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22. Das Blutfeld.

. Im Jahre 1634 zog der Markgraf von Baden-Durlach gegen Markgraf Wilhelm von Baden. Die Waffen sollten entscheiden, wer über die obere Markgrafschaft herrschen solle. Auch Markgraf Wilhelm hatte ein Heer gesammelt und zog an dessen Spitze aus, für sein gutes Recht zu fechten. In der Ebene, zwischen den Dörfern Oos und Sinzheim und dem Fremersberge trafen die beiden Heere aufeinander. Tapfer und hartnäckig wurde auf beiden Seiten gekämpft, und zwei Tage schon hatte der Kampf mit grosser Erbitterung gewüthet, ohne dass einer oder der andere der Fürsten sich des geringsten Vortheils rühmen konnte. Als am Abend des zweiten Tages die Schlacht ruhte, ritt der Markgraf Wilhelm, der wohl einsah, dass er ohne Verstärkung schwerlich einen gänzlichen Sieg werde erfechten können, in Begleitung eines einzigen Dieners nach dem Beuerner Thale. Hier liess er die Vorsteher der Gemeinde zusammenrufen und stellte ihnen vor, wie er wahrscheinlich werde der Uebermacht bei dem obwaltenden Kampfe erliegen müssen, wenn er keine Hülfe erhalte, dass er aber von den Bewohnern dieses Thales von jeher so viele Beweise ihrer Ergebenheit gegen ihr Fürstenhaus erhalten habe, dass er sie bitte, ihm aus ihrer Mitte Verstärkung an Mannschaft zu schicken. Gern und freudigen Muthes versprachen die biedern Thalbewohner ihrem Fürsten die verlangte Hülfe. Er solle nur getrost, sagten sie, am andern Tage die Schlacht beginnen, sie würden sicherlich zur rechten Zeit dasein. Und alsbald schickten sie durch das ganze Thal und liessen alle waffenfähige Mannschaft entbieten, um zum Heere des Markgrafen zu stossen.

Und als der Morgen erschien, da versammelte sich eine gewaltige Schar; nicht allein Jünglinge und Männer, sondern auch Frauen und Kinder zogen mit aus, für den verehrten Fürsten zu streiten. Und mit Musketen und Piken, mit Sensen, Mistgabeln und Knütteln eilten sie durchs Gebirge nach der Seite des Fremersberges, wo sie, durch das Dickicht verdeckt, das ganze Schlachtfeld überblicken konnten. Und als der Kampf am heftigsten entbrannt war, brachen sie aus ihrem Hinterhalt hervor und fielen den Feinden in den Rücken. Dadurch entstand Verwirrung in deren Reihen, die bald in allgemeine Flucht ausartete. Markgraf Wilhelm verfolgte mit seiner Reiterei die Flüchtigen, und bei Bühl gerieth der Durlacher Fürst in seine Hände. Wilhelm begnügte sich, ihn versprechen zu lassen, dass er künftig allen Ansprüchen auf das baden-badische Land entsage, und schenkte ihm gegen diese Verzichtleistung die Freiheit.

So wird dieses Ereigniss von den Bewohnern des Beuerner Thales erzählt; freilich etwas abweichend von der Geschichte. Noch aber heisst das Feld, wo die Schlacht geliefert worden, das Blutfeld.

* * *


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