türen weiter saß seine Mutter, die ihn jedenfalls mit der Frage in Empfang nehmen würde, was der Vater von ihm gewünscht habe. Ich wollte ihn zum Plaudern bringen, so daß er mir unaufgefordert Dinge angeführt hätte, die mich auf die richtige Spur geführt haben würden. Es stand bei mir fest, daß die Flucht des Unbekannten in die Nebenräume stattgefunden haben müsse, als Doktor Klungel aufgetaucht war.

»Warst du auch hier, als der junge Arzt kam, der Väterchen so falsch behandelte?« begann ich wieder. »Du hättest ihm doch gewiß gleich gesagt, daß ich nur schliefe.«

»Ja, wenn ich hier gewesen wäre, Väterchen, ich hätte ihm gleich gesagt –. Weißt du, was ich ihm gesagt hätte? Väterchen hätte uns gewiß erst Adieu gesagt, wenn er sterben wollte.«

»Natürlich doch.«

»Doktor Schopp ist doch viel klüger, nicht wahr? Der weiß ebensoviel wie du.« Er hatte es nun glücklich erreicht, daß er jetzt kerzengerade auf meinen Schenkeln balancierte. Unaufgefordert fuhr er fort: »Aber ich mußte mit Sophie Einkäufe machen. Schwarze Handschuhe für Mama.«

»Und dann gingt ihr aufs Telegraphenamt und Sophie kaufte dir einen Windbeutel.«

»Na, du weißt es ja schon. Gewiß von Muttchen.«

Es hatte mir niemand etwas gesagt, aber mir fiel sofort ein, was ich gehört hatte. Um ihn weiter reden zu lassen, nickte ich nur. Und er geriet nun in Fluß. Sie hatten nur diese Gänge gemacht, waren dann aber zum Schluß in einer Konditorei gewesen, wo sie sich gesetzt hatten. Mit Doktor Schopp waren sie dann im Flur zusammengetroffen.

Ich konnte nicht mehr an mich halten. »War Muttchen nicht böse, daß ihr so lange geblieben wart? Gewiß hatte sie schon auf euch gewartet.«

»Aber sie hatte doch draußen noch gesagt, ich könnte den Windbeutel gleich aufessen – in der Konditorei, weißt du. Ich sollte mich nur nicht verschlucken. Sophie könnte auch einen essen.«

An solchem Tage! wo man das Kind am liebsten fortwährend um sich hat, um den Schmerz mit ihm teilen zu können. Sie wollte beide auf eine bestimmte Zeit fort haben, es war keine Frage mehr für mich. Ich schwieg, nahm aber meinen Liebling auf den Schoß und küßte ihn auf den Mund, auf die Stirn und dann auf die Augen. Mein stummes Weh sollte sich ihm unbewußt mitteilen, ohne daß seine Reinheit darunter zu leiden hätte. Und währenddessen pulsierte mein Blut heiß und stürmisch, erwachte das Verlangen in mir, mit dem Jungen an der Hand vor sie hinzutreten und ihr zuzurufen: »Geh, verlaß mein Haus, du bist unwürdig, noch länger mit uns unter einem Dache zu leben.« Sofort aber schwand meine Stärke, als er weiter plauderte: »Muttchen saß mutterseelenallein auf dem Sofa und weinte, und ich fing dann auch gleich zu weinen an.«

Worüber vergoß sie denn noch Tränen, wenn sie an der Schwelle eines neuen Glückes stand? Weinte sie über mich oder über die schnelle Trennung von ihrem Geliebten? Ich fragte nicht mehr, denn es leuchtete mir ein, daß auch der Junge von dem Unbekannten nichts gesehen hatte, der mich wie eine Vision verfolgte. Geheimnis, und immer nur Geheimnis! War er keine Traumgestalt, lebte er wirklich, hatte er in Fleisch und Blut vor mir gestanden, hatte er mit menschlicher Stimme gesprochen, wie ich spreche und Millionen andere sprachen, dann hatte sie ihn allein über die Schwelle geführt, war er ebenso ungesehen von dannen gegangen.


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